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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas ein Dieb Geistlicher Güter.
chen erscheinen/ ja gar bey der Nacht dieselbige besteigen und
gäntzlich spoliren und rauben.

Baronius erzehlt/ daß Anno 937. ein vermessener Unger
habe wollen die Kirchen deß Heil. Basoli berauben/ aber von
GOtt gleich wunderbarlich gestrafft worden. So bald der boß-
haffte Gesell die erste Hand an den Altar gelegt/ da ist solche
durch Göttliche Würckung dem Stein dergestalt anklebt/ daß er
mit keinem Gewalt solche mehr kunte von dem Stein ziehen/ biß
endlich einer seiner Mit Cammeraden um die Hand ringsherum
Frodoar
apud Ba-
ron.
den Stein hinweg gestemmt; haben gleich wol nit verhindern kön-
nen/ daß der gottlose Mensch nit wäre gestrafft worden/ massen
er ein zimliches Trum von besagten Altar-Stein die Zeit seines
Lebens muste an der Hand herum tragen.

Ein Priester so gar hat seines Gewissens vergessen/ und
aus der Gnaden Capellen unser lieben Frauen de Madia ge-
nannt/ guldene Armbänder von besagten Miracul-Bild hinweg
geraubt/ aber alsobald die Rach des Himmels ersahren/ massen
er bey dem helliechten Tag die Kirchthür nicht mehr kunte sin-
den/ sondern in der Kirchen hin und her/ um und umgangen/
gleichwol keinen Ausgang gefunden. Als endlich der Sacristan
vermeint/ der gute Geistliche habe einigen Mangel an den Au-
gen/ oder seye etwan gar blind/ hat er ihn bey der Hand genom-
men/ damit er ihn möchte zu der Kirchenthür bringen/ aber nach-
mahls nach aller angewendter Mühe haben beyde die Thür nit
Pagat.
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können treffen/ biß endlich der vermessene Priester in sich selbst
gangen/ das entfrembde Gut wiederum auf den Altar gelegt/
em so hartes Verbrechen bereuet/ nach solchem hat er unschwer
den Ausgang gefunden.

Alle Kirchen pflegt man gegen Orient oder Aufgang der
Sonnen zubauen/ die Ursach dessen soll seyn nach Aussag/ Moy-
sis Parcephae,
weil das irrdische Paradeis in Orient ist/ und
in dem Aprill grad oder dem Paradeis die Sonn aufgehet; also
beten wir gegen Orient/ damit wir wiederum dahin kommen/

wo

Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter.
chen erſcheinen/ ja gar bey der Nacht dieſelbige beſteigen und
gaͤntzlich ſpoliren und rauben.

Baronius erzehlt/ daß Anno 937. ein vermeſſener Unger
habe wollen die Kirchen deß Heil. Baſoli berauben/ aber von
GOtt gleich wunderbarlich geſtrafft worden. So bald der boß-
haffte Geſell die erſte Hand an den Altar gelegt/ da iſt ſolche
durch Goͤttliche Wuͤrckung dem Stein dergeſtalt anklebt/ daß er
mit keinem Gewalt ſolche mehr kunte von dem Stein ziehen/ biß
endlich einer ſeiner Mit Cammeraden um die Hand ringsherum
Frodoar
apud Ba-
ron.
den Stein hinweg geſtemmt; haben gleich wol nit verhindern koͤn-
nen/ daß der gottloſe Menſch nit waͤre geſtrafft worden/ maſſen
er ein zimliches Trum von beſagten Altar-Stein die Zeit ſeines
Lebens muſte an der Hand herum tragen.

Ein Prieſter ſo gar hat ſeines Gewiſſens vergeſſen/ und
aus der Gnaden Capellen unſer lieben Frauen de Madia ge-
nannt/ guldene Armbaͤnder von beſagten Miracul-Bild hinweg
geraubt/ aber alſobald die Rach des Himmels erſahren/ maſſen
er bey dem helliechten Tag die Kirchthuͤr nicht mehr kunte ſin-
den/ ſondern in der Kirchen hin und her/ um und umgangen/
gleichwol keinen Ausgang gefunden. Als endlich der Sacriſtan
vermeint/ der gute Geiſtliche habe einigen Mangel an den Au-
gen/ oder ſeye etwan gar blind/ hat er ihn bey der Hand genom-
men/ damit er ihn moͤchte zu der Kirchenthuͤr bringen/ aber nach-
mahls nach aller angewendter Muͤhe haben beyde die Thuͤr nit
Pagat.
[50]n. 2. f.
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koͤnnen treffen/ biß endlich der vermeſſene Prieſter in ſich ſelbſt
gangen/ das entfrembde Gut wiederum auf den Altar gelegt/
em ſo hartes Verbrechen bereuet/ nach ſolchem hat er unſchwer
den Ausgang gefunden.

Alle Kirchen pflegt man gegen Orient oder Aufgang der
Sonnen zubauen/ die Urſach deſſen ſoll ſeyn nach Auſſag/ Moy-
ſis Parcephæ,
weil das irrdiſche Paradeis in Orient iſt/ und
in dem Aprill grad oder dem Paradeis die Sonn aufgehet; alſo
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[68/0080] Judas ein Dieb Geiſtlicher Guͤter. chen erſcheinen/ ja gar bey der Nacht dieſelbige beſteigen und gaͤntzlich ſpoliren und rauben. Baronius erzehlt/ daß Anno 937. ein vermeſſener Unger habe wollen die Kirchen deß Heil. Baſoli berauben/ aber von GOtt gleich wunderbarlich geſtrafft worden. So bald der boß- haffte Geſell die erſte Hand an den Altar gelegt/ da iſt ſolche durch Goͤttliche Wuͤrckung dem Stein dergeſtalt anklebt/ daß er mit keinem Gewalt ſolche mehr kunte von dem Stein ziehen/ biß endlich einer ſeiner Mit Cammeraden um die Hand ringsherum den Stein hinweg geſtemmt; haben gleich wol nit verhindern koͤn- nen/ daß der gottloſe Menſch nit waͤre geſtrafft worden/ maſſen er ein zimliches Trum von beſagten Altar-Stein die Zeit ſeines Lebens muſte an der Hand herum tragen. Frodoar apud Ba- ron. Ein Prieſter ſo gar hat ſeines Gewiſſens vergeſſen/ und aus der Gnaden Capellen unſer lieben Frauen de Madia ge- nannt/ guldene Armbaͤnder von beſagten Miracul-Bild hinweg geraubt/ aber alſobald die Rach des Himmels erſahren/ maſſen er bey dem helliechten Tag die Kirchthuͤr nicht mehr kunte ſin- den/ ſondern in der Kirchen hin und her/ um und umgangen/ gleichwol keinen Ausgang gefunden. Als endlich der Sacriſtan vermeint/ der gute Geiſtliche habe einigen Mangel an den Au- gen/ oder ſeye etwan gar blind/ hat er ihn bey der Hand genom- men/ damit er ihn moͤchte zu der Kirchenthuͤr bringen/ aber nach- mahls nach aller angewendter Muͤhe haben beyde die Thuͤr nit koͤnnen treffen/ biß endlich der vermeſſene Prieſter in ſich ſelbſt gangen/ das entfrembde Gut wiederum auf den Altar gelegt/ em ſo hartes Verbrechen bereuet/ nach ſolchem hat er unſchwer den Ausgang gefunden. Pagat. 50n. 2. f. 301. n. 29 Alle Kirchen pflegt man gegen Orient oder Aufgang der Sonnen zubauen/ die Urſach deſſen ſoll ſeyn nach Auſſag/ Moy- ſis Parcephæ, weil das irrdiſche Paradeis in Orient iſt/ und in dem Aprill grad oder dem Paradeis die Sonn aufgehet; alſo beten wir gegen Orient/ damit wir wiederum dahin kommen/ wo

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/80>, abgerufen am 28.11.2024.