Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Gebett. Bruder Vitus Hyrmiensis ein vollkommener Mann/ der Capueiner Ley-Pouer.An. 1282. Historia. Bruder/ da er im Agriciensischen Kloster mit den Novitzen in der Kirchen bettet/ siehet er den Teuffel mit Bäncklein und Küssen beladen/ durch die Kirchen gehen; und da er selbigen fragt/ wo er hin wolle/ bekombt er diese Antwort: Jch hab/ sagt der Satahn/ ein Mitleyden mit den Novitzen/ indem ich sehe/ daß sie gantz ermüdet zum Gebett kommen/ und suchen Stühl zum sitzen/ und Küßlein umb die Armben darauff zu lehnen; derhalben hab ich diese Nothdurfft herbeygeschafft/ damit sie desto gemächlicher betten kön- nen. Es war ihm aber nicht zu thun/ umb das Gebett zu befördern; sondern umb selbiges an dem Gottseeligen Bruder Vito zu verstreuen und zu verhin- dern. 12. Damit nun auch/ mein Christliche Seel/ in Erfahrung kommest/ 13. Diese arglistige Vögel haben viele artige und verborgene Künsten/ Zeit M m m 2
Von dem Gebett. Bruder Vitus Hyrmienſis ein vollkommener Mann/ der Capueiner Ley-Pouer.An. 1282. Hiſtoria. Bruder/ da er im Agricienſiſchen Kloſter mit den Novitzen in der Kirchen bettet/ ſiehet er den Teuffel mit Baͤncklein und Kuͤſſen beladen/ durch die Kirchen gehen; und da er ſelbigen fragt/ wo er hin wolle/ bekombt er dieſe Antwort: Jch hab/ ſagt der Satahn/ ein Mitleyden mit den Novitzen/ indem ich ſehe/ daß ſie gantz ermuͤdet zum Gebett kommen/ und ſuchen Stuͤhl zum ſitzen/ und Kuͤßlein umb die Armben darauff zu lehnen; derhalben hab ich dieſe Nothdurfft herbeygeſchafft/ damit ſie deſto gemaͤchlicher betten koͤn- nen. Es war ihm aber nicht zu thun/ umb das Gebett zu befoͤrdern; ſondern umb ſelbiges an dem Gottſeeligen Bruder Vito zu verſtreuen und zu verhin- dern. 12. Damit nun auch/ mein Chriſtliche Seel/ in Erfahrung kommeſt/ 13. Dieſe argliſtige Voͤgel haben viele artige und verborgene Kuͤnſten/ Zeit M m m 2
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Von dem Gebett.
Bruder Vitus Hyrmienſis ein vollkommener Mann/ der Capueiner Ley-
Bruder/ da er im Agricienſiſchen Kloſter mit den Novitzen in der Kirchen
bettet/ ſiehet er den Teuffel mit Baͤncklein und Kuͤſſen beladen/ durch die
Kirchen gehen; und da er ſelbigen fragt/ wo er hin wolle/ bekombt er dieſe
Antwort: Jch hab/ ſagt der Satahn/ ein Mitleyden mit den Novitzen/
indem ich ſehe/ daß ſie gantz ermuͤdet zum Gebett kommen/ und ſuchen Stuͤhl
zum ſitzen/ und Kuͤßlein umb die Armben darauff zu lehnen; derhalben hab
ich dieſe Nothdurfft herbeygeſchafft/ damit ſie deſto gemaͤchlicher betten koͤn-
nen. Es war ihm aber nicht zu thun/ umb das Gebett zu befoͤrdern; ſondern
umb ſelbiges an dem Gottſeeligen Bruder Vito zu verſtreuen und zu verhin-
dern.
Pouer.
An. 1282.
Hiſtoria.
12. Damit nun auch/ mein Chriſtliche Seel/ in Erfahrung kommeſt/
wie die boͤſe Geiſter uͤber unſere Traͤgheit im Gebett/ ſich erfreuen und fro-
locken; ſo hoͤre was folget. Es ware/ ſagt Bovetius, bey den Capucinern
der Brauch/ daß ſie nach der Metten im Winter zwey Stund lang in heili-
gen Betrachtungen zubrachten. Nun hat ſichs im Kloſter zu Bergomi
zugetragen/ daß zu ſelbiger Zeit einsmahls auß Beſchwaͤrnuß deß langwiri-
gen Gebetts alle/ einen außgenommen/ in Schlaff gefallen: und weilen das
Licht erloſchen geweſen/ iſt ein jeder auß ihnen deſto fuͤglicher und ruͤhiger in
ſothaner Nachlaͤſſigkeit verharret: der jenige aber/ ſo gewachet/ hat in dieſer
Finſternuß geſehen/ daß ein abſcheulicher Mohr mit Hurtigkeit und Freude
zur Kirchen hineingeſprungen/ daſelbſten getantzet/ die Trummen gantz ſtill
geſchlagen/ und andere ſeine hinzu kommende Mit-Geſellen mit groſſem
Gautzen und Frolocken zum Tantz gefuͤhret; auch hat er wargenommen/
wie daß ſie ſich allgemach zu den Schlaffenden genahet/ dieſelbe gar ſanfft-
lich geſtrichen/ villeicht darumb/ daß ſie deſto faſter und laͤnger ſchlaffen ſol-
ten. Uber dieſe ſeltzame Boſſen hat ſich der wachende Geiſtliche verwun-
dert; derhalben er ſein Feuer-Zeug hervor gezogen/ Licht geſchlagen/ und
geſehen/ daß alle geſchlaffen haben; die er dann erwecket/ und durch Erzeh-
lung deß froͤligen Jubiliren der hoͤlliſchen Feinde zum Wachen und Betten
erwahnet hat.
An. 1539.
Hiſtoria.
13. Dieſe argliſtige Voͤgel haben viele artige und verborgene Kuͤnſten/
die Geiſtliche zu betriegen: bald wiſſen ſie einen vom Dienſt GOttes auff
dieſe/ bald auff ein andere Weiß abzuhalten: bald finden ſie dieſe/ bald jene
Mittel/ auch die eifferigſte Geiſtliche unter waͤrendem Gebett ſchlaͤfferich
zu machen: und/ mit wenig Worten zu ſagen: Es ſeynd zum Betrug deß
armen Menſchen/ ſehr verſchlagene Geſellen: deren einer kombt zu ſicherer
Zeit
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/487>, abgerufen am 16.07.2024. |