Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von den Versuchungen. Hiervon lesen wir im Leben der H. H. Vätter und anderer frommen DienerGOttes/ daß selbige durch die alleinige heylsame Offenbahrung ihrer An- fechtungen diesem ihrem Haubt-Feind grossen Schaden zugefüget/ und sei- ner Hoffnung entsetzt haben: derhalben befleisset er sich zu verhüten/ daß das versuchte Hertz deß Menschen sich nicht außgiesse/ und seinen Zustand ei-In Reg. de Dilcr. sp. § 13. nem anderen entdecke; gleich wie ein unkeuscher Liebhaber/ sagt der heilige Ig natius Lojola, der die Verführung eines Mägdlein suchet; sich nichts so sehr lasset angelegen seyn; als daß dem Vatter desselben sein Vorhaben ver- borgen bleibe. 17. Viele haben auch das böse Eingeben der höllischen Geister mit Ver- Der S s
Von den Verſuchungen. Hiervon leſen wir im Leben der H. H. Vaͤtter und anderer frommen DienerGOttes/ daß ſelbige durch die alleinige heylſame Offenbahrung ihrer An- fechtungen dieſem ihrem Haubt-Feind groſſen Schaden zugefuͤget/ und ſei- ner Hoffnung entſetzt haben: derhalben befleiſſet er ſich zu verhuͤten/ daß das verſuchte Hertz deß Menſchen ſich nicht außgieſſe/ und ſeinen Zuſtand ei-In Reg. de Dilcr. ſp. § 13. nem anderen entdecke; gleich wie ein unkeuſcher Liebhaber/ ſagt der heilige Ig natius Lojola, der die Verfuͤhrung eines Maͤgdlein ſuchet; ſich nichts ſo ſehr laſſet angelegen ſeyn; als daß dem Vatter deſſelben ſein Vorhaben ver- borgen bleibe. 17. Viele haben auch das boͤſe Eingeben der hoͤlliſchen Geiſter mit Ver- Der S ſ
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Von den Verſuchungen.
Hiervon leſen wir im Leben der H. H. Vaͤtter und anderer frommen Diener
GOttes/ daß ſelbige durch die alleinige heylſame Offenbahrung ihrer An-
fechtungen dieſem ihrem Haubt-Feind groſſen Schaden zugefuͤget/ und ſei-
ner Hoffnung entſetzt haben: derhalben befleiſſet er ſich zu verhuͤten/ daß das
verſuchte Hertz deß Menſchen ſich nicht außgieſſe/ und ſeinen Zuſtand ei-
nem anderen entdecke; gleich wie ein unkeuſcher Liebhaber/ ſagt der heilige Ig
natius Lojola, der die Verfuͤhrung eines Maͤgdlein ſuchet; ſich nichts ſo
ſehr laſſet angelegen ſeyn; als daß dem Vatter deſſelben ſein Vorhaben ver-
borgen bleibe.
In Reg.
de Dilcr.
ſp. § 13.
17. Viele haben auch das boͤſe Eingeben der hoͤlliſchen Geiſter mit Ver-
ſpott- und Verhoͤnung deſſelben vernichtiget; ſie haben ſeinen Rath außge-
lacht/ und mit jenem Wirth/ welcher auff ſeine Hauß-Thuͤren geſchrieben:
Morgen verkauffich Wein umbſonſt: Jhm geantwortet: Mor-
gen will ich ewer Eingeben anhoͤren/ heut gibts mir darzu keine Gelegenheit:
am folgenden Tag haben ſie ihn ebener Geſtalt abgefertiget/ und auffden
morgigen Tag ſich beziehen mit jenem Geiſtlichen/ welchem der Teuffel
gerathen/ er ſolle das Cloſter verlaſſen: Abends ſagte er/ morgen will ich fort-
gehen/ und wann der morgen heran kommen ware/ ſagte er; ich will ſehen/ ob
ich noch dieſen Tag umb meines Herrn willen verbleiben kan: dieß hat er
neun Jahr lang geuͤbet/ und alſo mit ſeinem loſen Raths - Geber nur den
Schertz getrieben/ biß er von der Verſuchung voͤlliglich iſt befreyet worden.
Einem andern gabe der Teuffel ein/ er ſolte/ ſo bald ihn zur Morgen-Stund
hungerte/ ſich ohne Schew entnuͤchteren: dieſer Geiſtliche aber wider ſtunde
der Verſuchung/ und ſagte bey ſich ſelbſten/ ich will warten biß zur ſechſten
Stund: da nun ſelbige Stund heran kommen ware; ſagte er ſeinen Gedan-
cken: jetzt muß ich faſten biß zur neunten Stund: umb dieſe Zeit dunckte er
das Brod ins Waſſer/ und ſagte: vor zwoͤlff Uhren will ich gar nichts eſſen:
und zu ſelbiger Stund verrichtete er alles gewoͤhnliche Gebett und Pſalter/
wie es die Regel erforderete/ und fieng hernach an zu eſſen: dieſes hat er viele
Tag nach einander alſo geuͤbet; biß er endlich einsmahls umb zwoͤlff Uhren/
unter waͤhrendem Mittagmahl geſehen/ daß ein dicker Rauch auß dem Brod-
Korb empoͤr geſtiegen/ und zum Fenſter der Zellen hinauß gefahren: und
von ſelbiger Zeit iſt er von dieſer Anfechtung erlediget worden/ daß nach-
mahls auch biß auff den dritten Tag gefaſtet.
Lib. 9.
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