Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die erste Geistliche Lection. jedoch ausser allem Zweiffel; daß diese nach gegenwärtigem zergäng-lichen Leben/ in viel fensterere und abscheulichere/ nemblich die höllische Kercker werden geworffen werden; allwo sie die Schuld ihrer allzugrossen Thorheit werden bezahlen müssen. Derhalben ein je- der versichert seye/ daß/ wann er sothanen Kärckern zu entgehen/ und deß hemmlischen Vatterlands Einwohner zu werden verlanget; ihme daßjenige/ so er glaubet/ auch in der That zu verrichten von- nöhten seye: dann gleich wie einem jeden reisenden Menschen/ der seinen bestimbten Orth zu erreichen trachtet/ zwey Stück seynd nothwendig; nemblich das Aug und der Fuß/ dieser zum wandern/ je- ner aber den Weeg zu erkennen: also wer zum Reich der Himmelen einzugehen begehret/ muß haben zwey Dinge; nemblich das Aug deß Glaubens/ und den Fuß deß Wercks; ohne diese keiner daß ver- langte Ziel/ nemblich die ewig-währende Seeligkeit erreichen kan. 7. So will sichs dann geziemen/ mein Christliche Seel/ Glaub
Die erſte Geiſtliche Lection. jedoch auſſer allem Zweiffel; daß dieſe nach gegenwaͤrtigem zergaͤng-lichen Leben/ in viel fenſterere und abſcheulichere/ nemblich die hoͤlliſche Kercker werden geworffen werden; allwo ſie die Schuld ihrer allzugroſſen Thorheit werden bezahlen muͤſſen. Derhalben ein je- der verſichert ſeye/ daß/ wann er ſothanen Kaͤrckern zu entgehen/ und deß hemmliſchen Vatterlands Einwohner zu werden verlanget; ihme daßjenige/ ſo er glaubet/ auch in der That zu verrichten von- noͤhten ſeye: dann gleich wie einem jeden reiſenden Menſchen/ der ſeinen beſtimbten Orth zu erreichen trachtet/ zwey Stuͤck ſeynd nothwendig; nemblich das Aug und der Fuß/ dieſer zum wandern/ je- ner aber den Weeg zu erkennen: alſo wer zum Reich der Himmelen einzugehen begehret/ muß haben zwey Dinge; nemblich das Aug deß Glaubens/ und den Fuß deß Wercks; ohne dieſe keiner daß ver- langte Ziel/ nemblich die ewig-waͤhrende Seeligkeit erreichen kan. 7. So will ſichs dann geziemen/ mein Chriſtliche Seel/ Glaub
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Die erſte Geiſtliche Lection.
jedoch auſſer allem Zweiffel; daß dieſe nach gegenwaͤrtigem zergaͤng-
lichen Leben/ in viel fenſterere und abſcheulichere/ nemblich die
hoͤlliſche Kercker werden geworffen werden; allwo ſie die Schuld
ihrer allzugroſſen Thorheit werden bezahlen muͤſſen. Derhalben ein je-
der verſichert ſeye/ daß/ wann er ſothanen Kaͤrckern zu entgehen/
und deß hemmliſchen Vatterlands Einwohner zu werden verlanget;
ihme daßjenige/ ſo er glaubet/ auch in der That zu verrichten von-
noͤhten ſeye: dann gleich wie einem jeden reiſenden Menſchen/ der
ſeinen beſtimbten Orth zu erreichen trachtet/ zwey Stuͤck ſeynd
nothwendig; nemblich das Aug und der Fuß/ dieſer zum wandern/ je-
ner aber den Weeg zu erkennen: alſo wer zum Reich der Himmelen
einzugehen begehret/ muß haben zwey Dinge; nemblich das Aug deß
Glaubens/ und den Fuß deß Wercks; ohne dieſe keiner daß ver-
langte Ziel/ nemblich die ewig-waͤhrende Seeligkeit erreichen kan.
7. So will ſichs dann geziemen/ mein Chriſtliche Seel/
daß du den wahren und lebhafften Glauben in die Mitte deines
Hertzen pflantzeſt; auß deme vielerley annehmliche Bluͤmlein der
Tugenden zu deinem geiſtlichen Nutzen hervorkommen werden. Dann
gleich wie die Gaͤrtner derhalben zu Ernaͤhrung und Erhaltung der
Baum- Wurtzelen allen Fleiß anwenden/ weilen von derſelben
Krafft alle Zweiglein deß Baums zu genieſſen haben: alſo laſſen ſich
die embſige Naͤhrer der Tugenden auch in Pflantzung und Ver-
mehrung deß Glaubens keine Muͤhe verdrieſſen: dieweilen von die-
ſem/ als der Wurtzelen/ die Wahre Erhaltung derſelben entſtehet:
Sintemahlen nichts kraͤfftigeres zu Verſammlung und Mehrung der
GOtt-gefaͤlligen Tugenden kan erfunden werden/ als eben durch
einen ſtarcken Glauben gaͤntzlich darfuͤr halten/ daß der guͤtige
GOTT dieſerthalben uns unendlichen Lohn zufuͤgen werde.
Dann gleich wie die Hunde/ wann ſie einen Raub ſehen/ demſel-
ben mit aller Geſchwindigkeit zulauffen/ und weder durch Stein/
weder durch Pruͤgeln ſich darab verhindern laſſen; alſo diejenige/ wel-
che durch den Glauben in Erkandtnuß der himmliſchen Guͤter kom-
men ſeynd; fuͤrchten ſich vor keiner immer vorfallenden Beſchwer-
nus/ ſondern ſuchen alſolchen himmliſchen Raub mit allem Ernſt
und ruͤhmlichen Eyffer zu erfangen. Weiters iſt auch der lebhaffte
Glaub
Snaplet.
in Dom.
6. poſt
Epiph.
Brom:
ard. v.
Fidei c.
4.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/36>, abgerufen am 16.07.2024. |