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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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und gibt es seinem Weib/ und Kindern.
sondern/ das Testament gäntzlich verändert/ einem jeden/ den
er falsch hintergangen/ und umb das seinige gebracht/ wider be-
fridiget/ Weib und Kinder aber der Göttlichen Vorsichtigkeit/
von der auch die geringste Würml und Kefer ihr Nahrung ha-Specul.
Exempl.

ben/ bester mässen überlassen und anbefohlen.

Gesetzt aber (O unerhörte Thorheit! gesetzt es findet sich
jemand/ der also in Weib und Kinder verliebt/ daß er ihrenthal-
ber will ewig verlohren gehen (ich kan das gar nit fassen) so ist
doch dise kein rechte Vätterliche Lieb/ sondern vilmehr ein un-
verantwortliche Grausamkeit gegen den Seinigen; dann in-
dem er dieselbe als Erben eines ungerechten Guts eingesetzt/ so
setzt er sich zugleich in die augenscheinliche Gefahr deß ewigen
Verderbens; dann sie mit guten Gewissen ohne höchste Belay-
digung GOttes ein solches nit können besitzen/ sondern schuldig
seyn bey Haller und Pfenning zuruck zugeben.

Herab hat es gehaissen bey dem Zachaeo, herab mit dir vom
Baum/ solcher ist mir vorbehalten; ich wird einmahl zu Trost
und Hayl der gantzen Welt auff den Creutzbaum steigen/ her-
unter dann mit dir/ heut werd ich dein werther Gast seyn/ und
die Einkehr bey dir nemmen. Wie nun Christus dahin gelangt/
da ware sein erste Red/ Hodie, Heut ist disem Hauß Hayl wie-
derfahren. Warum nennt der Herr das Hauß/ warum nicht
vilmehr den Hauß-Herrn? dises ist gar wol zu mercken/ daß
nit allein ein grosses Hayl widerfahren den Zachaeo als Hauß-
Herrn/ der durch die Einkehr Christi bekehrt worden/ und
folgsam das Entfrembte zuruck geben/ sondern auch dem gan-
tzen Hauß/ Weib/ und Kinder; dann so fern sie das ungerechte
Gut hetten besessen/ so wäre sie ebner massen zum Teuffel gefah-
ren. Darum gar recht: Salus huic domo, und nit Domino.
Auß allen disem ist nur klar abzunehmen/ und Handgreiff-
lich zuschliessen/ daß der jenige Kletzemrucker ein Diocleti-
anus
seye/ welcher den Kindern ein ungerechte Haabschafft
hinterlasset/ massen solches ihnen ein eigentliche Urfach

ihres

und gibt es ſeinem Weib/ und Kindern.
ſondern/ das Teſtament gaͤntzlich veraͤndert/ einem jeden/ den
er falſch hintergangen/ und umb das ſeinige gebracht/ wider be-
fridiget/ Weib und Kinder aber der Goͤttlichen Voꝛſichtigkeit/
von der auch die geringſte Wuͤrml und Kefer ihr Nahrung ha-Specul.
Exempl.

ben/ beſter maͤſſen uͤberlaſſen und anbefohlen.

Geſetzt aber (O unerhoͤrte Thorheit! geſetzt es findet ſich
jemand/ der alſo in Weib und Kinder verliebt/ daß er ihrenthal-
ber will ewig verlohren gehen (ich kan das gar nit faſſen) ſo iſt
doch diſe kein rechte Vaͤtterliche Lieb/ ſondern vilmehr ein un-
verantwortliche Grauſamkeit gegen den Seinigen; dann in-
dem er dieſelbe als Erben eines ungerechten Guts eingeſetzt/ ſo
ſetzt er ſich zugleich in die augenſcheinliche Gefahr deß ewigen
Verderbens; dañ ſie mit guten Gewiſſen ohne hoͤchſte Belay-
digung GOttes ein ſolches nit koͤñen beſitzen/ ſondern ſchuldig
ſeyn bey Haller und Pfenning zuruck zugeben.

Heꝛab hat es gehaiſſen bey dem Zachæo, herab mit dir vom
Baum/ ſolcher iſt mir vorbehalten; ich wird einmahl zu Troſt
und Hayl der gantzen Welt auff den Creutzbaum ſteigen/ her-
unter dann mit dir/ heut werd ich dein werther Gaſt ſeyn/ und
die Einkehr bey dir nem̃en. Wie nun Chriſtus dahin gelangt/
da ware ſein erſte Red/ Hodie, Heut iſt diſem Hauß Hayl wie-
derfahren. Warum nennt der Herr das Hauß/ warum nicht
vilmehr den Hauß-Herrn? diſes iſt gar wol zu mercken/ daß
nit allein ein groſſes Hayl widerfahren den Zachæo als Hauß-
Herrn/ der durch die Einkehr Chriſti bekehrt worden/ und
folgſam das Entfrembte zuruck geben/ ſondern auch dem gan-
tzen Hauß/ Weib/ und Kinder; dann ſo fern ſie das ungerechte
Gut hetten beſeſſen/ ſo waͤre ſie ebner maſſen zum Teuffel gefah-
ren. Darum gar recht: Salus huic domo, und nit Domino.
Auß allen diſem iſt nur klar abzunehmen/ und Handgreiff-
lich zuſchlieſſen/ daß der jenige Kletzemrucker ein Diocleti-
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[287/0299] und gibt es ſeinem Weib/ und Kindern. ſondern/ das Teſtament gaͤntzlich veraͤndert/ einem jeden/ den er falſch hintergangen/ und umb das ſeinige gebracht/ wider be- fridiget/ Weib und Kinder aber der Goͤttlichen Voꝛſichtigkeit/ von der auch die geringſte Wuͤrml und Kefer ihr Nahrung ha- ben/ beſter maͤſſen uͤberlaſſen und anbefohlen. Specul. Exempl. Geſetzt aber (O unerhoͤrte Thorheit! geſetzt es findet ſich jemand/ der alſo in Weib und Kinder verliebt/ daß er ihrenthal- ber will ewig verlohren gehen (ich kan das gar nit faſſen) ſo iſt doch diſe kein rechte Vaͤtterliche Lieb/ ſondern vilmehr ein un- verantwortliche Grauſamkeit gegen den Seinigen; dann in- dem er dieſelbe als Erben eines ungerechten Guts eingeſetzt/ ſo ſetzt er ſich zugleich in die augenſcheinliche Gefahr deß ewigen Verderbens; dañ ſie mit guten Gewiſſen ohne hoͤchſte Belay- digung GOttes ein ſolches nit koͤñen beſitzen/ ſondern ſchuldig ſeyn bey Haller und Pfenning zuruck zugeben. Heꝛab hat es gehaiſſen bey dem Zachæo, herab mit dir vom Baum/ ſolcher iſt mir vorbehalten; ich wird einmahl zu Troſt und Hayl der gantzen Welt auff den Creutzbaum ſteigen/ her- unter dann mit dir/ heut werd ich dein werther Gaſt ſeyn/ und die Einkehr bey dir nem̃en. Wie nun Chriſtus dahin gelangt/ da ware ſein erſte Red/ Hodie, Heut iſt diſem Hauß Hayl wie- derfahren. Warum nennt der Herr das Hauß/ warum nicht vilmehr den Hauß-Herrn? diſes iſt gar wol zu mercken/ daß nit allein ein groſſes Hayl widerfahren den Zachæo als Hauß- Herrn/ der durch die Einkehr Chriſti bekehrt worden/ und folgſam das Entfrembte zuruck geben/ ſondern auch dem gan- tzen Hauß/ Weib/ und Kinder; dann ſo fern ſie das ungerechte Gut hetten beſeſſen/ ſo waͤre ſie ebner maſſen zum Teuffel gefah- ren. Darum gar recht: Salus huic domo, und nit Domino. Auß allen diſem iſt nur klar abzunehmen/ und Handgreiff- lich zuſchlieſſen/ daß der jenige Kletzemrucker ein Diocleti- anus ſeye/ welcher den Kindern ein ungerechte Haabſchafft hinterlaſſet/ maſſen ſolches ihnen ein eigentliche Urfach ihres

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/299>, abgerufen am 28.03.2024.