Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Sechs und Zwantzigste Geistliche Lection gebrauchen/ und vorab den H. Bernardum also sprechend hören sollen:Die Resignation oder Ergebung in den Willen GOttes ist eine Summ oder Vollziehung der Demuth. Ein ander fromme und gelehrte Mann Taul. in fin. Serm. de S. S.nennet sie/ nach Zeugnüß deß berühmten Tauleri/ einen Außzug der Tu- genden/ und ein Brevier aller Gelehrtheit. Von dieser Resignation schreibt auch ein ander gelehrte Schribent mit folgenden Worten: Wann du dich alle Joannes Gailer de spir. Pereg. Prop. 7.Tage dem Willen Gottes/ gantz und zumahlen von Hertzen ergebest/ und auff alle dessen Wincke immer fertig und bereit stehest/ so erlangestu Verzeihung deiner Sünden/ und erwerbest so grosse Gnad; daß du nicht allein die Höl- le/ sondern auch daß Feeg-Feuer nicht zu förchten habtst. Diese deine auffrichtige Anerbietung/ allen Göttlichen Willen zu vollbringen/ die- net dir an statt der Buß und Ablaß. Der Gott-seelige Blosius sagt also: Marga- rit. spirit. §. 6.Der gute Will ist der Grund oder das Grundvest aller Tugenden: daß aber einer eines Willens mit GOtt ist; dieses hat vor allen Tugenden den Vorzug/ und darinn bestehet die Vollkommenheit. Dann der eines so guten Willens ist/ daß er sich selbst verläugne/ und seinen eigenen Willen verlasse/ und sich gantz freywillig dem Willen GOttes ergebe; dessen gu- ter Will ist vollkommen; selbiger bringt seine Tage ohn Schröcken und Angst zu/ und empfindet an sich gleichsamb eine Sicherheit/ daß ewige Le- ben zu erlangen: er kan alle harte Wort/ all saur Gesicht/ alleunangeneh- me Werck/ und was ihm und den Seinigen für Schmach und Unbill wird zugefügt/ mit aller geziemender Ruhe und Sanfftmuth übertragen: er ley- det alles siettsamblich und gedultiglich/ was ihm von allen Orten/ es seye von GOtt/ oder von den Creaturen widerwärtiglich zustosset: ihn kan nichts verstöhren/ weder der Verlust der zeitlichen Dingen/ der Freunden und Verwandten/ weder Kranckheit/ weder die Verletzung seines guten Nahmens/ weder Todt/ weder Leben/ weder Fegfeur/ weder Teuffel/ weder Höll: Dann der auß wahrer Lieb dem Göttlichen Willen sich über lassen und ergeben hat/ und sich keiner begangenen/ und und nicht gebeichten Todt- Sünden bewust ist; der kan alles leicht- lich überstehen/ was GOtt über ihn verhänget/ so wohl zeitlich als ewig- lich. Also redet von dieser Tugend der obgemelte Blosius. 2. Seynd dieß nicht guldene Wort deß Ehrwürdigen Vatters? Seynd daß
Die Sechs und Zwantzigſte Geiſtliche Lection gebrauchen/ und vorab den H. Bernardum alſo ſprechend hoͤren ſollen:Die Reſignation oder Ergebung in den Willen GOttes iſt eine Summ oder Vollziehung der Demuth. Ein ander fromme und gelehrte Mann Taul. in fin. Serm. de S. S.nennet ſie/ nach Zeugnuͤß deß beruͤhmten Tauleri/ einen Außzug der Tu- genden/ und ein Brevier aller Gelehrtheit. Von dieſer Reſignation ſchreibt auch ein ander gelehrte Schribent mit folgenden Worten: Wann du dich alle Joannes Gailer de ſpir. Pereg. Prop. 7.Tage dem Willen Gottes/ gantz und zumahlen von Hertzen ergebeſt/ und auff alle deſſen Wincke immer fertig und bereit ſteheſt/ ſo erlangeſtu Verzeihung deiner Suͤnden/ und erwerbeſt ſo groſſe Gnad; daß du nicht allein die Hoͤl- le/ ſondern auch daß Feeg-Feuer nicht zu foͤrchten habtſt. Dieſe deine auffrichtige Anerbietung/ allen Goͤttlichen Willen zu vollbringen/ die- net dir an ſtatt der Buß und Ablaß. Der Gott-ſeelige Bloſius ſagt alſo: Marga- rit. ſpirit. §. 6.Der gute Will iſt der Grund oder das Grundveſt aller Tugenden: daß aber einer eines Willens mit GOtt iſt; dieſes hat vor allen Tugenden den Vorzug/ und darinn beſtehet die Vollkommenheit. Dann der eines ſo guten Willens iſt/ daß er ſich ſelbſt verlaͤugne/ und ſeinen eigenen Willen verlaſſe/ und ſich gantz freywillig dem Willen GOttes ergebe; deſſen gu- ter Will iſt vollkommen; ſelbiger bringt ſeine Tage ohn Schroͤcken und Angſt zu/ und empfindet an ſich gleichſamb eine Sicherheit/ daß ewige Le- ben zu erlangen: er kan alle harte Wort/ all ſaur Geſicht/ alleunangeneh- me Werck/ und was ihm und den Seinigen fuͤr Schmach und Unbill wird zugefuͤgt/ mit aller geziemender Ruhe und Sanfftmuth uͤbertragen: er ley- det alles ſiettſamblich und gedultiglich/ was ihm von allen Orten/ es ſeye von GOtt/ oder von den Creaturen widerwaͤrtiglich zuſtoſſet: ihn kan nichts verſtoͤhren/ weder der Verluſt der zeitlichen Dingen/ der Freunden und Verwandten/ weder Kranckheit/ weder die Verletzung ſeines guten Nahmens/ weder Todt/ weder Leben/ weder Fegfeur/ weder Teuffel/ weder Hoͤll: Dann der auß wahrer Lieb dem Goͤttlichen Willen ſich uͤber laſſen und ergeben hat/ und ſich keiner begangenen/ und und nicht gebeichten Todt- Suͤnden bewuſt iſt; der kan alles leicht- lich uͤberſtehen/ was GOtt uͤber ihn verhaͤnget/ ſo wohl zeitlich als ewig- lich. Alſo redet von dieſer Tugend der obgemelte Bloſius. 2. Seynd dieß nicht guldene Wort deß Ehrwuͤrdigen Vatters? Seynd daß
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Die Sechs und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
gebrauchen/ und vorab den H. Bernardum alſo ſprechend hoͤren ſollen:
Die Reſignation oder Ergebung in den Willen GOttes iſt eine Summ
oder Vollziehung der Demuth. Ein ander fromme und gelehrte Mann
nennet ſie/ nach Zeugnuͤß deß beruͤhmten Tauleri/ einen Außzug der Tu-
genden/ und ein Brevier aller Gelehrtheit. Von dieſer Reſignation ſchreibt
auch ein ander gelehrte Schribent mit folgenden Worten: Wann du dich alle
Tage dem Willen Gottes/ gantz und zumahlen von Hertzen ergebeſt/ und auff
alle deſſen Wincke immer fertig und bereit ſteheſt/ ſo erlangeſtu Verzeihung
deiner Suͤnden/ und erwerbeſt ſo groſſe Gnad; daß du nicht allein die Hoͤl-
le/ ſondern auch daß Feeg-Feuer nicht zu foͤrchten habtſt. Dieſe deine
auffrichtige Anerbietung/ allen Goͤttlichen Willen zu vollbringen/ die-
net dir an ſtatt der Buß und Ablaß. Der Gott-ſeelige Bloſius ſagt alſo:
Der gute Will iſt der Grund oder das Grundveſt aller Tugenden: daß
aber einer eines Willens mit GOtt iſt; dieſes hat vor allen Tugenden den
Vorzug/ und darinn beſtehet die Vollkommenheit. Dann der eines ſo
guten Willens iſt/ daß er ſich ſelbſt verlaͤugne/ und ſeinen eigenen Willen
verlaſſe/ und ſich gantz freywillig dem Willen GOttes ergebe; deſſen gu-
ter Will iſt vollkommen; ſelbiger bringt ſeine Tage ohn Schroͤcken und
Angſt zu/ und empfindet an ſich gleichſamb eine Sicherheit/ daß ewige Le-
ben zu erlangen: er kan alle harte Wort/ all ſaur Geſicht/ alleunangeneh-
me Werck/ und was ihm und den Seinigen fuͤr Schmach und Unbill wird
zugefuͤgt/ mit aller geziemender Ruhe und Sanfftmuth uͤbertragen: er ley-
det alles ſiettſamblich und gedultiglich/ was ihm von allen Orten/ es ſeye
von GOtt/ oder von den Creaturen widerwaͤrtiglich zuſtoſſet: ihn kan
nichts verſtoͤhren/ weder der Verluſt der zeitlichen Dingen/ der Freunden
und Verwandten/ weder Kranckheit/ weder die Verletzung ſeines guten
Nahmens/ weder Todt/ weder Leben/ weder Fegfeur/ weder Teuffel/
weder Hoͤll: Dann der auß wahrer Lieb dem Goͤttlichen Willen ſich
uͤber laſſen und ergeben hat/ und ſich keiner begangenen/ und
und nicht gebeichten Todt- Suͤnden bewuſt iſt; der kan alles leicht-
lich uͤberſtehen/ was GOtt uͤber ihn verhaͤnget/ ſo wohl zeitlich als ewig-
lich. Alſo redet von dieſer Tugend der obgemelte Bloſius.
Taul. in
fin. Serm.
de S. S.
Joannes
Gailer
de ſpir.
Pereg.
Prop. 7.
Marga-
rit. ſpirit.
§. 6.
2. Seynd dieß nicht guldene Wort deß Ehrwuͤrdigen Vatters? Seynd
das nicht ſehr groſſe und herrliche Guͤter/ ſo da auß der Reſignation ent-
ſpringen? Hoͤre nun auch an mein Chriſtliche Seel/ den frommen Suſo-
nem, der von dieſer Ergebung alſo redet: das vollkommene Leben beſtehet
nicht meiſtens darinn/ daß du uͤberfluͤſſige Troͤſtungen habeſt; ſondern/
daß
Apud.
Bloſ- in
Concl.
ani. §. 4.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 326[328]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/356>, abgerufen am 16.07.2024. |