Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite

Die vierzehente Geistliche Lection
len umbzugehen/ und sie zu verderben/ zu bemaculen/ &c. weilen uns keine
völlige Besitzung derselben für alle; sondern für einige Zeit und Noth gege-
ben wird: davon der gottselige Cassianus schreibet; daß/ wann einer von den
Geistlichen zu seiner Zeit auch eine geringschätzige Sach verdorben oder ver-
wüstet hätte; derselbig als ein Gelübts-Brecher sehr hart seye gestrafft
worden: mit dem Geschirr und andern Haußrath deß Closters seynd sie
wie mit heiligen Sachen umbgangen/ nicht anders als wann sie neben dem
Außspender/ auch GOTT Rechnung darüber zu geben hätten/ wie sie
auch hatten. Auch hat der H. Vatter Benedictus befohlen/ daß man nicht
allein die Geschirr; sondern alles brauchbare gleich dem Zubehör deß Altars
tractiren solte.

16. So lasset uns dann/ mein Christliche Seel; der heiligen Armut uns
befleissen/ und auch die wenigste Sachen nicht gering achten; indem wir sel-
bige gar genau vor dem göttlichen Richter zu berechnen haben/ wie auß fol-
Annal.
Capuc.
1581.
Historia.
gender Erzehlung deß Bouerii zu mercken ist: Ein geistlicher Bruder Nah-
mens Bernardus ist am End seines Lebens mit dem Menschen-Feind in
einen Streit gerathen/ in welchem er ihme vorgeworffen/ daß er mehr
Wachs-Drath verbrennet/ als die Noth erfordert habe: da nun unter
währendem Kampff die umbstehende Brüder für dessen Heyl die Litanic
gebetten/ hat der Krancke zu den Nahmen der Heiligen/ mit grosser Bestür-
tzung deß Gemüts nichts anders widerholet/ als diese Wort: Tam mo-
dicum, tam modicum, tam modicum:
So weniges/ so weniges/
so weniges:
Worüber ihn nachmahls seine Brüder mit Verwun-
derung gefragt/ und zur Antwort bekommen/ wie folget: Jch stunde/
sagt er/ vor dem Gericht/ da dann der höllische Ankläger auß allen Stück-
lein deß von mir unnützlich verbrandten Wachs-Drath ein grosses Pack
zusammen gemacht/ und mich als einen Ubertretter der heiligen Armut an-
geklaget: weilen ich nun über die hefftige Anklag einer solchen Wenig-
keit zum höchsten verwundert ware; als schrye ich überlaut/ so viel ich konte:
Tam modicum &c. So weniges &c. Laß dir gesagt seyn /mein
Christliche Seel/ die Urtheil GOTTES seynd sehr zuförchten/ und
sonderbahr/ da selbige über die Gelübten von GOTT gesprochen werden.
Id. A.
1571.
Historia.
Der geistreiche P. Otho auß selbigem Orden ist einem guten Freund er-
schienen/ und gesagt/ daß er zwarn zur ewigen Seeligkeit gelangt seye/
aber nach so scharffer Erforschung/ daß er wegen der Kertzen/ so er auff
dem heimlichen Gemach brennen lassen/ habe zu Gericht stehen müssen.

Wie

Die vierzehente Geiſtliche Lection
len umbzugehen/ und ſie zu verderben/ zu bemaculen/ &c. weilen uns keine
voͤllige Beſitzung derſelben fuͤr alle; ſondern fuͤr einige Zeit und Noth gege-
ben wird: davon der gottſelige Caſſianus ſchreibet; daß/ wann einer von den
Geiſtlichen zu ſeiner Zeit auch eine geringſchaͤtzige Sach verdorben oder ver-
wuͤſtet haͤtte; derſelbig als ein Geluͤbts-Brecher ſehr hart ſeye geſtrafft
worden: mit dem Geſchirꝛ und andern Haußrath deß Cloſters ſeynd ſie
wie mit heiligen Sachen umbgangen/ nicht anders als wann ſie neben dem
Außſpender/ auch GOTT Rechnung daruͤber zu geben haͤtten/ wie ſie
auch hatten. Auch hat der H. Vatter Benedictus befohlen/ daß man nicht
allein die Geſchirꝛ; ſondern alles brauchbare gleich dem Zubehoͤr deß Altars
tractiren ſolte.

16. So laſſet uns dann/ mein Chriſtliche Seel; der heiligen Armut uns
befleiſſen/ und auch die wenigſte Sachen nicht gering achten; indem wir ſel-
bige gar genau vor dem goͤttlichen Richter zu berechnen haben/ wie auß fol-
Annal.
Capuc.
1581.
Hiſtoria.
gender Erzehlung deß Bouerii zu mercken iſt: Ein geiſtlicher Bruder Nah-
mens Bernardus iſt am End ſeines Lebens mit dem Menſchen-Feind in
einen Streit gerathen/ in welchem er ihme vorgeworffen/ daß er mehr
Wachs-Drath verbrennet/ als die Noth erfordert habe: da nun unter
waͤhrendem Kampff die umbſtehende Bruͤder fuͤr deſſen Heyl die Litanic
gebetten/ hat der Krancke zu den Nahmen der Heiligen/ mit groſſer Beſtuͤr-
tzung deß Gemuͤts nichts anders widerholet/ als dieſe Wort: Tam mo-
dicum, tam modicum, tam modicum:
So weniges/ ſo weniges/
ſo weniges:
Woruͤber ihn nachmahls ſeine Bruͤder mit Verwun-
derung gefragt/ und zur Antwort bekommen/ wie folget: Jch ſtunde/
ſagt er/ vor dem Gericht/ da dann der hoͤlliſche Anklaͤger auß allen Stuͤck-
lein deß von mir unnuͤtzlich verbrandten Wachs-Drath ein groſſes Pack
zuſammen gemacht/ und mich als einen Ubertretter der heiligen Armut an-
geklaget: weilen ich nun uͤber die hefftige Anklag einer ſolchen Wenig-
keit zum hoͤchſten verwundert ware; als ſchrye ich uͤberlaut/ ſo viel ich konte:
Tam modicum &c. So weniges &c. Laß dir geſagt ſeyn /mein
Chriſtliche Seel/ die Urtheil GOTTES ſeynd ſehr zufoͤrchten/ und
ſonderbahr/ da ſelbige uͤber die Geluͤbten von GOTT geſprochen werden.
Id. A.
1571.
Hiſtoria.
Der geiſtreiche P. Otho auß ſelbigem Orden iſt einem guten Freund er-
ſchienen/ und geſagt/ daß er zwarn zur ewigen Seeligkeit gelangt ſeye/
aber nach ſo ſcharffer Erforſchung/ daß er wegen der Kertzen/ ſo er auff
dem heimlichen Gemach brennen laſſen/ habe zu Gericht ſtehen muͤſſen.

Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0206" n="178"/><fw place="top" type="header">Die vierzehente Gei&#x017F;tliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/>
len umbzugehen/ und &#x017F;ie zu verderben/ zu bemaculen/ <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> weilen uns keine<lb/>
vo&#x0364;llige Be&#x017F;itzung der&#x017F;elben fu&#x0364;r alle; &#x017F;ondern fu&#x0364;r einige Zeit und Noth gege-<lb/>
ben wird: davon der gott&#x017F;elige <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;ianus</hi> &#x017F;chreibet; daß/ wann einer von den<lb/>
Gei&#x017F;tlichen zu &#x017F;einer Zeit auch eine gering&#x017F;cha&#x0364;tzige Sach verdorben oder ver-<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;tet ha&#x0364;tte; der&#x017F;elbig als ein Gelu&#x0364;bts-Brecher &#x017F;ehr hart &#x017F;eye ge&#x017F;trafft<lb/>
worden: mit dem Ge&#x017F;chir&#xA75B; und andern Haußrath deß Clo&#x017F;ters &#x017F;eynd &#x017F;ie<lb/>
wie mit heiligen Sachen umbgangen/ nicht anders als wann &#x017F;ie neben dem<lb/>
Auß&#x017F;pender/ auch GOTT Rechnung daru&#x0364;ber zu geben ha&#x0364;tten/ wie &#x017F;ie<lb/>
auch hatten. Auch hat der H. Vatter <hi rendition="#aq">Benedictus</hi> befohlen/ daß man nicht<lb/>
allein die Ge&#x017F;chir&#xA75B;; &#x017F;ondern alles brauchbare gleich dem Zubeho&#x0364;r deß Altars<lb/><hi rendition="#aq">tracti</hi>ren &#x017F;olte.</p><lb/>
          <p>16. So la&#x017F;&#x017F;et uns dann/ mein Chri&#x017F;tliche Seel; der heiligen Armut uns<lb/>
beflei&#x017F;&#x017F;en/ und auch die wenig&#x017F;te Sachen nicht gering achten; indem wir &#x017F;el-<lb/>
bige gar genau vor dem go&#x0364;ttlichen Richter zu berechnen haben/ wie auß fol-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Annal.<lb/>
Capuc.<lb/>
1581.<lb/>
Hi&#x017F;toria.</hi></note>gender Erzehlung deß <hi rendition="#aq">Bouerii</hi> zu mercken i&#x017F;t: Ein gei&#x017F;tlicher Bruder Nah-<lb/>
mens <hi rendition="#aq">Bernardus</hi> i&#x017F;t am End &#x017F;eines Lebens mit dem Men&#x017F;chen-Feind in<lb/>
einen <hi rendition="#fr">S</hi>treit gerathen/ in welchem er ihme vorgeworffen/ daß er mehr<lb/>
Wachs-Drath verbrennet/ als die Noth erfordert habe: da nun unter<lb/>
wa&#x0364;hrendem Kampff die umb&#x017F;tehende Bru&#x0364;der fu&#x0364;r de&#x017F;&#x017F;en Heyl die <hi rendition="#aq">Litanic</hi><lb/>
gebetten/ hat der Krancke zu den Nahmen der Heiligen/ mit gro&#x017F;&#x017F;er Be&#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
tzung deß Gemu&#x0364;ts nichts anders widerholet/ als die&#x017F;e Wort: <hi rendition="#aq">Tam mo-<lb/>
dicum, tam modicum, tam modicum:</hi> <hi rendition="#fr">So weniges/ &#x017F;o weniges/<lb/>
&#x017F;o weniges:</hi> Woru&#x0364;ber ihn nachmahls &#x017F;eine Bru&#x0364;der mit <hi rendition="#fr">V</hi>erwun-<lb/>
derung gefragt/ und zur Antwort bekommen/ wie folget: Jch &#x017F;tunde/<lb/>
&#x017F;agt er/ vor dem Gericht/ da dann der ho&#x0364;lli&#x017F;che Ankla&#x0364;ger auß allen <hi rendition="#fr">S</hi>tu&#x0364;ck-<lb/>
lein deß von mir unnu&#x0364;tzlich verbrandten Wachs-Drath ein gro&#x017F;&#x017F;es Pack<lb/>
zu&#x017F;ammen gemacht/ und mich als einen Ubertretter der heiligen Armut an-<lb/>
geklaget: weilen ich nun u&#x0364;ber die hefftige Anklag einer &#x017F;olchen Wenig-<lb/>
keit zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten verwundert ware; als &#x017F;chrye ich u&#x0364;berlaut/ &#x017F;o viel ich konte:<lb/><hi rendition="#aq">Tam modicum &amp;c.</hi> <hi rendition="#fr">So weniges</hi> <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> Laß dir ge&#x017F;agt &#x017F;eyn /mein<lb/>
Chri&#x017F;tliche Seel/ die Urtheil GOTTES &#x017F;eynd &#x017F;ehr zufo&#x0364;rchten/ und<lb/>
&#x017F;onderbahr/ da &#x017F;elbige u&#x0364;ber die Gelu&#x0364;bten von GOTT ge&#x017F;prochen werden.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Id. A.<lb/>
1571.<lb/>
Hi&#x017F;toria.</hi></note>Der gei&#x017F;treiche <hi rendition="#aq">P. Otho</hi> auß &#x017F;elbigem Orden i&#x017F;t einem guten Freund er-<lb/>
&#x017F;chienen/ und ge&#x017F;agt/ daß er zwarn zur ewigen Seeligkeit gelangt &#x017F;eye/<lb/>
aber nach &#x017F;o &#x017F;charffer Erfor&#x017F;chung/ daß er wegen der Kertzen/ &#x017F;o er auff<lb/>
dem heimlichen Gemach brennen la&#x017F;&#x017F;en/ habe zu Gericht &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0206] Die vierzehente Geiſtliche Lection len umbzugehen/ und ſie zu verderben/ zu bemaculen/ &c. weilen uns keine voͤllige Beſitzung derſelben fuͤr alle; ſondern fuͤr einige Zeit und Noth gege- ben wird: davon der gottſelige Caſſianus ſchreibet; daß/ wann einer von den Geiſtlichen zu ſeiner Zeit auch eine geringſchaͤtzige Sach verdorben oder ver- wuͤſtet haͤtte; derſelbig als ein Geluͤbts-Brecher ſehr hart ſeye geſtrafft worden: mit dem Geſchirꝛ und andern Haußrath deß Cloſters ſeynd ſie wie mit heiligen Sachen umbgangen/ nicht anders als wann ſie neben dem Außſpender/ auch GOTT Rechnung daruͤber zu geben haͤtten/ wie ſie auch hatten. Auch hat der H. Vatter Benedictus befohlen/ daß man nicht allein die Geſchirꝛ; ſondern alles brauchbare gleich dem Zubehoͤr deß Altars tractiren ſolte. 16. So laſſet uns dann/ mein Chriſtliche Seel; der heiligen Armut uns befleiſſen/ und auch die wenigſte Sachen nicht gering achten; indem wir ſel- bige gar genau vor dem goͤttlichen Richter zu berechnen haben/ wie auß fol- gender Erzehlung deß Bouerii zu mercken iſt: Ein geiſtlicher Bruder Nah- mens Bernardus iſt am End ſeines Lebens mit dem Menſchen-Feind in einen Streit gerathen/ in welchem er ihme vorgeworffen/ daß er mehr Wachs-Drath verbrennet/ als die Noth erfordert habe: da nun unter waͤhrendem Kampff die umbſtehende Bruͤder fuͤr deſſen Heyl die Litanic gebetten/ hat der Krancke zu den Nahmen der Heiligen/ mit groſſer Beſtuͤr- tzung deß Gemuͤts nichts anders widerholet/ als dieſe Wort: Tam mo- dicum, tam modicum, tam modicum: So weniges/ ſo weniges/ ſo weniges: Woruͤber ihn nachmahls ſeine Bruͤder mit Verwun- derung gefragt/ und zur Antwort bekommen/ wie folget: Jch ſtunde/ ſagt er/ vor dem Gericht/ da dann der hoͤlliſche Anklaͤger auß allen Stuͤck- lein deß von mir unnuͤtzlich verbrandten Wachs-Drath ein groſſes Pack zuſammen gemacht/ und mich als einen Ubertretter der heiligen Armut an- geklaget: weilen ich nun uͤber die hefftige Anklag einer ſolchen Wenig- keit zum hoͤchſten verwundert ware; als ſchrye ich uͤberlaut/ ſo viel ich konte: Tam modicum &c. So weniges &c. Laß dir geſagt ſeyn /mein Chriſtliche Seel/ die Urtheil GOTTES ſeynd ſehr zufoͤrchten/ und ſonderbahr/ da ſelbige uͤber die Geluͤbten von GOTT geſprochen werden. Der geiſtreiche P. Otho auß ſelbigem Orden iſt einem guten Freund er- ſchienen/ und geſagt/ daß er zwarn zur ewigen Seeligkeit gelangt ſeye/ aber nach ſo ſcharffer Erforſchung/ daß er wegen der Kertzen/ ſo er auff dem heimlichen Gemach brennen laſſen/ habe zu Gericht ſtehen muͤſſen. Wie Annal. Capuc. 1581. Hiſtoria. Id. A. 1571. Hiſtoria.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/206
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/206>, abgerufen am 18.12.2024.