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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judoe Jscarioth.

VErmaledeyt sein Kopff; die Statua oder Bildnuß des
Königs Nabuchodonosors hat ein guldenes Haupt/
aber Judas hat ein Teuffels-Kopff gehabt. Das
Haupt des Menschen ist ein Sitz und Wohnung der vornehm-
sten Sinnen/ und wann dieses wol beschaffen/ so stehen die an-
dere Glieder auch Allegro, ist aber dieses Mangelhafft unnd
nichts nutz/ so muß es der gantze Leib entgelten; in dem Kopff
oder Haupt residiret das Hirn/ welches so häuffig bey dem Men-
schen/ daß es dopplet so viel ist als bey einem Ochsen/ es liegt in
dreyen Behaltnussen oder Cammern/ und ist in zwey Häutel
eingewicklet/ wordurch es beschützt und verthädiget wird/ deren
eins heist die harte/ das andere die gute Mutter: bey dem Jsca-
rioth aber finde ich gar wenig Hirn und in demselben gar keinen
Verstand/ massen er wie der gröste Narr das höchste und un-
schätzliche Gut umb ein so Spott-Geld verkaufft/ indeme doch
der Assuerus umb zehen tausend Talent die Juden nicht wolt ge-
ben/ der Stock Narr hat die Salben Magdalenae umb drey
hundert Gulden geschätzt/ und JEsum den Welt-Heyland/ des-
sen so häuffige Wunder-Werck er gesehen/ verkaufft er umb
dreyssig Silberling: dem Judae seynd alle die jenige gleich/ wel-
che GOtt und Gottes Gnad umb ein zergängliche/ schlechte/
nichtige/ verwerffliche/ wilde/ stinckende und falsche Wollust ver-
tändlen/ verschwenden/ verschertzen.

Vermaledeyt die Haar auf dem Kopff Judae. Die Haar
werden von den Lateinern genannt Capilli, das ist so viel als Ca-
pitis Pili,
diese seynd nichts anderst als eine grobe natürliche
Feuchtigkeit/ welche aus dem Haupt heraus gehet/ und aus-
wendig in Haar verkehrt und ausgetrucknet wird: Wann aber
die Feuchtigkeiten nachlassen/ alsdann muß das Haupt nothwen-
dig kahl werden: weilen Judas einen zimlichen Stroblkopff ge-
habt/ und gar offt des Kämpels vonnöthen/ also steckte folgsam
in diesem Unflath sehr viel Feuchtigkeit/ wenigst finde ich in ihme
die aller geringste Hitz nicht einer Göttlichen Liebe. Ursula Beni-

casa
Pars IV. Z z z
Judœ Jſcarioth.

VErmaledeyt ſein Kopff; die Statua oder Bildnuß des
Koͤnigs Nabuchodonoſors hat ein guldenes Haupt/
aber Judas hat ein Teuffels-Kopff gehabt. Das
Haupt des Menſchen iſt ein Sitz und Wohnung der vornehm-
ſten Sinnen/ und wann dieſes wol beſchaffen/ ſo ſtehen die an-
dere Glieder auch Allegro, iſt aber dieſes Mangelhafft unnd
nichts nutz/ ſo muß es der gantze Leib entgelten; in dem Kopff
oder Haupt reſidiret das Hirn/ welches ſo haͤuffig bey dem Men-
ſchen/ daß es dopplet ſo viel iſt als bey einem Ochſen/ es liegt in
dreyen Behaltnuſſen oder Cammern/ und iſt in zwey Haͤutel
eingewicklet/ wordurch es beſchuͤtzt und verthaͤdiget wird/ deren
eins heiſt die harte/ das andere die gute Mutter: bey dem Jſca-
rioth aber finde ich gar wenig Hirn und in demſelben gar keinen
Verſtand/ maſſen er wie der groͤſte Narꝛ das hoͤchſte und un-
ſchaͤtzliche Gut umb ein ſo Spott-Geld verkaufft/ indeme doch
der Aſſuerus umb zehen tauſend Talent die Juden nicht wolt ge-
ben/ der Stock Narr hat die Salben Magdalenæ umb drey
hundert Gulden geſchaͤtzt/ und JEſum den Welt-Heyland/ deſ-
ſen ſo haͤuffige Wunder-Werck er geſehen/ verkaufft er umb
dreyſſig Silberling: dem Judæ ſeynd alle die jenige gleich/ wel-
che GOtt und Gottes Gnad umb ein zergaͤngliche/ ſchlechte/
nichtige/ verwerffliche/ wilde/ ſtinckende und falſche Wolluſt ver-
taͤndlen/ verſchwenden/ verſchertzen.

Vermaledeyt die Haar auf dem Kopff Judæ. Die Haar
werden von den Lateinern genannt Capilli, das iſt ſo viel als Ca-
pitis Pili,
dieſe ſeynd nichts anderſt als eine grobe natuͤrliche
Feuchtigkeit/ welche aus dem Haupt heraus gehet/ und aus-
wendig in Haar verkehrt und ausgetrucknet wird: Wann aber
die Feuchtigkeiten nachlaſſen/ alsdann muß das Haupt nothwen-
dig kahl werden: weilen Judas einen zimlichen Stroblkopff ge-
habt/ und gar offt des Kaͤmpels vonnoͤthen/ alſo ſteckte folgſam
in dieſem Unflath ſehr viel Feuchtigkeit/ wenigſt finde ich in ihme
die aller geringſte Hitz nicht einer Goͤttlichen Liebe. Urſula Beni-

caſa
Pars IV. Z z z
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[545/0557] Judœ Jſcarioth. VErmaledeyt ſein Kopff; die Statua oder Bildnuß des Koͤnigs Nabuchodonoſors hat ein guldenes Haupt/ aber Judas hat ein Teuffels-Kopff gehabt. Das Haupt des Menſchen iſt ein Sitz und Wohnung der vornehm- ſten Sinnen/ und wann dieſes wol beſchaffen/ ſo ſtehen die an- dere Glieder auch Allegro, iſt aber dieſes Mangelhafft unnd nichts nutz/ ſo muß es der gantze Leib entgelten; in dem Kopff oder Haupt reſidiret das Hirn/ welches ſo haͤuffig bey dem Men- ſchen/ daß es dopplet ſo viel iſt als bey einem Ochſen/ es liegt in dreyen Behaltnuſſen oder Cammern/ und iſt in zwey Haͤutel eingewicklet/ wordurch es beſchuͤtzt und verthaͤdiget wird/ deren eins heiſt die harte/ das andere die gute Mutter: bey dem Jſca- rioth aber finde ich gar wenig Hirn und in demſelben gar keinen Verſtand/ maſſen er wie der groͤſte Narꝛ das hoͤchſte und un- ſchaͤtzliche Gut umb ein ſo Spott-Geld verkaufft/ indeme doch der Aſſuerus umb zehen tauſend Talent die Juden nicht wolt ge- ben/ der Stock Narr hat die Salben Magdalenæ umb drey hundert Gulden geſchaͤtzt/ und JEſum den Welt-Heyland/ deſ- ſen ſo haͤuffige Wunder-Werck er geſehen/ verkaufft er umb dreyſſig Silberling: dem Judæ ſeynd alle die jenige gleich/ wel- che GOtt und Gottes Gnad umb ein zergaͤngliche/ ſchlechte/ nichtige/ verwerffliche/ wilde/ ſtinckende und falſche Wolluſt ver- taͤndlen/ verſchwenden/ verſchertzen. Vermaledeyt die Haar auf dem Kopff Judæ. Die Haar werden von den Lateinern genannt Capilli, das iſt ſo viel als Ca- pitis Pili, dieſe ſeynd nichts anderſt als eine grobe natuͤrliche Feuchtigkeit/ welche aus dem Haupt heraus gehet/ und aus- wendig in Haar verkehrt und ausgetrucknet wird: Wann aber die Feuchtigkeiten nachlaſſen/ alsdann muß das Haupt nothwen- dig kahl werden: weilen Judas einen zimlichen Stroblkopff ge- habt/ und gar offt des Kaͤmpels vonnoͤthen/ alſo ſteckte folgſam in dieſem Unflath ſehr viel Feuchtigkeit/ wenigſt finde ich in ihme die aller geringſte Hitz nicht einer Goͤttlichen Liebe. Urſula Beni- caſa Pars IV. Z z z

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/557>, abgerufen am 27.04.2024.