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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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ist selbst schuldig an seiner ewigen Verdammnuß.
sem richt sich der Bauer/ wann er soll gen Acker fahren; nach
diesem schickt sich der Handwercks-Mann/ wann er soll die Ar-
beit anfangen/ oder aber Feyerabend machen; Nach diesem
richt sich der Schueler/ wann er soll seinen Studenten-Zeug
unter den Arm nehmen/ und zu seiner Lateinischen Arbeit ge-
hen; Nach diesem bequemt sich die Hausfrau/ wann sie soll die
Speisen fertig machen/ damit umb eilff Uhr nicht zwölff Kla-
gen über sie kommen; Nach diesem schickt sich gar der Hirt/
wann er soll das krumpe Horn an den Mund halten/ und mit ei-
nem kurtzen Kühe Ruff das Vieh auf die Wäid laden/ etc. Für-
wahr es ist ein gar gute und nutzliche Sach umb ein Sonnen-Uhr/
aber damit solche recht und vollkommen seye/ werden nothwen-
dige zwey Ding erfordert: Erstlich der Sonnen-Schein/ nach-
mals der Schatten/ so von der eisenen Stangen geworffen wird.
Das Heyl der Menschen/ die Seeligmachung der Adams-Kin-
der/ hält sich fast natürlich wie ein Sonnen-Uhr/ allwo
Schein und Schatten müssen bey einander seyn/ eins ohne das
andere ist nichts/ das Liecht oder Schein/ ist GOTT: Deus
Lux est. Joan.
1. der Mensch ist ein Schatten: Fugit, velut
umbra. Job. c.
14. Es ist nicht genug das Göttliche Gnaden-
Liecht von oben herab/ sondern es muß auch darbey seyn der
Schatten der Menschlichen Mitwürckung: Dahero spricht
der H. Paulus zu den Corinchern: Non ego, sed Gratia DeiCap. 15.
v.
10.

mecum: Durch die Gnad GOttes/ sagt er/ bin ich/ wer
ich bin/ und seine Gnad ist in mir nicht vergeblich gewest/
sondern ich hab mehrer gearbeitet als sie alle/ nicht aber ich/
sondern die Gnad GOttes mit mir.

Wie zu Cana auf der Hochzeit der Wein abgangen/ und
deremwegen die Gäst zimlich Melancholisch da gesessen/ umb
weilen der Feyerabend unter die Gläser und Kandeln kommen/
und das truckene Wetter so gäch ein[g]efallen/ daß ihnen fast die
Mäuler gestaubt/ da hat die mildhertzige Mutter MARIA
dazumalen schon sehen lassen/ daß sie die Menschen in keiner
Noth wolle stecken lassen/ darumb gleich ein starcke Intercession

und
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iſt ſelbſt ſchuldig an ſeiner ewigen Verdammnuß.
ſem richt ſich der Bauer/ wann er ſoll gen Acker fahren; nach
dieſem ſchickt ſich der Handwercks-Mann/ wann er ſoll die Ar-
beit anfangen/ oder aber Feyerabend machen; Nach dieſem
richt ſich der Schueler/ wann er ſoll ſeinen Studenten-Zeug
unter den Arm nehmen/ und zu ſeiner Lateiniſchen Arbeit ge-
hen; Nach dieſem bequemt ſich die Hausfrau/ wann ſie ſoll die
Speiſen fertig machen/ damit umb eilff Uhr nicht zwoͤlff Kla-
gen uͤber ſie kommen; Nach dieſem ſchickt ſich gar der Hirt/
wann er ſoll das krumpe Horn an den Mund halten/ und mit ei-
nem kurtzen Kuͤhe Ruff das Vieh auf die Waͤid laden/ ꝛc. Fuͤr-
wahr es iſt ein gar gute und nutzliche Sach umb ein Sonnen-Uhr/
aber damit ſolche recht und vollkommen ſeye/ werden nothwen-
dige zwey Ding erfordert: Erſtlich der Sonnen-Schein/ nach-
mals der Schatten/ ſo von der eiſenen Stangen geworffen wird.
Das Heyl der Menſchen/ die Seeligmachung der Adams-Kin-
der/ haͤlt ſich faſt natuͤrlich wie ein Sonnen-Uhr/ allwo
Schein und Schatten muͤſſen bey einander ſeyn/ eins ohne das
andere iſt nichts/ das Liecht oder Schein/ iſt GOTT: Deus
Lux eſt. Joan.
1. der Menſch iſt ein Schatten: Fugit, velut
umbra. Job. c.
14. Es iſt nicht genug das Goͤttliche Gnaden-
Liecht von oben herab/ ſondern es muß auch darbey ſeyn der
Schatten der Menſchlichen Mitwuͤrckung: Dahero ſprıcht
der H. Paulus zu den Corinchern: Non ego, ſed Gratia DeiCap. 15.
v.
10.

mecum: Durch die Gnad GOttes/ ſagt er/ bin ich/ wer
ich bin/ und ſeine Gnad iſt in mir nicht vergeblich geweſt/
ſondern ich hab mehrer gearbeitet als ſie alle/ nicht aber ich/
ſondern die Gnad GOttes mit mir.

Wie zu Cana auf der Hochzeit der Wein abgangen/ und
deremwegen die Gaͤſt zimlich Melancholiſch da geſeſſen/ umb
weilen der Feyerabend unter die Glaͤſer und Kandeln kommen/
und das truckene Wetter ſo gaͤch ein[g]efallen/ daß ihnen faſt die
Maͤuler geſtaubt/ da hat die mildhertzige Mutter MARIA
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[469/0481] iſt ſelbſt ſchuldig an ſeiner ewigen Verdammnuß. ſem richt ſich der Bauer/ wann er ſoll gen Acker fahren; nach dieſem ſchickt ſich der Handwercks-Mann/ wann er ſoll die Ar- beit anfangen/ oder aber Feyerabend machen; Nach dieſem richt ſich der Schueler/ wann er ſoll ſeinen Studenten-Zeug unter den Arm nehmen/ und zu ſeiner Lateiniſchen Arbeit ge- hen; Nach dieſem bequemt ſich die Hausfrau/ wann ſie ſoll die Speiſen fertig machen/ damit umb eilff Uhr nicht zwoͤlff Kla- gen uͤber ſie kommen; Nach dieſem ſchickt ſich gar der Hirt/ wann er ſoll das krumpe Horn an den Mund halten/ und mit ei- nem kurtzen Kuͤhe Ruff das Vieh auf die Waͤid laden/ ꝛc. Fuͤr- wahr es iſt ein gar gute und nutzliche Sach umb ein Sonnen-Uhr/ aber damit ſolche recht und vollkommen ſeye/ werden nothwen- dige zwey Ding erfordert: Erſtlich der Sonnen-Schein/ nach- mals der Schatten/ ſo von der eiſenen Stangen geworffen wird. Das Heyl der Menſchen/ die Seeligmachung der Adams-Kin- der/ haͤlt ſich faſt natuͤrlich wie ein Sonnen-Uhr/ allwo Schein und Schatten muͤſſen bey einander ſeyn/ eins ohne das andere iſt nichts/ das Liecht oder Schein/ iſt GOTT: Deus Lux eſt. Joan. 1. der Menſch iſt ein Schatten: Fugit, velut umbra. Job. c. 14. Es iſt nicht genug das Goͤttliche Gnaden- Liecht von oben herab/ ſondern es muß auch darbey ſeyn der Schatten der Menſchlichen Mitwuͤrckung: Dahero ſprıcht der H. Paulus zu den Corinchern: Non ego, ſed Gratia Dei mecum: Durch die Gnad GOttes/ ſagt er/ bin ich/ wer ich bin/ und ſeine Gnad iſt in mir nicht vergeblich geweſt/ ſondern ich hab mehrer gearbeitet als ſie alle/ nicht aber ich/ ſondern die Gnad GOttes mit mir. Cap. 15. v. 10. Wie zu Cana auf der Hochzeit der Wein abgangen/ und deremwegen die Gaͤſt zimlich Melancholiſch da geſeſſen/ umb weilen der Feyerabend unter die Glaͤſer und Kandeln kommen/ und das truckene Wetter ſo gaͤch eingefallen/ daß ihnen faſt die Maͤuler geſtaubt/ da hat die mildhertzige Mutter MARIA dazumalen ſchon ſehen laſſen/ daß ſie die Menſchen in keiner Noth wolle ſtecken laſſen/ darumb gleich ein ſtarcke Interceſſion und N n n 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/481>, abgerufen am 26.04.2024.