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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Ein und Viertzigste Geistliche Lection
man nun dieser Sachen nachgeforschet/ ist befunden worden/ daß diese Auff-
lösung allemahl an denen Tagen geschehen seye/ an welchen das heilige Ambt
für ihn ware geopffert worden. So grosse Macht hat das allerheiligste
Opffer/ daß es auch die eyserne Ketten zerbreche: zumahlen Christus am
Altar deß Creutzes ein sehr freygebiger Außspender der Göttlichen Gnaden
ist/ welcher einem jeden so viel mittheilt/ als er verlangt/ und nachdem
er sich darzu fähig machet und bequemet. Lasset uns auch nehmen von
Isai. 10.von diesem Uberfluß; und lasset uns/ wie der Prophet sagt/ mit
Freuden Wasser schöpffen auß dem Brunnen deß Hey-
lands.
Wer seynd diese Brunnen anders/ mein Christliche Seel/ als
die kostbare Wunden deines und meines Herren JESU Christi/ so da in
dem Göttlichen Ambt/ als lebendige Canalen/ die himmltsche Gaaben in
allem Uberfluß hervor treiben/ und derselben häuffige Verdiensten uns ar-
men Menschen gantz freygebig zustossen? daß also unser gebenedeytester
Heyland die jenige Einladung/ krafft deren er das Jüdische Volck vor zei-
Joan. 7.ten beruffen/ in allen H. H. Messen gleichsamb widerholet und sagt: Wer
Durst hat/ der komme zu mir und trincke.
Als will er sa-
gen: Wer meine Gunst verlangt/ wer Trost suchet in seinen Armseelig-
keiten/ wer Hülff begehrt in seinen Versuchungen und Schwachheiten/
der komme/ ich bin auff dem Altar zu gegen; bittet begehret und: kommet
alle/ die ihr mit Mühe und Arbeit beladen seyd/ und meinem Brunnen/
deß Creutzes will ich euch erquicken.

16. Wie grossen Verdienst sich auch erwerben die jenige/ welche andäch-
tiglich zur Messen dienen/ lehret uns die heilige Mechtildis/ welche die Seel
eines Convers-Bruders in grosser himmlischen Klarheit gesehen hat/ die-
weilen selbiger sich immer beflissen/ so viel ihm möglich gewesen/ mit sonder-
Caesar. L.
8. mirac.
c.
13.
bahrer Andacht und löblichem Eiffer zur H. Meß zu dienen. Ein ander
noch junger Geistlicher Nahmens Petrus/ da er seinem Prälaten zur Meß
gedienet/ und wie bräuchlich ist/ das Confiteor gesprochen/ und die Absolution
mit sonderlicher Demut begehrt hat/ ist ihm durch eine Stimm vom Him-
mel zugeruffen worden: Deine Sünden seynd dir vergeben.
Auff ein andere Zeit/ da selbiger dem Cüster zur Messen dienen wollen/
und die Lamp erlöschet gewesen; hat er/ weilen anderwertshin so bald kein
Licht zu bekommen gewesen/ dieselbe mit seinem Athem wiederumb entzündet.
Josephus
Pamph.
Auch wird in der Cronick der Augustiner Eremiten von dem Joanne Rhea-
tino
einem sehr tugentsamen Jüngling erzehlet/ daß er allen und jeden Prie-
stern/ wie sie immer gewesen/ mit höchster Freude und sonderlichem Eiffer

zur

Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche Lection
man nun dieſer Sachen nachgeforſchet/ iſt befunden worden/ daß dieſe Auff-
loͤſung allemahl an denen Tagen geſchehen ſeye/ an welchen das heilige Ambt
fuͤr ihn ware geopffert worden. So groſſe Macht hat das allerheiligſte
Opffer/ daß es auch die eyſerne Ketten zerbreche: zumahlen Chriſtus am
Altar deß Creutzes ein ſehr freygebiger Außſpender der Goͤttlichen Gnaden
iſt/ welcher einem jeden ſo viel mittheilt/ als er verlangt/ und nachdem
er ſich darzu faͤhig machet und bequemet. Laſſet uns auch nehmen von
Iſai. 10.von dieſem Uberfluß; und laſſet uns/ wie der Prophet ſagt/ mit
Freuden Waſſer ſchoͤpffen auß dem Brunnen deß Hey-
lands.
Wer ſeynd dieſe Brunnen anders/ mein Chriſtliche Seel/ als
die koſtbare Wunden deines und meines Herren JESU Chriſti/ ſo da in
dem Goͤttlichen Ambt/ als lebendige Canalen/ die himmltſche Gaaben in
allem Uberfluß hervor treiben/ und derſelben haͤuffige Verdienſten uns ar-
men Menſchen gantz freygebig zuſtoſſen? daß alſo unſer gebenedeyteſter
Heyland die jenige Einladung/ krafft deren er das Juͤdiſche Volck vor zei-
Joan. 7.ten beruffen/ in allen H. H. Meſſen gleichſamb widerholet und ſagt: Wer
Durſt hat/ der komme zu mir und trincke.
Als will er ſa-
gen: Wer meine Gunſt verlangt/ wer Troſt ſuchet in ſeinen Armſeelig-
keiten/ wer Huͤlff begehrt in ſeinen Verſuchungen und Schwachheiten/
der komme/ ich bin auff dem Altar zu gegen; bittet begehret und: kommet
alle/ die ihr mit Muͤhe und Arbeit beladen ſeyd/ und meinem Brunnen/
deß Creutzes will ich euch erquicken.

16. Wie groſſen Verdienſt ſich auch erwerben die jenige/ welche andaͤch-
tiglich zur Meſſen dienen/ lehret uns die heilige Mechtildis/ welche die Seel
eines Convers-Bruders in groſſer himmliſchen Klarheit geſehen hat/ die-
weilen ſelbiger ſich immer befliſſen/ ſo viel ihm moͤglich geweſen/ mit ſonder-
Cæſar. L.
8. mirac.
c.
13.
bahrer Andacht und loͤblichem Eiffer zur H. Meß zu dienen. Ein ander
noch junger Geiſtlicher Nahmens Petrus/ da er ſeinem Praͤlaten zur Meß
gedienet/ und wie braͤuchlich iſt/ das Confiteor geſprochen/ und die Abſolution
mit ſonderlicher Demut begehrt hat/ iſt ihm durch eine Stimm vom Him-
mel zugeruffen worden: Deine Sünden ſeynd dir vergeben.
Auff ein andere Zeit/ da ſelbiger dem Cuͤſter zur Meſſen dienen wollen/
und die Lamp erloͤſchet geweſen; hat er/ weilen anderwertshin ſo bald kein
Licht zu bekommen geweſen/ dieſelbe mit ſeinem Athem wiederumb entzuͤndet.
Joſephus
Pamph.
Auch wird in der Cronick der Auguſtiner Eremiten von dem Joanne Rhea-
tino
einem ſehr tugentſamen Juͤngling erzehlet/ daß er allen und jeden Prie-
ſtern/ wie ſie immer geweſen/ mit hoͤchſter Freude und ſonderlichem Eiffer

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[542/0570] Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche Lection man nun dieſer Sachen nachgeforſchet/ iſt befunden worden/ daß dieſe Auff- loͤſung allemahl an denen Tagen geſchehen ſeye/ an welchen das heilige Ambt fuͤr ihn ware geopffert worden. So groſſe Macht hat das allerheiligſte Opffer/ daß es auch die eyſerne Ketten zerbreche: zumahlen Chriſtus am Altar deß Creutzes ein ſehr freygebiger Außſpender der Goͤttlichen Gnaden iſt/ welcher einem jeden ſo viel mittheilt/ als er verlangt/ und nachdem er ſich darzu faͤhig machet und bequemet. Laſſet uns auch nehmen von von dieſem Uberfluß; und laſſet uns/ wie der Prophet ſagt/ mit Freuden Waſſer ſchoͤpffen auß dem Brunnen deß Hey- lands. Wer ſeynd dieſe Brunnen anders/ mein Chriſtliche Seel/ als die koſtbare Wunden deines und meines Herren JESU Chriſti/ ſo da in dem Goͤttlichen Ambt/ als lebendige Canalen/ die himmltſche Gaaben in allem Uberfluß hervor treiben/ und derſelben haͤuffige Verdienſten uns ar- men Menſchen gantz freygebig zuſtoſſen? daß alſo unſer gebenedeyteſter Heyland die jenige Einladung/ krafft deren er das Juͤdiſche Volck vor zei- ten beruffen/ in allen H. H. Meſſen gleichſamb widerholet und ſagt: Wer Durſt hat/ der komme zu mir und trincke. Als will er ſa- gen: Wer meine Gunſt verlangt/ wer Troſt ſuchet in ſeinen Armſeelig- keiten/ wer Huͤlff begehrt in ſeinen Verſuchungen und Schwachheiten/ der komme/ ich bin auff dem Altar zu gegen; bittet begehret und: kommet alle/ die ihr mit Muͤhe und Arbeit beladen ſeyd/ und meinem Brunnen/ deß Creutzes will ich euch erquicken. Iſai. 10. Joan. 7. 16. Wie groſſen Verdienſt ſich auch erwerben die jenige/ welche andaͤch- tiglich zur Meſſen dienen/ lehret uns die heilige Mechtildis/ welche die Seel eines Convers-Bruders in groſſer himmliſchen Klarheit geſehen hat/ die- weilen ſelbiger ſich immer befliſſen/ ſo viel ihm moͤglich geweſen/ mit ſonder- bahrer Andacht und loͤblichem Eiffer zur H. Meß zu dienen. Ein ander noch junger Geiſtlicher Nahmens Petrus/ da er ſeinem Praͤlaten zur Meß gedienet/ und wie braͤuchlich iſt/ das Confiteor geſprochen/ und die Abſolution mit ſonderlicher Demut begehrt hat/ iſt ihm durch eine Stimm vom Him- mel zugeruffen worden: Deine Sünden ſeynd dir vergeben. Auff ein andere Zeit/ da ſelbiger dem Cuͤſter zur Meſſen dienen wollen/ und die Lamp erloͤſchet geweſen; hat er/ weilen anderwertshin ſo bald kein Licht zu bekommen geweſen/ dieſelbe mit ſeinem Athem wiederumb entzuͤndet. Auch wird in der Cronick der Auguſtiner Eremiten von dem Joanne Rhea- tino einem ſehr tugentſamen Juͤngling erzehlet/ daß er allen und jeden Prie- ſtern/ wie ſie immer geweſen/ mit hoͤchſter Freude und ſonderlichem Eiffer zur Cæſar. L. 8. mirac. c. 13. Joſephus Pamph.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/570>, abgerufen am 03.12.2024.