Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Dreissigste Geistliche Lection neigung mit ihnen vereiniget/ wird er nicht edler/ sondern schlechter und un-In Serm, Ecce nos reliq. Lib. 4. Conf. c. 12.reiner/ und solches desto mehr/ je mehr er ihnen anhänget. Deßwegen nimbt der H. Bernardus kluglich in acht/ daß die vernünfftige Seele nach dem E- benbild Gottes gemacht/ von andern Sachen eingenommen/ aber nicht erfül- let werden könne. Deßwegen ruffet der H. Augustinus denen Anhängern der Welt also zu: O ihr Liebhaber der Welt! da ist keine Ruhe/ wo ihr dieselbe su- chet; suchet/ was ihr suchet; ihr suchet das glückselige Leben im Lande deß Todts? Es ist nicht allda/ dann wie kan da ein glückseliges Leben seyn/ wo kein Leben ist? 6. Ferner hat dieser Betrug der Welt mit seinen Gemüths Augen biß 7. Derowegen/ lieber Bruder/ damit du nicht einmahl am Ende deines gestürtzet
Die Dreiſſigſte Geiſtliche Lection neigung mit ihnen vereiniget/ wird er nicht edler/ ſondern ſchlechter und un-In Serm, Ecce nos reliq. Lib. 4. Conf. c. 12.reiner/ und ſolches deſto mehr/ je mehr er ihnen anhaͤnget. Deßwegen nimbt der H. Bernardus kluglich in acht/ daß die vernuͤnfftige Seele nach dem E- benbild Gottes gemacht/ von andern Sachen eingenommen/ aber nicht erfuͤl- let werden koͤnne. Deßwegen ruffet der H. Auguſtinus denen Anhaͤngern der Welt alſo zu: O ihr Liebhaber der Welt! da iſt keine Ruhe/ wo ihr dieſelbe ſu- chet; ſuchet/ was ihr ſuchet; ihr ſuchet das gluͤckſelige Leben im Lande deß Todts? Es iſt nicht allda/ dann wie kan da ein gluͤckſeliges Leben ſeyn/ wo kein Leben iſt? 6. Ferner hat dieſer Betrug der Welt mit ſeinen Gemuͤths Augen biß 7. Derowegen/ lieber Bruder/ damit du nicht einmahl am Ende deines geſtuͤrtzet
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Die Dreiſſigſte Geiſtliche Lection
neigung mit ihnen vereiniget/ wird er nicht edler/ ſondern ſchlechter und un-
reiner/ und ſolches deſto mehr/ je mehr er ihnen anhaͤnget. Deßwegen nimbt
der H. Bernardus kluglich in acht/ daß die vernuͤnfftige Seele nach dem E-
benbild Gottes gemacht/ von andern Sachen eingenommen/ aber nicht erfuͤl-
let werden koͤnne. Deßwegen ruffet der H. Auguſtinus denen Anhaͤngern der
Welt alſo zu: O ihr Liebhaber der Welt! da iſt keine Ruhe/ wo ihr dieſelbe ſu-
chet; ſuchet/ was ihr ſuchet; ihr ſuchet das gluͤckſelige Leben im Lande deß
Todts? Es iſt nicht allda/ dann wie kan da ein gluͤckſeliges Leben ſeyn/ wo kein
Leben iſt?
In Serm,
Ecce nos
reliq.
Lib. 4.
Conf. c.
12.
6. Ferner hat dieſer Betrug der Welt mit ſeinen Gemuͤths Augen biß
auffs innerſte geſehen der Heyden-Lehrer S. Paulus, deßwegen ſagt er zu den
Philippenſern: Jch achte alles fůr Koth/ damit ich Chriſtum
gewinne. Deßwegen ſoll man billig alle Guͤter der Welt verachten/ weil
ſie der Apoſtel fuͤr Koth haͤlt. O du hoͤchſte Verkertheit/ und erſchroͤckliche
Blindheit der Adams-Kinder! was iſt Gott/ den ſie verlaſſen? iſt er nicht der
Brunn alles guten/ das Mittelpunct unſerer Seelen/ die wahre Ruhe unſers
Hertzens/ und die reinſte Wuͤrckung der Guͤtigkeit? was iſt die Welt/ die
ſie lieben? iſt ſie nicht ein Kaͤrcker der Lebendigen/ ein Grab der Todten/ eine
Werckſtatt der Laſter/ ein verachtung der Tugenden und ein Hencker der
Vernunfft/ ſo zu Gott lencket. Hoͤret derohalben ihr Liebhaber der Welt S.
Joannem, welcher euch alſo zuruffet: Die Welt vergehet ſambi ih-
ren Lůſten. Jch bitte euch/ ſaget doch ob/ ihr wollet/ entweder das zeit-
liche lieben/ und mit der Zeit voruͤber gehen/ oder Chriſtum lieben/ und in E-
wigkeit leben? vielleicht werdet ihr antworten/ daß ihr beydes liebet; aber/ ihr
elende! ihr werdet betrogen. Dan Chriſtus ſagt: Niemand kan zweyeu
Herren dienen/ dan er wird entweder den einen haſſen/ und
den andern lieb haben: oder er wird den einen důlden/ und
den andern verachten. Jhr koͤnnet nicht GOtt dienen und
dem Mammon oder der Welt. Derowegen iſts dem/ der Chriſto dienen
will/ nothwendig/ daß er alle Lieb der Creaturen auß dem innerſten ſeines Her-
tzens ſtoſſe/ dann ſo/ und nicht anders wird er ſeinen Feinden obſiegen. Dann
gleich wie David mit deß Sauls Waffen angethan/ nicht fortgehen konte/
noch gegen den Goliath ſtreiten; alſo auch einer/ der mit den Waffen der
Welt angethan/ das iſt/ in die weltliche Geſchaͤfften ſich einſtecket/ der kan
fuͤr Gott gegen den Teuffel nicht ſtreiten.
Philip. 3.
8.
1. Joh. 2.
17.
Matt. 6.
24.
7. Derowegen/ lieber Bruder/ damit du nicht einmahl am Ende deines
Lebens von der Welt betrogen/ und von derſelben in den Abgrund der Hoͤllen
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