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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/
me dich unser/ als der HERR sie sahe/ sprach er/ gehet hin/ und
zeiget euch dem Priester/ und es begab sich/ da sie hingiengen/ wur-
den sie alle rein. Einer aber aus ihnen/ da er sahe/ daß er gereini-
get ware/ kehrte wider zuruck/ und lobte GOTT mit lauter
Stimm/ und er siele bey den Füssen deß HErrn nieder/ und dancket
Jhn/ dieser war ein Samariter. JEsus aber antwortet/ und
sprach: Seynd dann ihrer nicht zehen gereiniget worden? Wo
seynd dann die Neune? Keiner ist gefunden der widerkehrte und
GOTT die Ehr gabe/ dann dieser Frembdling. Das seynd
Neun grobe Gesellen gewest/ Neun unmanierliche Schliffel/ neun
ungehobelte Gispel. Neun schlechte Limmel. Neun unsittliche
Knöpff. Neun vergessene Maulaffen. Neun ungebärdige Schlam-
pen. Neun unerzogene Knollfincken. Neun ungeschaffene Schlen-
ckel/ welche GOtt die Ehr nicht haben geben.

Hin und her in den Garten trifft man ebenfalls Neun an/
bey den GOTT gar kein Ehr hat/ Neun Gesellen und nicht Ein
Lob GOttes. Neun Kerl und nicht Ein gutes Werck. Diese
Neun seynd die Neun Kegel (hätte sie bald anderst genennt) mit
denen manche Spil-Luder gantzen Tag in dem Garten verzehren.
Bey diesen Neun findet man so gar selten ein Ehr GOttes/ wohl
öffter aber ein Unehr/ massen darbey das Fluchen und Schwören/
und folgends darauf das Rauffen und Schlagen meistentheil sich
finden last. Jch bin vor vielen Jahren einmal ausser der Stadt
Wien spatzieren gangen/ hierdurch ein wenig einen frischen Lufft
zu schöpffen/ und als ich bey einem grossen Garten vorbey meinen
Weg genommen/ da hab ich ein erschröckliches Schelten und
Gottslästern wahrgenommen. Jch glaubte Anfangs es wäre ein
Disputation de Sacramentis in communi in diesem Garten/ wie
ich aber durch die Blancken den Augenschein genommen/ da hat sich
die Sach weit anderst gezeigt/ indem beede gantz grimmig einan-
der angefallen/ ein jeder an staet deß Gewöhrs ein Kegel gebraucht/
womit sie dergestalten einander gegrüst daß die Tippel am Kopff/
wie fast junge Scher-Hauffen aufgefahren/ kein zeitiges Obst hab

ich

Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/
me dich unſer/ als der HERR ſie ſahe/ ſprach er/ gehet hin/ und
zeiget euch dem Prieſter/ und es begab ſich/ da ſie hingiengen/ wur-
den ſie alle rein. Einer aber aus ihnen/ da er ſahe/ daß er gereini-
get ware/ kehrte wider zuruck/ und lobte GOTT mit lauter
Stimm/ und er ſiele bey den Fuͤſſen deß HErꝛn nieder/ und dancket
Jhn/ dieſer war ein Samariter. JEſus aber antwortet/ und
ſprach: Seynd dann ihrer nicht zehen gereiniget worden? Wo
ſeynd dann die Neune? Keiner iſt gefunden der widerkehrte und
GOTT die Ehr gabe/ dann dieſer Frembdling. Das ſeynd
Neun grobe Geſellen geweſt/ Neun unmanierliche Schliffel/ neun
ungehobelte Giſpel. Neun ſchlechte Limmel. Neun unſittliche
Knoͤpff. Neun vergeſſene Maulaffen. Neun ungebaͤrdige Schlam-
pen. Neun unerzogene Knollfincken. Neun ungeſchaffene Schlen-
ckel/ welche GOtt die Ehr nicht haben geben.

Hin und her in den Garten trifft man ebenfalls Neun an/
bey den GOTT gar kein Ehr hat/ Neun Geſellen und nicht Ein
Lob GOttes. Neun Kerl und nicht Ein gutes Werck. Dieſe
Neun ſeynd die Neun Kegel (haͤtte ſie bald anderſt genennt) mit
denen manche Spil-Luder gantzen Tag in dem Garten verzehren.
Bey dieſen Neun findet man ſo gar ſelten ein Ehr GOttes/ wohl
oͤffter aber ein Unehr/ maſſen darbey das Fluchen und Schwoͤren/
und folgends darauf das Rauffen und Schlagen meiſtentheil ſich
finden laſt. Jch bin vor vielen Jahren einmal auſſer der Stadt
Wien ſpatzieren gangen/ hierdurch ein wenig einen friſchen Lufft
zu ſchoͤpffen/ und als ich bey einem groſſen Garten vorbey meinen
Weg genommen/ da hab ich ein erſchroͤckliches Schelten und
Gottslaͤſtern wahrgenommen. Jch glaubte Anfangs es waͤre ein
Diſputation de Sacramentis in communi in dieſem Garten/ wie
ich aber durch die Blancken den Augenſchein genom̃en/ da hat ſich
die Sach weit anderſt gezeigt/ indem beede gantz grimmig einan-
der angefallen/ ein jeder an ſtaet deß Gewoͤhrs ein Kegel gebraucht/
womit ſie dergeſtalten einander gegruͤſt daß die Tippel am Kopff/
wie faſt junge Scher-Hauffen aufgefahren/ kein zeitiges Obſt hab

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[430/0442] Judas hat Gott an keinem andern Ort verrathen/ me dich unſer/ als der HERR ſie ſahe/ ſprach er/ gehet hin/ und zeiget euch dem Prieſter/ und es begab ſich/ da ſie hingiengen/ wur- den ſie alle rein. Einer aber aus ihnen/ da er ſahe/ daß er gereini- get ware/ kehrte wider zuruck/ und lobte GOTT mit lauter Stimm/ und er ſiele bey den Fuͤſſen deß HErꝛn nieder/ und dancket Jhn/ dieſer war ein Samariter. JEſus aber antwortet/ und ſprach: Seynd dann ihrer nicht zehen gereiniget worden? Wo ſeynd dann die Neune? Keiner iſt gefunden der widerkehrte und GOTT die Ehr gabe/ dann dieſer Frembdling. Das ſeynd Neun grobe Geſellen geweſt/ Neun unmanierliche Schliffel/ neun ungehobelte Giſpel. Neun ſchlechte Limmel. Neun unſittliche Knoͤpff. Neun vergeſſene Maulaffen. Neun ungebaͤrdige Schlam- pen. Neun unerzogene Knollfincken. Neun ungeſchaffene Schlen- ckel/ welche GOtt die Ehr nicht haben geben. Hin und her in den Garten trifft man ebenfalls Neun an/ bey den GOTT gar kein Ehr hat/ Neun Geſellen und nicht Ein Lob GOttes. Neun Kerl und nicht Ein gutes Werck. Dieſe Neun ſeynd die Neun Kegel (haͤtte ſie bald anderſt genennt) mit denen manche Spil-Luder gantzen Tag in dem Garten verzehren. Bey dieſen Neun findet man ſo gar ſelten ein Ehr GOttes/ wohl oͤffter aber ein Unehr/ maſſen darbey das Fluchen und Schwoͤren/ und folgends darauf das Rauffen und Schlagen meiſtentheil ſich finden laſt. Jch bin vor vielen Jahren einmal auſſer der Stadt Wien ſpatzieren gangen/ hierdurch ein wenig einen friſchen Lufft zu ſchoͤpffen/ und als ich bey einem groſſen Garten vorbey meinen Weg genommen/ da hab ich ein erſchroͤckliches Schelten und Gottslaͤſtern wahrgenommen. Jch glaubte Anfangs es waͤre ein Diſputation de Sacramentis in communi in dieſem Garten/ wie ich aber durch die Blancken den Augenſchein genom̃en/ da hat ſich die Sach weit anderſt gezeigt/ indem beede gantz grimmig einan- der angefallen/ ein jeder an ſtaet deß Gewoͤhrs ein Kegel gebraucht/ womit ſie dergeſtalten einander gegruͤſt daß die Tippel am Kopff/ wie faſt junge Scher-Hauffen aufgefahren/ kein zeitiges Obſt hab ich

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/442>, abgerufen am 25.04.2024.