Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Ein und Viertzigste Geistliche Lection
kommen/ als er vonnöthen habe? Jch bin der Meinung/ wir würden alle
suchen die Erste zu seyn/ damit wir in Zeiten das Unsrige davon tragen
mögten. Nun stehet uns allen offen/ nicht ein irrdischer und zergänglicher/
sondern ein himmlisch- und ewiger unendlicher Schatz im Hochh. Sacra-
ment deß Altars; sollen wir nicht mit aller Hurtigkeit demselben zulauffen/
und mit selbigem bereichet zu werden trachten? Darzu uns der himmlische
König und grosse Monarch durch seinen Propheten einladet und sagt: Kom-
met alle/
&c. Der nun mit den himmlischen Gütern erfüllet zu werden ver-
langet; das ist/ der mit Tugenten (welche die beste Schätz der Seelen seynd)
will gezieret werden; eile zum Brunnen derselben/ nemblich zu Christo/ der
da unter den Gestalten deß Nacht-Mahls im Hochh Sacrament gegen-
wärtig ist. Wer dann seine Laster und Mängel zum Heyl seiner Seelen
zu vertilgen gesinnet ist; der kan sein Vorhaben mit besserem und ersprießli-
cherem Effect und Nachtruck nicht erreichen/ als wann er offt zu diesem
Göttlichen Brod hinzunahe/ krafft dessen er über die Massen gestärckt wird/
alle Sünden und sündhaffte Neigungen zu vertreiben. Dann so Elias
mit einem in der Asch gebackenen Brod also ist gestärckt worden/ daß er in
Krafft dieser Speiß/ viertzig Tag und so viel Nachten biß zum Berg ist ge-
wandert; wie viel hurtiger wird nicht auff dem Weeg der Tugenten fort-
schreiten können/ welcher mit dem Brod der Engeln sich offtmahl stärcket?
[§]. 4. c. 4.
L
2.
zumahlen Dieses Sacrament/ wie der gottseelige Thomas a Kem-
pis
sagt; das Heyl der Seelen ist und deß Leibs; eine
Artzney aller geistlichen Sucht und Kranckheit/ in wel-
chem geheilet werden die Wunden unserer Laster/ die in-
wendige Bekummernüß und Leyden gemiltert und ge-
zähmt: die Anfechtungen uberwunden und gemindert/
grössere Gnad eingegossen/ die angefangene Tugend ge-
mehrt/ der Glaub und Hoffnung gestärcket/ und die Lieb
erhitziget und außgebreitet wird.
Dieses bekräfftiget der Heil.
Ser. de
Coe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]a
Domini.
Bernardus mit folgenden Worten: Zwey ding/ sagt er/ wircket
in uns dieses Sacrament: daß es das Gefühl mindere in
den geringsten/ und die Bewilligung gäntzlich hinweg-
nehme in den grössern Sünden. Wann ihr nunmehr nicht
so öfftere und so hitzige Bewegungen deß Zorns/ der
Mißgunst/ der Geylheit und anderer dergleichen Laster
an euch empfindet; so saget dem Fleisch und Blut deß

Herrn

Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche Lection
kommen/ als er vonnoͤthen habe? Jch bin der Meinung/ wir wuͤrden alle
ſuchen die Erſte zu ſeyn/ damit wir in Zeiten das Unſrige davon tragen
moͤgten. Nun ſtehet uns allen offen/ nicht ein irrdiſcher und zergaͤnglicher/
ſondern ein himmliſch- und ewiger unendlicher Schatz im Hochh. Sacra-
ment deß Altars; ſollen wir nicht mit aller Hurtigkeit demſelben zulauffen/
und mit ſelbigem bereichet zu werden trachten? Darzu uns der himmliſche
Koͤnig und groſſe Monarch durch ſeinen Propheten einladet und ſagt: Kom-
met alle/
&c. Der nun mit den him̃liſchen Guͤtern erfuͤllet zu werden ver-
langet; das iſt/ der mit Tugenten (welche die beſte Schaͤtz der Seelen ſeynd)
will gezieret werden; eile zum Brunnen derſelben/ nemblich zu Chriſto/ der
da unter den Geſtalten deß Nacht-Mahls im Hochh Sacrament gegen-
waͤrtig iſt. Wer dann ſeine Laſter und Maͤngel zum Heyl ſeiner Seelen
zu vertilgen geſinnet iſt; der kan ſein Vorhaben mit beſſerem und erſprießli-
cherem Effect und Nachtruck nicht erreichen/ als wann er offt zu dieſem
Goͤttlichen Brod hinzunahe/ krafft deſſen er uͤber die Maſſen geſtaͤrckt wird/
alle Suͤnden und ſuͤndhaffte Neigungen zu vertreiben. Dann ſo Elias
mit einem in der Aſch gebackenen Brod alſo iſt geſtaͤrckt worden/ daß er in
Krafft dieſer Speiß/ viertzig Tag und ſo viel Nachten biß zum Berg iſt ge-
wandert; wie viel hurtiger wird nicht auff dem Weeg der Tugenten fort-
ſchreiten koͤnnen/ welcher mit dem Brod der Engeln ſich offtmahl ſtaͤrcket?
[§]. 4. c. 4.
L
2.
zumahlen Dieſes Sacrament/ wie der gottſeelige Thomas à Kem-
pis
ſagt; das Heyl der Seelen iſt und deß Leibs; eine
Artzney aller geiſtlichen Sucht und Kranckheit/ in wel-
chem geheilet werden die Wunden unſerer Laſter/ die in-
wendige Bekůmmernüß und Leyden gemiltert und ge-
zaͤhmt: die Anfechtungen ůberwunden und gemindert/
groͤſſere Gnad eingegoſſen/ die angefangene Tugend ge-
mehrt/ der Glaub und Hoffnung geſtaͤrcket/ und die Lieb
erhitziget und außgebreitet wird.
Dieſes bekraͤfftiget der Heil.
Ser. de
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]a
Domini.
Bernardus mit folgenden Worten: Zwey ding/ ſagt er/ wircket
in uns dieſes Sacrament: daß es das Gefühl mindere in
den geringſten/ und die Bewilligung gaͤntzlich hinweg-
nehme in den groͤſſern Sünden. Wann ihr nunmehr nicht
ſo oͤfftere und ſo hitzige Bewegungen deß Zorns/ der
Mißgunſt/ der Geylheit und anderer dergleichen Laſter
an euch empfindet; ſo ſaget dem Fleiſch und Blut deß

Herrn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0552" n="524"/><fw place="top" type="header">Die Ein und Viertzig&#x017F;te Gei&#x017F;tliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/>
kommen/ als er vonno&#x0364;then habe? Jch bin der Meinung/ wir wu&#x0364;rden alle<lb/>
&#x017F;uchen die Er&#x017F;te zu &#x017F;eyn/ damit wir in Zeiten das Un&#x017F;rige davon tragen<lb/>
mo&#x0364;gten. Nun &#x017F;tehet uns allen offen/ nicht ein irrdi&#x017F;cher und zerga&#x0364;nglicher/<lb/>
&#x017F;ondern ein himmli&#x017F;ch- und ewiger unendlicher Schatz im Hochh. Sacra-<lb/>
ment deß Altars; &#x017F;ollen wir nicht mit aller Hurtigkeit dem&#x017F;elben zulauffen/<lb/>
und mit &#x017F;elbigem bereichet zu werden trachten? Darzu uns der himmli&#x017F;che<lb/>
Ko&#x0364;nig und gro&#x017F;&#x017F;e Monarch durch &#x017F;einen Propheten einladet und &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Kom-<lb/>
met alle/</hi> <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> Der nun mit den him&#x0303;li&#x017F;chen Gu&#x0364;tern erfu&#x0364;llet zu werden ver-<lb/>
langet; das i&#x017F;t/ der mit Tugenten (welche die be&#x017F;te Scha&#x0364;tz der Seelen &#x017F;eynd)<lb/>
will gezieret werden; eile zum Brunnen der&#x017F;elben/ nemblich zu Chri&#x017F;to/ der<lb/>
da unter den Ge&#x017F;talten deß Nacht-Mahls im Hochh <hi rendition="#fr">S</hi>acrament gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtig i&#x017F;t. Wer dann &#x017F;eine La&#x017F;ter und Ma&#x0364;ngel zum Heyl &#x017F;einer Seelen<lb/>
zu vertilgen ge&#x017F;innet i&#x017F;t; der kan &#x017F;ein Vorhaben mit be&#x017F;&#x017F;erem und er&#x017F;prießli-<lb/>
cherem Effect und Nachtruck nicht erreichen/ als wann er offt zu die&#x017F;em<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Brod hinzunahe/ krafft de&#x017F;&#x017F;en er u&#x0364;ber die Ma&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;ta&#x0364;rckt wird/<lb/>
alle Su&#x0364;nden und &#x017F;u&#x0364;ndhaffte Neigungen zu vertreiben. Dann &#x017F;o Elias<lb/>
mit einem in der A&#x017F;ch gebackenen Brod al&#x017F;o i&#x017F;t ge&#x017F;ta&#x0364;rckt worden/ daß er in<lb/>
Krafft die&#x017F;er Speiß/ viertzig Tag und &#x017F;o viel Nachten biß zum Berg i&#x017F;t ge-<lb/>
wandert; wie viel hurtiger wird nicht auff dem Weeg der Tugenten fort-<lb/>
&#x017F;chreiten ko&#x0364;nnen/ welcher mit dem Brod der Engeln &#x017F;ich offtmahl &#x017F;ta&#x0364;rcket?<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><supplied>§</supplied>. 4. c. 4.<lb/>
L</hi> 2.</note>zumahlen <hi rendition="#fr">Die&#x017F;es Sacrament/</hi> wie der gott&#x017F;eelige <hi rendition="#aq">Thomas à Kem-<lb/>
pis</hi> &#x017F;agt; <hi rendition="#fr">das Heyl der Seelen i&#x017F;t und deß Leibs; eine<lb/>
Artzney aller gei&#x017F;tlichen Sucht und Kranckheit/ in wel-<lb/>
chem geheilet werden die Wunden un&#x017F;erer La&#x017F;ter/ die in-<lb/>
wendige Bek&#x016F;mmernüß und Leyden gemiltert und ge-<lb/>
za&#x0364;hmt: die Anfechtungen &#x016F;berwunden und gemindert/<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Gnad eingego&#x017F;&#x017F;en/ die angefangene Tugend ge-<lb/>
mehrt/ der Glaub und Hoffnung ge&#x017F;ta&#x0364;rcket/ und die Lieb<lb/>
erhitziget und außgebreitet wird.</hi> Die&#x017F;es bekra&#x0364;fftiget der Heil.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ser. de<lb/>
C&#x0153;<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>a<lb/>
Domini.</hi></note>Bernardus mit folgenden Worten: <hi rendition="#fr">Zwey ding/</hi> &#x017F;agt er/ <hi rendition="#fr">wircket<lb/>
in uns die&#x017F;es Sacrament: daß es das Gefühl mindere in<lb/>
den gering&#x017F;ten/ und die Bewilligung ga&#x0364;ntzlich hinweg-<lb/>
nehme in den gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Sünden. Wann ihr nunmehr nicht<lb/>
&#x017F;o o&#x0364;fftere und &#x017F;o hitzige Bewegungen deß Zorns/ der<lb/>
Mißgun&#x017F;t/ der Geylheit und anderer dergleichen La&#x017F;ter<lb/>
an euch empfindet; &#x017F;o &#x017F;aget dem Flei&#x017F;ch und Blut deß</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Herrn</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[524/0552] Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche Lection kommen/ als er vonnoͤthen habe? Jch bin der Meinung/ wir wuͤrden alle ſuchen die Erſte zu ſeyn/ damit wir in Zeiten das Unſrige davon tragen moͤgten. Nun ſtehet uns allen offen/ nicht ein irrdiſcher und zergaͤnglicher/ ſondern ein himmliſch- und ewiger unendlicher Schatz im Hochh. Sacra- ment deß Altars; ſollen wir nicht mit aller Hurtigkeit demſelben zulauffen/ und mit ſelbigem bereichet zu werden trachten? Darzu uns der himmliſche Koͤnig und groſſe Monarch durch ſeinen Propheten einladet und ſagt: Kom- met alle/ &c. Der nun mit den him̃liſchen Guͤtern erfuͤllet zu werden ver- langet; das iſt/ der mit Tugenten (welche die beſte Schaͤtz der Seelen ſeynd) will gezieret werden; eile zum Brunnen derſelben/ nemblich zu Chriſto/ der da unter den Geſtalten deß Nacht-Mahls im Hochh Sacrament gegen- waͤrtig iſt. Wer dann ſeine Laſter und Maͤngel zum Heyl ſeiner Seelen zu vertilgen geſinnet iſt; der kan ſein Vorhaben mit beſſerem und erſprießli- cherem Effect und Nachtruck nicht erreichen/ als wann er offt zu dieſem Goͤttlichen Brod hinzunahe/ krafft deſſen er uͤber die Maſſen geſtaͤrckt wird/ alle Suͤnden und ſuͤndhaffte Neigungen zu vertreiben. Dann ſo Elias mit einem in der Aſch gebackenen Brod alſo iſt geſtaͤrckt worden/ daß er in Krafft dieſer Speiß/ viertzig Tag und ſo viel Nachten biß zum Berg iſt ge- wandert; wie viel hurtiger wird nicht auff dem Weeg der Tugenten fort- ſchreiten koͤnnen/ welcher mit dem Brod der Engeln ſich offtmahl ſtaͤrcket? zumahlen Dieſes Sacrament/ wie der gottſeelige Thomas à Kem- pis ſagt; das Heyl der Seelen iſt und deß Leibs; eine Artzney aller geiſtlichen Sucht und Kranckheit/ in wel- chem geheilet werden die Wunden unſerer Laſter/ die in- wendige Bekůmmernüß und Leyden gemiltert und ge- zaͤhmt: die Anfechtungen ůberwunden und gemindert/ groͤſſere Gnad eingegoſſen/ die angefangene Tugend ge- mehrt/ der Glaub und Hoffnung geſtaͤrcket/ und die Lieb erhitziget und außgebreitet wird. Dieſes bekraͤfftiget der Heil. Bernardus mit folgenden Worten: Zwey ding/ ſagt er/ wircket in uns dieſes Sacrament: daß es das Gefühl mindere in den geringſten/ und die Bewilligung gaͤntzlich hinweg- nehme in den groͤſſern Sünden. Wann ihr nunmehr nicht ſo oͤfftere und ſo hitzige Bewegungen deß Zorns/ der Mißgunſt/ der Geylheit und anderer dergleichen Laſter an euch empfindet; ſo ſaget dem Fleiſch und Blut deß Herrn §. 4. c. 4. L 2. Ser. de Cœ_a Domini.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/552
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/552>, abgerufen am 23.06.2024.