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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die dreyzehente Geistliche Lection
wird/ versehen ist: was aber vor eine Gelehrtheit und Geschicklichkeit an
einem Provincialen/ Prioren/ an einem Magister der Novitzen und Lectoren
In Turri
salut. sol.
292. usq;
fol.
310.
erfordert werde/ kanst du lefen in unserm Patre Ignatio, der dieses weitläuff-
tig beschreibet: wer nun solche nöthige Wissenschafften nicht hat/ der thut
nicht allein wohl daran/ daß er auff sein Ambt verzeihe; sondern kan mit gutem
Gewissen die Vorstehung nicht annehmen/ wie der gelehrte Cajetanus klär-
lich beschreibet. 2. 2. q. 185. at. 3.. woselbsten er die Verhindernüssen zu der
Vorstehung verzeichnet/ unter welche die Unwissenheit auch gezehlet wird/ so
da allein bestand gnug ist/ die Vorstehung übel zu verwalten: und weilen man
in solcher Annehmung sündiget; so folgt unfehlbarlich hier auß/ daß man sel-
bige Vorstehung nicht annehmen könne/ wann schon solches durch außtrück-
2. 2. 9
104. art.
4.
liches Gebott befohlen würde; weilen nach Meinung deß Heil. Thomae das
Gelübt deß Gehorsambs den Menschen in den zulässigen Sachen nur ver-
binde: und Navarrusin Manuali c. 4. n. 9. sagt/ daß der Gehorsamb den
Beichts-Vatter nicht entschuldige von der Sünd/ welcher weiß/ daß er so
viel nicht verstehe/ als zum Beichthören nöthig ist/ und gleichwohl Beicht hö-
ret: und dieses bekräfftiget der obgemeldte Navarrus durch die gleichlautende
Meynung deß H. Antonini Ertz-Bischoff zu Florentz: dieser Sententz gel-
tet auch in unserm gegenwärtigen Vorhaben/ und ist diesem gemäß sicher/
daß du nicht schuldig seyest zu gehorsamen/ und daß der Gehorsamb dich nicht
befreye von der Sünd in Annehmung solcher Vorstchung/ zu dero deine Un-
wissenheit dich ungeschickt machet: darffs du nun in solchem Fall die dir auff-
erlegte Praelatur nicht ann[e]hmen/ wie wirst du dann solche zu suchen dich noch
erkühnen dörffen? dich kan auch deine Obrigkeit ohne Sünd nicht erwehlen/
wann du schon eines frommen Lebens bist: dann/ obwohl erfordert werde/ so
ist es dannoch nichtgnug; weilen das fürnembste Ambt eines Hirten ist/ die
Schaaff mit dem Wort weiden; welches du auß Mangel der Wissenschafft
nicht thuen kanst: dieses hab ich/ mein Christliche Seel/ fürnemblich zu mei-
ner selbst eigenen Direction verfasset; du kanst dirs auch im fall der Gelegen-
heit zu nutz machen: das zulässige stelle ich deinem Willen anheim; das ver-
bottene wirst du nun ohne Zweiffel/ wie gesagt ist/ mit allem mög-
lichen Fleiß zu verhüten dich unterstehen.



Die

Die dreyzehente Geiſtliche Lection
wird/ verſehen iſt: was aber vor eine Gelehrtheit und Geſchicklichkeit an
einem Provincialen/ Prioren/ an einem Magiſter der Novitzen und Lectoren
In Turri
ſalut. ſol.
292. uſq;
fol.
310.
erfordert werde/ kanſt du lefen in unſerm Patre Ignatio, der dieſes weitlaͤuff-
tig beſchreibet: wer nun ſolche noͤthige Wiſſenſchafften nicht hat/ der thut
nicht allein wohl daran/ daß er auff ſein Ambt verzeihe; ſondern kan mit gutem
Gewiſſen die Vorſtehung nicht annehmen/ wie der gelehrte Cajetanus klaͤr-
lich beſchreibet. 2. 2. q. 185. at. 3.. woſelbſten er die Verhindernuͤſſen zu der
Vorſtehung verzeichnet/ unter welche die Unwiſſenheit auch gezehlet wird/ ſo
da allein beſtand gnug iſt/ die Vorſtehung uͤbel zu verwalten: und weilen man
in ſolcher Annehmung ſuͤndiget; ſo folgt unfehlbarlich hier auß/ daß man ſel-
bige Vorſtehung nicht annehmen koͤnne/ wann ſchon ſolches durch außtruͤck-
2. 2. 9
104. art.
4.
liches Gebott befohlen wuͤrde; weilen nach Meinung deß Heil. Thomæ das
Geluͤbt deß Gehorſambs den Menſchen in den zulaͤſſigen Sachen nur ver-
binde: und Navarrusin Manuali c. 4. n. 9. ſagt/ daß der Gehorſamb den
Beichts-Vatter nicht entſchuldige von der Suͤnd/ welcher weiß/ daß er ſo
viel nicht verſtehe/ als zum Beichthoͤren noͤthig iſt/ und gleichwohl Beicht hoͤ-
ret: und dieſes bekraͤfftiget der obgemeldte Navarrus durch die gleichlautende
Meynung deß H. Antonini Ertz-Biſchoff zu Florentz: dieſer Sententz gel-
tet auch in unſerm gegenwaͤrtigen Vorhaben/ und iſt dieſem gemaͤß ſicher/
daß du nicht ſchuldig ſeyeſt zu gehorſamen/ und daß der Gehorſamb dich nicht
befreye von der Suͤnd in Annehmung ſolcher Vorſtchung/ zu dero deine Un-
wiſſenheit dich ungeſchickt machet: darffs du nun in ſolchem Fall die dir auff-
erlegte Prælatur nicht ann[e]hmen/ wie wirſt du dann ſolche zu ſuchen dich noch
erkuͤhnen doͤrffen? dich kan auch deine Obrigkeit ohne Suͤnd nicht erwehlen/
wann du ſchon eines frommen Lebens biſt: dann/ obwohl erfordert werde/ ſo
iſt es dannoch nichtgnug; weilen das fuͤrnembſte Ambt eines Hirten iſt/ die
Schaaff mit dem Wort weiden; welches du auß Mangel der Wiſſenſchafft
nicht thuen kanſt: dieſes hab ich/ mein Chriſtliche Seel/ fuͤrnemblich zu mei-
ner ſelbſt eigenen Direction verfaſſet; du kanſt dirs auch im fall der Gelegen-
heit zu nutz machen: das zulaͤſſige ſtelle ich deinem Willen anheim; das ver-
bottene wirſt du nun ohne Zweiffel/ wie geſagt iſt/ mit allem moͤg-
lichen Fleiß zu verhuͤten dich unterſtehen.



Die
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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/192>, abgerufen am 19.04.2024.