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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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seynd den Verstorbenen zu Nutzen kommen.
halben/ was glaubt man hier/ was ihr Verbrechen gewesen sey?
etwann haben sie ihre strengen Regul-Fasten nicht nach Pflicht
und Schuldigkeit gehalten? das nicht: villeicht seynd sie ihrem
Pater Guardian rebellisch gewesen/ und ihn als ein rechte und
vorgesetzte Obrigkeit veracht/ oder andere Spott angethan?
das noch weniger: etwann haben sie ihr von dem Orden vorge-
schriebnes Gebett Jahr und Tag nicht verricht/ oder wenigst
selbst halbeirt? das gar nicht: villeicht seynd sie wegen strenge
des Ordens abtrinnig worden/ etliche Jahr in der Apostasia
verharret/ und endlich wegen nagenden Gewissens-Wurm wi-
der zuruck kehrt/ aber für solches schwere Verbrechen nicht ge-
nugsame Buß gewürckt? dises auff kein Weiß: sondern GOtt
macht auß einer Mucken ein Elephanten: darumb seynd sie
auff etliche Jahr in dise grausame Peyn verurtheilet worden/Annal.
Capuc.
pag.
212.

weil sie zu Zeiten bey dem Herdt unnütze Wort geredet/ und
manche Stund mit lährem Geschwätz zugebracht.

Joseph in Egypten muste zwey Jahr liegen in der Keu-
chen/ unter der Erden/ der doch mehrer Englisch gelebt als irr-
disch: Joseph muste liegen in Eisen und Band/ welcher doch
gewest ist Gemüth halber gantz gulden; Joseph muste verhafft
seyn in der Finsternuß/ der doch jedermann mit einem guten Ex-
empel
vorgeleicht; Joseph muste gefangen ligen/ der sich von
einem leichtfertigen Weib nicht hat fangen lassen; Joseph mu-
ste dergestalten leyden am Leib/ der nicht hat leyden wöllen an
der Unschuld: warumb aber zwey Jahr dise so harte Straff?
der Heil. Vatter Augustinus spricht: daß GOtt den Joseph
über ein oder zwey Tag nicht hette in der Gefängnuß gelassen/
weil er aber einen fehler begangen/ hat ihn der AllerhöchsteSermm 82.
de lemp.

derentwegen so scharff gezüchtiget.

Was hat dann Joseph gestifft? villeicht hat er einem den
Halß brochen? nichts dergleichen: villeicht hat er geflucht und
gewunschen/ der Teuffel soll sein Fräu holen/ derenthalben er in
das Unglück gerathen? nichts der gleichen: sondern er hat ein

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ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen.
halbẽ/ was glaubt man hier/ was ihr Verbrechen geweſen ſey?
etwañ haben ſie ihre ſtrengen Regul-Faſten nicht nach Pflicht
und Schuldigkeit gehalten? das nicht: villeicht ſeynd ſie ıhrem
Pater Guardian rebelliſch geweſen/ und ihn als ein rechte und
vorgeſetzte Obrigkeit veracht/ oder andere Spott angethan?
das noch weniger: etwann haben ſie ihr von dem Orden vorge-
ſchriebnes Gebett Jahr und Tag nicht verricht/ oder wenigſt
ſelbſt halbeirt? das gar nicht: villeicht ſeynd ſie wegen ſtrenge
des Ordens abtrinnig worden/ etliche Jahr in der Apoſtaſia
verharret/ und endlich wegen nagenden Gewiſſens-Wurm wi-
der zuruck kehrt/ aber fuͤr ſolches ſchwere Verbrechen nicht ge-
nugſame Buß gewuͤrckt? diſes auff kein Weiß: ſondern GOtt
macht auß einer Mucken ein Elephanten: darumb ſeynd ſie
auff etliche Jahr in diſe grauſame Peyn verurtheilet worden/Annal.
Capuc.
pag.
212.

weil ſie zu Zeiten bey dem Herdt unnuͤtze Wort geredet/ und
manche Stund mit laͤhrem Geſchwaͤtz zugebracht.

Joſeph in Egypten muſte zwey Jahr liegen in der Keu-
chen/ unter der Erden/ der doch mehrer Engliſch gelebt als irr-
diſch: Joſeph muſte liegen in Eiſen und Band/ welcher doch
geweſt iſt Gemuͤth halber gantz gulden; Joſeph muſte verhafft
ſeyn in der Finſternuß/ der doch jedermañ mit einem guten Ex-
empel
vorgeleicht; Joſeph muſte gefangen ligen/ der ſich von
einem leichtfertigen Weib nicht hat fangen laſſen; Joſeph mu-
ſte dergeſtalten leyden am Leib/ der nicht hat leyden woͤllen an
der Unſchuld: warumb aber zwey Jahr diſe ſo harte Straff?
der Heil. Vatter Auguſtinus ſpricht: daß GOtt den Joſeph
uͤber ein oder zwey Tag nicht hette in der Gefaͤngnuß gelaſſen/
weil er aber einen fehler begangen/ hat ihn der AllerhoͤchſteSerm̄ 82.
de lemp.

derentwegen ſo ſcharff gezuͤchtiget.

Was hat dann Joſeph geſtifft? villeicht hat er einem den
Halß brochen? nichts dergleichen: villeicht hat er geflucht und
gewunſchen/ der Teuffel ſoll ſein Fraͤu holen/ derenthalben er in
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[315/0327] ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen. halbẽ/ was glaubt man hier/ was ihr Verbrechen geweſen ſey? etwañ haben ſie ihre ſtrengen Regul-Faſten nicht nach Pflicht und Schuldigkeit gehalten? das nicht: villeicht ſeynd ſie ıhrem Pater Guardian rebelliſch geweſen/ und ihn als ein rechte und vorgeſetzte Obrigkeit veracht/ oder andere Spott angethan? das noch weniger: etwann haben ſie ihr von dem Orden vorge- ſchriebnes Gebett Jahr und Tag nicht verricht/ oder wenigſt ſelbſt halbeirt? das gar nicht: villeicht ſeynd ſie wegen ſtrenge des Ordens abtrinnig worden/ etliche Jahr in der Apoſtaſia verharret/ und endlich wegen nagenden Gewiſſens-Wurm wi- der zuruck kehrt/ aber fuͤr ſolches ſchwere Verbrechen nicht ge- nugſame Buß gewuͤrckt? diſes auff kein Weiß: ſondern GOtt macht auß einer Mucken ein Elephanten: darumb ſeynd ſie auff etliche Jahr in diſe grauſame Peyn verurtheilet worden/ weil ſie zu Zeiten bey dem Herdt unnuͤtze Wort geredet/ und manche Stund mit laͤhrem Geſchwaͤtz zugebracht. Annal. Capuc. pag. 212. Joſeph in Egypten muſte zwey Jahr liegen in der Keu- chen/ unter der Erden/ der doch mehrer Engliſch gelebt als irr- diſch: Joſeph muſte liegen in Eiſen und Band/ welcher doch geweſt iſt Gemuͤth halber gantz gulden; Joſeph muſte verhafft ſeyn in der Finſternuß/ der doch jedermañ mit einem guten Ex- empel vorgeleicht; Joſeph muſte gefangen ligen/ der ſich von einem leichtfertigen Weib nicht hat fangen laſſen; Joſeph mu- ſte dergeſtalten leyden am Leib/ der nicht hat leyden woͤllen an der Unſchuld: warumb aber zwey Jahr diſe ſo harte Straff? der Heil. Vatter Auguſtinus ſpricht: daß GOtt den Joſeph uͤber ein oder zwey Tag nicht hette in der Gefaͤngnuß gelaſſen/ weil er aber einen fehler begangen/ hat ihn der Allerhoͤchſte derentwegen ſo ſcharff gezuͤchtiget. Serm̄ 82. de lemp. Was hat dann Joſeph geſtifft? villeicht hat er einem den Halß brochen? nichts dergleichen: villeicht hat er geflucht und gewunſchen/ der Teuffel ſoll ſein Fraͤu holen/ derenthalben er in das Ungluͤck gerathen? nichts der gleichen: ſondern er hat ein Laͤß- R r 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/327>, abgerufen am 26.04.2024.