Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Ein und Zwantzigste Geistliche Lection Werth nichts verlieret? Gleicher massen kan ein böse Obrigkeit gute Be-felcher außtheilen; sintemahlen dieselbe an Statt GOttes ist/ von dem alle Rom. 13.Gewalt gegeben wird; Der aber der Gewalt widerstrebet/ der widersetzet sich der Göttlichen Satzung. Wohl und abermahl wohl thuen die jenige/ welche auch den ungeschlachten Obern in allem pariren/ und die scharffe Befelcher mit Freuden vollbringen; dann also werden sie von den Maculen ihrer Seelen am besten gesaubert/ und von Gott am meisten geliebet. 10. Schaue zu/ mein Christliche Seel/ wie dein himmlischer Lehrmeister dir 11. Gegen den blinden Gehorsamb nicht allein/ sondern auch gegen das Vor-
Die Ein und Zwantzigſte Geiſtliche Lection Werth nichts verlieret? Gleicher maſſen kan ein boͤſe Obrigkeit gute Be-felcher außtheilen; ſintemahlen dieſelbe an Statt GOttes iſt/ von dem alle Rom. 13.Gewalt gegeben wird; Der aber der Gewalt widerſtrebet/ der widerſetzet ſich der Goͤttlichen Satzung. Wohl und abermahl wohl thuen die jenige/ welche auch den ungeſchlachten Obern in allem pariren/ und die ſcharffe Befelcher mit Freuden vollbringen; dann alſo werden ſie von den Maculen ihrer Seelen am beſten geſaubert/ und von Gott am meiſten geliebet. 10. Schaue zu/ mein Chriſtliche Seel/ wie dein himmliſcher Lehrmeiſter dir 11. Gegen den blinden Gehorſamb nicht allein/ ſondern auch gegen das Vor-
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Die Ein und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
Werth nichts verlieret? Gleicher maſſen kan ein boͤſe Obrigkeit gute Be-
felcher außtheilen; ſintemahlen dieſelbe an Statt GOttes iſt/ von dem alle
Gewalt gegeben wird; Der aber der Gewalt widerſtrebet/
der widerſetzet ſich der Goͤttlichen Satzung. Wohl und
abermahl wohl thuen die jenige/ welche auch den ungeſchlachten Obern in
allem pariren/ und die ſcharffe Befelcher mit Freuden vollbringen; dann
alſo werden ſie von den Maculen ihrer Seelen am beſten geſaubert/ und
von Gott am meiſten geliebet.
Rom. 13.
10. Schaue zu/ mein Chriſtliche Seel/ wie dein himmliſcher Lehrmeiſter dir
in dieſem Gehorſamb/ auch mit der That ſelbſten iſt vorgangen; welcher nit
allein den hohen Prieſtern und ungerechten Richtern/ ſondern auch ſo gar
ſeinen Creutzigeren den Gehorſamb hat leiſten wollen; zumahlen er/ da ihm
die Kleyder außzuziehen befohlen worden (wie der H Vincentius Ferrerius
vermerckt) alsbald gehorchet. Chriſtus/ ſagt der Apoſtel: iſt dem
Vatter gehorſamb worden biß zum Todt/ und zwarn
zum Todt deß Creutzes. Was aber hat Jhn darzu genoͤthiget?
der Apoſtel Petrus antwort/ und ſagt: Chriſtus hat fůr uns ge-
litten/ und hat euch ein Exempel gelaſſen/ daß ihr ſei-
nen Fußſtapffen ſollet nachfolgen: das iſt/ ſagt der H. Ber-
nardus/ daß ihr ſollet gehorſamb ſeyn/ wie er geweſen iſt. So haben wir
dann auß deme/ was er gelitten hat/ zu lernen/ wie viel wir/ die wir nur
Menſchen ſeynd/ umb deß Gehorſambs Willen zu leyden haben; fuͤr wel-
che der jenige/ ſo GOtt ware/ gern geſtorben iſt. Auff daß uns aber
dieſe zu uͤben/ alle Beſchwaͤrligkeit benommen werde/ muͤſſen wir unſere
Obrigkeit nicht fuͤr ſchwache und unvollkommene Menſchen/ ſondern fuͤr
ware Statthalter GOttes halten/ wie uns der obgemeldte H. Bernardus
erinnert und ſagt: Der Gehorſamb/ welcher den Obern ge-
leiſtet wird/ wird GOtt geleiſtet; dann Er ſelbſt geſagt
hat; der euch hoͤret/ der hoͤret mich. Dahero der gewiſſe Schluß
gemacht wird/ daß man all das jenige/ ſo von der menſchlichen Obrig-
keit an Statt GOttes befohlen wird/ nicht anders muͤſſe annehmen/ als
wans GOtt ſelbſt befehlete: zumahln eins iſt/ ob er uns durch ſich ſelbſt/ o-
der durch ſeine Diener/ ſie ſeyen dann Menſchen oder Engel/ ſeinen Willen
kundbar mache.
Serm. 3.
de Epiph.
1. 2. 21.
De Grad.
Hum.
L 1. de
Diſp. &
Præl.
11. Gegen den blinden Gehorſamb nicht allein/ ſondern auch gegen das
Verbott Chriſti (nolite udicare. Richtet nicht) ſuͤndigen die jenige/
ſo vermeinen/ daß hier und da die Obrigkeit uͤbel befehle; derhalben machen
ſich ſelbige offtmahlen den gefaͤhrlichen Zweiffel/ ob ſie den Willen GOttes
recht erkennen koͤnnen. Nun geſchichts aber taͤglich/ daß ein Vorſteher oder
Vor-
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