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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die dreyzehende Geistliche Lection
nicht gebesserct: er hat zwarn der Raben Cras, Cras, widerholet/ aber keine
Buß geth[.m]. Nach verflossenen dreyen Monathen hat ein Canonicus der-
selben Ertz-Bischofflichen Kirchen daselbst GOtt inständigst gebetten/ er
wolle doch den Udo vom zeitlichen Leben hinwegnehmen/ oder besseren.
Nicht vergeblich hat dieser gemeldte Canonicus gebetten; sondern alsbald
gesehen/ daß durch einen sehr starcken Wind alle Ampelen der Kirchen er-
loschen. Diesem nach hat er gesehen zwey Jüngling mit Wachs-Lichtern
zum Altar hinauff gehen; welche an beyden Seiten deß Altars gestanden.
Nach diesen seynd zwey andere hinein kommen/ deren einer einen Teppig
vor dem Altar ehrbietsamblich außgespreitet: auff welche der ander zwey
güldene Sessel gesetzet. Uber diese ist noch einer gantz allein hinzukommen/
so gleich einem tapffern Fechter mit gezucktem Schwerd auffgezogen/ und
in mitten der Kirchen überlaut geruffen: O ihr Heilige GOttes alle/
deren Gebaine allhier auffbehalten werden/ stehet auff und kommet zum Ge-
richt deß HErrn. Auff sothane Stimm ist ein sehr grosse und herrlich leuch-
tende Anzahl beydes Geschlechts erschtenen/ welche alle auff den Chor
gestiegen/ und nach der Ordnung niedergesessen. Auch seynd erschienen
zwölff Männer/ und in der Mitte derselben einer/ dessen Glantz die Sonn
übertroffen/ so mit einer Königlichen Kron und Schepter versehen; dieser ist
aber gewesen Christus sambt seinen zwölff Apostelen. Da diesen die ande-
re gesehen/ seynd sie vor ihm nieder gefallen/ haben ihn angebetten/ und nach-
mals auff einen der vorgedachten Sesselen gesetzet. Auch hat sich einfin-
den lassen die über Mond und Sternen leuchtende Himmels - Königin in
einer ansehnlichen Begleitung unzahlbarer Jungfrauen/ so auch von den
Außerwählten GOttes geehret worden. Dieser seiner werthen Mutter
ist Christus alsbald entgegen gangen/ und hat sie mit der Hand auff den Ne-
ben-Sessel geführet. Schließlich ist ebenfals der H. Martyr Mauritius
mit seinen 6660. Rittern herankommen; so alle vor dem Heyland niederge-
fallen/ und ihn angebetten und gesage: O du allergerechteste Richter/ ge-
be ein Urtheil; denen Christus geantwortet: Jch weiß was ihr suchet; brin-
get hieher den Ertz-Bischoff Udo. Auff diesen Befelch seynd alsbald
einige von den Umbstehenden hingangen/ und haben meinen Bischoff von
der Seiten der sauberen Abtissin hinweg gerissen/ und armseeliglich vor-
gestellet. Diesen hat der H. Mauritius vor andern mit ernsthafften
Augen angeschauet; und mit diesen Worten den Heyland gebetten: O
mein HErr/ und allergerechteste Richter/ richte nach deiner Gerechtig-

keit.

Die dreyzehende Geiſtliche Lection
nicht gebeſſerct: er hat zwarn der Raben Cras, Cras, widerholet/ aber keine
Buß geth[.m]. Nach verfloſſenen dreyen Monathen hat ein Canonicus der-
ſelben Ertz-Biſchofflichen Kirchen daſelbſt GOtt inſtaͤndigſt gebetten/ er
wolle doch den Udo vom zeitlichen Leben hinwegnehmen/ oder beſſeren.
Nicht vergeblich hat dieſer gemeldte Canonicus gebetten; ſondern alsbald
geſehen/ daß durch einen ſehr ſtarcken Wind alle Ampelen der Kirchen er-
loſchen. Dieſem nach hat er geſehen zwey Juͤngling mit Wachs-Lichtern
zum Altar hinauff gehen; welche an beyden Seiten deß Altars geſtanden.
Nach dieſen ſeynd zwey andere hinein kommen/ deren einer einen Teppig
vor dem Altar ehrbietſamblich außgeſpreitet: auff welche der ander zwey
guͤldene Seſſel geſetzet. Uber dieſe iſt noch einer gantz allein hinzukommen/
ſo gleich einem tapffern Fechter mit gezucktem Schwerd auffgezogen/ und
in mitten der Kirchen uͤberlaut geruffen: O ihr Heilige GOttes alle/
deren Gebaine allhier auffbehalten werden/ ſtehet auff und kommet zum Ge-
richt deß HErrn. Auff ſothane Stimm iſt ein ſehr groſſe und herrlich leuch-
tende Anzahl beydes Geſchlechts erſchtenen/ welche alle auff den Chor
geſtiegen/ und nach der Ordnung niedergeſeſſen. Auch ſeynd erſchienen
zwoͤlff Maͤnner/ und in der Mitte derſelben einer/ deſſen Glantz die Sonn
uͤbertroffen/ ſo mit einer Koͤniglichen Kron und Schepter verſehen; dieſer iſt
aber geweſen Chriſtus ſambt ſeinen zwoͤlff Apoſtelen. Da dieſen die ande-
re geſehen/ ſeynd ſie vor ihm nieder gefallen/ haben ihn angebetten/ und nach-
mals auff einen der vorgedachten Seſſelen geſetzet. Auch hat ſich einfin-
den laſſen die uͤber Mond und Sternen leuchtende Himmels - Koͤnigin in
einer anſehnlichen Begleitung unzahlbarer Jungfrauen/ ſo auch von den
Außerwaͤhlten GOttes geehret worden. Dieſer ſeiner werthen Mutter
iſt Chriſtus alsbald entgegen gangen/ und hat ſie mit der Hand auff den Ne-
ben-Seſſel gefuͤhret. Schließlich iſt ebenfals der H. Martyr Mauritius
mit ſeinen 6660. Rittern herankommen; ſo alle vor dem Heyland niederge-
fallen/ und ihn angebetten und geſage: O du allergerechteſte Richter/ ge-
be ein Urtheil; denen Chriſtus geantwortet: Jch weiß was ihr ſuchet; brin-
get hieher den Ertz-Biſchoff Udo. Auff dieſen Befelch ſeynd alsbald
einige von den Umbſtehenden hingangen/ und haben meinen Biſchoff von
der Seiten der ſauberen Abtiſſin hinweg geriſſen/ und armſeeliglich vor-
geſtellet. Dieſen hat der H. Mauritius vor andern mit ernſthafften
Augen angeſchauet; und mit dieſen Worten den Heyland gebetten: O
mein HErr/ und allergerechteſte Richter/ richte nach deiner Gerechtig-

keit.
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[152/0180] Die dreyzehende Geiſtliche Lection nicht gebeſſerct: er hat zwarn der Raben Cras, Cras, widerholet/ aber keine Buß geth.m. Nach verfloſſenen dreyen Monathen hat ein Canonicus der- ſelben Ertz-Biſchofflichen Kirchen daſelbſt GOtt inſtaͤndigſt gebetten/ er wolle doch den Udo vom zeitlichen Leben hinwegnehmen/ oder beſſeren. Nicht vergeblich hat dieſer gemeldte Canonicus gebetten; ſondern alsbald geſehen/ daß durch einen ſehr ſtarcken Wind alle Ampelen der Kirchen er- loſchen. Dieſem nach hat er geſehen zwey Juͤngling mit Wachs-Lichtern zum Altar hinauff gehen; welche an beyden Seiten deß Altars geſtanden. Nach dieſen ſeynd zwey andere hinein kommen/ deren einer einen Teppig vor dem Altar ehrbietſamblich außgeſpreitet: auff welche der ander zwey guͤldene Seſſel geſetzet. Uber dieſe iſt noch einer gantz allein hinzukommen/ ſo gleich einem tapffern Fechter mit gezucktem Schwerd auffgezogen/ und in mitten der Kirchen uͤberlaut geruffen: O ihr Heilige GOttes alle/ deren Gebaine allhier auffbehalten werden/ ſtehet auff und kommet zum Ge- richt deß HErrn. Auff ſothane Stimm iſt ein ſehr groſſe und herrlich leuch- tende Anzahl beydes Geſchlechts erſchtenen/ welche alle auff den Chor geſtiegen/ und nach der Ordnung niedergeſeſſen. Auch ſeynd erſchienen zwoͤlff Maͤnner/ und in der Mitte derſelben einer/ deſſen Glantz die Sonn uͤbertroffen/ ſo mit einer Koͤniglichen Kron und Schepter verſehen; dieſer iſt aber geweſen Chriſtus ſambt ſeinen zwoͤlff Apoſtelen. Da dieſen die ande- re geſehen/ ſeynd ſie vor ihm nieder gefallen/ haben ihn angebetten/ und nach- mals auff einen der vorgedachten Seſſelen geſetzet. Auch hat ſich einfin- den laſſen die uͤber Mond und Sternen leuchtende Himmels - Koͤnigin in einer anſehnlichen Begleitung unzahlbarer Jungfrauen/ ſo auch von den Außerwaͤhlten GOttes geehret worden. Dieſer ſeiner werthen Mutter iſt Chriſtus alsbald entgegen gangen/ und hat ſie mit der Hand auff den Ne- ben-Seſſel gefuͤhret. Schließlich iſt ebenfals der H. Martyr Mauritius mit ſeinen 6660. Rittern herankommen; ſo alle vor dem Heyland niederge- fallen/ und ihn angebetten und geſage: O du allergerechteſte Richter/ ge- be ein Urtheil; denen Chriſtus geantwortet: Jch weiß was ihr ſuchet; brin- get hieher den Ertz-Biſchoff Udo. Auff dieſen Befelch ſeynd alsbald einige von den Umbſtehenden hingangen/ und haben meinen Biſchoff von der Seiten der ſauberen Abtiſſin hinweg geriſſen/ und armſeeliglich vor- geſtellet. Dieſen hat der H. Mauritius vor andern mit ernſthafften Augen angeſchauet; und mit dieſen Worten den Heyland gebetten: O mein HErr/ und allergerechteſte Richter/ richte nach deiner Gerechtig- keit.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/180>, abgerufen am 28.03.2024.