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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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ist selbst schuldig an seiner ewigen Verdammnuß.
lische Perl darzu contribuiret/ aber gegen der meinigen seynd sie
solche Wölfferl/ wormit ein alter Postklepper schon siebentzig
Malter Habern zerküfflet. Jn Summa aller Weiber Schön-
heit der gantzen Welt ist nur eine grobe Schattierung gegen der
Schönheit meiner edlen schönen Dama.

Und was das mehriste/ und höchstens zu verwunderen/ so
ist diese Hoch- und Wolgeborne Dama nicht allein nicht stoltz/
sondern so demütig und freundlich/ daß sie einen jeden grüst/
einem jeden die Hand biet/ auch dem geringsten Bettler/ auch
einem muffenden Stallknecht/ auch einem russigen Kohlbren-
ner/ auch einem krätzigen Spittaler/ allen thut sie schön/ alle
ladet sie zu sich/ und muß wol ein grober und Püffelsichtiger
Mensch seyn/ der ihr nicht auch die Hand gibt: Diese wunder-
schöne Dama heist Gratia Divina, Jhr Gnaden/ das ist/ die
Gnad GOttes/ welche allen Menschen und Adams-Kindern
schön thut/ ihnen die Hand bietet/ und begehret in die Seelig-
keit zuziehen/ alle/ alle ins gemein verlangt sie seelig zu machen/
und der in Verlust gehet/ der muß seinen eigenen freyen Wil-
len solches zuschreiben/ ihme selbst solches zumessen/ nicht aber
dieser edlen schönen Dama/ als die ihme gleich anderen/ die
Schneeweisse Brätzel gebotten/ des Willens ihn zur Glory zu-
ziehen/ nach Lehr des H. Pauli: Vult omnes homines salvos
fieri.

GOtt ist wie die schöne guldene Sonn am Himmel/ wel-
ches Königliche Gestirn und Oberhaupt aller Himmels-Liechter
nicht allein ihre Strahlen würfft auf die prächtige Fürstliche
Palläst/ sondern auch auf die verächtlichiste Baurnhütten; nicht
allein begläntzt sie ein wunderschönes und wolriechendes Blumen-
bettel/ sonderu auch s. v. einen schlechten Misthauffen: nicht allein
spendirt sie ihr Liecht denen hoch empor erhebten Bergen/ son-
dern auch denen tieff unterdruckten Thälern: Nicht allein be-
scheint sie die so herrliche zugerichte Lustgärten/ sondern auch die
wüst-entlegene und rauche Einöde: Nicht allein schaut sie an mit
ihrem strahlenden Angesicht die klar Crystalline Brunnquellen/

son-
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iſt ſelbſt ſchuldig an ſeiner ewigen Verdammnuß.
liſche Perl darzu contribuiret/ aber gegen der meinigen ſeynd ſie
ſolche Woͤlfferl/ wormit ein alter Poſtklepper ſchon ſiebentzig
Malter Habern zerkuͤfflet. Jn Summa aller Weiber Schoͤn-
heit der gantzen Welt iſt nur eine grobe Schattierung gegen der
Schoͤnheıt meiner edlen ſchoͤnen Dama.

Und was das mehriſte/ und hoͤchſtens zu verwunderen/ ſo
iſt dieſe Hoch- und Wolgeborne Dama nicht allein nicht ſtoltz/
ſondern ſo demuͤtig und freundlich/ daß ſie einen jeden gruͤſt/
einem jeden die Hand biet/ auch dem geringſten Bettler/ auch
einem muffenden Stallknecht/ auch einem ruſſigen Kohlbren-
ner/ auch einem kraͤtzigen Spittaler/ allen thut ſie ſchoͤn/ alle
ladet ſie zu ſich/ und muß wol ein grober und Puͤffelſichtiger
Menſch ſeyn/ der ihr nicht auch die Hand gibt: Dieſe wunder-
ſchoͤne Dama heiſt Gratia Divina, Jhr Gnaden/ das iſt/ die
Gnad GOttes/ welche allen Menſchen und Adams-Kindern
ſchoͤn thut/ ihnen die Hand bietet/ und begehret in die Seelig-
keit zuziehen/ alle/ alle ins gemein verlangt ſie ſeelig zu machen/
und der in Verluſt gehet/ der muß ſeinen eigenen freyen Wil-
len ſolches zuſchreiben/ ihme ſelbſt ſolches zumeſſen/ nicht aber
dieſer edlen ſchoͤnen Dama/ als die ihme gleich anderen/ die
Schneeweiſſe Braͤtzel gebotten/ des Willens ihn zur Glory zu-
ziehen/ nach Lehr des H. Pauli: Vult omnes homines ſalvos
fieri.

GOtt iſt wie die ſchoͤne guldene Sonn am Himmel/ wel-
ches Koͤnigliche Geſtirn und Oberhaupt aller Himmels-Liechter
nicht allein ihre Strahlen wuͤrfft auf die praͤchtige Fuͤrſtliche
Pallaͤſt/ ſondern auch auf die veraͤchtlichiſte Baurnhuͤtten; nicht
allein beglaͤntzt ſie ein wunderſchoͤnes und wolriechendes Blumen-
bettel/ ſonderu auch ſ. v. einen ſchlechten Miſthauffen: nicht allein
ſpendirt ſie ihr Liecht denen hoch empor erhebten Bergen/ ſon-
dern auch denen tieff unterdruckten Thaͤlern: Nicht allein be-
ſcheint ſie die ſo herꝛliche zugerichte Luſtgaͤrten/ ſondern auch die
wuͤſt-entlegene und rauche Einoͤde: Nicht allein ſchaut ſie an mit
ihrem ſtrahlenden Angeſicht die klar Cryſtalline Brunnquellen/

ſon-
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[459/0471] iſt ſelbſt ſchuldig an ſeiner ewigen Verdammnuß. liſche Perl darzu contribuiret/ aber gegen der meinigen ſeynd ſie ſolche Woͤlfferl/ wormit ein alter Poſtklepper ſchon ſiebentzig Malter Habern zerkuͤfflet. Jn Summa aller Weiber Schoͤn- heit der gantzen Welt iſt nur eine grobe Schattierung gegen der Schoͤnheıt meiner edlen ſchoͤnen Dama. Und was das mehriſte/ und hoͤchſtens zu verwunderen/ ſo iſt dieſe Hoch- und Wolgeborne Dama nicht allein nicht ſtoltz/ ſondern ſo demuͤtig und freundlich/ daß ſie einen jeden gruͤſt/ einem jeden die Hand biet/ auch dem geringſten Bettler/ auch einem muffenden Stallknecht/ auch einem ruſſigen Kohlbren- ner/ auch einem kraͤtzigen Spittaler/ allen thut ſie ſchoͤn/ alle ladet ſie zu ſich/ und muß wol ein grober und Puͤffelſichtiger Menſch ſeyn/ der ihr nicht auch die Hand gibt: Dieſe wunder- ſchoͤne Dama heiſt Gratia Divina, Jhr Gnaden/ das iſt/ die Gnad GOttes/ welche allen Menſchen und Adams-Kindern ſchoͤn thut/ ihnen die Hand bietet/ und begehret in die Seelig- keit zuziehen/ alle/ alle ins gemein verlangt ſie ſeelig zu machen/ und der in Verluſt gehet/ der muß ſeinen eigenen freyen Wil- len ſolches zuſchreiben/ ihme ſelbſt ſolches zumeſſen/ nicht aber dieſer edlen ſchoͤnen Dama/ als die ihme gleich anderen/ die Schneeweiſſe Braͤtzel gebotten/ des Willens ihn zur Glory zu- ziehen/ nach Lehr des H. Pauli: Vult omnes homines ſalvos fieri. GOtt iſt wie die ſchoͤne guldene Sonn am Himmel/ wel- ches Koͤnigliche Geſtirn und Oberhaupt aller Himmels-Liechter nicht allein ihre Strahlen wuͤrfft auf die praͤchtige Fuͤrſtliche Pallaͤſt/ ſondern auch auf die veraͤchtlichiſte Baurnhuͤtten; nicht allein beglaͤntzt ſie ein wunderſchoͤnes und wolriechendes Blumen- bettel/ ſonderu auch ſ. v. einen ſchlechten Miſthauffen: nicht allein ſpendirt ſie ihr Liecht denen hoch empor erhebten Bergen/ ſon- dern auch denen tieff unterdruckten Thaͤlern: Nicht allein be- ſcheint ſie die ſo herꝛliche zugerichte Luſtgaͤrten/ ſondern auch die wuͤſt-entlegene und rauche Einoͤde: Nicht allein ſchaut ſie an mit ihrem ſtrahlenden Angeſicht die klar Cryſtalline Brunnquellen/ ſon- M m m 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/471>, abgerufen am 25.04.2024.