Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Leich-Predig deß verdambten Ertzschelm
mahlen ein Haar dem Christen/ dieser sagt Paulus/ und thut nit
weniger/ jener segt Jacob/ dieser sagt Andreas/ vnd also weiter/ der
Jud war ein Schalck vnd sagt/ die sieben Machabäer/ reisst damit
dem Christen ein zimbliches Schüppel Haar auß/ der Christ
war nit weniger arglistig/ vnd schreyet St. Ursula mit den eilff
tausend Jungfrauen/ vnd reisst zugleich dem Schelmen den gan-
tzen Barth auß/ das vnd noch mehr hette der vermaledeyte Barth
deß Jscarioths verdient.

Vermaledeyt der Halß Judä. O wie offt hat dieser ver-
schalckte Bößwicht in seinen Halß hinein gelogen! der Teuffel
hat Anfangs die liebe Warheit verfolgt/ als er den ersten Elte-
ren vorgeschwätzt nequaquam. Jhr werd nicht sterben/ dieser
ist ohne das ein Vatter der Lugen. Die Hebammen in Egypten
haben die liebe Warheit vertuscht wegen der Hebräischen Knä-
bel. Zwar die Weiber tragen die Lugen im Sack. Der Aman
hat die liebe Warheit bey der Nasen gezogen/ als er bey dem
König Assuero so spöttlich wider den Mardochäum geredet/
das ist kein groß Wunder/ dann bey Hoff die Lugen Salvum
conductum
haben. Die alte zwey Maußköpff haben die liebe
Warheit grob tractiert/ indeme sie so falsche Zeugnuß geben wi-
der die keusche Susanna/ das ist aber nichts neues/ dann sie seynd
Babylonier gewest/ wo ohne das die Zungen verderbt worden.
Die Juden vnd Pharisäer haben die liebe Warheit gar mit Füs-
sen getretten/ als sie bey dem Volck vnnd aller andern Orthen
außgesprengt/ daß JEsus von Nazareth ein Vollsauffer seye vnd
ein Verführer deß Volcks/ zwar der Neid handlet ohne das mit
Lugen. Ananias vnnd sein Weib haben die Warheit mit dem
Mantel zugedeckt/ daß sie schier erstickt/ als sie dem Peter als ih-
rem Oberhaupt vorgeschwätzt/ daß sie nicht mehrer Geld vm den
verkaufften Acker gelöst haben; das haben die Geitzige/ daß sie
die Lugen für den besten Geld-Kupler brauchen. Die Brüder
Joseph haben die liebe Warheit durch grosse Schäffler Hund
lassen hinweg beissen/ wie sie bey der Schaaff-Heerd die Lug er-

dicht/

Leich-Predig deß verdambten Ertzſchelm
mahlen ein Haar dem Chriſten/ dieſer ſagt Paulus/ und thut nit
weniger/ jener ſegt Jacob/ dieſer ſagt Andreas/ vnd alſo weiter/ der
Jud war ein Schalck vnd ſagt/ die ſieben Machabaͤer/ reiſſt damit
dem Chriſten ein zimbliches Schuͤppel Haar auß/ der Chriſt
war nit weniger argliſtig/ vnd ſchreyet St. Urſula mit den eilff
tauſend Jungfrauen/ vnd reiſſt zugleich dem Schelmen den gan-
tzen Barth auß/ das vnd noch mehr hette der vermaledeyte Barth
deß Jſcarioths verdient.

Vermaledeyt der Halß Judaͤ. O wie offt hat dieſer ver-
ſchalckte Boͤßwicht in ſeinen Halß hinein gelogen! der Teuffel
hat Anfangs die liebe Warheit verfolgt/ als er den erſten Elte-
ren vorgeſchwaͤtzt nequaquam. Jhr werd nicht ſterben/ dieſer
iſt ohne das ein Vatter der Lugen. Die Hebammen in Egypten
haben die liebe Warheit vertuſcht wegen der Hebraͤiſchen Knaͤ-
bel. Zwar die Weiber tragen die Lugen im Sack. Der Aman
hat die liebe Warheit bey der Naſen gezogen/ als er bey dem
Koͤnig Aſſuero ſo ſpoͤttlich wider den Mardochaͤum geredet/
das iſt kein groß Wunder/ dann bey Hoff die Lugen Salvum
conductum
haben. Die alte zwey Maußkoͤpff haben die liebe
Warheit grob tractiert/ indeme ſie ſo falſche Zeugnuß geben wi-
der die keuſche Suſanna/ das iſt aber nichts neues/ dann ſie ſeynd
Babylonier geweſt/ wo ohne das die Zungen verderbt worden.
Die Juden vnd Phariſaͤer haben die liebe Warheit gar mit Fuͤſ-
ſen getretten/ als ſie bey dem Volck vnnd aller andern Orthen
außgeſprengt/ daß JEſus von Nazareth ein Vollſauffer ſeye vnd
ein Verfuͤhrer deß Volcks/ zwar der Neid handlet ohne das mit
Lugen. Ananias vnnd ſein Weib haben die Warheit mit dem
Mantel zugedeckt/ daß ſie ſchier erſtickt/ als ſie dem Peter als ih-
rem Oberhaupt vorgeſchwaͤtzt/ daß ſie nicht mehrer Geld vm den
verkaufften Acker geloͤſt haben; das haben die Geitzige/ daß ſie
die Lugen fuͤr den beſten Geld-Kupler brauchen. Die Bruͤder
Joſeph haben die liebe Warheit durch groſſe Schaͤffler Hund
laſſen hinweg beiſſen/ wie ſie bey der Schaaff-Heerd die Lug er-

dicht/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0572" n="650[560]"/><fw place="top" type="header">Leich-Predig deß verdambten Ertz&#x017F;chelm</fw><lb/>
mahlen ein Haar dem Chri&#x017F;ten/ die&#x017F;er &#x017F;agt Paulus/ und thut nit<lb/>
weniger/ jener &#x017F;egt Jacob/ die&#x017F;er &#x017F;agt Andreas/ vnd al&#x017F;o weiter/ der<lb/>
Jud war ein Schalck vnd &#x017F;agt/ die &#x017F;ieben Machaba&#x0364;er/ rei&#x017F;&#x017F;t damit<lb/>
dem Chri&#x017F;ten ein zimbliches Schu&#x0364;ppel Haar auß/ der Chri&#x017F;t<lb/>
war nit weniger argli&#x017F;tig/ vnd &#x017F;chreyet St. Ur&#x017F;ula mit den eilff<lb/>
tau&#x017F;end Jungfrauen/ vnd rei&#x017F;&#x017F;t zugleich dem Schelmen den gan-<lb/>
tzen Barth auß/ das vnd noch mehr hette der vermaledeyte Barth<lb/>
deß J&#x017F;carioths verdient.</p><lb/>
        <p>Vermaledeyt der Halß Juda&#x0364;. O wie offt hat die&#x017F;er ver-<lb/>
&#x017F;chalckte Bo&#x0364;ßwicht in &#x017F;einen Halß hinein gelogen! der Teuffel<lb/>
hat Anfangs die liebe Warheit verfolgt/ als er den er&#x017F;ten Elte-<lb/>
ren vorge&#x017F;chwa&#x0364;tzt <hi rendition="#aq">nequaquam.</hi> Jhr werd nicht &#x017F;terben/ die&#x017F;er<lb/>
i&#x017F;t ohne das ein Vatter der Lugen. Die Hebammen in Egypten<lb/>
haben die liebe Warheit vertu&#x017F;cht wegen der Hebra&#x0364;i&#x017F;chen Kna&#x0364;-<lb/>
bel. Zwar die Weiber tragen die Lugen im Sack. Der Aman<lb/>
hat die liebe Warheit bey der Na&#x017F;en gezogen/ als er bey dem<lb/>
Ko&#x0364;nig A&#x017F;&#x017F;uero &#x017F;o &#x017F;po&#x0364;ttlich wider den Mardocha&#x0364;um geredet/<lb/>
das i&#x017F;t kein groß Wunder/ dann bey Hoff die Lugen <hi rendition="#aq">Salvum<lb/>
conductum</hi> haben. Die alte zwey Maußko&#x0364;pff haben die liebe<lb/>
Warheit grob tractiert/ indeme &#x017F;ie &#x017F;o fal&#x017F;che Zeugnuß geben wi-<lb/>
der die keu&#x017F;che Su&#x017F;anna/ das i&#x017F;t aber nichts neues/ dann &#x017F;ie &#x017F;eynd<lb/>
Babylonier gewe&#x017F;t/ wo ohne das die Zungen verderbt worden.<lb/>
Die Juden vnd Phari&#x017F;a&#x0364;er haben die liebe Warheit gar mit Fu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en getretten/ als &#x017F;ie bey dem Volck vnnd aller andern Orthen<lb/>
außge&#x017F;prengt/ daß JE&#x017F;us von Nazareth ein Voll&#x017F;auffer &#x017F;eye vnd<lb/>
ein Verfu&#x0364;hrer deß Volcks/ zwar der Neid handlet ohne das mit<lb/>
Lugen. Ananias vnnd &#x017F;ein Weib haben die Warheit mit dem<lb/>
Mantel zugedeckt/ daß &#x017F;ie &#x017F;chier er&#x017F;tickt/ als &#x017F;ie dem Peter als ih-<lb/>
rem Oberhaupt vorge&#x017F;chwa&#x0364;tzt/ daß &#x017F;ie nicht mehrer Geld vm den<lb/>
verkaufften Acker gelo&#x0364;&#x017F;t haben; das haben die Geitzige/ daß &#x017F;ie<lb/>
die Lugen fu&#x0364;r den be&#x017F;ten Geld-Kupler brauchen. Die Bru&#x0364;der<lb/>
Jo&#x017F;eph haben die liebe Warheit durch gro&#x017F;&#x017F;e Scha&#x0364;ffler Hund<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en hinweg bei&#x017F;&#x017F;en/ wie &#x017F;ie bey der Schaaff-Heerd die Lug er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dicht/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[650[560]/0572] Leich-Predig deß verdambten Ertzſchelm mahlen ein Haar dem Chriſten/ dieſer ſagt Paulus/ und thut nit weniger/ jener ſegt Jacob/ dieſer ſagt Andreas/ vnd alſo weiter/ der Jud war ein Schalck vnd ſagt/ die ſieben Machabaͤer/ reiſſt damit dem Chriſten ein zimbliches Schuͤppel Haar auß/ der Chriſt war nit weniger argliſtig/ vnd ſchreyet St. Urſula mit den eilff tauſend Jungfrauen/ vnd reiſſt zugleich dem Schelmen den gan- tzen Barth auß/ das vnd noch mehr hette der vermaledeyte Barth deß Jſcarioths verdient. Vermaledeyt der Halß Judaͤ. O wie offt hat dieſer ver- ſchalckte Boͤßwicht in ſeinen Halß hinein gelogen! der Teuffel hat Anfangs die liebe Warheit verfolgt/ als er den erſten Elte- ren vorgeſchwaͤtzt nequaquam. Jhr werd nicht ſterben/ dieſer iſt ohne das ein Vatter der Lugen. Die Hebammen in Egypten haben die liebe Warheit vertuſcht wegen der Hebraͤiſchen Knaͤ- bel. Zwar die Weiber tragen die Lugen im Sack. Der Aman hat die liebe Warheit bey der Naſen gezogen/ als er bey dem Koͤnig Aſſuero ſo ſpoͤttlich wider den Mardochaͤum geredet/ das iſt kein groß Wunder/ dann bey Hoff die Lugen Salvum conductum haben. Die alte zwey Maußkoͤpff haben die liebe Warheit grob tractiert/ indeme ſie ſo falſche Zeugnuß geben wi- der die keuſche Suſanna/ das iſt aber nichts neues/ dann ſie ſeynd Babylonier geweſt/ wo ohne das die Zungen verderbt worden. Die Juden vnd Phariſaͤer haben die liebe Warheit gar mit Fuͤſ- ſen getretten/ als ſie bey dem Volck vnnd aller andern Orthen außgeſprengt/ daß JEſus von Nazareth ein Vollſauffer ſeye vnd ein Verfuͤhrer deß Volcks/ zwar der Neid handlet ohne das mit Lugen. Ananias vnnd ſein Weib haben die Warheit mit dem Mantel zugedeckt/ daß ſie ſchier erſtickt/ als ſie dem Peter als ih- rem Oberhaupt vorgeſchwaͤtzt/ daß ſie nicht mehrer Geld vm den verkaufften Acker geloͤſt haben; das haben die Geitzige/ daß ſie die Lugen fuͤr den beſten Geld-Kupler brauchen. Die Bruͤder Joſeph haben die liebe Warheit durch groſſe Schaͤffler Hund laſſen hinweg beiſſen/ wie ſie bey der Schaaff-Heerd die Lug er- dicht/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/572
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 650[560]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/572>, abgerufen am 19.04.2024.