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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Jn des abtrinnigen Judä Stell und Apostel-Ampt
Verweiß geben/ und von solchen Ubel abgemahnt/ und ihne
darumb gestrafft/ Nequetu, &c. Du förchtest auch GOtt nit.

Wie weniger kan ein Obrigkeit seelig werden/ wann sie den
jenigen etwas übersicht/ über welche sie/ als ein Seelenhirt ge-
setzt worden. Solche müssen wissen/ daß das Wort Superior
von dem Super herrühre/ und|nit von der Suppen/ Super aber
regiert einen Accusativum, und wer wird am jüngsten Tag
mehrer accusirt und angeklagt werden/ als die Superiores und
Obrigkeiten/ denen der Heyland JEsus seinen Seelen/ als ei-
nen kostbaren Schatz anvertraut?

Der gerechte Loth ist durch die Engel aus der sündigen Stadt
Sodoma sammt Weib und Töchtern geführt worden/ damit
er nit mit denen Lasterhafften Jnnwohnern zu Grund gehe.
Als sie nun auf einen Berg gelangt/ und die Engel die gute Leut
in ein Sicherheit gestelt/ da wolt der fromme Loth noch nit trau-
en/ und last sich vernehmen/ er möge in der Höhe nicht bleiben/
er förchte/ daß er ebenfalls zu Grund gehe. Non possum
in monte salvari, &c.
Viel und aber viel vollkommene Män-
ner haben mehrmahlen die anerbottene Dignitäten und Wür-
den möglichster Weiß geweigert; dann sie haben ihnen nicht ge-
trauet mit dem Loth in der Höhe salvirt zu werden/ weil Super
einen Accusativum regiert. Caelestinus der Fünffte/ nachdem
er etlich Monath Römischer Pabst gewesen/ und dise höchste
Würde auf Erden eine kleine Zeit gewesen/ hat gantz frey-
willig dises Göttliche Ampt von sich gelegt/ und das Einsidle-
rische Leben wieder angetretten/ er hat ihme nicht getraut in
der Höhe salvirt zu werden. Clemens der Vierdte Römi-
sche Pabst und Stadthalter hat dem Englischen Thomä von
Aquin das Neapolitanische Ertzbistumb ernstlich angetra-
gen/ so aber auf alle Weiß mit allem Fleiß/ als ein gar schäd-
liche Speiß geweigert/ er getrauete ihm nicht in der Höhe
salviert zu werden. Der Heilige Mönch Ammonius ist zu
Rom gleichsam gezwungen worden ein Bistumb anzunehmen/

wel-

Jn des abtrinnigen Judaͤ Stell und Apoſtel-Ampt
Verweiß geben/ und von ſolchen Ubel abgemahnt/ und ihne
darumb geſtrafft/ Nequetu, &c. Du foͤrchteſt auch GOtt nit.

Wie weniger kan ein Obrigkeit ſeelig werden/ wann ſie den
jenigen etwas uͤberſicht/ uͤber welche ſie/ als ein Seelenhirt ge-
ſetzt worden. Solche muͤſſen wiſſen/ daß das Wort Superior
von dem Super herruͤhre/ und|nit von der Suppen/ Super aber
regiert einen Accuſativum, und wer wird am juͤngſten Tag
mehrer accuſirt und angeklagt werden/ als die Superiores und
Obrigkeiten/ denen der Heyland JEſus ſeinen Seelen/ als ei-
nen koſtbaren Schatz anvertraut?

Der gerechte Loth iſt durch die Engel aus der ſuͤndigẽ Stadt
Sodoma ſammt Weib und Toͤchtern gefuͤhrt worden/ damit
er nit mit denen Laſterhafften Jnnwohnern zu Grund gehe.
Als ſie nun auf einen Berg gelangt/ und die Engel die gute Leut
in ein Sicherheit geſtelt/ da wolt der from̃e Loth noch nit trau-
en/ und laſt ſich vernehmen/ er moͤge in der Hoͤhe nicht bleiben/
er foͤrchte/ daß er ebenfalls zu Grund gehe. Non poſſum
in monte ſalvari, &c.
Viel und aber viel vollkommene Maͤn-
ner haben mehrmahlen die anerbottene Dignitaͤten und Wuͤr-
den moͤglichſter Weiß geweigert; dann ſie haben ihnen nicht ge-
trauet mit dem Loth in der Hoͤhe ſalvirt zu werden/ weil Super
einen Accuſativum regiert. Cæleſtinus der Fuͤnffte/ nachdem
er etlich Monath Roͤmiſcher Pabſt geweſen/ und diſe hoͤchſte
Wuͤrde auf Erden eine kleine Zeit geweſen/ hat gantz frey-
willig diſes Goͤttliche Ampt von ſich gelegt/ und das Einſidle-
riſche Leben wieder angetretten/ er hat ıhme nicht getraut in
der Hoͤhe ſalvirt zu werden. Clemens der Vierdte Roͤmi-
ſche Pabſt und Stadthalter hat dem Engliſchen Thomaͤ von
Aquin das Neapolitaniſche Ertzbiſtumb ernſtlich angetra-
gen/ ſo aber auf alle Weiß mit allem Fleiß/ als ein gar ſchaͤd-
liche Speiß geweigert/ er getrauete ihm nicht in der Hoͤhe
ſalviert zu werden. Der Heilige Moͤnch Ammonius iſt zu
Rom gleichſam gezwungen woꝛden ein Biſtumb anzunehmen/

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[248/0260] Jn des abtrinnigen Judaͤ Stell und Apoſtel-Ampt Verweiß geben/ und von ſolchen Ubel abgemahnt/ und ihne darumb geſtrafft/ Nequetu, &c. Du foͤrchteſt auch GOtt nit. Wie weniger kan ein Obrigkeit ſeelig werden/ wann ſie den jenigen etwas uͤberſicht/ uͤber welche ſie/ als ein Seelenhirt ge- ſetzt worden. Solche muͤſſen wiſſen/ daß das Wort Superior von dem Super herruͤhre/ und|nit von der Suppen/ Super aber regiert einen Accuſativum, und wer wird am juͤngſten Tag mehrer accuſirt und angeklagt werden/ als die Superiores und Obrigkeiten/ denen der Heyland JEſus ſeinen Seelen/ als ei- nen koſtbaren Schatz anvertraut? Der gerechte Loth iſt durch die Engel aus der ſuͤndigẽ Stadt Sodoma ſammt Weib und Toͤchtern gefuͤhrt worden/ damit er nit mit denen Laſterhafften Jnnwohnern zu Grund gehe. Als ſie nun auf einen Berg gelangt/ und die Engel die gute Leut in ein Sicherheit geſtelt/ da wolt der from̃e Loth noch nit trau- en/ und laſt ſich vernehmen/ er moͤge in der Hoͤhe nicht bleiben/ er foͤrchte/ daß er ebenfalls zu Grund gehe. Non poſſum in monte ſalvari, &c. Viel und aber viel vollkommene Maͤn- ner haben mehrmahlen die anerbottene Dignitaͤten und Wuͤr- den moͤglichſter Weiß geweigert; dann ſie haben ihnen nicht ge- trauet mit dem Loth in der Hoͤhe ſalvirt zu werden/ weil Super einen Accuſativum regiert. Cæleſtinus der Fuͤnffte/ nachdem er etlich Monath Roͤmiſcher Pabſt geweſen/ und diſe hoͤchſte Wuͤrde auf Erden eine kleine Zeit geweſen/ hat gantz frey- willig diſes Goͤttliche Ampt von ſich gelegt/ und das Einſidle- riſche Leben wieder angetretten/ er hat ıhme nicht getraut in der Hoͤhe ſalvirt zu werden. Clemens der Vierdte Roͤmi- ſche Pabſt und Stadthalter hat dem Engliſchen Thomaͤ von Aquin das Neapolitaniſche Ertzbiſtumb ernſtlich angetra- gen/ ſo aber auf alle Weiß mit allem Fleiß/ als ein gar ſchaͤd- liche Speiß geweigert/ er getrauete ihm nicht in der Hoͤhe ſalviert zu werden. Der Heilige Moͤnch Ammonius iſt zu Rom gleichſam gezwungen woꝛden ein Biſtumb anzunehmen/ wel-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/260>, abgerufen am 27.04.2024.