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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Sieben und Dreissigste Geistliche Lection
keiner Vorschreibung nötig hätten/ in dem sie durch Betrachtungen in
den Cellen ihr gantzes Leben zubringen könten. Auch befilcht der H. Vatter
Benedietus in seinen Regulen/ daß das Gebett der Brüder kurtz und rein
seye; dieweilen nach Zeugnuß deß heiligen Romualdi, eineintziger Psalm/
so von Hertzen gesprochen wird/ besser ist/ als hundert/ welche mit Ver-
streuung deß Gemüts gebetten werden. Mann soll sich/ sagt der heilige
Macarius/ im Betten nicht vieler Wort gebrauchen/ sondern die Händ
öffters zu GOtt erheben und sagen: HErr/ wie du wilst/ so geschehe es.
Der heilige Seraphische Franciscus verrichtete Tag und Nacht nur dieses
S. Bona v.
in Vit.
kurtze Gebettlein. Mein GOtt uns alles: und wurde in kurtzem hier-
auß also in der liebe GOttes entzündet/ daß er vielmahlen von der Erden er-
hebt/ und mit einem hellscheinenden Wölcklein umbgeben/ ist gesehen worden.

11. Jm übrigen/ weilen unserm höllischen. Widersager die Fürtrefflich-
keit deß andächtigen und aufmercksamen Gebetts wohl bewust ist; so bemühet
er sich auß allen Kräfften/ dasselbige nicht allein verstreuet/ sondern auch
träg und schläffrich zu machen/ oder auffs wenigst zu verstören daheropfleg-
ten wir Schertz-Weiß zu sagen von dem wir übel wollen: er ist mir so lieb/
Historia.
Specul.
Exemp.
wie dem Teuffel das Gebett: und fürwahr/ wie sehr er selbiges hasse/ hat
er damahls gnugsamb zu erkennen gegeben/ da er einem sicheren Soldaten
in menschlicher Gestalt lang gedienet/ und zur Belohnung seiner treu ge-
leisteten Diensten nichts anders begehrt hat/ als daß selbiger in eine gewisse
Kirch eine Glock verschafften solte/ damit die Leuthfortan nicht mehr vor
der bestimbten Zeit zur Kirchen kommen/ und also mehr betten mögten. Wie
haben diese Heuchlen und verschmitzte Gesellen sich nicht bemühet/ den heili-
gen Hilarionem im Gebett zu verhindern? Sie giengen in Gegenwart deß
bettenden Einsidlers mit dem Degen in der Faust auffeinander loß; daß al-
so einer von ihnen gleichsamb erstochen/ vor den Füssen deß H. Manns zu
Boden fiele/ und denselben umb seinen todten Leib zu begraben ersuchete.
Da der heilige Pachomius einsmals bettete/ kamen der Teuffelen viele in
Menschen Gestalt vor selbigem beysammen; und damit sie durch ihre lächer-
liche Anschläge den frommen; Diener GOttes im Gebett beunrühigten/ und
zumlachen bewegeten; namen sie ein Blat vom Baum/ bunden selbiges mit
starcken Seylern/ theileten sich in zwey Ordnungen/ zogen dem Ansehen
nach/ mit so grosser Gewalt/ und trieben sich einander mit solchem Ruffen
und Schreyen an/ daß man solte vermeinet haben/ sie hätten einen gantzen
Berg von dannen zu ziehen. Und dieses geschahe alles/ umb den frommen
Pachomium im Gebett zu verhindern; so liebet der Teuffel das Gebett.

Bru-

Die Sieben und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
keiner Vorſchreibung noͤtig haͤtten/ in dem ſie durch Betrachtungen in
den Cellen ihr gantzes Leben zubringen koͤnten. Auch befilcht der H. Vatter
Benedietus in ſeinen Regulen/ daß das Gebett der Bruͤder kurtz und rein
ſeye; dieweilen nach Zeugnuß deß heiligen Romualdi, eineintziger Pſalm/
ſo von Hertzen geſprochen wird/ beſſer iſt/ als hundert/ welche mit Ver-
ſtreuung deß Gemuͤts gebetten werden. Mann ſoll ſich/ ſagt der heilige
Macarius/ im Betten nicht vieler Wort gebrauchen/ ſondern die Haͤnd
oͤffters zu GOtt erheben und ſagen: HErr/ wie du wilſt/ ſo geſchehe es.
Der heilige Seraphiſche Franciſcus verrichtete Tag und Nacht nur dieſes
S. Bona v.
in Vit.
kurtze Gebettlein. Mein GOtt uns alles: und wurde in kurtzem hier-
auß alſo in der liebe GOttes entzuͤndet/ daß er vielmahlen von der Erden er-
hebt/ und mit einem hellſcheinenden Woͤlcklein umbgeben/ iſt geſehen worden.

11. Jm uͤbrigen/ weilen unſerm hoͤlliſchen. Widerſager die Fuͤrtrefflich-
keit deß andaͤchtigen und aufmerckſamen Gebetts wohl bewuſt iſt; ſo bemuͤhet
er ſich auß allen Kraͤfften/ daſſelbige nicht allein verſtreuet/ ſondern auch
traͤg und ſchlaͤffrich zu machen/ oder auffs wenigſt zu verſtoͤren daheropfleg-
ten wir Schertz-Weiß zu ſagen von dem wir uͤbel wollen: er iſt mir ſo lieb/
Hiſtoria.
Specul.
Exemp.
wie dem Teuffel das Gebett: und fuͤrwahr/ wie ſehr er ſelbiges haſſe/ hat
er damahls gnugſamb zu erkennen gegeben/ da er einem ſicheren Soldaten
in menſchlicher Geſtalt lang gedienet/ und zur Belohnung ſeiner treu ge-
leiſteten Dienſten nichts anders begehrt hat/ als daß ſelbiger in eine gewiſſe
Kirch eine Glock verſchafften ſolte/ damit die Leuthfortan nicht mehr vor
der beſtimbten Zeit zur Kirchen kommen/ und alſo mehr betten moͤgten. Wie
haben dieſe Heuchlen und verſchmitzte Geſellen ſich nicht bemuͤhet/ den heili-
gen Hilarionem im Gebett zu verhindern? Sie giengen in Gegenwart deß
bettenden Einſidlers mit dem Degen in der Fauſt auffeinander loß; daß al-
ſo einer von ihnen gleichſamb erſtochen/ vor den Fuͤſſen deß H. Manns zu
Boden fiele/ und denſelben umb ſeinen todten Leib zu begraben erſuchete.
Da der heilige Pachomius einsmals bettete/ kamen der Teuffelen viele in
Menſchen Geſtalt vor ſelbigem beyſammen; und damit ſie durch ihre laͤcher-
liche Anſchlaͤge den frommen; Diener GOttes im Gebett beunruͤhigten/ und
zumlachen bewegeten; namen ſie ein Blat vom Baum/ bunden ſelbiges mit
ſtarcken Seylern/ theileten ſich in zwey Ordnungen/ zogen dem Anſehen
nach/ mit ſo groſſer Gewalt/ und trieben ſich einander mit ſolchem Ruffen
und Schreyen an/ daß man ſolte vermeinet haben/ ſie haͤtten einen gantzen
Berg von dannen zu ziehen. Und dieſes geſchahe alles/ umb den frommen
Pachomium im Gebett zu verhindern; ſo liebet der Teuffel das Gebett.

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[458/0486] Die Sieben und Dreiſſigſte Geiſtliche Lection keiner Vorſchreibung noͤtig haͤtten/ in dem ſie durch Betrachtungen in den Cellen ihr gantzes Leben zubringen koͤnten. Auch befilcht der H. Vatter Benedietus in ſeinen Regulen/ daß das Gebett der Bruͤder kurtz und rein ſeye; dieweilen nach Zeugnuß deß heiligen Romualdi, eineintziger Pſalm/ ſo von Hertzen geſprochen wird/ beſſer iſt/ als hundert/ welche mit Ver- ſtreuung deß Gemuͤts gebetten werden. Mann ſoll ſich/ ſagt der heilige Macarius/ im Betten nicht vieler Wort gebrauchen/ ſondern die Haͤnd oͤffters zu GOtt erheben und ſagen: HErr/ wie du wilſt/ ſo geſchehe es. Der heilige Seraphiſche Franciſcus verrichtete Tag und Nacht nur dieſes kurtze Gebettlein. Mein GOtt uns alles: und wurde in kurtzem hier- auß alſo in der liebe GOttes entzuͤndet/ daß er vielmahlen von der Erden er- hebt/ und mit einem hellſcheinenden Woͤlcklein umbgeben/ iſt geſehen worden. S. Bona v. in Vit. 11. Jm uͤbrigen/ weilen unſerm hoͤlliſchen. Widerſager die Fuͤrtrefflich- keit deß andaͤchtigen und aufmerckſamen Gebetts wohl bewuſt iſt; ſo bemuͤhet er ſich auß allen Kraͤfften/ daſſelbige nicht allein verſtreuet/ ſondern auch traͤg und ſchlaͤffrich zu machen/ oder auffs wenigſt zu verſtoͤren daheropfleg- ten wir Schertz-Weiß zu ſagen von dem wir uͤbel wollen: er iſt mir ſo lieb/ wie dem Teuffel das Gebett: und fuͤrwahr/ wie ſehr er ſelbiges haſſe/ hat er damahls gnugſamb zu erkennen gegeben/ da er einem ſicheren Soldaten in menſchlicher Geſtalt lang gedienet/ und zur Belohnung ſeiner treu ge- leiſteten Dienſten nichts anders begehrt hat/ als daß ſelbiger in eine gewiſſe Kirch eine Glock verſchafften ſolte/ damit die Leuthfortan nicht mehr vor der beſtimbten Zeit zur Kirchen kommen/ und alſo mehr betten moͤgten. Wie haben dieſe Heuchlen und verſchmitzte Geſellen ſich nicht bemuͤhet/ den heili- gen Hilarionem im Gebett zu verhindern? Sie giengen in Gegenwart deß bettenden Einſidlers mit dem Degen in der Fauſt auffeinander loß; daß al- ſo einer von ihnen gleichſamb erſtochen/ vor den Fuͤſſen deß H. Manns zu Boden fiele/ und denſelben umb ſeinen todten Leib zu begraben erſuchete. Da der heilige Pachomius einsmals bettete/ kamen der Teuffelen viele in Menſchen Geſtalt vor ſelbigem beyſammen; und damit ſie durch ihre laͤcher- liche Anſchlaͤge den frommen; Diener GOttes im Gebett beunruͤhigten/ und zumlachen bewegeten; namen ſie ein Blat vom Baum/ bunden ſelbiges mit ſtarcken Seylern/ theileten ſich in zwey Ordnungen/ zogen dem Anſehen nach/ mit ſo groſſer Gewalt/ und trieben ſich einander mit ſolchem Ruffen und Schreyen an/ daß man ſolte vermeinet haben/ ſie haͤtten einen gantzen Berg von dannen zu ziehen. Und dieſes geſchahe alles/ umb den frommen Pachomium im Gebett zu verhindern; ſo liebet der Teuffel das Gebett. Bru- Hiſtoria. Specul. Exemp.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/486>, abgerufen am 22.11.2024.