Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem unnöthigen Geschwetz. mercket/ daß die Schuld solcher Verkchrung das überflüssige Geschwätzgewesen; hat er biß zum End seines Lebens kein Wort geredet/ auff daß er die Sünde/ darin er durchs reden gefallen ware/ mit dem Stillschwei- gen gäntzlich vernichtigen mögte. Die H. Clara de Monte Falco hat mit ihrer leiblichen Mutter zu verbottener Zeit einige Wort geredet; der- halben sie zur Straff deß begangenen Fehlers/ mit blossen Füssen im Snee so lang herumb gegangen biß sie das Heil. Vatter Unser hundertmal gebet- tet hat. 9. Wie manchem hat es mit dem Arsenio gereuet/ daß er jemahln geredet; Die
Von dem unnoͤthigen Geſchwetz. mercket/ daß die Schuld ſolcher Verkchrung das uͤberfluͤſſige Geſchwaͤtzgeweſen; hat er biß zum End ſeines Lebens kein Wort geredet/ auff daß er die Suͤnde/ darin er durchs reden gefallen ware/ mit dem Stillſchwei- gen gaͤntzlich vernichtigen moͤgte. Die H. Clara de Monte Falco hat mit ihrer leiblichen Mutter zu verbottener Zeit einige Wort geredet; der- halben ſie zur Straff deß begangenen Fehlers/ mit bloſſen Fuͤſſen im Snee ſo lang herumb gegangen biß ſie das Heil. Vatter Unſer hundertmal gebet- tet hat. 9. Wie manchem hat es mit dem Arſenio gereuet/ daß er jemahln geredet; Die
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Von dem unnoͤthigen Geſchwetz.
mercket/ daß die Schuld ſolcher Verkchrung das uͤberfluͤſſige Geſchwaͤtz
geweſen; hat er biß zum End ſeines Lebens kein Wort geredet/ auff daß
er die Suͤnde/ darin er durchs reden gefallen ware/ mit dem Stillſchwei-
gen gaͤntzlich vernichtigen moͤgte. Die H. Clara de Monte Falco hat
mit ihrer leiblichen Mutter zu verbottener Zeit einige Wort geredet; der-
halben ſie zur Straff deß begangenen Fehlers/ mit bloſſen Fuͤſſen im Snee
ſo lang herumb gegangen biß ſie das Heil. Vatter Unſer hundertmal gebet-
tet hat.
9. Wie manchem hat es mit dem Arſenio gereuet/ daß er jemahln geredet;
und hergegen wenn hats doch immer gereuet/ daß er geſchwiegen hat? der-
halben ſchweige/ mein Chriſtliche Seel/ wann du nicht wilſt fallen in die
Suͤnden der zaumloſen Zungen; ſchweige/ wann du den grauſamen Peynen
der kuͤnfftigen Abſtraffung zu entgehen verlangeſt: umbguͤrte deinen Mund
mit einem haͤrenen Band; aber mit ſolchem Band/ welchen ein ſicherer
Geiſtliche einem Juͤngling/ ſo ein haͤrenes Kleyd begehrte/ zu tragen gera-
then; daß er nemblich an ſtatt deß Cilicii gute Achtung haben ſolte/ damit
durch die Thuͤre deß Munds nichts boͤſes hinauß fliehe. Lerne du ver-
nuͤnfftiger Menſch das Schweigen von den unvernuͤnfftigen Thieren:
lerne von Kreyen/ wie ſelbige/ ehe ſie den Stiernberg vorbey fliegen/ nach
Zeugnuß deß Plutarchi/ alle ein Steinlein in den Schnabel nehmen/ damit ſie
durch ihr Geſchrey/ denen daſelbſt wohnenden Adlern nicht verrathen/ und
von ihnen verfolget werden. Nehme du gleich dieſen Voͤgelen den Stein
deß Stillſchweigens in deinen Mund/ und lege deiner geſchwaͤtzigen Zun-
gen ein Gebiß ein/ damit deine Fehler dem hoͤlliſchen Raub-Vogel nicht
kundbar werden/ und alſo moͤgeſt den Berg dieſes elenden Jammerth als
vorbey/ zu der ewig-waͤhrenden Seeligkeit in aller Sicherheit
hinauff fliehen.
De ſo-
lert. Ani-
mal.
Die
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