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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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wird gar unter die Heiligen gezehlt.
halber das Birckenkraut verkost/ ja ich hab noch hierüber die
Modi gantz frey und frech auff allen Gassen gesehen herumb ge-
hen/ welches mich nicht ein wenig geschmertzt.

Gallilaea hat uns Salvatorum Mundi gebracht/ und Gallia
Inventorem Modi,
O verruchte Modi/ und verdammter Klei-
der Pracht/ der du noch immerzu im Wachsen und Aufneh-
men bist; das wollene Kleid/ welches MARIA die übergebe-
nedeyte Mutter dem Fünff-jährigen Christo mit eigenen Hän-
den gemacht/ ist mit ihm aufgewachsen/ und nach Aussag
Masseli, l. 5. in der Farb sich immerzu geändert nach Beschaf-
fenheiten der Festtag im Tempel/ wann daselbst der Ornat ist
rot gewest/ so hat ebenmässig der Rock deß HErrn die Purpur-
Farb angezogen/ ist der auffbutz im Tempel blau gewest/ so
dann ist in gleiger Himmels-Farb das Klayd Christi/ etc. Jst
demnach das Kleid deß HErrn JESU/ GOtt dem Allerhöch-
sten zu Ehren nie gewest beständig in der Farb/ aber dermal
hat der mutwillige Klayder-Pracht also überhand genommen/
daß er dem Teuffel zu Ehren nie beständig ist/ in der Modi; ich
bin bereits nunmehr ein schlechter Grammaticus, aber ich
glaub gleichwol dieser seye deß Lucifers Modus Imperativus:
Ein manche die auch nicht Mittel hat/ will sich gleichwol in die
Modi kleyden; aber wer zahlt die Modi? gar offt heist es/
Modo deprehensa est in adulterio, &c. Wie Unser LieberJoseph l.
2 deBel-
lo Judai-
co. c.
12.

HErr gantz prächtig zu Jerusalem eingeritten/ indeme ihme ge-
gen dreyssigmal tausend Menschen entgegen gangen/ so zwar
nicht lauter Jnnwohner der Stadt gewest/ sondern die meiste aus
dem gantzen Land/ welche dazumal der Oesterlichen Solenni-
tät halber dahin kommen. Zur selben Zeit haben sich die liebe
Apostel gantz eyfferig und Ehrenbietig gegen den HErrn JE-
su erzeigt/ und so gar ihre eigene Kleider/ verstehe die Mäntel
und äussere Röck an statt der Schabracken und Decken über den
Esel/ worauf der Heyland nachmals eingeritten/ gestreit/ auf
diesen Kleidern ist unser Lieber HErr gesessen; aber auf den jetzi-

gen
Pars IV. A a a

wird gar unter die Heiligen gezehlt.
halber das Birckenkraut verkoſt/ ja ich hab noch hieruͤber die
Modi gantz frey und frech auff allen Gaſſen geſehen herumb ge-
hen/ welches mich nicht ein wenig geſchmertzt.

Gallilæa hat uns Salvatorum Mundi gebracht/ und Gallia
Inventorem Modi,
O verruchte Modi/ und verdammter Klei-
der Pracht/ der du noch immerzu im Wachſen und Aufneh-
men biſt; das wollene Kleid/ welches MARIA die uͤbergebe-
nedeyte Mutter dem Fuͤnff-jaͤhrigen Chriſto mit eigenen Haͤn-
den gemacht/ iſt mit ihm aufgewachſen/ und nach Auſſag
Maſſeli, l. 5. in der Farb ſich immerzu geaͤndert nach Beſchaf-
fenheiten der Feſttag im Tempel/ wann daſelbſt der Ornat iſt
rot geweſt/ ſo hat ebenmaͤſſig der Rock deß HErꝛn die Purpur-
Farb angezogen/ iſt der auffbutz im Tempel blau geweſt/ ſo
dann iſt in gleiger Himmels-Farb das Klayd Chriſti/ ꝛc. Jſt
demnach das Kleid deß HErrn JESU/ GOtt dem Allerhoͤch-
ſten zu Ehren nie geweſt beſtaͤndig in der Farb/ aber dermal
hat der mutwillige Klayder-Pracht alſo uͤberhand genommen/
daß er dem Teuffel zu Ehren nie beſtaͤndig iſt/ in der Modi; ich
bin bereits nunmehr ein ſchlechter Grammaticus, aber ich
glaub gleichwol dieſer ſeye deß Lucifers Modus Imperativus:
Ein manche die auch nicht Mittel hat/ will ſich gleichwol in die
Modi kleyden; aber wer zahlt die Modi? gar offt heiſt es/
Modo deprehenſa eſt in adulterio, &c. Wie Unſer LieberJoſeph l.
2 deBel-
lo Judai-
co. c.
12.

HErr gantz praͤchtig zu Jeruſalem eingeritten/ indeme ihme ge-
gen dreyſſigmal tauſend Menſchen entgegen gangen/ ſo zwar
nicht lauter Jnnwohner der Stadt geweſt/ ſondern die meiſte aus
dem gantzen Land/ welche dazumal der Oeſterlichen Solenni-
taͤt halber dahin kommen. Zur ſelben Zeit haben ſich die liebe
Apoſtel gantz eyfferig und Ehrenbietig gegen den HErrn JE-
ſu erzeigt/ und ſo gar ihre eigene Kleider/ verſtehe die Maͤntel
und aͤuſſere Roͤck an ſtatt der Schabracken und Decken uͤber den
Eſel/ worauf der Heyland nachmals eingeritten/ geſtreit/ auf
dieſen Kleidern iſt unſer Lieber HErr geſeſſen; aber auf den jetzi-

gen
Pars IV. A a a
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[369/0381] wird gar unter die Heiligen gezehlt. halber das Birckenkraut verkoſt/ ja ich hab noch hieruͤber die Modi gantz frey und frech auff allen Gaſſen geſehen herumb ge- hen/ welches mich nicht ein wenig geſchmertzt. Gallilæa hat uns Salvatorum Mundi gebracht/ und Gallia Inventorem Modi, O verruchte Modi/ und verdammter Klei- der Pracht/ der du noch immerzu im Wachſen und Aufneh- men biſt; das wollene Kleid/ welches MARIA die uͤbergebe- nedeyte Mutter dem Fuͤnff-jaͤhrigen Chriſto mit eigenen Haͤn- den gemacht/ iſt mit ihm aufgewachſen/ und nach Auſſag Maſſeli, l. 5. in der Farb ſich immerzu geaͤndert nach Beſchaf- fenheiten der Feſttag im Tempel/ wann daſelbſt der Ornat iſt rot geweſt/ ſo hat ebenmaͤſſig der Rock deß HErꝛn die Purpur- Farb angezogen/ iſt der auffbutz im Tempel blau geweſt/ ſo dann iſt in gleiger Himmels-Farb das Klayd Chriſti/ ꝛc. Jſt demnach das Kleid deß HErrn JESU/ GOtt dem Allerhoͤch- ſten zu Ehren nie geweſt beſtaͤndig in der Farb/ aber dermal hat der mutwillige Klayder-Pracht alſo uͤberhand genommen/ daß er dem Teuffel zu Ehren nie beſtaͤndig iſt/ in der Modi; ich bin bereits nunmehr ein ſchlechter Grammaticus, aber ich glaub gleichwol dieſer ſeye deß Lucifers Modus Imperativus: Ein manche die auch nicht Mittel hat/ will ſich gleichwol in die Modi kleyden; aber wer zahlt die Modi? gar offt heiſt es/ Modo deprehenſa eſt in adulterio, &c. Wie Unſer Lieber HErr gantz praͤchtig zu Jeruſalem eingeritten/ indeme ihme ge- gen dreyſſigmal tauſend Menſchen entgegen gangen/ ſo zwar nicht lauter Jnnwohner der Stadt geweſt/ ſondern die meiſte aus dem gantzen Land/ welche dazumal der Oeſterlichen Solenni- taͤt halber dahin kommen. Zur ſelben Zeit haben ſich die liebe Apoſtel gantz eyfferig und Ehrenbietig gegen den HErrn JE- ſu erzeigt/ und ſo gar ihre eigene Kleider/ verſtehe die Maͤntel und aͤuſſere Roͤck an ſtatt der Schabracken und Decken uͤber den Eſel/ worauf der Heyland nachmals eingeritten/ geſtreit/ auf dieſen Kleidern iſt unſer Lieber HErr geſeſſen; aber auf den jetzi- gen Joſeph l. 2 deBel- lo Judai- co. c. 12. Pars IV. A a a

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/381>, abgerufen am 29.03.2024.