Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Vortreffligk. der Trübsal und Widerwärtigkeit. niemahlen außm Hauß treiben wollen; unangesehen ihre Mutter sie darzuangetrieben; sondern hat ihr alle/ auch so mägdliche Diensten mit aller Hur- tigkeit geleistet. Die H. Maria Magdalena de Pazzis pflegte zu sagen:Lyraeus: L. 4. Jch begehre lang zu leben/ dieweilen ich umb meines li[e]ben JESU Wil- len verlange viel zu leyden: nicht allein ein kurtzs Marter; sondern hauffige Kranckheiten/ Schmach/ Unglück/ und was immer Widriges wider mich mag auffstehen. 3. O wie billig und abermahl billig werden dann diese zeitliche Plagen ha- O o 3
Von der Vortreffligk. der Truͤbſal und Widerwaͤrtigkeit. niemahlen außm Hauß treiben wollen; unangeſehen ihre Mutter ſie darzuangetrieben; ſondern hat ihr alle/ auch ſo maͤgdliche Dienſten mit aller Hur- tigkeit geleiſtet. Die H. Maria Magdalena de Pazzis pflegte zu ſagen:Lyræus: L. 4. Jch begehre lang zu leben/ dieweilen ich umb meines li[e]ben JESU Wil- len verlange viel zu leyden: nicht allein ein kurtzs Marter; ſondern hauffige Kranckheiten/ Schmach/ Ungluͤck/ und was immer Widriges wider mich mag auffſtehen. 3. O wie billig und abermahl billig werden dann dieſe zeitliche Plagen ha- O o 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0321" n="293"/><fw place="top" type="header">Von der Vortreffligk. der Truͤbſal und Widerwaͤrtigkeit.</fw><lb/> niemahlen außm Hauß treiben wollen; unangeſehen ihre Mutter ſie darzu<lb/> angetrieben; ſondern hat ihr alle/ auch ſo maͤgdliche Dienſten mit aller Hur-<lb/> tigkeit geleiſtet. Die H. Maria Magdalena <hi rendition="#aq">de Pazzis</hi> pflegte zu ſagen:<note place="right"><hi rendition="#aq">Lyræus:<lb/> L.</hi> 4.</note><lb/> Jch begehre lang zu leben/ dieweilen ich umb meines li<supplied>e</supplied>ben JESU Wil-<lb/> len verlange viel zu leyden: nicht allein ein kurtzs Marter; ſondern hauffige<lb/> Kranckheiten/ Schmach/ Ungluͤck/ und was immer Widriges wider mich<lb/> mag auffſtehen.</p><lb/> <p>3. O wie billig und abermahl billig werden dann dieſe zeitliche Plagen<lb/> von den Außerwaͤhlten Kindern GOttes ſo eifferig verlanget; indem ſie<lb/> fuͤr ein wahres Zeichen der ſonderbahren Lieb GOttes gegen den Menſchen<lb/> muͤſſen gehalten werden: dann gleich wie der Ring (ſagt Chriſtus zur H. Ger-<lb/> trudis) iſt ein Zeichen der Vermaͤhlung; alſo iſt die/ ſo wohl leib-als geiſtliche<lb/> Widerwaͤrtigkeit ein gewiſſes Urkund der Goͤttlichen Erwaͤhlung/ und gleich-<lb/> ſamb ein Heyrath der Seelen mit GOtt: ſo gar/ daß einjeder Leydcude war-<lb/> lich und vertraͤulich ſagen koͤnne: Mein Herr und GOtt hat mit ſeinem<lb/> Ring verhafftet. Dieſe Warheit wird auß dem bekraͤfftiget/ was GOtt<note place="right"><hi rendition="#aq">L. 2. Inſin.<lb/> c. 10.<lb/> Tom. 2.<lb/> chron. S.<lb/> Franc.<lb/> p. 4. L. 7. c.</hi><lb/> 24.</note><lb/> neben vielen andern Heiligen/ auch dem frommen P. Baptiſtaͤ Veranaͤ mit<lb/> folgenden Worten bedeutet hat: Gedenck/ mein Sohn/ daß ich dir ein<lb/> groͤſſeres Zeichen der Liebe erwieſen habe/ indem ich betruͤbet; als da ich dich<lb/> in meinen allerſuͤſſeſten Armben gehalten hab. Nicht weniger wird ſelbige<lb/> Warheit beſtaͤttiget auß folgender Troſt-reichen Zuſprach deß Gebenedey-<lb/> ten Heylandts zu ſeiner lieben und uͤber alle Maſſen betruͤbten Gertruden.<lb/> Was bekuͤmmerſtu dich? ſagt Chriſtus/ laß ab von deinen Trauren: ich<note place="right"><hi rendition="#aq">L. 3. Inſin.<lb/> c.</hi> 63.</note><lb/> wohne gern bey dir/ und damit du bey mir verbleiben moͤgeſt/ derhalben<lb/> mache ich dir auch ſo gar deine Freunde zu wider; auff daß du alſo in keiner<lb/> Creaturen einige beſtuͤndige Treue findeſt/ und dahero dein voͤllige Zuflucht<lb/> zu mir zu nehmen gezwungen werdeſt. Weiters hat der Lieb-reiche JEſus<lb/> durch die heilig-maͤſſige Jungfrau Catharinam/ auß dem Heil. Carmeliter<lb/> Orden/ der Ehr-wuͤrdigen und mit ſehr groſſen Schmertzen behaffteten ge-<lb/> dultigen <hi rendition="#aq">Annæ à S. Bartholomæo</hi> deſſelben Ordens ſchreiben laſſen jetzt-<lb/> folgende Wort: <hi rendition="#fr">Wie lieber und angenehmer mir einer auß</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Pæd.<lb/> Chriſti-<lb/> an. Tom.<lb/> 2. p. t.<lb/> c. 5. Sect</hi><lb/> 7.</note><lb/><hi rendition="#fr">den Meinigen jemahlen geweſen iſt; deſto mehr hab ich<lb/> ihm auß ſonderbahren Gunſt/ den groͤſſeſten Theilmeines<lb/> Creutzes zu tragen aufferleget. Dieß hat erfahren meine<lb/> Mutter/ deren Seel ein ſo ſchmertzhafftes Schwerd<lb/> durchtrungen hat; daß Sie billig eine Martyr der Mar-<lb/> tyren/ und Koͤnigin derſelben genennet wird: und dieſes</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">O o</hi> 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ha-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0321]
Von der Vortreffligk. der Truͤbſal und Widerwaͤrtigkeit.
niemahlen außm Hauß treiben wollen; unangeſehen ihre Mutter ſie darzu
angetrieben; ſondern hat ihr alle/ auch ſo maͤgdliche Dienſten mit aller Hur-
tigkeit geleiſtet. Die H. Maria Magdalena de Pazzis pflegte zu ſagen:
Jch begehre lang zu leben/ dieweilen ich umb meines lieben JESU Wil-
len verlange viel zu leyden: nicht allein ein kurtzs Marter; ſondern hauffige
Kranckheiten/ Schmach/ Ungluͤck/ und was immer Widriges wider mich
mag auffſtehen.
Lyræus:
L. 4.
3. O wie billig und abermahl billig werden dann dieſe zeitliche Plagen
von den Außerwaͤhlten Kindern GOttes ſo eifferig verlanget; indem ſie
fuͤr ein wahres Zeichen der ſonderbahren Lieb GOttes gegen den Menſchen
muͤſſen gehalten werden: dann gleich wie der Ring (ſagt Chriſtus zur H. Ger-
trudis) iſt ein Zeichen der Vermaͤhlung; alſo iſt die/ ſo wohl leib-als geiſtliche
Widerwaͤrtigkeit ein gewiſſes Urkund der Goͤttlichen Erwaͤhlung/ und gleich-
ſamb ein Heyrath der Seelen mit GOtt: ſo gar/ daß einjeder Leydcude war-
lich und vertraͤulich ſagen koͤnne: Mein Herr und GOtt hat mit ſeinem
Ring verhafftet. Dieſe Warheit wird auß dem bekraͤfftiget/ was GOtt
neben vielen andern Heiligen/ auch dem frommen P. Baptiſtaͤ Veranaͤ mit
folgenden Worten bedeutet hat: Gedenck/ mein Sohn/ daß ich dir ein
groͤſſeres Zeichen der Liebe erwieſen habe/ indem ich betruͤbet; als da ich dich
in meinen allerſuͤſſeſten Armben gehalten hab. Nicht weniger wird ſelbige
Warheit beſtaͤttiget auß folgender Troſt-reichen Zuſprach deß Gebenedey-
ten Heylandts zu ſeiner lieben und uͤber alle Maſſen betruͤbten Gertruden.
Was bekuͤmmerſtu dich? ſagt Chriſtus/ laß ab von deinen Trauren: ich
wohne gern bey dir/ und damit du bey mir verbleiben moͤgeſt/ derhalben
mache ich dir auch ſo gar deine Freunde zu wider; auff daß du alſo in keiner
Creaturen einige beſtuͤndige Treue findeſt/ und dahero dein voͤllige Zuflucht
zu mir zu nehmen gezwungen werdeſt. Weiters hat der Lieb-reiche JEſus
durch die heilig-maͤſſige Jungfrau Catharinam/ auß dem Heil. Carmeliter
Orden/ der Ehr-wuͤrdigen und mit ſehr groſſen Schmertzen behaffteten ge-
dultigen Annæ à S. Bartholomæo deſſelben Ordens ſchreiben laſſen jetzt-
folgende Wort: Wie lieber und angenehmer mir einer auß
den Meinigen jemahlen geweſen iſt; deſto mehr hab ich
ihm auß ſonderbahren Gunſt/ den groͤſſeſten Theilmeines
Creutzes zu tragen aufferleget. Dieß hat erfahren meine
Mutter/ deren Seel ein ſo ſchmertzhafftes Schwerd
durchtrungen hat; daß Sie billig eine Martyr der Mar-
tyren/ und Koͤnigin derſelben genennet wird: und dieſes
ha-
L. 2. Inſin.
c. 10.
Tom. 2.
chron. S.
Franc.
p. 4. L. 7. c.
24.
L. 3. Inſin.
c. 63.
Pæd.
Chriſti-
an. Tom.
2. p. t.
c. 5. Sect
7.
O o 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/321 |
Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/321>, abgerufen am 16.07.2024. |