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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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als in einem Garten.
ware/ von freyen Stucken selbst eröffnet. Villamont. sect. 2.
Jtem/ so haben so gar die unmündige Kinder/ so etwan erst etli-
che Wochen alt/ durch ein Wunder-Werck angesangen zu reden/
und überlaut aufgeschrien: Benedictus qui venit. Gebenedeyet
ist/ der da kommt in dem Namen des HERRN/ etc.
worauf der Prophet schon längst geziehlet hat: Ex ore infantiumSegal.
fol.
31.

& lactantium perfecisti laudem tuam. Neben vielen anderen
schreibt der Evangelist/ daß Unser HERR Jhme durch die
Apostlen habe zuführen lassen ein Eselin samt dem Füllein/ und ist
der meisten Lehrer Aussag/ daß er auf beeden seye geritten/ das ist/
auf einem/ und nachmals auf dem anderen/ aber warumb diß?
indeme der Weeg von Bethania gar nicht weit von Jerusalem/
also hätt ihn die Eselin gar leicht alleinig können tragen: Freylich
wol/ aber der HERR hatte ein Mitleyden mit dem armen Thier/
und darumb hat er es wollen verschnauffen lassen/ und nicht zu
starck übertreiben.

Wann nun unser Menschlicher Leib nach Aussag des Heili-
gen Pachomii und des Seraphischen Francisci nichts anders ist/
als ein Esel/ der sich zu dem Dienst GOttes brauchen lässet/ so
ist auch billich/ daß wir denselben zuweilen lassen verschnauffen/
ist recht/ ja nothwendig/ daß wir ihme auch einige Rast und zuläs-
sige Ergötzlichkeit vergonnen/ legt sich doch zuweilen ein Hund
nieder/ und strecket alle viere von sich/ nachdeme er ein Weil mit
und vor seinen Herrn geloffen/ damit er nachgehends den übri-
gen Weeg noch vollbringen möge: Pflegt man doch einen Wa-
gen/ so Berg auf gezogen wird/ von hinderhalb mit einem gros-
sen Stein oder Prügel arrestiren und aus halten/ biß unterdes-
sen die Pferd oder Ochsen verschnauffen: Warumben soll ihme
der Mensch/ dessen Leib von keinem Marmel oder Eisen/ nicht
auch einige Rast vergönnen/ zumalen GOtt selbsten/ nachdem
er die Welt/ und alles in der Welt aus nichts erschaffen/ ihme
einen Rast-Tag gemacht hat/ vermög der H. Schrifft/ die da
sagt/ und er ruhete am siebenden Tag von allem Werck/ das GOttGen. 2.
erschaffen hat.

Weil
J i i 2

als in einem Garten.
ware/ von freyen Stucken ſelbſt eroͤffnet. Villamont. ſect. 2.
Jtem/ ſo haben ſo gar die unmuͤndige Kinder/ ſo etwan erſt etli-
che Wochen alt/ durch ein Wunder-Werck angeſangen zu reden/
und uͤberlaut aufgeſchrien: Benedictus qui venit. Gebenedeyet
iſt/ der da kommt in dem Namen des HERRN/ ꝛc.
worauf der Prophet ſchon laͤngſt geziehlet hat: Ex ore infantiumSegal.
fol.
31.

& lactantium perfeciſti laudem tuam. Neben vielen anderen
ſchreibt der Evangeliſt/ daß Unſer HERR Jhme durch die
Apoſtlen habe zufuͤhren laſſen ein Eſelin ſamt dem Fuͤllein/ und iſt
der meiſten Lehrer Ausſag/ daß er auf beeden ſeye geritten/ das iſt/
auf einem/ und nachmals auf dem anderen/ aber warumb diß?
indeme der Weeg von Bethania gar nicht weit von Jeruſalem/
alſo haͤtt ihn die Eſelin gar leicht alleinig koͤnnen tragen: Freylich
wol/ aber der HERR hatte ein Mitleyden mit dem armen Thier/
und darumb hat er es wollen verſchnauffen laſſen/ und nicht zu
ſtarck uͤbertreiben.

Wann nun unſer Menſchlicher Leib nach Ausſag des Heili-
gen Pachomii und des Seraphiſchen Franciſci nichts anders iſt/
als ein Eſel/ der ſich zu dem Dienſt GOttes brauchen laͤſſet/ ſo
iſt auch billich/ daß wir denſelben zuweilen laſſen verſchnauffen/
iſt recht/ ja nothwendig/ daß wir ihme auch einige Raſt und zulaͤſ-
ſige Ergoͤtzlichkeit vergonnen/ legt ſich doch zuweilen ein Hund
nieder/ und ſtrecket alle viere von ſich/ nachdeme er ein Weil mit
und vor ſeinen Herꝛn geloffen/ damit er nachgehends den uͤbri-
gen Weeg noch vollbringen moͤge: Pflegt man doch einen Wa-
gen/ ſo Berg auf gezogen wird/ von hinderhalb mit einem groſ-
ſen Stein oder Pruͤgel arreſtiren und auſ halten/ biß unterdeſ-
ſen die Pferd oder Ochſen verſchnauffen: Warumben ſoll ihme
der Menſch/ deſſen Leib von keinem Marmel oder Eiſen/ nicht
auch einige Raſt vergoͤnnen/ zumalen GOtt ſelbſten/ nachdem
er die Welt/ und alles in der Welt aus nichts erſchaffen/ ihme
einen Raſt-Tag gemacht hat/ vermoͤg der H. Schrifft/ die da
ſagt/ und er ruhete am ſiebenden Tag von allem Werck/ das GOttGen. 2.
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J i i 2
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[435/0447] als in einem Garten. ware/ von freyen Stucken ſelbſt eroͤffnet. Villamont. ſect. 2. Jtem/ ſo haben ſo gar die unmuͤndige Kinder/ ſo etwan erſt etli- che Wochen alt/ durch ein Wunder-Werck angeſangen zu reden/ und uͤberlaut aufgeſchrien: Benedictus qui venit. Gebenedeyet iſt/ der da kommt in dem Namen des HERRN/ ꝛc. worauf der Prophet ſchon laͤngſt geziehlet hat: Ex ore infantium & lactantium perfeciſti laudem tuam. Neben vielen anderen ſchreibt der Evangeliſt/ daß Unſer HERR Jhme durch die Apoſtlen habe zufuͤhren laſſen ein Eſelin ſamt dem Fuͤllein/ und iſt der meiſten Lehrer Ausſag/ daß er auf beeden ſeye geritten/ das iſt/ auf einem/ und nachmals auf dem anderen/ aber warumb diß? indeme der Weeg von Bethania gar nicht weit von Jeruſalem/ alſo haͤtt ihn die Eſelin gar leicht alleinig koͤnnen tragen: Freylich wol/ aber der HERR hatte ein Mitleyden mit dem armen Thier/ und darumb hat er es wollen verſchnauffen laſſen/ und nicht zu ſtarck uͤbertreiben. Segal. fol. 31. Wann nun unſer Menſchlicher Leib nach Ausſag des Heili- gen Pachomii und des Seraphiſchen Franciſci nichts anders iſt/ als ein Eſel/ der ſich zu dem Dienſt GOttes brauchen laͤſſet/ ſo iſt auch billich/ daß wir denſelben zuweilen laſſen verſchnauffen/ iſt recht/ ja nothwendig/ daß wir ihme auch einige Raſt und zulaͤſ- ſige Ergoͤtzlichkeit vergonnen/ legt ſich doch zuweilen ein Hund nieder/ und ſtrecket alle viere von ſich/ nachdeme er ein Weil mit und vor ſeinen Herꝛn geloffen/ damit er nachgehends den uͤbri- gen Weeg noch vollbringen moͤge: Pflegt man doch einen Wa- gen/ ſo Berg auf gezogen wird/ von hinderhalb mit einem groſ- ſen Stein oder Pruͤgel arreſtiren und auſ halten/ biß unterdeſ- ſen die Pferd oder Ochſen verſchnauffen: Warumben ſoll ihme der Menſch/ deſſen Leib von keinem Marmel oder Eiſen/ nicht auch einige Raſt vergoͤnnen/ zumalen GOtt ſelbſten/ nachdem er die Welt/ und alles in der Welt aus nichts erſchaffen/ ihme einen Raſt-Tag gemacht hat/ vermoͤg der H. Schrifft/ die da ſagt/ und er ruhete am ſiebenden Tag von allem Werck/ das GOtt erſchaffen hat. Gen. 2. Weil J i i 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/447>, abgerufen am 20.04.2024.