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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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thut das Gute unterlassen
arme bedürfftige Erd niemalen/ ausser GOtt verhängt solches
zu einer sondern Straff/ wie zu Eliä Zeiten geschehen. Der
Reiche ist gleich dem Himmel mit Silber und Gold wol versehen/
es schimmert alles an ihm/ Kisten und Kasten seynd voll/ entge-
gen ist der arme Mensch/ wie die niederträchtige Erden/ hat nichts/
als wie er geht und steht/ und wartet immer auf ein gnädige In-
fluenz
von dem reichen Himmel: freylich ein Himmel und kein
Limmel soll der Reiche und Wolhabende seyn/ und seine Influenz
und Hülff keinen armen Menschen weigern.

Jener reiche Prasser/ von deme die Evangelisten Mel-
dung thun/ ist ein rechter Saumagen gewest/ aber ein Reicher
soll von Rechts wegen wie ein Magen beschaffen seyn/ dann ob-
schon dieser alle Speiß und Tranck zu sich nimmt/ und die ande-
re Glieder deß Leibs niemal essen oder trincken/ so ist er doch so
gut/ daß er fast den besten Safft und Krafft ausklaubt/ und al-
len anderen Gliedern möglichster Weiß mittheilet: deßgleichen
sollen die reiche Leut/ so grosse Mittel von GOTT empfangen/
nicht alles für sich behalten/ sondern allzeit auch mit dem Noth-
dürfftigen theilen. Wann bey dem Reichen das Do ist/ das
Do bleibt/ das Do gefunden wird/ alsdann können sie für ge-
wiß hoffen/ daß am jüngsten Tag der Göttliche Richter sie zu
sich ruffen wird/ Venite, Do her/ wo die Auserwählte seynd/
Do her/ auf die rechte Hand/ Do her/ wo die Schaaf stehen;
ja der Psalmist David hat den Allmosen-Geber schon auf der
Welt/ wider den Brauch der Catholischen Kirchen beatificiret
und seelig gesprochen: Beatus qui intelligit super egenum &
pauperem, &c.

Jn dem vornehmen Stifft Closter-Neuburg in Oester-
reich/ so denen Herren Canonicis Regularibus zugehörig/ er-
hält man schon von deß Heiligen Leopoldi Zeiten hero etliche
Hund zur ewigen Gedächtnus/ weil dieselbe in der Jagd den
Schlayr seiner Frauen Gemahlin noch unversehrter gefunden/
der doch so viel Jahr im Schnee und Ungewitter gelegen/ an wet-

chem

thut das Gute unterlaſſen
arme beduͤrfftige Erd niemalen/ auſſer GOtt verhaͤngt ſolches
zu einer ſondern Straff/ wie zu Eliaͤ Zeiten geſchehen. Der
Reiche iſt gleich dem Himmel mıt Silber und Gold wol verſehen/
es ſchimmert alles an ihm/ Kıſten und Kaſten ſeynd voll/ entge-
gen iſt der arme Menſch/ wie die niedertraͤchtige Erden/ hat nichts/
als wie er geht und ſteht/ und wartet immer auf ein gnaͤdige In-
fluenz
von dem reichen Himmel: freylich ein Himmel und kein
Limmel ſoll der Reiche und Wolhabende ſeyn/ und ſeine Influenz
und Huͤlff keinen armen Menſchen weigern.

Jener reiche Praſſer/ von deme die Evangeliſten Mel-
dung thun/ iſt ein rechter Saumagen geweſt/ aber ein Reicher
ſoll von Rechts wegen wie ein Magen beſchaffen ſeyn/ dann ob-
ſchon dieſer alle Speiß und Tranck zu ſich nimmt/ und die ande-
re Glieder deß Leibs niemal eſſen oder trincken/ ſo iſt er doch ſo
gut/ daß er faſt den beſten Safft und Krafft ausklaubt/ und al-
len anderen Gliedern moͤglichſter Weiß mittheilet: deßgleichen
ſollen die reiche Leut/ ſo groſſe Mittel von GOTT empfangen/
nicht alles fuͤr ſich behalten/ ſondern allzeit auch mit dem Noth-
duͤrfftigen theilen. Wann bey dem Reichen das Do iſt/ das
Do bleibt/ das Do gefunden wird/ alsdann koͤnnen ſie fuͤr ge-
wiß hoffen/ daß am juͤngſten Tag der Goͤttliche Richter ſie zu
ſich ruffen wird/ Venite, Do her/ wo die Auserwaͤhlte ſeynd/
Do her/ auf die rechte Hand/ Do her/ wo die Schaaf ſtehen;
ja der Pſalmiſt David hat den Allmoſen-Geber ſchon auf der
Welt/ wider den Brauch der Catholiſchen Kirchen beatificiret
und ſeelig geſprochen: Beatus qui intelligit ſuper egenum &
pauperem, &c.

Jn dem vornehmen Stifft Cloſter-Neuburg in Oeſter-
reich/ ſo denen Herren Canonicis Regularibus zugehoͤrig/ er-
haͤlt man ſchon von deß Heiligen Leopoldi Zeiten hero etliche
Hund zur ewigen Gedaͤchtnus/ weil dieſelbe in der Jagd den
Schlayr ſeiner Frauen Gemahlin noch unverſehrter gefunden/
der doch ſo viel Jahr im Schnee und Ungewitter gelegen/ an wet-

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[399/0411] thut das Gute unterlaſſen arme beduͤrfftige Erd niemalen/ auſſer GOtt verhaͤngt ſolches zu einer ſondern Straff/ wie zu Eliaͤ Zeiten geſchehen. Der Reiche iſt gleich dem Himmel mıt Silber und Gold wol verſehen/ es ſchimmert alles an ihm/ Kıſten und Kaſten ſeynd voll/ entge- gen iſt der arme Menſch/ wie die niedertraͤchtige Erden/ hat nichts/ als wie er geht und ſteht/ und wartet immer auf ein gnaͤdige In- fluenz von dem reichen Himmel: freylich ein Himmel und kein Limmel ſoll der Reiche und Wolhabende ſeyn/ und ſeine Influenz und Huͤlff keinen armen Menſchen weigern. Jener reiche Praſſer/ von deme die Evangeliſten Mel- dung thun/ iſt ein rechter Saumagen geweſt/ aber ein Reicher ſoll von Rechts wegen wie ein Magen beſchaffen ſeyn/ dann ob- ſchon dieſer alle Speiß und Tranck zu ſich nimmt/ und die ande- re Glieder deß Leibs niemal eſſen oder trincken/ ſo iſt er doch ſo gut/ daß er faſt den beſten Safft und Krafft ausklaubt/ und al- len anderen Gliedern moͤglichſter Weiß mittheilet: deßgleichen ſollen die reiche Leut/ ſo groſſe Mittel von GOTT empfangen/ nicht alles fuͤr ſich behalten/ ſondern allzeit auch mit dem Noth- duͤrfftigen theilen. Wann bey dem Reichen das Do iſt/ das Do bleibt/ das Do gefunden wird/ alsdann koͤnnen ſie fuͤr ge- wiß hoffen/ daß am juͤngſten Tag der Goͤttliche Richter ſie zu ſich ruffen wird/ Venite, Do her/ wo die Auserwaͤhlte ſeynd/ Do her/ auf die rechte Hand/ Do her/ wo die Schaaf ſtehen; ja der Pſalmiſt David hat den Allmoſen-Geber ſchon auf der Welt/ wider den Brauch der Catholiſchen Kirchen beatificiret und ſeelig geſprochen: Beatus qui intelligit ſuper egenum & pauperem, &c. Jn dem vornehmen Stifft Cloſter-Neuburg in Oeſter- reich/ ſo denen Herren Canonicis Regularibus zugehoͤrig/ er- haͤlt man ſchon von deß Heiligen Leopoldi Zeiten hero etliche Hund zur ewigen Gedaͤchtnus/ weil dieſelbe in der Jagd den Schlayr ſeiner Frauen Gemahlin noch unverſehrter gefunden/ der doch ſo viel Jahr im Schnee und Ungewitter gelegen/ an wet- chem

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/411>, abgerufen am 25.04.2024.