Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Die erste Geistliche Lection.
jedoch ausser allem Zweiffel; daß diese nach gegenwärtigem zergäng-
lichen Leben/ in viel fensterere und abscheulichere/ nemblich die
höllische Kercker werden geworffen werden; allwo sie die Schuld
ihrer allzugrossen Thorheit werden bezahlen müssen. Derhalben ein je-
der versichert seye/ daß/ wann er sothanen Kärckern zu entgehen/
und deß hemmlischen Vatterlands Einwohner zu werden verlanget;
ihme daßjenige/ so er glaubet/ auch in der That zu verrichten von-
nöhten seye: dann gleich wie einem jeden reisenden Menschen/ der
seinen bestimbten Orth zu erreichen trachtet/ zwey Stück seynd
nothwendig; nemblich das Aug und der Fuß/ dieser zum wandern/ je-
ner aber den Weeg zu erkennen: also wer zum Reich der Himmelen
einzugehen begehret/ muß haben zwey Dinge; nemblich das Aug deß
Glaubens/ und den Fuß deß Wercks; ohne diese keiner daß ver-
langte Ziel/ nemblich die ewig-währende Seeligkeit erreichen kan.

7. So will sichs dann geziemen/ mein Christliche Seel/
daß du den wahren und lebhafften Glauben in die Mitte deines
Hertzen pflantzest; auß deme vielerley annehmliche Blümlein der
S[n]aplet.
in Dom.
6. post
Epiph.
Tugenden zu deinem geistlichen Nutzen hervorkommen werden. Dann
gleich wie die Gärtner derhalben zu Ernährung und Erhaltung der
Baum- Wurtzelen allen Fleiß anwenden/ weilen von derselben
Krafft alle Zweiglein deß Baums zu geniessen haben: also lassen sich
die embsige Nährer der Tugenden auch in Pflantzung und Ver-
mehrung deß Glaubens keine Mühe verdriessen: dieweilen von die-
sem/ als der Wurtzelen/ die Wahre Erhaltung derselben entstehet:
Sintemahlen nichts kräfftigeres zu Versammlung und Mehrung der
GOtt-gefälligen Tugenden kan erfunden werden/ als eben durch
einen starcken Glauben gäntzlich darfür halten/ daß der gütige
GOTT dieserthalben uns unendlichen Lohn zufügen werde.
Dann gleich wie die Hunde/ wann sie einen Raub sehen/ demsel-
Brom:
ard. v.
Fidei c.

4.
ben mit aller Geschwindigkeit zulauffen/ und weder durch Stein/
weder durch Prügeln sich darab verhindern lassen; also diejenige/ wel-
che durch den Glauben in Erkandtnuß der himmlischen Güter kom-
men seynd; fürchten sich vor keiner immer vorfallenden Beschwer-
nus/ sondern suchen alsolchen himmlischen Raub mit allem Ernst
und rühmlichen Eyffer zu erfangen. Weiters ist auch der lebhaffte

Glaub

Die erſte Geiſtliche Lection.
jedoch auſſer allem Zweiffel; daß dieſe nach gegenwaͤrtigem zergaͤng-
lichen Leben/ in viel fenſterere und abſcheulichere/ nemblich die
hoͤlliſche Kercker werden geworffen werden; allwo ſie die Schuld
ihrer allzugroſſen Thorheit werden bezahlen muͤſſen. Derhalben ein je-
der verſichert ſeye/ daß/ wann er ſothanen Kaͤrckern zu entgehen/
und deß hemmliſchen Vatterlands Einwohner zu werden verlanget;
ihme daßjenige/ ſo er glaubet/ auch in der That zu verrichten von-
noͤhten ſeye: dann gleich wie einem jeden reiſenden Menſchen/ der
ſeinen beſtimbten Orth zu erreichen trachtet/ zwey Stuͤck ſeynd
nothwendig; nemblich das Aug und der Fuß/ dieſer zum wandern/ je-
ner aber den Weeg zu erkennen: alſo wer zum Reich der Himmelen
einzugehen begehret/ muß haben zwey Dinge; nemblich das Aug deß
Glaubens/ und den Fuß deß Wercks; ohne dieſe keiner daß ver-
langte Ziel/ nemblich die ewig-waͤhrende Seeligkeit erreichen kan.

7. So will ſichs dann geziemen/ mein Chriſtliche Seel/
daß du den wahren und lebhafften Glauben in die Mitte deines
Hertzen pflantzeſt; auß deme vielerley annehmliche Bluͤmlein der
S[n]aplet.
in Dom.
6. poſt
Epiph.
Tugenden zu deinem geiſtlichen Nutzen hervorkommen werden. Dann
gleich wie die Gaͤrtner derhalben zu Ernaͤhrung und Erhaltung der
Baum- Wurtzelen allen Fleiß anwenden/ weilen von derſelben
Krafft alle Zweiglein deß Baums zu genieſſen haben: alſo laſſen ſich
die embſige Naͤhrer der Tugenden auch in Pflantzung und Ver-
mehrung deß Glaubens keine Muͤhe verdrieſſen: dieweilen von die-
ſem/ als der Wurtzelen/ die Wahre Erhaltung derſelben entſtehet:
Sintemahlen nichts kraͤfftigeres zu Verſammlung und Mehrung der
GOtt-gefaͤlligen Tugenden kan erfunden werden/ als eben durch
einen ſtarcken Glauben gaͤntzlich darfuͤr halten/ daß der guͤtige
GOTT dieſerthalben uns unendlichen Lohn zufuͤgen werde.
Dann gleich wie die Hunde/ wann ſie einen Raub ſehen/ demſel-
Brom:
ard. v.
Fidei c.

4.
ben mit aller Geſchwindigkeit zulauffen/ und weder durch Stein/
weder durch Pruͤgeln ſich darab verhindern laſſen; alſo diejenige/ wel-
che durch den Glauben in Erkandtnuß der himmliſchen Guͤter kom-
men ſeynd; fuͤrchten ſich vor keiner immer vorfallenden Beſchwer-
nus/ ſondern ſuchen alſolchen himmliſchen Raub mit allem Ernſt
und ruͤhmlichen Eyffer zu erfangen. Weiters iſt auch der lebhaffte

Glaub
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0036" n="8"/><fw place="top" type="header">Die er&#x017F;te Gei&#x017F;tliche <hi rendition="#aq">Lection.</hi></fw><lb/>
jedoch au&#x017F;&#x017F;er allem Zweiffel; daß die&#x017F;e nach gegenwa&#x0364;rtigem zerga&#x0364;ng-<lb/>
lichen Leben/ in viel fen&#x017F;terere und ab&#x017F;cheulichere/ nemblich die<lb/>
ho&#x0364;lli&#x017F;che Kercker werden geworffen werden; allwo &#x017F;ie die Schuld<lb/>
ihrer allzugro&#x017F;&#x017F;en Thorheit werden bezahlen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Derhalben ein je-<lb/>
der ver&#x017F;ichert &#x017F;eye/ daß/ wann er &#x017F;othanen Ka&#x0364;rckern zu entgehen/<lb/>
und deß hemmli&#x017F;chen Vatterlands Einwohner zu werden verlanget;<lb/>
ihme daßjenige/ &#x017F;o er glaubet/ auch in der That zu verrichten von-<lb/>
no&#x0364;hten &#x017F;eye: dann gleich wie einem jeden rei&#x017F;enden Men&#x017F;chen/ der<lb/>
&#x017F;einen be&#x017F;timbten Orth zu erreichen trachtet/ zwey Stu&#x0364;ck &#x017F;eynd<lb/>
nothwendig; nemblich das Aug und der Fuß/ die&#x017F;er zum wandern/ je-<lb/>
ner aber den Weeg zu erkennen: al&#x017F;o wer zum Reich der Himmelen<lb/>
einzugehen begehret/ muß haben zwey Dinge; nemblich das Aug deß<lb/>
Glaubens/ und den Fuß deß Wercks; ohne die&#x017F;e keiner daß ver-<lb/>
langte Ziel/ nemblich die ewig-wa&#x0364;hrende Seeligkeit erreichen kan.</p><lb/>
          <p>7. So will &#x017F;ichs dann geziemen/ mein Chri&#x017F;tliche Seel/<lb/>
daß du den wahren und lebhafften Glauben in die Mitte deines<lb/>
Hertzen pflantze&#x017F;t; auß deme vielerley annehmliche Blu&#x0364;mlein der<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">S<supplied>n</supplied>aplet.<lb/>
in Dom.<lb/>
6. po&#x017F;t<lb/>
Epiph.</hi></note>Tugenden zu deinem gei&#x017F;tlichen Nutzen hervorkommen werden. Dann<lb/>
gleich wie die Ga&#x0364;rtner derhalben zu Erna&#x0364;hrung und Erhaltung der<lb/>
Baum- Wurtzelen allen Fleiß anwenden/ weilen von der&#x017F;elben<lb/>
Krafft alle Zweiglein deß Baums zu genie&#x017F;&#x017F;en haben: al&#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
die emb&#x017F;ige Na&#x0364;hrer der Tugenden auch in Pflantzung und Ver-<lb/>
mehrung deß Glaubens keine Mu&#x0364;he verdrie&#x017F;&#x017F;en: dieweilen von die-<lb/>
&#x017F;em/ als der Wurtzelen/ die Wahre Erhaltung der&#x017F;elben ent&#x017F;tehet:<lb/>
Sintemahlen nichts kra&#x0364;fftigeres zu Ver&#x017F;ammlung und Mehrung der<lb/>
GOtt-gefa&#x0364;lligen Tugenden kan erfunden werden/ als eben durch<lb/>
einen &#x017F;tarcken Glauben ga&#x0364;ntzlich darfu&#x0364;r halten/ daß der gu&#x0364;tige<lb/><hi rendition="#g">GOTT</hi> die&#x017F;erthalben uns unendlichen Lohn zufu&#x0364;gen werde.<lb/>
Dann gleich wie die Hunde/ wann &#x017F;ie einen Raub &#x017F;ehen/ dem&#x017F;el-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Brom:<lb/>
ard. v.<lb/>
Fidei c.</hi><lb/>
4.</note>ben mit aller Ge&#x017F;chwindigkeit zulauffen/ und weder durch Stein/<lb/>
weder durch Pru&#x0364;geln &#x017F;ich darab verhindern la&#x017F;&#x017F;en; al&#x017F;o diejenige/ wel-<lb/>
che durch den Glauben in Erkandtnuß der himmli&#x017F;chen Gu&#x0364;ter kom-<lb/>
men &#x017F;eynd; fu&#x0364;rchten &#x017F;ich vor keiner immer vorfallenden Be&#x017F;chwer-<lb/>
nus/ &#x017F;ondern &#x017F;uchen al&#x017F;olchen himmli&#x017F;chen Raub mit allem Ern&#x017F;t<lb/>
und ru&#x0364;hmlichen Eyffer zu erfangen. Weiters i&#x017F;t auch der lebhaffte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Glaub</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0036] Die erſte Geiſtliche Lection. jedoch auſſer allem Zweiffel; daß dieſe nach gegenwaͤrtigem zergaͤng- lichen Leben/ in viel fenſterere und abſcheulichere/ nemblich die hoͤlliſche Kercker werden geworffen werden; allwo ſie die Schuld ihrer allzugroſſen Thorheit werden bezahlen muͤſſen. Derhalben ein je- der verſichert ſeye/ daß/ wann er ſothanen Kaͤrckern zu entgehen/ und deß hemmliſchen Vatterlands Einwohner zu werden verlanget; ihme daßjenige/ ſo er glaubet/ auch in der That zu verrichten von- noͤhten ſeye: dann gleich wie einem jeden reiſenden Menſchen/ der ſeinen beſtimbten Orth zu erreichen trachtet/ zwey Stuͤck ſeynd nothwendig; nemblich das Aug und der Fuß/ dieſer zum wandern/ je- ner aber den Weeg zu erkennen: alſo wer zum Reich der Himmelen einzugehen begehret/ muß haben zwey Dinge; nemblich das Aug deß Glaubens/ und den Fuß deß Wercks; ohne dieſe keiner daß ver- langte Ziel/ nemblich die ewig-waͤhrende Seeligkeit erreichen kan. 7. So will ſichs dann geziemen/ mein Chriſtliche Seel/ daß du den wahren und lebhafften Glauben in die Mitte deines Hertzen pflantzeſt; auß deme vielerley annehmliche Bluͤmlein der Tugenden zu deinem geiſtlichen Nutzen hervorkommen werden. Dann gleich wie die Gaͤrtner derhalben zu Ernaͤhrung und Erhaltung der Baum- Wurtzelen allen Fleiß anwenden/ weilen von derſelben Krafft alle Zweiglein deß Baums zu genieſſen haben: alſo laſſen ſich die embſige Naͤhrer der Tugenden auch in Pflantzung und Ver- mehrung deß Glaubens keine Muͤhe verdrieſſen: dieweilen von die- ſem/ als der Wurtzelen/ die Wahre Erhaltung derſelben entſtehet: Sintemahlen nichts kraͤfftigeres zu Verſammlung und Mehrung der GOtt-gefaͤlligen Tugenden kan erfunden werden/ als eben durch einen ſtarcken Glauben gaͤntzlich darfuͤr halten/ daß der guͤtige GOTT dieſerthalben uns unendlichen Lohn zufuͤgen werde. Dann gleich wie die Hunde/ wann ſie einen Raub ſehen/ demſel- ben mit aller Geſchwindigkeit zulauffen/ und weder durch Stein/ weder durch Pruͤgeln ſich darab verhindern laſſen; alſo diejenige/ wel- che durch den Glauben in Erkandtnuß der himmliſchen Guͤter kom- men ſeynd; fuͤrchten ſich vor keiner immer vorfallenden Beſchwer- nus/ ſondern ſuchen alſolchen himmliſchen Raub mit allem Ernſt und ruͤhmlichen Eyffer zu erfangen. Weiters iſt auch der lebhaffte Glaub Snaplet. in Dom. 6. poſt Epiph. Brom: ard. v. Fidei c. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/36
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/36>, abgerufen am 29.03.2024.