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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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seynd den Verstorbenen zu Nutzen kommen.
leyde; ein jeder Mensch/ so geplagt wird/ sagt/ ich leyde/ ich ley-
de: Aber hört ein wenig/ macht die Ohren auff/ wann man euch
sagt/ daß all euer Leyden nur Freuden seyn gegen dem Fegfeur.

Laß dir mit glüenden Pfrimen außstechen die Augen/ dise
gläserne Kuppler; laß dir mit glüenden Messer abschneyden
die Nasen/ diser pollierten Rauchfang; laß dir mit glüender
Schär abschneyden die Ohren/ dise zwey Audienz-Zimmer;
laß dir mit glüenden Schnitzer außschneyden die Zung/ disen
so künstlichen Sprachmeister; laß dir mit glüendem Zangen
außbrechen die Zähn/ die helffenbainene Zuschroder; laß dir
mit glüendem Beyl abhauen die Finger/ die so spitzfindige
Künstler; laß dir mit glüenden Stemmeisen abhacken die Ze-
hen/ disen so steiffen Fußboden; laß dir mit glüendem Scher-
messer Riemen schneyden auß ger gantzen Haut/ auß disem so
haicklichen Uberzug/ so ist doch alles dises/ nur ein Schatten
mehr nicht als ein Schatten/ weiter nichts als ein Schatten
gegen der mindesten Peyn im Fegfeuer.

Alles auwe wegen deß Augenweh/ alles auwe wegen deß
Zahnweh/ alles auwe wegen deß Halsweh alles auwe wegen
deß Brustweh/ alles auwe wegen deß Ruckenweh/ alles auwe
wegen deß Seitenweh/ alles auwe wegen deß Hertzweh/ alles
auwe wegen deß Miltzweh/ alles auwe/ so der Mensch am Leib/
im Leib/ umb dem Leib erlitten hat/ und noch leydet/ und fer-
ners leyden wird/ ist/ ist/ ist/ was? ist nur ein Einbildung/ ein
Gedicht/ nur ein gemahltes Wesen gegen dem Fegfeur.

Wie ist dir Jeremias gewesen in der Gruben? übel/ das
glaubt man. Wie ist dir Joseph gewesen in der Gefängnuß?
übel/ das glaubt man. Wie ist euch Burgern gewesen in der
Brunst zu Sodoma, und Comora? ubel/ das glaubt man.
Wie ist der Achan gewesen unter dem Stainhauffen? übel/ das
glaubt man. Wie ist dir Absalon gewesen an dem Aichbaum?
übel/ das glaubt man. Wie ist dir Samson gewest/ da du an
Händ und Füß gebunden worden? übel/ das glaubt man. Wie

ist
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ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen.
leyde; ein jeder Menſch/ ſo geplagt wird/ ſagt/ ich leyde/ ich ley-
de: Aber hoͤrt ein wenig/ macht die Ohren auff/ wañ man euch
ſagt/ daß all euer Leyden nur Fꝛeuden ſeyn gegen dem Fegfeur.

Laß dir mit gluͤenden Pfrimen außſtechen die Augen/ diſe
glaͤſerne Kuppler; laß dir mit gluͤenden Meſſer abſchneyden
die Naſen/ diſer pollierten Rauchfang; laß dir mit gluͤender
Schaͤr abſchneyden die Ohren/ diſe zwey Audienz-Zimmer;
laß dir mit gluͤenden Schnitzer außſchneyden die Zung/ diſen
ſo kuͤnſtlichen Sprachmeiſter; laß dir mit gluͤendem Zangen
außbrechen die Zaͤhn/ die helffenbainene Zuſchroder; laß dir
mit gluͤendem Beyl abhauen die Finger/ die ſo ſpitzfindige
Kuͤnſtler; laß dir mit gluͤenden Stemmeiſen abhacken die Ze-
hen/ diſen ſo ſteiffen Fußboden; laß dir mit gluͤendem Scher-
meſſer Riemen ſchneyden auß ger gantzen Haut/ auß diſem ſo
haicklichen Uberzug/ ſo iſt doch alles diſes/ nur ein Schatten
mehr nicht als ein Schatten/ weiter nichts als ein Schatten
gegen der mindeſten Peyn im Fegfeuer.

Alles auwe wegen deß Augenweh/ alles auwe wegen deß
Zahnweh/ alles auwe wegen deß Halsweh alles auwe wegen
deß Bruſtweh/ alles auwe wegen deß Ruckenweh/ alles auwe
wegen deß Seitenweh/ alles auwe wegen deß Hertzweh/ alles
auwe wegen deß Miltzweh/ alles auwe/ ſo der Menſch am Leib/
im Leib/ umb dem Leib erlitten hat/ und noch leydet/ und fer-
ners leyden wird/ iſt/ iſt/ iſt/ was? iſt nur ein Einbildung/ ein
Gedicht/ nur ein gemahltes Weſen gegen dem Fegfeur.

Wie iſt dir Jeremias geweſen in der Gruben? uͤbel/ das
glaubt man. Wie iſt dir Joſeph geweſen in der Gefaͤngnuß?
uͤbel/ das glaubt man. Wie ıſt euch Burgern geweſen in der
Brunſt zu Sodoma, und Comora? úbel/ das glaubt man.
Wie iſt der Achan geweſẽ unter dem Stainhauffen? uͤbel/ das
glaubt man. Wie iſt dir Abſalon geweſen an dem Aichbaum?
uͤbel/ das glaubt man. Wie iſt dir Samſon geweſt/ da du an
Haͤnd und Fuͤß gebunden worden? uͤbel/ das glaubt man. Wie

iſt
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[299/0311] ſeynd den Verſtorbenen zu Nutzen kommen. leyde; ein jeder Menſch/ ſo geplagt wird/ ſagt/ ich leyde/ ich ley- de: Aber hoͤrt ein wenig/ macht die Ohren auff/ wañ man euch ſagt/ daß all euer Leyden nur Fꝛeuden ſeyn gegen dem Fegfeur. Laß dir mit gluͤenden Pfrimen außſtechen die Augen/ diſe glaͤſerne Kuppler; laß dir mit gluͤenden Meſſer abſchneyden die Naſen/ diſer pollierten Rauchfang; laß dir mit gluͤender Schaͤr abſchneyden die Ohren/ diſe zwey Audienz-Zimmer; laß dir mit gluͤenden Schnitzer außſchneyden die Zung/ diſen ſo kuͤnſtlichen Sprachmeiſter; laß dir mit gluͤendem Zangen außbrechen die Zaͤhn/ die helffenbainene Zuſchroder; laß dir mit gluͤendem Beyl abhauen die Finger/ die ſo ſpitzfindige Kuͤnſtler; laß dir mit gluͤenden Stemmeiſen abhacken die Ze- hen/ diſen ſo ſteiffen Fußboden; laß dir mit gluͤendem Scher- meſſer Riemen ſchneyden auß ger gantzen Haut/ auß diſem ſo haicklichen Uberzug/ ſo iſt doch alles diſes/ nur ein Schatten mehr nicht als ein Schatten/ weiter nichts als ein Schatten gegen der mindeſten Peyn im Fegfeuer. Alles auwe wegen deß Augenweh/ alles auwe wegen deß Zahnweh/ alles auwe wegen deß Halsweh alles auwe wegen deß Bruſtweh/ alles auwe wegen deß Ruckenweh/ alles auwe wegen deß Seitenweh/ alles auwe wegen deß Hertzweh/ alles auwe wegen deß Miltzweh/ alles auwe/ ſo der Menſch am Leib/ im Leib/ umb dem Leib erlitten hat/ und noch leydet/ und fer- ners leyden wird/ iſt/ iſt/ iſt/ was? iſt nur ein Einbildung/ ein Gedicht/ nur ein gemahltes Weſen gegen dem Fegfeur. Wie iſt dir Jeremias geweſen in der Gruben? uͤbel/ das glaubt man. Wie iſt dir Joſeph geweſen in der Gefaͤngnuß? uͤbel/ das glaubt man. Wie ıſt euch Burgern geweſen in der Brunſt zu Sodoma, und Comora? úbel/ das glaubt man. Wie iſt der Achan geweſẽ unter dem Stainhauffen? uͤbel/ das glaubt man. Wie iſt dir Abſalon geweſen an dem Aichbaum? uͤbel/ das glaubt man. Wie iſt dir Samſon geweſt/ da du an Haͤnd und Fuͤß gebunden worden? uͤbel/ das glaubt man. Wie iſt P p 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/311>, abgerufen am 26.04.2024.