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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Ein und Zwantzigste Getstliche Lection
ter Augustino billig den Vorzug geben/ der da spricht in seinem ersten Buch
der Controversien: Der Gehorsamb ist die allergröste Tu-
c. 14.gend/ und/ also zu sagen/ ein Mutter und Ursprung al-
ler Tugenden.
Und weilen der Gehorsamb/ nach Zeugnuß deß Heil.
Gregoru/ die jenige Tugend allein ist/ so die andere in das Hertz einpflantzet/
L. 4. Inst.
c.
30.
und die eingepflantzte bewahret; derhalben sagt wohl der fromme Cassianus/
daß selbige unter den andern Tugenden den Vorzug habe/ dergestalt/ daß/
ob du schon die gantze Welt/ und was darinnen ist/ verlassen hast/ dein
Creutz mit grosser Gedult tragest/ und dich in allen Tugenden übest/ wann
dannoch den Gehorsamb nicht hast/ nichts zu schätzen seyest: dieweilen diese
Tugend von einem Gott-seeligen Vatter mit diesen lebhafften Farben also
In Vit.
P. P. L. 3.
Libel. 14.
n
19.
entworffen wird/ daß sie seye das Heyl aller Christ-Glaubigen/
eine Gebärerin aller Tugenden/ eine Auffschliesserin und
Erfinderin deß Himmelreichs/ ein Erheberin der Men-
schen von der Erden/ eine Beywohnerin der Engelen/
und endlich eine Speiß aller Heiligen und Außerwählten
GOttes: dann auß dieser seynd sie entwehnet worden/
und durch selbige seynd sie zur Vollkommenheit gelanget/
und zwarn in kurtzer Zeit:
Wie der H. Dorotheus von seinem
Doct. 4.Dositheo meldet/ daß selbiger in der eintzigen Tugend deß Gehorsambs und
Verläugnung seiner selbsten sich mehrentheils geübet habe/ seye aber in sei-
ner blühenden Jugend gestorben/ und gleich nach seinem Todt von einem
Ruff. L. 1.
Vit. P. P.
c.
31.
Alten in der Schaar der Heiligen geschen worden. Derhalben gibe einem
jeden der H. Antonius diesen Rath und sagt: der verlanget bald vollkom-
men zu werden/ der seye seyn eigener Lehr-Meister nicht/ und gehorche
nicht seinem eigenen Willen/ wann er schon vermeinet/ daß die Sach recht
seye/ die er begehret: sondern er verläugne sich selbsten vor allem nach dem
Gebott deß Herrn/ der auch von sich selbsten sagt/ daß er nicht kommen
seye/ seinen Willen zu vollbringen/ sondern dessen/ der ihn gesandt hat.

3. Weiters erfreuet uns auch der in den Tugenden hoch-erfahrne Joan-
Grad. 4.nes Climacus mit dieser erfreulichen Zeitung/ daß man durch den Gehor-
samb nicht allein hurtig/ sondern auch leichtlich/ und gleichsamb schlaffend
Tr. 3. de
obed.
zur Vollkommenheit gelangen könne. Welches der H. Bernardinus Senensis
vermittelst dieser Gleichnuß bekräfftigt/ und sagt; das/ gleich wie einer in einen
Schiff/ unter dem Essen/ Trincken und Schlaffen fortfahret/ dieweilen
er durch frembde Bewegung fortschreitet; also ein wahrer gehorsamer in
seinem geistlichen Stand mit Essen/ Trincken und Schlaffen/ und Wirckung

ande-

Die Ein und Zwantzigſte Getſtliche Lection
ter Auguſtino billig den Vorzug geben/ der da ſpricht in ſeinem erſten Buch
der Controverſien: Der Gehorſamb iſt die allergroͤſte Tu-
c. 14.gend/ und/ alſo zu ſagen/ ein Mutter und Urſprung al-
ler Tugenden.
Und weilen der Gehorſamb/ nach Zeugnuß deß Heil.
Gregoru/ die jenige Tugend allein iſt/ ſo die andere in das Hertz einpflantzet/
L. 4. Inſt.
c.
30.
und die eingepflantzte bewahret; derhalben ſagt wohl der fromme Caſſianus/
daß ſelbige unter den andern Tugenden den Vorzug habe/ dergeſtalt/ daß/
ob du ſchon die gantze Welt/ und was darinnen iſt/ verlaſſen haſt/ dein
Creutz mit groſſer Gedult trageſt/ und dich in allen Tugenden uͤbeſt/ wann
dannoch den Gehorſamb nicht haſt/ nichts zu ſchaͤtzen ſeyeſt: dieweilen dieſe
Tugend von einem Gott-ſeeligen Vatter mit dieſen lebhafften Farben alſo
In Vit.
P. P. L. 3.
Libel. 14.
n
19.
entworffen wird/ daß ſie ſeye das Heyl aller Chriſt-Glaubigen/
eine Gebaͤrerin aller Tugenden/ eine Auffſchlieſſerin und
Erfinderin deß Himmelreichs/ ein Erheberin der Men-
ſchen von der Erden/ eine Beywohnerin der Engelen/
und endlich eine Speiß aller Heiligen und Außerwaͤhlten
GOttes: dann auß dieſer ſeynd ſie entwehnet worden/
und durch ſelbige ſeynd ſie zur Vollkommenheit gelanget/
und zwarn in kurtzer Zeit:
Wie der H. Dorotheus von ſeinem
Doct. 4.Doſitheo meldet/ daß ſelbiger in der eintzigen Tugend deß Gehorſambs und
Verlaͤugnung ſeiner ſelbſten ſich mehrentheils geuͤbet habe/ ſeye aber in ſei-
ner bluͤhenden Jugend geſtorben/ und gleich nach ſeinem Todt von einem
Ruff. L. 1.
Vit. P. P.
c.
31.
Alten in der Schaar der Heiligen geſchen worden. Derhalben gibe einem
jeden der H. Antonius dieſen Rath und ſagt: der verlanget bald vollkom-
men zu werden/ der ſeye ſeyn eigener Lehr-Meiſter nicht/ und gehorche
nicht ſeinem eigenen Willen/ wann er ſchon vermeinet/ daß die Sach recht
ſeye/ die er begehret: ſondern er verlaͤugne ſich ſelbſten vor allem nach dem
Gebott deß Herrn/ der auch von ſich ſelbſten ſagt/ daß er nicht kommen
ſeye/ ſeinen Willen zu vollbringen/ ſondern deſſen/ der ihn geſandt hat.

3. Weiters erfreuet uns auch der in den Tugenden hoch-erfahrne Joan-
Grad. 4.nes Climacus mit dieſer erfreulichen Zeitung/ daß man durch den Gehor-
ſamb nicht allein hurtig/ ſondern auch leichtlich/ und gleichſamb ſchlaffend
Tr. 3. de
obed.
zur Vollkommenheit gelangen koͤñe. Welches der H. Bernardinus Senenſis
vermittelſt dieſer Gleichnuß bekraͤfftigt/ und ſagt; das/ gleich wie einer in einẽ
Schiff/ unter dem Eſſen/ Trincken und Schlaffen fortfahret/ dieweilen
er durch frembde Bewegung fortſchreitet; alſo ein wahrer gehorſamer in
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[246/0274] Die Ein und Zwantzigſte Getſtliche Lection ter Auguſtino billig den Vorzug geben/ der da ſpricht in ſeinem erſten Buch der Controverſien: Der Gehorſamb iſt die allergroͤſte Tu- gend/ und/ alſo zu ſagen/ ein Mutter und Urſprung al- ler Tugenden. Und weilen der Gehorſamb/ nach Zeugnuß deß Heil. Gregoru/ die jenige Tugend allein iſt/ ſo die andere in das Hertz einpflantzet/ und die eingepflantzte bewahret; derhalben ſagt wohl der fromme Caſſianus/ daß ſelbige unter den andern Tugenden den Vorzug habe/ dergeſtalt/ daß/ ob du ſchon die gantze Welt/ und was darinnen iſt/ verlaſſen haſt/ dein Creutz mit groſſer Gedult trageſt/ und dich in allen Tugenden uͤbeſt/ wann dannoch den Gehorſamb nicht haſt/ nichts zu ſchaͤtzen ſeyeſt: dieweilen dieſe Tugend von einem Gott-ſeeligen Vatter mit dieſen lebhafften Farben alſo entworffen wird/ daß ſie ſeye das Heyl aller Chriſt-Glaubigen/ eine Gebaͤrerin aller Tugenden/ eine Auffſchlieſſerin und Erfinderin deß Himmelreichs/ ein Erheberin der Men- ſchen von der Erden/ eine Beywohnerin der Engelen/ und endlich eine Speiß aller Heiligen und Außerwaͤhlten GOttes: dann auß dieſer ſeynd ſie entwehnet worden/ und durch ſelbige ſeynd ſie zur Vollkommenheit gelanget/ und zwarn in kurtzer Zeit: Wie der H. Dorotheus von ſeinem Doſitheo meldet/ daß ſelbiger in der eintzigen Tugend deß Gehorſambs und Verlaͤugnung ſeiner ſelbſten ſich mehrentheils geuͤbet habe/ ſeye aber in ſei- ner bluͤhenden Jugend geſtorben/ und gleich nach ſeinem Todt von einem Alten in der Schaar der Heiligen geſchen worden. Derhalben gibe einem jeden der H. Antonius dieſen Rath und ſagt: der verlanget bald vollkom- men zu werden/ der ſeye ſeyn eigener Lehr-Meiſter nicht/ und gehorche nicht ſeinem eigenen Willen/ wann er ſchon vermeinet/ daß die Sach recht ſeye/ die er begehret: ſondern er verlaͤugne ſich ſelbſten vor allem nach dem Gebott deß Herrn/ der auch von ſich ſelbſten ſagt/ daß er nicht kommen ſeye/ ſeinen Willen zu vollbringen/ ſondern deſſen/ der ihn geſandt hat. c. 14. L. 4. Inſt. c. 30. In Vit. P. P. L. 3. Libel. 14. n 19. Doct. 4. Ruff. L. 1. Vit. P. P. c. 31. 3. Weiters erfreuet uns auch der in den Tugenden hoch-erfahrne Joan- nes Climacus mit dieſer erfreulichen Zeitung/ daß man durch den Gehor- ſamb nicht allein hurtig/ ſondern auch leichtlich/ und gleichſamb ſchlaffend zur Vollkommenheit gelangen koͤñe. Welches der H. Bernardinus Senenſis vermittelſt dieſer Gleichnuß bekraͤfftigt/ und ſagt; das/ gleich wie einer in einẽ Schiff/ unter dem Eſſen/ Trincken und Schlaffen fortfahret/ dieweilen er durch frembde Bewegung fortſchreitet; alſo ein wahrer gehorſamer in ſeinem geiſtlichen Stand mit Eſſen/ Trincken und Schlaffen/ und Wirckung ande- Grad. 4. Tr. 3. de obed.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/274>, abgerufen am 28.11.2024.