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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Die dreyssig Silberling
scheinen in der General-Communion bey den PP. Jesuitern/
da sie nun ein kleine Weil von disem so heiligen Vorhaben ge-
redet/ da hören sie etwas klopffen in der Cammer/ endlich seuff-
tzen/ und dise Wort außsprechen/ Date & mihi micam, last
doch/ ach/ last doch mir auch einen Prosen zukommen. Als wolt
gleichsamb diser Geist sagen/ ihr habt so offt ein stattliches
Panquet/ umb welches/ wann es möglich wär/ auch die Engel
euch solten benedeyen/ ihr habt mehrmahl ein Tractament/
daß auch GOtt selbst mit aller Allmacht nichts kostbahrers
kan aufsetzen/ und wir leyden allhier ein so unaussprechlichen
Hunger/ schickt uns doch umb GOttes Willen auch ein we-
nig ein Bescheid-Essen/ vergunt uns nur als euren Bluts-
Freund/ als den allerverlaßnesten Tropffen nur ein Pr[o]sen/
von diser Göttlichen Taffel/ ihr könt ja nit ein so Stain hartes
Hertz haben/ wie jener reicher Prasser: der dem armen Lazaro
vor der Thür nicht den wenigsten Bissen hat lassen zukommen/
dann diß allein ist das allerkräfftigste uns zu helffen/ dises zer-
trennt unsere Eysen und Bande/ an die wir gefesselt seynd/ di-
ses eröffnet den Kercker in dem wir gefangen liegen/ dises ver-
süsset unsere Bitterkeiten/ mit denen wir allerseits umbgehen.

Lippomannus schreibt den 22. April von dem Heil. Prie-
ster Gregorio, wie disen Theodorus in der Gefängnuß wolte
versehen mit dem heiligsten Fronleichnamb/ zuvor aber die
Wächter und Soldaten gebetten/ daß sie ihn aus den Eysen
und Banden nur so lang wolten schlagen/ biß er das heilige
Werck vollzogen. Als er aber von disen unbarmhertzigen Ge-
sellen nichts erbitten konte/ so hat er gleichwol die heil. Com-
munion ihme dargereicht/ sihe aber Wunder! kaum hat Theo-
dorus
dem heiligen Mann die heiligste Hostien auf die Zun-
gen gelegt/ da seynd alsbald von Gregorii Händ und Füssen
die Bande und Ketten abgesprungen/ und folgsam der heilige
Mann aller Banden befreyet worden.

Wann nun dises höchste Panquet solche Band aufgelöst

so

Die dreyſſig Silberling
ſcheinen in der General-Communion bey den PP. Jeſuitern/
da ſie nun ein kleine Weil von diſem ſo heiligen Vorhaben ge-
redet/ da hoͤren ſie etwas klopffen in der Cammer/ endlich ſeuff-
tzen/ und diſe Wort außſprechen/ Date & mihi micam, laſt
doch/ ach/ laſt doch mir auch einen Proſen zukom̃en. Als wolt
gleichſamb diſer Geiſt ſagen/ ihr habt ſo offt ein ſtattliches
Panquet/ umb welches/ wann es moͤglich waͤr/ auch die Engel
euch ſolten benedeyen/ ihr habt mehrmahl ein Tractament/
daß auch GOtt ſelbſt mit aller Allmacht nichts koſtbahrers
kan aufſetzen/ und wir leyden allhier ein ſo unausſprechlichen
Hunger/ ſchickt uns doch umb GOttes Willen auch ein we-
nig ein Beſcheid-Eſſen/ vergunt uns nur als euren Bluts-
Freund/ als den allerverlaßneſten Tropffen nur ein Pr[o]ſen/
von diſer Goͤttlichen Taffel/ ihr koͤnt ja nit ein ſo Stain hartes
Hertz haben/ wie jener reicher Praſſer: der dem armen Lazaro
vor der Thuͤr nicht den wenigſten Biſſen hat laſſen zukom̃en/
dann diß allein iſt das allerkraͤfftigſte uns zu helffen/ diſes zer-
trennt unſere Eyſen und Bande/ an die wir gefeſſelt ſeynd/ di-
ſes eroͤffnet den Kercker in dem wir gefangen liegen/ diſes ver-
ſuͤſſet unſere Bitterkeiten/ mit denen wir allerſeits umbgehen.

Lippomannus ſchreibt den 22. April von dem Heil. Prie-
ſter Gregorio, wie diſen Theodorus in der Gefaͤngnuß wolte
verſehen mit dem heiligſten Fronleichnamb/ zuvor aber die
Waͤchter und Soldaten gebetten/ daß ſie ihn aus den Eyſen
und Banden nur ſo lang wolten ſchlagen/ biß er das heilige
Werck vollzogen. Als er aber von diſen unbarmhertzigen Ge-
ſellen nichts erbitten konte/ ſo hat er gleichwol die heil. Com-
munion ihme dargereicht/ ſihe aber Wunder! kaum hat Theo-
dorus
dem heiligen Mann die heiligſte Hoſtien auf die Zun-
gen gelegt/ da ſeynd alsbald von Gregorii Haͤnd und Fuͤſſen
die Bande und Ketten abgeſprungen/ und folgſam der heilige
Mann aller Banden befreyet worden.

Wann nun diſes hoͤchſte Panquet ſolche Band aufgeloͤſt

ſo
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[338/0350] Die dreyſſig Silberling ſcheinen in der General-Communion bey den PP. Jeſuitern/ da ſie nun ein kleine Weil von diſem ſo heiligen Vorhaben ge- redet/ da hoͤren ſie etwas klopffen in der Cammer/ endlich ſeuff- tzen/ und diſe Wort außſprechen/ Date & mihi micam, laſt doch/ ach/ laſt doch mir auch einen Proſen zukom̃en. Als wolt gleichſamb diſer Geiſt ſagen/ ihr habt ſo offt ein ſtattliches Panquet/ umb welches/ wann es moͤglich waͤr/ auch die Engel euch ſolten benedeyen/ ihr habt mehrmahl ein Tractament/ daß auch GOtt ſelbſt mit aller Allmacht nichts koſtbahrers kan aufſetzen/ und wir leyden allhier ein ſo unausſprechlichen Hunger/ ſchickt uns doch umb GOttes Willen auch ein we- nig ein Beſcheid-Eſſen/ vergunt uns nur als euren Bluts- Freund/ als den allerverlaßneſten Tropffen nur ein Proſen/ von diſer Goͤttlichen Taffel/ ihr koͤnt ja nit ein ſo Stain hartes Hertz haben/ wie jener reicher Praſſer: der dem armen Lazaro vor der Thuͤr nicht den wenigſten Biſſen hat laſſen zukom̃en/ dann diß allein iſt das allerkraͤfftigſte uns zu helffen/ diſes zer- trennt unſere Eyſen und Bande/ an die wir gefeſſelt ſeynd/ di- ſes eroͤffnet den Kercker in dem wir gefangen liegen/ diſes ver- ſuͤſſet unſere Bitterkeiten/ mit denen wir allerſeits umbgehen. Lippomannus ſchreibt den 22. April von dem Heil. Prie- ſter Gregorio, wie diſen Theodorus in der Gefaͤngnuß wolte verſehen mit dem heiligſten Fronleichnamb/ zuvor aber die Waͤchter und Soldaten gebetten/ daß ſie ihn aus den Eyſen und Banden nur ſo lang wolten ſchlagen/ biß er das heilige Werck vollzogen. Als er aber von diſen unbarmhertzigen Ge- ſellen nichts erbitten konte/ ſo hat er gleichwol die heil. Com- munion ihme dargereicht/ ſihe aber Wunder! kaum hat Theo- dorus dem heiligen Mann die heiligſte Hoſtien auf die Zun- gen gelegt/ da ſeynd alsbald von Gregorii Haͤnd und Fuͤſſen die Bande und Ketten abgeſprungen/ und folgſam der heilige Mann aller Banden befreyet worden. Wann nun diſes hoͤchſte Panquet ſolche Band aufgeloͤſt ſo

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/350>, abgerufen am 20.04.2024.