Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Hoffnung. Land als einen Ancker vorauß gesendet auff daß wir auff sothanem Meer/nicht verirren/ und also Schiffbruch leyden mögen: dann gleich wie man von einem Schiff/ welches auff den Anckern lieget/ recht saget/ daß es in Sicherheit seye; obs schon noch auff dem Wasser schwäbet: also ist unsere Hoffnung gegen die Anfechtungen dieser unserer Pilger- fahrt auff das himmlische Jerusalem gegründet. Dergleichen Hoff- nungs-Ancker bezeuget der Königliehe Prophet in seinem zwantzigsten Psalmen/ daß er in den unergründlichen Fluß der Göttlicher Gütigkeit hinabgelassen habe/ und sagt: Der HERR ist mein LichtPsalm. 26. v. 1. 2. 5. 6. und mein Heyl/ wen soll ich dann förchten? wann schon ein Heer-Leger wider mich geschlagen wäre/ so sollte sich mein Hertz doch nicht förchten: wann schon ein Streit wider mich auffstunde/ so will ich mich darauff verlassen. Sage mir nun/ mein Christliche Seel/ ist dann dieser fromme Diener GOttes in alsolcher seiner Hoffnung scham- roth worden? im geringsten nicht/ dann GOtt hat denselben als einen Aug- Apffel immerzu behütet/ und auch in den eussersten Gefahren mild-vätterlich beschützet. Und ob zwarn der König Saul alle Ge-1. Reg. 23. v. 26. legenheit/ den David zu tödten gesuchet/ hat er sich doch umbsonst bemühet/ weilen GOTT den David bewahrete; wie im ersten Buch der Königen zu lesen ist. Da dieser David in der Wüsten Moan verbor- gen war/ da umbzogen Saul und seine Männer denselben mit den Sei- nigen/ und gaben sich rings umb sie wie ein Kron dergestalt/ daß auch keine Hoffnung zu entkommen sich zeigete; dann sie waren gleich einem mit Hunden und Stricken umbgebenen wilden Thier/ an allen Orthen umbsetzet: derhalben es das Ansehen hatte/ als wann es dieser Gefahr zu entfliehen/ zumahlen unmöglich wäre. Siehe aber/ wie GOtt seine Diener beschirmet/ und auß den Händen deß Sauls errettet habe. Als dieser wie ein grimmiger Löw nach dem gefangenem Raub hefftig frolocket/ da kombt unversehens ein traurige Bottschafft/ daß nemblich die Phi- listäher das Land überfallen/ und alles verhergeten: derhalben der Saul den David zu verfolgen auffzuhören/ und den Philistäheren entgegen zu ziehen gezwungen wurde. Also ist der offt-gemeldte David durch die Verhängnuß GOTTES den Händen seiner Feinden entflohen: und ob schon darfür gehalten wurde/ David seye nunmehr in der Gewalt deß Sauls; so ist er dennoch von dieser Verzweifflung be- freyet worden: dann einmahl gewiß ist/ was der Prophet Jeremias sagt: Der
Von der Hoffnung. Land als einen Ancker vorauß geſendet auff daß wir auff ſothanem Meer/nicht verirren/ und alſo Schiffbruch leyden moͤgen: dann gleich wie man von einem Schiff/ welches auff den Anckern lieget/ recht ſaget/ daß es in Sicherheit ſeye; obs ſchon noch auff dem Waſſer ſchwaͤbet: alſo iſt unſere Hoffnung gegen die Anfechtungen dieſer unſerer Pilger- fahrt auff das himmliſche Jeruſalem gegruͤndet. Dergleichen Hoff- nungs-Ancker bezeuget der Koͤnigliehe Prophet in ſeinem zwantzigſten Pſalmen/ daß er in den unergruͤndlichen Fluß der Goͤttlicher Guͤtigkeit hinabgelaſſen habe/ und ſagt: Der HERR iſt mein LichtPſalm. 26. v. 1. 2. 5. 6. und mein Heyl/ wen ſoll ich dann foͤrchten? wann ſchon ein Heer-Leger wider mich geſchlagen waͤre/ ſo ſollte ſich mein Hertz doch nicht foͤrchten: wann ſchon ein Streit wider mich auffſtůnde/ ſo will ich mich darauff verlaſſen. Sage mir nun/ mein Chriſtliche Seel/ iſt dann dieſer fromme Diener GOttes in alſolcher ſeiner Hoffnung ſcham- roth worden? im geringſten nicht/ dann GOtt hat denſelben als einen Aug- Apffel immerzu behuͤtet/ und auch in den euſſerſten Gefahren mild-vaͤtterlich beſchuͤtzet. Und ob zwarn der Koͤnig Saul alle Ge-1. Reg. 23. v. 26. legenheit/ den David zu toͤdten geſuchet/ hat er ſich doch umbſonſt bemuͤhet/ weilen GOTT den David bewahrete; wie im erſten Buch der Koͤnigen zu leſen iſt. Da dieſer David in der Wuͤſten Moan verbor- gen war/ da umbzogen Saul und ſeine Maͤnner denſelben mit den Sei- nigen/ und gaben ſich rings umb ſie wie ein Kron dergeſtalt/ daß auch keine Hoffnung zu entkommen ſich zeigete; dann ſie waren gleich einem mit Hunden und Stricken umbgebenen wilden Thier/ an allen Orthen umbſetzet: derhalben es das Anſehen hatte/ als wann es dieſer Gefahr zu entfliehen/ zumahlen unmoͤglich waͤre. Siehe aber/ wie GOtt ſeine Diener beſchirmet/ und auß den Haͤnden deß Sauls errettet habe. Als dieſer wie ein grimmiger Loͤw nach dem gefangenem Raub hefftig frolocket/ da kombt unverſehens ein traurige Bottſchafft/ daß nemblich die Phi- liſtaͤher das Land uͤberfallen/ und alles verhergeten: derhalben der Saul den David zu verfolgen auffzuhoͤren/ und den Philiſtaͤheren entgegen zu ziehen gezwungen wurde. Alſo iſt der offt-gemeldte David durch die Verhaͤngnuß GOTTES den Haͤnden ſeiner Feinden entflohen: und ob ſchon darfuͤr gehalten wurde/ David ſeye nunmehr in der Gewalt deß Sauls; ſo iſt er dennoch von dieſer Verzweifflung be- freyet worden: dann einmahl gewiß iſt/ was der Prophet Jeremias ſagt: Der
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Von der Hoffnung.
Land als einen Ancker vorauß geſendet auff daß wir auff ſothanem Meer/
nicht verirren/ und alſo Schiffbruch leyden moͤgen: dann gleich wie
man von einem Schiff/ welches auff den Anckern lieget/ recht ſaget/
daß es in Sicherheit ſeye; obs ſchon noch auff dem Waſſer ſchwaͤbet:
alſo iſt unſere Hoffnung gegen die Anfechtungen dieſer unſerer Pilger-
fahrt auff das himmliſche Jeruſalem gegruͤndet. Dergleichen Hoff-
nungs-Ancker bezeuget der Koͤnigliehe Prophet in ſeinem zwantzigſten
Pſalmen/ daß er in den unergruͤndlichen Fluß der Goͤttlicher Guͤtigkeit
hinabgelaſſen habe/ und ſagt: Der HERR iſt mein Licht
und mein Heyl/ wen ſoll ich dann foͤrchten? wann
ſchon ein Heer-Leger wider mich geſchlagen waͤre/ ſo
ſollte ſich mein Hertz doch nicht foͤrchten: wann ſchon
ein Streit wider mich auffſtůnde/ ſo will ich mich
darauff verlaſſen. Sage mir nun/ mein Chriſtliche Seel/ iſt
dann dieſer fromme Diener GOttes in alſolcher ſeiner Hoffnung ſcham-
roth worden? im geringſten nicht/ dann GOtt hat denſelben als einen
Aug- Apffel immerzu behuͤtet/ und auch in den euſſerſten Gefahren
mild-vaͤtterlich beſchuͤtzet. Und ob zwarn der Koͤnig Saul alle Ge-
legenheit/ den David zu toͤdten geſuchet/ hat er ſich doch umbſonſt bemuͤhet/
weilen GOTT den David bewahrete; wie im erſten Buch der
Koͤnigen zu leſen iſt. Da dieſer David in der Wuͤſten Moan verbor-
gen war/ da umbzogen Saul und ſeine Maͤnner denſelben mit den Sei-
nigen/ und gaben ſich rings umb ſie wie ein Kron dergeſtalt/ daß auch
keine Hoffnung zu entkommen ſich zeigete; dann ſie waren gleich einem
mit Hunden und Stricken umbgebenen wilden Thier/ an allen Orthen
umbſetzet: derhalben es das Anſehen hatte/ als wann es dieſer Gefahr
zu entfliehen/ zumahlen unmoͤglich waͤre. Siehe aber/ wie GOtt ſeine
Diener beſchirmet/ und auß den Haͤnden deß Sauls errettet habe. Als
dieſer wie ein grimmiger Loͤw nach dem gefangenem Raub hefftig frolocket/
da kombt unverſehens ein traurige Bottſchafft/ daß nemblich die Phi-
liſtaͤher das Land uͤberfallen/ und alles verhergeten: derhalben der Saul
den David zu verfolgen auffzuhoͤren/ und den Philiſtaͤheren entgegen zu
ziehen gezwungen wurde. Alſo iſt der offt-gemeldte David durch die
Verhaͤngnuß GOTTES den Haͤnden ſeiner Feinden entflohen:
und ob ſchon darfuͤr gehalten wurde/ David ſeye nunmehr in der
Gewalt deß Sauls; ſo iſt er dennoch von dieſer Verzweifflung be-
freyet worden: dann einmahl gewiß iſt/ was der Prophet Jeremias ſagt:
Der
Pſalm.
26. v. 1. 2.
5. 6.
1. Reg.
23. v. 26.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/43>, abgerufen am 16.07.2024. |