Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Vier und Zwantzigste Geistliche Lection haben auch erfahren meine Apostelen. Derhalben sagt GOttApoc. c. 3. v. 19.in der Offenbahrung Joannis: Jch straffe und zuchtige die jenige/ so ich liebe. Das ist/ ich sende ihnen Widerwärtigkeiten über den Hals. Warumb aber handelt der liebreiche GOtt also mit den Seinigen? damit er bey denselben immer verbleibe/ für dem schädlichen Anfall der Feinden sie verthätige; in den Tugenden unterweise/ und endlich dieselbige zum rechten Ps. 33. v. 19Weeg der wahren Vollkommenheit bequeme: Zumahlen der HErr Nahe bey denen ist/ die betrangt von Hertzen seynd. Wer will dann umb GOttes Willen/ mit dem Heil. Bernardo nicht überlaut In Ps. 90.schreyen: Der HErr ist mit uns in den Trubsalen: und was sollich derhalben anders suchen/ als Trubsäligkeit: 4. Weiters bestättiget dieses unser offt-erwehnter Seligmacher; da er ligkeit
Die Vier und Zwantzigſte Geiſtliche Lection haben auch erfahren meine Apoſtelen. Derhalben ſagt GOttApoc. c. 3. v. 19.in der Offenbahrung Joannis: Jch ſtraffe und zůchtige die jenige/ ſo ich liebe. Das iſt/ ich ſende ihnen Widerwaͤrtigkeiten uͤber den Hals. Warumb aber handelt der liebreiche GOtt alſo mit den Seinigen? damit er bey denſelben immer verbleibe/ fuͤr dem ſchaͤdlichen Anfall der Feinden ſie verthaͤtige; in den Tugenden unterweiſe/ und endlich dieſelbige zum rechten Pſ. 33. v. 19Weeg der wahren Vollkommenheit bequeme: Zumahlen der HErr Nahe bey denen iſt/ die betrangt von Hertzen ſeynd. Wer will dann umb GOttes Willen/ mit dem Heil. Bernardo nicht uͤberlaut In Pſ. 90.ſchreyen: Der HErr iſt mit uns in den Trůbſalen: und was ſollich derhalben anders ſuchen/ als Trůbſaͤligkeit: 4. Weiters beſtaͤttiget dieſes unſer offt-erwehnter Seligmacher; da er ligkeit
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Die Vier und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
haben auch erfahren meine Apoſtelen. Derhalben ſagt GOtt
in der Offenbahrung Joannis: Jch ſtraffe und zůchtige die jenige/
ſo ich liebe. Das iſt/ ich ſende ihnen Widerwaͤrtigkeiten uͤber den Hals.
Warumb aber handelt der liebreiche GOtt alſo mit den Seinigen? damit
er bey denſelben immer verbleibe/ fuͤr dem ſchaͤdlichen Anfall der Feinden ſie
verthaͤtige; in den Tugenden unterweiſe/ und endlich dieſelbige zum rechten
Weeg der wahren Vollkommenheit bequeme: Zumahlen der HErr
Nahe bey denen iſt/ die betrangt von Hertzen ſeynd. Wer
will dann umb GOttes Willen/ mit dem Heil. Bernardo nicht uͤberlaut
ſchreyen: Der HErr iſt mit uns in den Trůbſalen: und was
ſollich derhalben anders ſuchen/ als Trůbſaͤligkeit:
Apoc. c.
3. v. 19.
Pſ. 33. v. 19
In Pſ. 90.
4. Weiters beſtaͤttiget dieſes unſer offt-erwehnter Seligmacher; da er
der H. Mutter Thereſiaͤ alſo zuredet: Der iſt meinem himmliſchen Vatter
am allerangenehmſten/ welcher durch viele und ſehr groſſe Truͤbſalen ge-
tummelt wird. Sehe/ meine Tochter/ ſehe und behertzige meine Wun-
den/ und geſtehe/ wie wenig oder nichts deine Schmertzen mit den meinigen
koͤnnen verglichen werden. Von dieſer Zeit an hat die obgedachte Jung-
frau ein ſo groſſe Begierd zu leyden empfangen; daß ſie immer zu ſagen
pflegte: Jch will oder leyden/ oder ſterben/ auch hat ſie
gern bekennet/ daß ſie die Widerwaͤrtigkeiten mit allen Schaͤtzen der Welt
nicht verwechſelen wolte: dahero iſt ſie nach ihrem Todt jemanden erſchie-
nen und ihn verſichert/ daß ſie im Himmel fuͤr kein gutes Werck ſo groſſen
Lohn genieſſe/ als eben fuͤr die außgeſtandene Truͤbſalen. So hat dann recht
und wohl geſagt die ſeelige Angela de Fulgineo: Jch weiß/ mein Kinder/
ich weiß/ daß der groſſe Werth und Edelkeit/ welcher auß den zeitlichen
Trangſalen entſpringet/ uns bekennt ſeye: ſonſten wuͤrde man ſich umb dieſe
Widerwaͤrtigkeiten rauffen/ und ein jeder wurde ſuchen auß eines anderen
Truͤbſalen ſeinen Theil zu bekommen. Und das zwarn billig: ſintemahlen
die Truͤbſeeligkeit nichts anders iſt/ als ein Jubel-Jahr/ Krafft deſſen wir
ſehr viele Gnaden erlangen. Und weiters; was iſt die Truͤbſeeligkeit anders/
als ein ſehr fruchtbarer Herbſt/ in dem von uns ſo unbeſchreibliche Fruͤchten
der geiſtlichen Guͤter koͤnnen verſamblet werden? Wem koͤnnen die Wi-
derwaͤrtigkeiten aͤhnlicher verglichen werden/ als eben der annehmlichen
Arns-Zeit; zumahlen in ſelbiger die allerbeſte Garben der himmliſchen Gaa-
ben geerndet werden; und nach Meynung deß hoch-erleuchten Avilæ, in Zeit
der Truͤbſalen ein eintziges Deo gratias mehr wert iſt/ und groͤſſere Beloh-
nung verdienet/ als ſechs tauſend derſelben/ ſo da im Stand der Gluͤckſee-
ligkeit
Vit. L. 4.
c. 17.
Nadal. in
Hebd. æ-
tern. 45.
Vit. c. 20.
To. 2. Ep.
20.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/322>, abgerufen am 16.07.2024. |