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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Vier und Dreyssigste Geistliche Lection

3. Uber das so nutzet das Fästen und die Enthaltung sehr viel/ die Kranck-
heiten deß Leibs zu vertreiben/ und das Leben zu verlängern. Drexelius
hält uns in seiner Aloe ein Exempel für an einem Mann in Welschland/
welcher von der Fuß- und Hand-Gicht elendig geplaget/ und vom übrigen
Gebrauch seiner Glieder beraubet worden. Dieser/ als er vom Feind ge-
fangen und in einen Thurn geschlossen und täglich nur mit schwartzem
Brod/ und ein wenig Wasser tractirt worden/ und 4. Jahr in diesem Ge-
fängnüß zugebracht hatte/ ist endlich nach veränderten Sachen frisch und
Gesund mit einer guten Farb im Gesicht/ auß dem Gefängnuß gelassen
worden. Daher singt die Salernitanische Schul wohl:

Von einem starcken Abendmahl/ wird der Magen
beschwehret.
Damit zu Nachts du seyest leicht/ so halt eine kleine
Mahlzeit.
Zähm deinen Mund/ damit du länger lebest/
Wilst seyn gesund: so seye deine Hand sparsam.

Auß dem Florilegio. p. 1.

Viele Speisen versamblen viel Kranckheiten/
Wenige Speisen pflegen wenig Peyn zumachen.

Deßwegen/ wie das gemeine Sprichwort sagt: Wer viel essen will/ der
esse wenig/ dann wann er wenig essen wird/ wird er lang essen/ und folgends
viel. Ferner solte es zu lang seyn/ dieses mit Exempeln zu bekräfftigen. Dann
was hat den ersten Einsidler S. Paulum, was S. Romualdum, Antonium,
Arsenium, Hilarionem
und unzehlich viel andere zu ein solches langes Le-
ben gebracht? hat es nicht die Fasten und die Wenigkeit der Speisen ge-
macht? Was hingegen ziehet täglich so viele zum Todt/ welche noch viele
Jahr sotten gelebt haben/ thut es nicht der Uberfluß im essen und trincken?
Daher mahnet die Salernitanische Schul:

Damit du nicht kranck werdest/ so hute daß nicht ausser
Mahlzeit trinckest.

und Matheus Tympius:

Wann dir die Aertzte mangeln/ so sollen diese drey/
Ein frisch Gemuth/ eine mässige Ruhe und die Diät/
die Aertzte seyn.

S. Vinc.
Subb.
ante Re-
minisc.

4. Die Kraniche/ ehe sie in die entfernete Länder fliegen/ essen nichts als
Sand/ damit sie nicht faul und im Fliegel auffgehalten werden. Dero-
wegen werden wir von den Vögeln selbst gelehret die Enthaltung zu
üben/ dahero/ welcher nach dem Himmel/ als in das entferneste Land

reisen
Die Vier und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection

3. Uber das ſo nutzet das Faͤſten und die Enthaltung ſehr viel/ die Kranck-
heiten deß Leibs zu vertreiben/ und das Leben zu verlaͤngern. Drexelius
haͤlt uns in ſeiner Aloe ein Exempel fuͤr an einem Mann in Welſchland/
welcher von der Fuß- und Hand-Gicht elendig geplaget/ und vom uͤbrigen
Gebrauch ſeiner Glieder beraubet worden. Dieſer/ als er vom Feind ge-
fangen und in einen Thurn geſchloſſen und taͤglich nur mit ſchwartzem
Brod/ und ein wenig Waſſer tractirt worden/ und 4. Jahr in dieſem Ge-
faͤngnuͤß zugebracht hatte/ iſt endlich nach veraͤnderten Sachen friſch und
Geſund mit einer guten Farb im Geſicht/ auß dem Gefaͤngnuß gelaſſen
worden. Daher ſingt die Salernitaniſche Schul wohl:

Von einem ſtarcken Abendmahl/ wird der Magen
beſchwehret.
Damit zu Nachts du ſeyeſt leicht/ ſo halt eine kleine
Mahlzeit.
Zaͤhm deinen Mund/ damit du laͤnger lebeſt/
Wilſt ſeyn geſund: ſo ſeye deine Hand ſparſam.

Auß dem Florilegio. p. 1.

Viele Speiſen verſamblen viel Kranckheiten/
Wenige Speiſen pflegen wenig Peyn zumachen.

Deßwegen/ wie das gemeine Sprichwort ſagt: Wer viel eſſen will/ der
eſſe wenig/ dann wann er wenig eſſen wird/ wird er lang eſſen/ und folgends
viel. Ferner ſolte es zu lang ſeyn/ dieſes mit Exempeln zu bekraͤfftigen. Dann
was hat den erſten Einſidler S. Paulum, was S. Romualdum, Antonium,
Arſenium, Hilarionem
und unzehlich viel andere zu ein ſolches langes Le-
ben gebracht? hat es nicht die Faſten und die Wenigkeit der Speiſen ge-
macht? Was hingegen ziehet taͤglich ſo viele zum Todt/ welche noch viele
Jahr ſotten gelebt haben/ thut es nicht der Uberfluß im eſſen und trincken?
Daher mahnet die Salernitaniſche Schul:

Damit du nicht kranck werdeſt/ ſo hůte daß nicht auſſer
Mahlzeit trinckeſt.

und Matheus Tympius:

Wann dir die Aertzte mangeln/ ſo ſollen dieſe drey/
Ein friſch Gemůth/ eine maͤſſige Ruhe und die Diaͤt/
die Aertzte ſeyn.

S. Vinc.
Subb.
ante Re-
miniſc.

4. Die Kraniche/ ehe ſie in die entfernete Laͤnder fliegen/ eſſen nichts als
Sand/ damit ſie nicht faul und im Fliegel auffgehalten werden. Dero-
wegen werden wir von den Voͤgeln ſelbſt gelehret die Enthaltung zu
uͤben/ dahero/ welcher nach dem Himmel/ als in das entferneſte Land

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[416/0444] Die Vier und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection 3. Uber das ſo nutzet das Faͤſten und die Enthaltung ſehr viel/ die Kranck- heiten deß Leibs zu vertreiben/ und das Leben zu verlaͤngern. Drexelius haͤlt uns in ſeiner Aloe ein Exempel fuͤr an einem Mann in Welſchland/ welcher von der Fuß- und Hand-Gicht elendig geplaget/ und vom uͤbrigen Gebrauch ſeiner Glieder beraubet worden. Dieſer/ als er vom Feind ge- fangen und in einen Thurn geſchloſſen und taͤglich nur mit ſchwartzem Brod/ und ein wenig Waſſer tractirt worden/ und 4. Jahr in dieſem Ge- faͤngnuͤß zugebracht hatte/ iſt endlich nach veraͤnderten Sachen friſch und Geſund mit einer guten Farb im Geſicht/ auß dem Gefaͤngnuß gelaſſen worden. Daher ſingt die Salernitaniſche Schul wohl: Von einem ſtarcken Abendmahl/ wird der Magen beſchwehret. Damit zu Nachts du ſeyeſt leicht/ ſo halt eine kleine Mahlzeit. Zaͤhm deinen Mund/ damit du laͤnger lebeſt/ Wilſt ſeyn geſund: ſo ſeye deine Hand ſparſam. Auß dem Florilegio. p. 1. Viele Speiſen verſamblen viel Kranckheiten/ Wenige Speiſen pflegen wenig Peyn zumachen. Deßwegen/ wie das gemeine Sprichwort ſagt: Wer viel eſſen will/ der eſſe wenig/ dann wann er wenig eſſen wird/ wird er lang eſſen/ und folgends viel. Ferner ſolte es zu lang ſeyn/ dieſes mit Exempeln zu bekraͤfftigen. Dann was hat den erſten Einſidler S. Paulum, was S. Romualdum, Antonium, Arſenium, Hilarionem und unzehlich viel andere zu ein ſolches langes Le- ben gebracht? hat es nicht die Faſten und die Wenigkeit der Speiſen ge- macht? Was hingegen ziehet taͤglich ſo viele zum Todt/ welche noch viele Jahr ſotten gelebt haben/ thut es nicht der Uberfluß im eſſen und trincken? Daher mahnet die Salernitaniſche Schul: Damit du nicht kranck werdeſt/ ſo hůte daß nicht auſſer Mahlzeit trinckeſt. und Matheus Tympius: Wann dir die Aertzte mangeln/ ſo ſollen dieſe drey/ Ein friſch Gemůth/ eine maͤſſige Ruhe und die Diaͤt/ die Aertzte ſeyn. 4. Die Kraniche/ ehe ſie in die entfernete Laͤnder fliegen/ eſſen nichts als Sand/ damit ſie nicht faul und im Fliegel auffgehalten werden. Dero- wegen werden wir von den Voͤgeln ſelbſt gelehret die Enthaltung zu uͤben/ dahero/ welcher nach dem Himmel/ als in das entferneſte Land reiſen

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/444>, abgerufen am 25.11.2024.