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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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sitzet zum allertieffesten in der Höll.
temptui, videre felices. Ideo non se ad Lazarum, sed ad se La-
zarum vult deduci.
O ihr verdammte und ewig unglückseelige
Geschöpff/ der Neid frist euch umbsonst das Hertz ab. Sehet ihr
dann nicht/ daß GOtt und Heilige euch nur auslachen und aus-
spotten. Dominus irridebit illos.

Was sagt Arithmetica von der Höll? Jch/ sagte diese/ ge-
he meistens mit der Zahl umb/ mit Zifferen und Rechnen verzehre
ich die Zeit/ aber ein einiges Nulla in der Höll/ das kan ich nicht
ergründen. Ex Inferno Nulla redemptio! O ein erschröckliches
Nulla! Sonst acht man ein Nulla nicht viel/ sonderbar in den
Neuen Zeitungen/ eins mehr oder weniger ligt nicht viel daran/ a-
ber in der Höll ist ein Nulla, ob dem ich an Händ und Füß zittere:
Nulla redemptio, kein Erlösung/ sondern Ewig/ Ewig/ Ewig/
O JEsu Christe!

Obgedachter reiche Prasser hat ein Memorial abgefertiget zu
dem Vatter Abraham/ dessen meiste Jnhalt ware; daß er doch
wolte so gut seyn/ und den Lazarum zu seinen Fünff Brüdern schi-
cken/ damit er denselben sein Elend andeute/ und zugleich als ein
eifferiger Prediger sie ernsthafft ermahne/ damit sie doch einen bes-
seren und frömmeren Wandel führen/ auf daß sie nicht auch in
diesen Abgrund und Untergang gerahten. Ne & ipsi veniant in
hunc locum tormentorum, &c.
Aber was ist dieses für ein thor-
rechtes Begehren? Es fangt ja die Lieb von dem Ego an/ es ist ja
das Hemmet näher als der Rock. Warumb halt er nicht umb ein
Gnad an für seiue eigene Person? Warumb bitt er nicht den Abra-
ham/ wie der Joseph in Egypten den Mund-Schencken/ daß er
bey GOTT so viel möchte auswürcken: Ut educat me de isto car-
cere, &c.
Damit er doch kont aus dem höllischen Kercker erledi-
get werden? Nichts dergleichen/ gar nichts dergleichen hat der e-
lende Gesell begehrt/ dann er wuste schon das Nulla. Nulla re-
demptio, &c.
daß auf ewig kein Erlösung. O Ewigkeit! O E-
wigkeit! Die Hand zittert/ wann sie nur dieses eintzige Wort
schreibt.

Wann
X x x 2

ſitzet zum allertieffeſten in der Hoͤll.
temptui, videre felices. Ideò non ſe ad Lazarum, ſed ad ſe La-
zarum vult deduci.
O ihr verdammte und ewig ungluͤckſeelige
Geſchoͤpff/ der Neid friſt euch umbſonſt das Hertz ab. Sehet ihr
dann nicht/ daß GOtt und Heilige euch nur auslachen und aus-
ſpotten. Dominus irridebit illos.

Was ſagt Arithmetica von der Hoͤll? Jch/ ſagte dieſe/ ge-
he meiſtens mit der Zahl umb/ mit Zifferen und Rechnen verzehre
ich die Zeit/ aber ein einiges Nulla in der Hoͤll/ das kan ich nicht
ergruͤnden. Ex Inferno Nulla redemptio! O ein erſchroͤckliches
Nulla! Sonſt acht man ein Nulla nicht viel/ ſonderbar in den
Neuen Zeitungen/ eins mehr oder weniger ligt nicht viel daran/ a-
ber in der Hoͤll iſt ein Nulla, ob dem ich an Haͤnd und Fuͤß zittere:
Nulla redemptio, kein Erloͤſung/ ſondern Ewig/ Ewig/ Ewig/
O JEſu Chriſte!

Obgedachter reiche Praſſer hat ein Memorial abgefertiget zu
dem Vatter Abraham/ deſſen meiſte Jnhalt ware; daß er doch
wolte ſo gut ſeyn/ und den Lazarum zu ſeinen Fuͤnff Bruͤdern ſchi-
cken/ damit er denſelben ſein Elend andeute/ und zugleich als ein
eifferiger Prediger ſie ernſthafft ermahne/ damit ſie doch einen beſ-
ſeren und froͤmmeren Wandel fuͤhren/ auf daß ſie nicht auch in
dieſen Abgrund und Untergang gerahten. Ne & ipſi veniant in
hunc locum tormentorum, &c.
Aber was iſt dieſes fuͤr ein thor-
rechtes Begehren? Es fangt ja die Lieb von dem Ego an/ es iſt ja
das Hemmet naͤher als der Rock. Warumb halt er nicht umb ein
Gnad an fuͤr ſeiue eigene Perſon? Warumb bitt er nicht den Abra-
ham/ wie der Joſeph in Egypten den Mund-Schencken/ daß er
bey GOTT ſo viel moͤchte auswuͤrcken: Ut educat me de iſto car-
cere, &c.
Damit er doch kont aus dem hoͤlliſchen Kercker erledi-
get werden? Nichts dergleichen/ gar nichts dergleichen hat der e-
lende Geſell begehrt/ dann er wuſte ſchon das Nulla. Nulla re-
demptio, &c.
daß auf ewig kein Erloͤſung. O Ewigkeit! O E-
wigkeit! Die Hand zittert/ wann ſie nur dieſes eintzige Wort
ſchreibt.

Wann
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[531/0543] ſitzet zum allertieffeſten in der Hoͤll. temptui, videre felices. Ideò non ſe ad Lazarum, ſed ad ſe La- zarum vult deduci. O ihr verdammte und ewig ungluͤckſeelige Geſchoͤpff/ der Neid friſt euch umbſonſt das Hertz ab. Sehet ihr dann nicht/ daß GOtt und Heilige euch nur auslachen und aus- ſpotten. Dominus irridebit illos. Was ſagt Arithmetica von der Hoͤll? Jch/ ſagte dieſe/ ge- he meiſtens mit der Zahl umb/ mit Zifferen und Rechnen verzehre ich die Zeit/ aber ein einiges Nulla in der Hoͤll/ das kan ich nicht ergruͤnden. Ex Inferno Nulla redemptio! O ein erſchroͤckliches Nulla! Sonſt acht man ein Nulla nicht viel/ ſonderbar in den Neuen Zeitungen/ eins mehr oder weniger ligt nicht viel daran/ a- ber in der Hoͤll iſt ein Nulla, ob dem ich an Haͤnd und Fuͤß zittere: Nulla redemptio, kein Erloͤſung/ ſondern Ewig/ Ewig/ Ewig/ O JEſu Chriſte! Obgedachter reiche Praſſer hat ein Memorial abgefertiget zu dem Vatter Abraham/ deſſen meiſte Jnhalt ware; daß er doch wolte ſo gut ſeyn/ und den Lazarum zu ſeinen Fuͤnff Bruͤdern ſchi- cken/ damit er denſelben ſein Elend andeute/ und zugleich als ein eifferiger Prediger ſie ernſthafft ermahne/ damit ſie doch einen beſ- ſeren und froͤmmeren Wandel fuͤhren/ auf daß ſie nicht auch in dieſen Abgrund und Untergang gerahten. Ne & ipſi veniant in hunc locum tormentorum, &c. Aber was iſt dieſes fuͤr ein thor- rechtes Begehren? Es fangt ja die Lieb von dem Ego an/ es iſt ja das Hemmet naͤher als der Rock. Warumb halt er nicht umb ein Gnad an fuͤr ſeiue eigene Perſon? Warumb bitt er nicht den Abra- ham/ wie der Joſeph in Egypten den Mund-Schencken/ daß er bey GOTT ſo viel moͤchte auswuͤrcken: Ut educat me de iſto car- cere, &c. Damit er doch kont aus dem hoͤlliſchen Kercker erledi- get werden? Nichts dergleichen/ gar nichts dergleichen hat der e- lende Geſell begehrt/ dann er wuſte ſchon das Nulla. Nulla re- demptio, &c. daß auf ewig kein Erloͤſung. O Ewigkeit! O E- wigkeit! Die Hand zittert/ wann ſie nur dieſes eintzige Wort ſchreibt. Wann X x x 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/543>, abgerufen am 26.04.2024.