Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Sacramentalischen Beicht. auß Schamhafftigkeit verholen/ derhalben ich anjetzt in alle Ewigkeit ver-dambt bin. Da der Beichts- Vatter fragte/ was alle die sonderliche Schmertzen bedeuten/ gab sie zur Antwort und sagte: die Heydechsen straf- fen an mir den überflüssigen zierrath meines Haupts: die Krotten plagen mich wegen deß unziemblichen Anschauens: von den Pfeilen werd ich wegen deß lasterhafftigen Anhörens der Ohren gezüchtiget: und durch das Schwe- fel-Feuer wird mein Mund wegen der Gotts-Lästerungen/ Ehrabschnei- dungen/ eiteler und unzüchtiger Lieder/ unzulässiger Küsse/ und unreine Wort gestraffet. Für mein unzulässiges und unkeusches Anrühren und Anschauen/ saugen ebenfals die Schlangen meine Brüst/ zerbeissen und umbfangen meinen Hals: meine Händ werden derhalben von den Hunden zerrissen/ weilen ich selbige zu Ernehrung der Hunde außgestreckt/ und die- selbe mit Ringen und Edel-Gesteinen gezieret hab. Auf diesem erschröcklichen Drachen reite ich wegen deß unziemlichen und geilen Beyschlaffs/ wird der Untertheil meines Leibs von diesem grausamen Thier unerträglicher Weiß verbrennet. Weiters rieffe die verdambte Seel überlaut und sagte: O ihr unachtsame Weiber! wieviel werden auß euch verdammet/ und daß zwar auß viererley Ursachen. Die erste ist euere Geylheit der Sinnligkeit/ mit der ihr euch erlustiget. Die Zweyte ist der überflüssige Zierrath/ mit dem ihr euch schmucket. Die dritte ist die Weissagung/ krafft deren ihr euere Seelen dem Teuffel opfferet. Die vierte Ursach ist die falsche Beicht/ in welcher ihr einige Sünden wegen allzugrosser Schamhafftigkeit närrischer Weiß verschweiget. Kaum hat sie dieses geredet/ da hat sich die Erde er- öffnet/ und den Drachen mit dem Reuter ohne allen Zweiffel zu den ewigen höllischen Peynen verschlungen. 7. Nichts hilfft das Betten/ nichts nutzet das Fasten/ nichts gelten andere schehen. S s s 2
Von der Sacramentaliſchen Beicht. auß Schamhafftigkeit verholen/ derhalben ich anjetzt in alle Ewigkeit ver-dambt bin. Da der Beichts- Vatter fragte/ was alle die ſonderliche Schmertzen bedeuten/ gab ſie zur Antwort und ſagte: die Heydechſen ſtraf- fen an mir den uͤberfluͤſſigen zierrath meines Haupts: die Krotten plagen mich wegen deß unziemblichen Anſchauens: von den Pfeilen werd ich wegen deß laſterhafftigen Anhoͤrens der Ohren gezuͤchtiget: und durch das Schwe- fel-Feuer wird mein Mund wegen der Gotts-Laͤſterungen/ Ehrabſchnei- dungen/ eiteler und unzuͤchtiger Lieder/ unzulaͤſſiger Kuͤſſe/ und unreine Wort geſtraffet. Fuͤr mein unzulaͤſſiges und unkeuſches Anruͤhren und Anſchauen/ ſaugen ebenfals die Schlangen meine Bruͤſt/ zerbeiſſen und umbfangen meinen Hals: meine Haͤnd werden derhalben von den Hunden zerriſſen/ weilen ich ſelbige zu Ernehrung der Hunde außgeſtreckt/ und die- ſelbe mit Ringen und Edel-Geſteinen gezieret hab. Auf dieſem erſchroͤcklichen Drachen reite ich wegen deß unziemlichen und geilen Beyſchlaffs/ wird der Untertheil meines Leibs von dieſem grauſamen Thier unertraͤglicher Weiß verbrennet. Weiters rieffe die verdambte Seel uͤberlaut und ſagte: O ihr unachtſame Weiber! wieviel werden auß euch verdammet/ und daß zwar auß viererley Urſachen. Die erſte iſt euere Geylheit der Sinnligkeit/ mit der ihr euch erluſtiget. Die Zweyte iſt der uͤberfluͤſſige Zierrath/ mit dem ihr euch ſchmucket. Die dritte iſt die Weiſſagung/ krafft deren ihr euere Seelen dem Teuffel opfferet. Die vierte Urſach iſt die falſche Beicht/ in welcher ihr einige Suͤnden wegen allzugroſſer Schamhafftigkeit naͤrriſcher Weiß verſchweiget. Kaum hat ſie dieſes geredet/ da hat ſich die Erde er- oͤffnet/ und den Drachen mit dem Reuter ohne allen Zweiffel zu den ewigen hoͤlliſchen Peynen verſchlungen. 7. Nichts hilfft das Betten/ nichts nutzet das Faſten/ nichts gelten andere ſchehen. S ſ ſ 2
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Von der Sacramentaliſchen Beicht.
auß Schamhafftigkeit verholen/ derhalben ich anjetzt in alle Ewigkeit ver-
dambt bin. Da der Beichts- Vatter fragte/ was alle die ſonderliche
Schmertzen bedeuten/ gab ſie zur Antwort und ſagte: die Heydechſen ſtraf-
fen an mir den uͤberfluͤſſigen zierrath meines Haupts: die Krotten plagen
mich wegen deß unziemblichen Anſchauens: von den Pfeilen werd ich wegen
deß laſterhafftigen Anhoͤrens der Ohren gezuͤchtiget: und durch das Schwe-
fel-Feuer wird mein Mund wegen der Gotts-Laͤſterungen/ Ehrabſchnei-
dungen/ eiteler und unzuͤchtiger Lieder/ unzulaͤſſiger Kuͤſſe/ und unreine
Wort geſtraffet. Fuͤr mein unzulaͤſſiges und unkeuſches Anruͤhren und
Anſchauen/ ſaugen ebenfals die Schlangen meine Bruͤſt/ zerbeiſſen und
umbfangen meinen Hals: meine Haͤnd werden derhalben von den Hunden
zerriſſen/ weilen ich ſelbige zu Ernehrung der Hunde außgeſtreckt/ und die-
ſelbe mit Ringen und Edel-Geſteinen gezieret hab. Auf dieſem erſchroͤcklichen
Drachen reite ich wegen deß unziemlichen und geilen Beyſchlaffs/ wird der
Untertheil meines Leibs von dieſem grauſamen Thier unertraͤglicher Weiß
verbrennet. Weiters rieffe die verdambte Seel uͤberlaut und ſagte: O ihr
unachtſame Weiber! wieviel werden auß euch verdammet/ und daß zwar
auß viererley Urſachen. Die erſte iſt euere Geylheit der Sinnligkeit/ mit
der ihr euch erluſtiget. Die Zweyte iſt der uͤberfluͤſſige Zierrath/ mit dem
ihr euch ſchmucket. Die dritte iſt die Weiſſagung/ krafft deren ihr euere
Seelen dem Teuffel opfferet. Die vierte Urſach iſt die falſche Beicht/ in
welcher ihr einige Suͤnden wegen allzugroſſer Schamhafftigkeit naͤrriſcher
Weiß verſchweiget. Kaum hat ſie dieſes geredet/ da hat ſich die Erde er-
oͤffnet/ und den Drachen mit dem Reuter ohne allen Zweiffel zu den ewigen
hoͤlliſchen Peynen verſchlungen.
7. Nichts hilfft das Betten/ nichts nutzet das Faſten/ nichts gelten andere
Wercke der Bußfertigkeit; alles iſt umbſonſt/ wann nur ein eintzige Todt-
Suͤnd wiſſentlich in der Beicht verſchwiegen wird. Hugobertus Koͤnig
in Engelland hatte eine ſo ſchoͤne und verſtaͤndige Tochter/ daß ſie von jeder-
man fuͤr ein Wunder der Welt gehalten wurde: dahero wurde ſie von vielen
Monarchen zur Ehe begehrt/ und von ihrem Vatter darzu ermahnet.
dem ſie aber antwortete/ daß ſie nunmehr Jeſum zu ihrem Braͤutigam ſich
außerwaͤhlet/ und ſelbigem ihre Junfrawſchafft geſchworen habe. Auff
dieſe Zeitung ſendet der Vatter alsbald einen Geſandten zum Roͤmiſchen
Pabſt/ umb die Endbindung deß gethanen Gelubts zu erhalten/ ſo auch ge-
ſchehen.
Hiſtoria.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/535>, abgerufen am 27.07.2024. |