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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas Jscharioth würcket gleich andern Apostlen
Virgilii und Ruperti, zu München/ wie zu Zeiten des Heil.
Marquardi, zu Regenspurg/ wie zu Zeiten des H. Emerammi,
zu Straßburg/ wie zu Zeiten des Heil. Solarii, zu Würtzburg/
wie zu Zeiten des Heil. Burchardi, &c.

Allhier antworten die H. H. Lehrer/ worunter forderist
gezehlt werden Augustinus mein Heil. Vatter/ Gregorius der
H. Papst/ etc. Daß bey Anfang der Christenheit solche Mi-
racul und Wunderwerck seyen vonnöthen gewest; dann durch
das blosse Predigen waren die Hayden und Unglaubigen sehr
schwer zum Christlichen Glauben gezogen worden/ wann sie
nit durch dergleichen übernatürliche Zeichen wären gestärcket
worden; weil aber dermahl der allein seeligmachende Glaub
fast allerseits der Welt fest gegründet; also seyen der Zeit der-
gleichen Wunderwerck nit mehr so nothwendig/ gleichwie man
pflegt den jungen und kleinen Pflantzen das öfftere Spritzwas-
ser zu spendiren/ bis sie wohl gewurtzlet seyn/ nachgehends aber
solches begiessen unterlast. Auf solchen Schlag wolte anfangs
der Welt Hayland seinen Glauben/ ber bey vielen noch sehr
schwach/ und unkrästig ware/ mit vilen Miraculen stärcken/ in-
dem aber solcher nunmehr auf dem gantzen Erdboden fest und
taurend stehet/ so zeiget er sich billich gesparsamer in denen
Miraculen/ aufdaß anbey der Glaub höher und mehrer in den
Verdiensten steige.

Damit aber mein Nasopodius gleichwol wisse/ daß an-
noch bey diesen unsern Zeiten kein Abgang der Miraculen sey/
also zeige ich ihm noch fast täglich und stündlich Wunderwerck/
welche ihme nit allein den Glaubes-Wanckel gäntzlich beneh-
men/ sondern ihne noch zu grösserer Forcht GOttes/ und
Nachfolg der Heiligen ansporen sollen.

Zu Castilverd in Spanien ist ein schöne Kirch der Mut-
ter GOttes zu Ehren auf einen hohen Berg gebauet/ allwo alle
Jahr in dem Monath Martio oder Mertzen am Freytag aus
dem Meer drey Liechter empor steigen/ nachmahls in Gegen-

wart

Judas Jſcharioth wuͤrcket gleich andern Apoſtlen
Virgilii und Ruperti, zu Muͤnchen/ wie zu Zeiten des Heil.
Marquardi, zu Regenſpurg/ wie zu Zeiten des H. Emerammi,
zu Straßburg/ wie zu Zeiten des Heil. Solarii, zu Wuͤrtzburg/
wie zu Zeiten des Heil. Burchardi, &c.

Allhier antworten die H. H. Lehrer/ worunter forderiſt
gezehlt werden Auguſtinus mein Heil. Vatter/ Gregorius der
H. Papſt/ ꝛc. Daß bey Anfang der Chriſtenheit ſolche Mi-
racul und Wunderwerck ſeyen vonnoͤthen geweſt; dann durch
das bloſſe Predigen waren die Hayden und Unglaubigen ſehr
ſchwer zum Chriſtlichen Glauben gezogen worden/ wann ſie
nit durch dergleichen uͤbernatuͤrliche Zeichen waͤren geſtaͤrcket
worden; weil aber dermahl der allein ſeeligmachende Glaub
faſt allerſeits der Welt feſt gegruͤndet; alſo ſeyen der Zeit der-
gleichen Wunderwerck nit mehr ſo nothwendig/ gleichwie man
pflegt den jungen und kleinen Pflantzen das oͤfftere Spritzwaſ-
ſer zu ſpendiren/ bis ſie wohl gewurtzlet ſeyn/ nachgehends aber
ſolches begieſſen unterlaſt. Auf ſolchen Schlag wolte anfangs
der Welt Hayland ſeinen Glauben/ ber bey vielen noch ſehr
ſchwach/ und unkraͤſtig ware/ mit vilen Miraculen ſtaͤrcken/ in-
dem aber ſolcher nunmehr auf dem gantzen Erdboden feſt und
taurend ſtehet/ ſo zeiget er ſich billich geſparſamer in denen
Miraculen/ aufdaß anbey der Glaub hoͤher und mehrer in den
Verdienſten ſteige.

Damit aber mein Naſopodius gleichwol wiſſe/ daß an-
noch bey dieſen unſern Zeiten kein Abgang der Miraculen ſey/
alſo zeige ich ihm noch faſt taͤglich und ſtuͤndlich Wunderwerck/
welche ihme nit allein den Glaubes-Wanckel gaͤntzlich beneh-
men/ ſondern ihne noch zu groͤſſerer Forcht GOttes/ und
Nachfolg der Heiligen anſporen ſollen.

Zu Caſtilverd in Spanien iſt ein ſchoͤne Kirch der Mut-
ter GOttes zu Ehren auf einen hohen Berg gebauet/ allwo alle
Jahr in dem Monath Martio oder Mertzen am Freytag aus
dem Meer drey Liechter empor ſteigen/ nachmahls in Gegen-

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[192/0204] Judas Jſcharioth wuͤrcket gleich andern Apoſtlen Virgilii und Ruperti, zu Muͤnchen/ wie zu Zeiten des Heil. Marquardi, zu Regenſpurg/ wie zu Zeiten des H. Emerammi, zu Straßburg/ wie zu Zeiten des Heil. Solarii, zu Wuͤrtzburg/ wie zu Zeiten des Heil. Burchardi, &c. Allhier antworten die H. H. Lehrer/ worunter forderiſt gezehlt werden Auguſtinus mein Heil. Vatter/ Gregorius der H. Papſt/ ꝛc. Daß bey Anfang der Chriſtenheit ſolche Mi- racul und Wunderwerck ſeyen vonnoͤthen geweſt; dann durch das bloſſe Predigen waren die Hayden und Unglaubigen ſehr ſchwer zum Chriſtlichen Glauben gezogen worden/ wann ſie nit durch dergleichen uͤbernatuͤrliche Zeichen waͤren geſtaͤrcket worden; weil aber dermahl der allein ſeeligmachende Glaub faſt allerſeits der Welt feſt gegruͤndet; alſo ſeyen der Zeit der- gleichen Wunderwerck nit mehr ſo nothwendig/ gleichwie man pflegt den jungen und kleinen Pflantzen das oͤfftere Spritzwaſ- ſer zu ſpendiren/ bis ſie wohl gewurtzlet ſeyn/ nachgehends aber ſolches begieſſen unterlaſt. Auf ſolchen Schlag wolte anfangs der Welt Hayland ſeinen Glauben/ ber bey vielen noch ſehr ſchwach/ und unkraͤſtig ware/ mit vilen Miraculen ſtaͤrcken/ in- dem aber ſolcher nunmehr auf dem gantzen Erdboden feſt und taurend ſtehet/ ſo zeiget er ſich billich geſparſamer in denen Miraculen/ aufdaß anbey der Glaub hoͤher und mehrer in den Verdienſten ſteige. Damit aber mein Naſopodius gleichwol wiſſe/ daß an- noch bey dieſen unſern Zeiten kein Abgang der Miraculen ſey/ alſo zeige ich ihm noch faſt taͤglich und ſtuͤndlich Wunderwerck/ welche ihme nit allein den Glaubes-Wanckel gaͤntzlich beneh- men/ ſondern ihne noch zu groͤſſerer Forcht GOttes/ und Nachfolg der Heiligen anſporen ſollen. Zu Caſtilverd in Spanien iſt ein ſchoͤne Kirch der Mut- ter GOttes zu Ehren auf einen hohen Berg gebauet/ allwo alle Jahr in dem Monath Martio oder Mertzen am Freytag aus dem Meer drey Liechter empor ſteigen/ nachmahls in Gegen- wart

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/204>, abgerufen am 29.03.2024.