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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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damit er JEsum in die Händ der Feind liefern möge.
Magen habe/ daß er auch Huf-Eisen könne verdäuen/ jetzt
spüre ich es/ und nimm leider wahr zu meinem grösten Scha-
den/ daß auch ein Strauß könne Haus und Hof verzehren/ dann
mein Mann war fast täglich im Wirths-Haus beym guldenen
Strauß/ und daselbst hat er das seinige anworden: Ach
GOtt!

Vor diesem war zu Jngolstadt in Bäyern ein gewisse versof-
fene Studenten Rott/ bey der einer dem andern den Namen ge-
ben Brenner/ da hat es täglich geheissen/ Bruder! heunt
wollen wir einander brennen da und da/ sie haben einander also
gebrennt/ daß auch das Geld im Beutel zerschmoltzen/ wel-
ches die armen Eltern im Schweiß ihres Angesichts musten ge-
winnen; dem Urheber dieses Namens/ Brenner/ ist es durch
Göttliche Straff sehr übel gangen/ massen er auf ein Zeit sehr
wol bezecht bey nächtlicher Weil bey dem Liecht eingeschlaffen/
welches/ weiß nicht durch was Bewegung umbgefallen/ ihme
das Hemmet ergriffen/ und folgsam lebendig verbrennt/ da hat-
te sein schlemmerisch brennen einen traurigen Ausgang: Sol-
ches Brennen thut bey manchen Weinzapffen wol gar seyn Haus
und Hof verzehren/ daß nichts mehr überbleibt/ alles/ so gar
Silber und Gold; alles so gar Bley und Zinn/ alles so gar
Stachel und Eisen/ wird in die Aschen gelegt/ ausser ein Holtz
bleibt über/ benanntlich der Bettelstab.

Der Evangelist Lucas schreibt am 10. Cap. daß einer von
Jerusalem nach Jericho seye gereist/ es mag seyn/ daß er ein
reicher Handels-Mann gewest/ und in besagter Stadt auf dem
Marck ein schönes Geld gelöst/ wie er nun unter Weegs in ei-
nen Wald und dickes Gehöltz kommen/ da haben ihme einige
schlimme Dieb und Strassenrauber aufgepast/ ihn biß auf das
Hemmet ausgezogen und alles bey Pfenning und Heller/ was
er bey sich gehabt/ hinweg genommen: Wer müssen diese ver-
messene Böswicht gewest seyn? Einige glauben/ sie seynd dort-

her-
Q q q 3

damit er JEſum in die Haͤnd der Feind liefern moͤge.
Magen habe/ daß er auch Huf-Eiſen koͤnne verdaͤuen/ jetzt
ſpuͤre ich es/ und nimm leider wahr zu meinem groͤſten Scha-
den/ daß auch ein Strauß koͤnne Haus und Hof verzehren/ dann
mein Mann war faſt taͤglich im Wirths-Haus beym guldenen
Strauß/ und daſelbſt hat er das ſeinige anworden: Ach
GOtt!

Vor dieſem war zu Jngolſtadt in Baͤyern ein gewiſſe verſof-
fene Studenten Rott/ bey der einer dem andern den Namen ge-
ben Brenner/ da hat es taͤglich geheiſſen/ Bruder! heunt
wollen wır einander brennen da und da/ ſie haben einander alſo
gebrennt/ daß auch das Geld im Beutel zerſchmoltzen/ wel-
ches die armen Eltern im Schweiß ihres Angeſichts muſten ge-
winnen; dem Urheber dieſes Namens/ Brenner/ iſt es durch
Goͤttliche Straff ſehr uͤbel gangen/ maſſen er auf ein Zeit ſehr
wol bezecht bey naͤchtlicher Weil bey dem Liecht eingeſchlaffen/
welches/ weiß nicht durch was Bewegung umbgefallen/ ihme
das Hemmet ergriffen/ und folgſam lebendig verbrennt/ da hat-
te ſein ſchlemmeriſch brennen einen traurigen Ausgang: Sol-
ches Brennen thut bey manchen Weinzapffen wol gar ſeyn Haus
und Hof verzehren/ daß nichts mehr uͤberbleibt/ alles/ ſo gar
Silber und Gold; alles ſo gar Bley und Zinn/ alles ſo gar
Stachel und Eiſen/ wird in die Aſchen gelegt/ auſſer ein Holtz
bleibt uͤber/ benanntlich der Bettelſtab.

Der Evangeliſt Lucas ſchreibt am 10. Cap. daß einer von
Jeruſalem nach Jericho ſeye gereiſt/ es mag ſeyn/ daß er ein
reicher Handels-Mann geweſt/ und in beſagter Stadt auf dem
Marck ein ſchoͤnes Geld geloͤſt/ wie er nun unter Weegs in ei-
nen Wald und dickes Gehoͤltz kommen/ da haben ihme einige
ſchlimme Dieb und Straſſenrauber aufgepaſt/ ihn biß auf das
Hemmet ausgezogen und alles bey Pfenning und Heller/ was
er bey ſich gehabt/ hinweg genommen: Wer muͤſſen dieſe ver-
meſſene Boͤswicht geweſt ſeyn? Einige glauben/ ſie ſeynd dort-

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[493/0505] damit er JEſum in die Haͤnd der Feind liefern moͤge. Magen habe/ daß er auch Huf-Eiſen koͤnne verdaͤuen/ jetzt ſpuͤre ich es/ und nimm leider wahr zu meinem groͤſten Scha- den/ daß auch ein Strauß koͤnne Haus und Hof verzehren/ dann mein Mann war faſt taͤglich im Wirths-Haus beym guldenen Strauß/ und daſelbſt hat er das ſeinige anworden: Ach GOtt! Vor dieſem war zu Jngolſtadt in Baͤyern ein gewiſſe verſof- fene Studenten Rott/ bey der einer dem andern den Namen ge- ben Brenner/ da hat es taͤglich geheiſſen/ Bruder! heunt wollen wır einander brennen da und da/ ſie haben einander alſo gebrennt/ daß auch das Geld im Beutel zerſchmoltzen/ wel- ches die armen Eltern im Schweiß ihres Angeſichts muſten ge- winnen; dem Urheber dieſes Namens/ Brenner/ iſt es durch Goͤttliche Straff ſehr uͤbel gangen/ maſſen er auf ein Zeit ſehr wol bezecht bey naͤchtlicher Weil bey dem Liecht eingeſchlaffen/ welches/ weiß nicht durch was Bewegung umbgefallen/ ihme das Hemmet ergriffen/ und folgſam lebendig verbrennt/ da hat- te ſein ſchlemmeriſch brennen einen traurigen Ausgang: Sol- ches Brennen thut bey manchen Weinzapffen wol gar ſeyn Haus und Hof verzehren/ daß nichts mehr uͤberbleibt/ alles/ ſo gar Silber und Gold; alles ſo gar Bley und Zinn/ alles ſo gar Stachel und Eiſen/ wird in die Aſchen gelegt/ auſſer ein Holtz bleibt uͤber/ benanntlich der Bettelſtab. Der Evangeliſt Lucas ſchreibt am 10. Cap. daß einer von Jeruſalem nach Jericho ſeye gereiſt/ es mag ſeyn/ daß er ein reicher Handels-Mann geweſt/ und in beſagter Stadt auf dem Marck ein ſchoͤnes Geld geloͤſt/ wie er nun unter Weegs in ei- nen Wald und dickes Gehoͤltz kommen/ da haben ihme einige ſchlimme Dieb und Straſſenrauber aufgepaſt/ ihn biß auf das Hemmet ausgezogen und alles bey Pfenning und Heller/ was er bey ſich gehabt/ hinweg genommen: Wer muͤſſen dieſe ver- meſſene Boͤswicht geweſt ſeyn? Einige glauben/ ſie ſeynd dort- her- Q q q 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/505>, abgerufen am 25.04.2024.