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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas Jscarioth hat bey der Tafel des HErrn/ etc.
fect auslehren; dann die Teutsche Speisen gehören nur für eine
Bauren Hochzeit. Jetzt müssen die Cappauner mit Pistätzen und
Piscoten gefüttert werden. Die Sardellen müssen im Spanischen
Wein gebeitzt werden/ die Materien zum Dorten/ müssen aus den
Canarischen Jnseln genommen werden/ wo der Zucker-Candel an
statt der Eiszapffen von Dächern hangt. Wann wir den Lufft/
die Erd/ und das Wasser wegen ihrer Jnnwohner zur Freß-Con-
tributio
n gezwungen haben/ und den Magen nicht anderst ange-
füllt/ als wie ein Materialisten Gewölb/ so stehen etliche gleich-
wol von der Tafel auf ohne Dancksagung/ ja an statt derselben ran-
tzen sich etliche wie die Weber/ wann sie die Leinwath ausmessen:
Bey etlichen gibt der Magen gar ein Bauren-Echo, den man
durch zwey Zimmer hört/ und ist kaum einer/ bey dem der Ver-
gelts GOtt auf der Zungen Platz hat.

O was grosser Unterschied ist nun zwischen den jetzigen und
vergangenen Zeiten/ vor diesem/ schreibt der H. Chrysostomus/
haben die Eremiten und Mönch in der Einöde/ nachdeme sie ihr
Essen vollbracht/ ein langes Gebett und Dancksagen verricht/ in-
deme doch ihr gantzes Tractament in nicht anders bestanden/ als
in einem trucknen schwartzen Brodt/ und Krügel Wasser/ der-
malen schoppen sich etliche an/ daß auch fast eisene Reiff vonnöthen
wären/ die Wampen zu halten/ und gleichwol ist nichts dürrers
und ungeschmaltzner/ als das Deo gratias; Mich wundert nicht/
wann GOtt seine so freygebige Hand thäte zuruck ziehen/ und
solchen undanckbaren Leuten das Brodt
schmäleren.

Judas

Judas Jſcarioth hat bey der Tafel des HErꝛn/ ꝛc.
fect auslehren; dann die Teutſche Speiſen gehoͤren nur fuͤr eine
Bauren Hochzeit. Jetzt muͤſſen die Cappauner mit Piſtaͤtzen und
Piſcoten gefuͤttert werden. Die Sardellen muͤſſen im Spaniſchen
Wein gebeitzt werden/ die Materien zum Dorten/ muͤſſen aus den
Canariſchen Jnſeln genommen werden/ wo der Zucker-Candel an
ſtatt der Eiszapffen von Daͤchern hangt. Wann wir den Lufft/
die Erd/ und das Waſſer wegen ihrer Jnnwohner zur Freß-Con-
tributio
n gezwungen haben/ und den Magen nicht anderſt ange-
fuͤllt/ als wie ein Materialiſten Gewoͤlb/ ſo ſtehen etliche gleich-
wol von der Tafel auf ohne Danckſagung/ ja an ſtatt derſelben ran-
tzen ſich etliche wie die Weber/ wann ſie die Leinwath ausmeſſen:
Bey etlichen gibt der Magen gar ein Bauren-Echo, den man
durch zwey Zimmer hoͤrt/ und iſt kaum einer/ bey dem der Ver-
gelts GOtt auf der Zungen Platz hat.

O was groſſer Unterſchied iſt nun zwiſchen den jetzigen und
vergangenen Zeiten/ vor dieſem/ ſchreibt der H. Chryſoſtomus/
haben die Eremiten und Moͤnch in der Einoͤde/ nachdeme ſie ihr
Eſſen vollbracht/ ein langes Gebett und Danckſagen verricht/ in-
deme doch ihr gantzes Tractament in nicht anders beſtanden/ als
in einem trucknen ſchwartzen Brodt/ und Kruͤgel Waſſer/ der-
malen ſchoppen ſich etliche an/ daß auch faſt eiſene Reiff vonnoͤthen
waͤren/ die Wampen zu halten/ und gleichwol iſt nichts duͤrrers
und ungeſchmaltzner/ als das Deo gratias; Mich wundert nicht/
wann GOtt ſeine ſo freygebige Hand thaͤte zuruck ziehen/ und
ſolchen undanckbaren Leuten das Brodt
ſchmaͤleren.

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[456/0468] Judas Jſcarioth hat bey der Tafel des HErꝛn/ ꝛc. fect auslehren; dann die Teutſche Speiſen gehoͤren nur fuͤr eine Bauren Hochzeit. Jetzt muͤſſen die Cappauner mit Piſtaͤtzen und Piſcoten gefuͤttert werden. Die Sardellen muͤſſen im Spaniſchen Wein gebeitzt werden/ die Materien zum Dorten/ muͤſſen aus den Canariſchen Jnſeln genommen werden/ wo der Zucker-Candel an ſtatt der Eiszapffen von Daͤchern hangt. Wann wir den Lufft/ die Erd/ und das Waſſer wegen ihrer Jnnwohner zur Freß-Con- tribution gezwungen haben/ und den Magen nicht anderſt ange- fuͤllt/ als wie ein Materialiſten Gewoͤlb/ ſo ſtehen etliche gleich- wol von der Tafel auf ohne Danckſagung/ ja an ſtatt derſelben ran- tzen ſich etliche wie die Weber/ wann ſie die Leinwath ausmeſſen: Bey etlichen gibt der Magen gar ein Bauren-Echo, den man durch zwey Zimmer hoͤrt/ und iſt kaum einer/ bey dem der Ver- gelts GOtt auf der Zungen Platz hat. O was groſſer Unterſchied iſt nun zwiſchen den jetzigen und vergangenen Zeiten/ vor dieſem/ ſchreibt der H. Chryſoſtomus/ haben die Eremiten und Moͤnch in der Einoͤde/ nachdeme ſie ihr Eſſen vollbracht/ ein langes Gebett und Danckſagen verricht/ in- deme doch ihr gantzes Tractament in nicht anders beſtanden/ als in einem trucknen ſchwartzen Brodt/ und Kruͤgel Waſſer/ der- malen ſchoppen ſich etliche an/ daß auch faſt eiſene Reiff vonnoͤthen waͤren/ die Wampen zu halten/ und gleichwol iſt nichts duͤrrers und ungeſchmaltzner/ als das Deo gratias; Mich wundert nicht/ wann GOtt ſeine ſo freygebige Hand thaͤte zuruck ziehen/ und ſolchen undanckbaren Leuten das Brodt ſchmaͤleren. Judas

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/468>, abgerufen am 25.04.2024.