Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Fünff und Dreyssigste Geistliche Lection unerträgliche Strenge viel leichter und süsser seye/ als er sich jemahlen einge-bildet hatte: er hat auch nicht lang hernach erfahren/ daß in Mittheilung die- ser annehmlichen Speise von den vorbesagten Männern/ mit andern ist gleich gehalten worden; und ist vermög dieser Speise zu aller vorfallenden Arbeit und Ordens-Lästen unglaublicher Weiß auffgemuntert und gestärcket worden. 12. Schließlich ist zu beobachten/ daß/ weilen unter den Geistlichen zu Zei- Die
Die Fuͤnff und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection unertraͤgliche Strenge viel leichter und ſuͤſſer ſeye/ als er ſich jemahlen einge-bildet hatte: er hat auch nicht lang hernach erfahren/ daß in Mittheilung die- ſer annehmlichen Speiſe von den vorbeſagten Maͤnnern/ mit andern iſt gleich gehalten worden; und iſt vermoͤg dieſer Speiſe zu aller vorfallendẽ Arbeit und Ordens-Laͤſten unglaublicher Weiß auffgemuntert und geſtaͤrcket worden. 12. Schließlich iſt zu beobachten/ daß/ weilen unter den Geiſtlichen zu Zei- Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0464" n="436"/><fw place="top" type="header">Die Fuͤnff und Dreyſſigſte Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/> unertraͤgliche Strenge viel leichter und ſuͤſſer ſeye/ als er ſich jemahlen einge-<lb/> bildet hatte: er hat auch nicht lang hernach erfahren/ daß in Mittheilung die-<lb/> ſer annehmlichen Speiſe von den vorbeſagten Maͤnnern/ mit andern iſt gleich<lb/> gehalten worden; und iſt vermoͤg dieſer Speiſe zu aller vorfallendẽ Arbeit und<lb/> Ordens-Laͤſten unglaublicher Weiß auffgemuntert und geſtaͤrcket worden.</p><lb/> <p>12. Schließlich iſt zu beobachten/ daß/ weilen unter den Geiſtlichen zu Zei-<lb/> ten ſich einig Murmelen/ oder wegen der uͤbel zugerichteten Speiſen/ oder we-<lb/> gen derſelben Wenigkeit ereiget/ ſich ein jeder fuͤrſehe/ und auß folgenden <hi rendition="#aq">Hi-<lb/> ſtori</hi>en abnehme/ wie ſothanes Murmelen der goͤttlichen Majeſtaͤt mißfalle.<lb/> Jm Leben der H. H. Altvaͤtter leſen wir/ daß em ſehr frommer Geiſtliche mit<lb/> andern zu Tiſch ſitzend im Geiſt geſehen habe/ daß einige Hoͤnig/ andere Brod<lb/> und einige auch Koot geſſen haben: hieruͤber hat er ſeinẽ Gott gebetten/ er moͤch-<lb/> te ihm doch offenbahren/ warumb die einfachige Speiß/ ſo allen vorgeſetzt wor-<lb/> den; ſich zwiſchen dem Eſſen der geſtalt im Mund der Geiſtlichen veraͤnder-<lb/> te: hierauff iſt er durch eine Stimm vergewiſſet worden/ daß dieſe/ ſo da Hoͤ-<lb/> nig eſſen/ die jenige ſeyen/ welche mit Forcht und Zittern/ und mit ſchuldiger<lb/> Danckſagung zu Tiſch ſitzen/ und unauffhoͤrlich bettẽ Dieſe aber/ ſo da Brod<lb/> eſſen/ ſeyen die jenige/ welche mit Danck annehmen/ was ihnen vorgeſetzt<lb/> wird/ und ſeynd damit zu frieden: die aber ſo Koot oder Dreck eſſen/ ſeynd die<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Hiſtoria.<lb/> Nibred.<lb/> in antiq.<lb/> Monaſt.<lb/> Ep.</hi> 90.</note>jenige/ welche murmelen und uͤber die Speiſe klagen. Wiederumb hat eins-<lb/> mals ein Cartheuſer gemurmelet/ daß er nicht ſeye erſaͤttiget worden/ und daß<lb/> die Speiſen weder den Augen/ weder dem <hi rendition="#aq">Appetit</hi> gefallen moͤchten: auch hat<lb/> er hinzu geſetzt/ daß er lieber Krotten/ als dergleichen Fiſchlein eſſen wolte:<lb/> kaum hat er dieſe Wort geſprochen/ ſiehe/ da hat ihm Gott ſo viele Krotten zu-<lb/> geſchickt/ daß ſie das Pflaſter oder Gebuͤn ſeiner Zellen beſpreitet haben; dieſe<lb/> ſeynd ihm daſelbſt uͤberall nachgefolgt: und ſeynd ihm am Tiſch auch in die<lb/> Schuͤſſel geſprungen: wan er von ſelbigen eine ins Feuer geworffen/ ſo iſt ſie:<lb/> unverletzt wiederumb herauß geſprungen; und wann er einige getoͤdtet/ ſeynd<lb/> alsbald an derſelben Platz wiederumb andere gewachſen; daß alſo die Zahlſich<lb/> von Tag zu Tag gemehret hat: dieſes Elend hat einen Monat in der Zellen/<lb/> im Garten aber drey Monat lang getauret. Er hat in waͤhrender Zeit eins-<lb/> mahls dieſer Gaͤſten einen mit der Feuer-Zangen ins Feuer gehalten/ und al-<lb/> ſo braten wollen; hat aber wegen uͤber auß groſſen Geſtancks/ ſein Vorhaben<lb/> unterlaſſen muͤſſen: alſo hat dieſer ſeine Schluͤcherey grbuͤſſet. Huͤte du dich/<lb/> mein Chriſtliche Seel/ vor allem dem/ daran Gott ein Mißgefallen hat; und<lb/> halte das unſtraͤfflich/ daß du zu halten ſchuldig biſt: damit du nicht unter die<lb/> Zahl der boͤſen/ ſondern der guten Geiſtlichen gezehlet/ und mit dieſen letztern<lb/> ewig belohnet werdeſt.</p> </div> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [436/0464]
Die Fuͤnff und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection
unertraͤgliche Strenge viel leichter und ſuͤſſer ſeye/ als er ſich jemahlen einge-
bildet hatte: er hat auch nicht lang hernach erfahren/ daß in Mittheilung die-
ſer annehmlichen Speiſe von den vorbeſagten Maͤnnern/ mit andern iſt gleich
gehalten worden; und iſt vermoͤg dieſer Speiſe zu aller vorfallendẽ Arbeit und
Ordens-Laͤſten unglaublicher Weiß auffgemuntert und geſtaͤrcket worden.
12. Schließlich iſt zu beobachten/ daß/ weilen unter den Geiſtlichen zu Zei-
ten ſich einig Murmelen/ oder wegen der uͤbel zugerichteten Speiſen/ oder we-
gen derſelben Wenigkeit ereiget/ ſich ein jeder fuͤrſehe/ und auß folgenden Hi-
ſtorien abnehme/ wie ſothanes Murmelen der goͤttlichen Majeſtaͤt mißfalle.
Jm Leben der H. H. Altvaͤtter leſen wir/ daß em ſehr frommer Geiſtliche mit
andern zu Tiſch ſitzend im Geiſt geſehen habe/ daß einige Hoͤnig/ andere Brod
und einige auch Koot geſſen haben: hieruͤber hat er ſeinẽ Gott gebetten/ er moͤch-
te ihm doch offenbahren/ warumb die einfachige Speiß/ ſo allen vorgeſetzt wor-
den; ſich zwiſchen dem Eſſen der geſtalt im Mund der Geiſtlichen veraͤnder-
te: hierauff iſt er durch eine Stimm vergewiſſet worden/ daß dieſe/ ſo da Hoͤ-
nig eſſen/ die jenige ſeyen/ welche mit Forcht und Zittern/ und mit ſchuldiger
Danckſagung zu Tiſch ſitzen/ und unauffhoͤrlich bettẽ Dieſe aber/ ſo da Brod
eſſen/ ſeyen die jenige/ welche mit Danck annehmen/ was ihnen vorgeſetzt
wird/ und ſeynd damit zu frieden: die aber ſo Koot oder Dreck eſſen/ ſeynd die
jenige/ welche murmelen und uͤber die Speiſe klagen. Wiederumb hat eins-
mals ein Cartheuſer gemurmelet/ daß er nicht ſeye erſaͤttiget worden/ und daß
die Speiſen weder den Augen/ weder dem Appetit gefallen moͤchten: auch hat
er hinzu geſetzt/ daß er lieber Krotten/ als dergleichen Fiſchlein eſſen wolte:
kaum hat er dieſe Wort geſprochen/ ſiehe/ da hat ihm Gott ſo viele Krotten zu-
geſchickt/ daß ſie das Pflaſter oder Gebuͤn ſeiner Zellen beſpreitet haben; dieſe
ſeynd ihm daſelbſt uͤberall nachgefolgt: und ſeynd ihm am Tiſch auch in die
Schuͤſſel geſprungen: wan er von ſelbigen eine ins Feuer geworffen/ ſo iſt ſie:
unverletzt wiederumb herauß geſprungen; und wann er einige getoͤdtet/ ſeynd
alsbald an derſelben Platz wiederumb andere gewachſen; daß alſo die Zahlſich
von Tag zu Tag gemehret hat: dieſes Elend hat einen Monat in der Zellen/
im Garten aber drey Monat lang getauret. Er hat in waͤhrender Zeit eins-
mahls dieſer Gaͤſten einen mit der Feuer-Zangen ins Feuer gehalten/ und al-
ſo braten wollen; hat aber wegen uͤber auß groſſen Geſtancks/ ſein Vorhaben
unterlaſſen muͤſſen: alſo hat dieſer ſeine Schluͤcherey grbuͤſſet. Huͤte du dich/
mein Chriſtliche Seel/ vor allem dem/ daran Gott ein Mißgefallen hat; und
halte das unſtraͤfflich/ daß du zu halten ſchuldig biſt: damit du nicht unter die
Zahl der boͤſen/ ſondern der guten Geiſtlichen gezehlet/ und mit dieſen letztern
ewig belohnet werdeſt.
Hiſtoria.
Nibred.
in antiq.
Monaſt.
Ep. 90.
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |