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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
diser nit erwählt seye/ und er soll nit ansehen die grosse Statur, dieComo. 2.
fol.
197.

gesunde Natur/ die schöne Postur dises Menschen/ sondern viel-
mehr die gute Tugenden.

Gute Tugenden/ ein heiliger Wandel/ unsträffliche Sitten/
ein vollkommenes Leben/ sollen einem die Staffel seyn zu hohen
Dignitäten. Die Laiter Jacob hat GOTT der Allmächtige
selbst gehalten: aber wann jeman Lasterhaffter in die Höhe
steigt/ da halt der Teuffel die Laiter. Die Obrigkeiten sollen
fein beschaffen seyn/ wie jener Bischoff zu Metz. Jn diser be-
rühmbten Stadt/ soll in der vornehmsten Kirchen daselbst ein
Tafel seyn/ welche ein Engel vom Himmel dem ersten Bischoff
desselbigen Orts gebracht hat/ auf selber seynd die Namen aller
Bischöffen/ so alldorten gewesen seyn/ und noch ins künfftig
werden seyn/ jedoch mit einen einigen Buchstaben/ und zugleich
mit disem Unterschied/ daß ein Buchstaben zuweilen mit Gold
geschrieben/ einer mit Silber/ etliche wol auch mit Metall/ ja
so gar mit dumpern Bley; aus welchem sattsam abzunehmen/
was ein jeder werde für ein Wandel führen. Als nun Theodo-
ricus
deß grosen Kaysers Otto Anverwandter zu obgedachtem
Metz in ein Bischoff erwählt worden/ in besagter Prophetischer
Taffel aber sein Nam gefunden mit Silber geschrieben/ so hat
er sich ernsthafft verlauten lassen/ daß er dises Bischoffliche
Ampt dergestalten embsig administriren und verwalten wolle/Manci-
nus
862.

daß Männiglich ihne werde würdig schätzen/ daß sein Nam sol-
le mit guldenen Buchstaben geschrieben werden.

Ein solcher und kein anderer soll in einer Wahl die mehreste
Stimmen haben/ der fein guldene Sitten und Tugenden an ih-
me hat: da soll man nit anschauen/ umb weil einer von einem gu-
ten Haus/ und nachmahls thut übel hausen; was nutzt es? wann
einer etlich hundert Jahr ist gewesen im Herrnstand/ und weiß
nicht einmahl zu herrschen über sein Gemüths-Anmuthun-
gen und Sinnlichkeiten. Was frucht es? wann einer auch
6. offene Helm im Wappen führt/ und anbey wie ein offener

Sün-
H h 2

gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias.
diſer nit erwaͤhlt ſeye/ und er ſoll nit anſehen die groſſe Statur, dieComo. 2.
fol.
197.

geſunde Natur/ dıe ſchoͤne Poſtur diſes Menſchen/ ſondern viel-
mehr die gute Tugenden.

Gute Tugenden/ ein heiliger Wandel/ unſtraͤffliche Sittẽ/
ein vollkom̃enes Leben/ ſollen einem die Staffel ſeyn zu hohen
Dignitaͤten. Die Laiter Jacob hat GOTT der Allmaͤchtige
ſelbſt gehalten: aber wann jeman Laſterhaffter in die Hoͤhe
ſteigt/ da halt der Teuffel die Laiter. Die Obrigkeiten ſollen
fein beſchaffen ſeyn/ wie jener Biſchoff zu Metz. Jn diſer be-
ruͤhmbten Stadt/ ſoll in der vornehmſten Kirchen daſelbſt ein
Tafel ſeyn/ welche ein Engel vom Himmel dem erſten Biſchoff
deſſelbigen Orts gebracht hat/ auf ſelber ſeynd die Namen aller
Biſchoͤffen/ ſo alldorten geweſen ſeyn/ und noch ins kuͤnfftig
werden ſeyn/ jedoch mit einen einigẽ Buchſtaben/ und zugleich
mit diſem Unterſchied/ daß ein Buchſtaben zuweilen mit Gold
geſchrieben/ einer mit Silber/ etliche wol auch mit Metall/ ja
ſo gar mit dumpern Bley; aus welchem ſattſam abzunehmen/
was ein jeder werde fuͤr ein Wandel fuͤhren. Als nun Theodo-
ricus
deß groſen Kayſers Otto Anverwandter zu obgedachtem
Metz in ein Biſchoff erwaͤhlt wordẽ/ in beſagter Prophetiſcher
Taffel aber ſein Nam gefunden mit Silber geſchrieben/ ſo hat
er ſich ernſthafft verlauten laſſen/ daß er diſes Biſchoffliche
Ampt dergeſtalten embſig adminiſtriren und verwalten wolle/Manci-
nus
862.

daß Maͤnniglich ihne werde wuͤrdig ſchaͤtzen/ daß ſein Nam ſol-
le mit guldenen Buchſtaben geſchrieben werden.

Ein ſolcher und kein anderer ſoll in einer Wahl die mehreſte
Stimmen haben/ der fein guldene Sitten und Tugenden an ih-
me hat: da ſoll man nit anſchauen/ umb weil einer von einem gu-
ten Haus/ und nachmahls thut uͤbel hauſen; was nutzt es? wañ
einer etlich hundert Jahr iſt geweſen im Herꝛnſtand/ und weiß
nicht einmahl zu herꝛſchen uͤber ſein Gemuͤths-Anmuthun-
gen und Sinnlichkeiten. Was frucht es? wann einer auch
6. offene Helm im Wappen fuͤhrt/ und anbey wie ein offener

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[243/0255] gelangt durch einhellige Wahl der H. Matthias. diſer nit erwaͤhlt ſeye/ und er ſoll nit anſehen die groſſe Statur, die geſunde Natur/ dıe ſchoͤne Poſtur diſes Menſchen/ ſondern viel- mehr die gute Tugenden. Como. 2. fol. 197. Gute Tugenden/ ein heiliger Wandel/ unſtraͤffliche Sittẽ/ ein vollkom̃enes Leben/ ſollen einem die Staffel ſeyn zu hohen Dignitaͤten. Die Laiter Jacob hat GOTT der Allmaͤchtige ſelbſt gehalten: aber wann jeman Laſterhaffter in die Hoͤhe ſteigt/ da halt der Teuffel die Laiter. Die Obrigkeiten ſollen fein beſchaffen ſeyn/ wie jener Biſchoff zu Metz. Jn diſer be- ruͤhmbten Stadt/ ſoll in der vornehmſten Kirchen daſelbſt ein Tafel ſeyn/ welche ein Engel vom Himmel dem erſten Biſchoff deſſelbigen Orts gebracht hat/ auf ſelber ſeynd die Namen aller Biſchoͤffen/ ſo alldorten geweſen ſeyn/ und noch ins kuͤnfftig werden ſeyn/ jedoch mit einen einigẽ Buchſtaben/ und zugleich mit diſem Unterſchied/ daß ein Buchſtaben zuweilen mit Gold geſchrieben/ einer mit Silber/ etliche wol auch mit Metall/ ja ſo gar mit dumpern Bley; aus welchem ſattſam abzunehmen/ was ein jeder werde fuͤr ein Wandel fuͤhren. Als nun Theodo- ricus deß groſen Kayſers Otto Anverwandter zu obgedachtem Metz in ein Biſchoff erwaͤhlt wordẽ/ in beſagter Prophetiſcher Taffel aber ſein Nam gefunden mit Silber geſchrieben/ ſo hat er ſich ernſthafft verlauten laſſen/ daß er diſes Biſchoffliche Ampt dergeſtalten embſig adminiſtriren und verwalten wolle/ daß Maͤnniglich ihne werde wuͤrdig ſchaͤtzen/ daß ſein Nam ſol- le mit guldenen Buchſtaben geſchrieben werden. Manci- nus 862. Ein ſolcher und kein anderer ſoll in einer Wahl die mehreſte Stimmen haben/ der fein guldene Sitten und Tugenden an ih- me hat: da ſoll man nit anſchauen/ umb weil einer von einem gu- ten Haus/ und nachmahls thut uͤbel hauſen; was nutzt es? wañ einer etlich hundert Jahr iſt geweſen im Herꝛnſtand/ und weiß nicht einmahl zu herꝛſchen uͤber ſein Gemuͤths-Anmuthun- gen und Sinnlichkeiten. Was frucht es? wann einer auch 6. offene Helm im Wappen fuͤhrt/ und anbey wie ein offener Suͤn- H h 2

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/255>, abgerufen am 20.04.2024.