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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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grosse Miracul und Wunderwerck.
ein Ay/ sagt sie hinwider/ habe sie dermahlen in ihrem Gewalt.
Der halt weiter an/ und zwar nur umb ein Brocken Schmaltz
welches sie guthertzig erthailt; worauf er gleich das Schmaltz
in ein Pfann geworffen/ selbe über das Feuer gesetzt/ welchem
allem die arme Haut wol zugeschaut/ nur begierig des seltzamen
Ausgangs. Der Geistliche verweilte nit lang/ sondern schraufft
den Knopff von seinem Stecken hinweg/ sagt zugleich/ GOtt
werde schon helffen/ und schut ein Menge des Ayrdotters in die
Pfannen/ daß ein häuffiges aufgebämtes Ayrschmaltz daraus
worden/ welches der Bäurin so wunderbarlich vorkommen/
daß sie geglaubt/ es seye eins aus den grösten Miraculen/ kunte
auf kein Weiß fassen/ wie der Dotter in den Stab kommen/
mit dem er sich kurtz vorher proviantiret; und da man ihr doch
die gantze Sach umbständig erwisen/ so hat sie gleichwol nit
gelassen/ daß sie nit zuweilen die Pfannen ausgeleckt/ das ver-
mainte Miracul dardurch zu verehren.

Warum aber/ fragt ein Nasopodius, daß der Zeit so we-
nig Miracul und Wunderwerck geschehen/ da doch bey Anfang
der Christenheit fast alle Tag und Stund an allen Orthen
grosse Wunderwerck zu sehen gewest? deme ist wol nit anderst;
ja die Erstlingen des Christlichen Glaubens haben fast alle
Miracul gewürckt; Schuster und Schneider/ Tagwercker/
und Baursleut haben solche Gnaden von GOtt gehabt. Ein
manicher Haydnischer Schmid-Gesell und Amboß-Bruder/
so bald er getaufft worden/ und den Hayland JEsum Chri-
stum geglaubt/ hat alsobald denen Apostlen gleich allerley
Sprachen geredt/ und offt mit Auflegung der russigen Hand
die schwartze Teuffel ausgetrieben/ etc. Wie es mit mehrern be-Cap. 10.
zeugt Justinus contra Triphon. Tertullianus in Apologia, &c,
So gar auch die Geschichten der Apostlen.

Warum dann geschehen dermahlen keine solche Miracul
zu Wienn/ wie zu Zeit des H. Severini, zu Augspurg/ wie zu
Zeiten des H. Udalrici, zu Saltzburg/ wie zu Zeiten des Heil.

Virgi-

groſſe Miracul und Wunderwerck.
ein Ay/ ſagt ſie hinwider/ habe ſie dermahlen in ihrem Gewalt.
Der halt weiter an/ und zwar nur umb ein Brocken Schmaltz
welches ſie guthertzig erthailt; worauf er gleich das Schmaltz
in ein Pfann geworffen/ ſelbe uͤber das Feuer geſetzt/ welchem
allem die arme Haut wol zugeſchaut/ nur begierig des ſeltzamen
Ausgangs. Der Geiſtliche verweilte nit lang/ ſondeꝛn ſchraufft
den Knopff von ſeinem Stecken hinweg/ ſagt zugleich/ GOtt
werde ſchon helffen/ und ſchut ein Menge des Ayrdotters in die
Pfannen/ daß ein haͤuffiges aufgebaͤmtes Ayrſchmaltz daraus
worden/ welches der Baͤurin ſo wunderbarlich vorkommen/
daß ſie geglaubt/ es ſeye eins aus den groͤſten Miraculen/ kunte
auf kein Weiß faſſen/ wie der Dotter in den Stab kommen/
mit dem er ſich kurtz vorher proviantiret; und da man ihr doch
die gantze Sach umbſtaͤndig erwiſen/ ſo hat ſie gleichwol nit
gelaſſen/ daß ſie nit zuweilen die Pfannen ausgeleckt/ das ver-
mainte Miracul dardurch zu verehren.

Warum aber/ fragt ein Naſopodius, daß der Zeit ſo we-
nig Miracul und Wunderwerck geſchehen/ da doch bey Anfang
der Chriſtenheit faſt alle Tag und Stund an allen Orthen
groſſe Wunderwerck zu ſehen geweſt? deme iſt wol nit anderſt;
ja die Erſtlingen des Chriſtlichen Glaubens haben faſt alle
Miracul gewuͤrckt; Schuſter und Schneider/ Tagwercker/
und Baursleut haben ſolche Gnaden von GOtt gehabt. Ein
manicher Haydniſcher Schmid-Geſell und Amboß-Bruder/
ſo bald er getaufft worden/ und den Hayland JEſum Chri-
ſtum geglaubt/ hat alſobald denen Apoſtlen gleich allerley
Sprachen geredt/ und offt mit Auflegung der ruſſigen Hand
die ſchwartze Teuffel ausgetrieben/ ꝛc. Wie es mit mehrern be-Cap. 10.
zeugt Juſtinus contra Triphon. Tertullianus in Apologia, &c,
So gar auch die Geſchichten der Apoſtlen.

Warum dann geſchehen dermahlen keine ſolche Miracul
zu Wienn/ wie zu Zeit des H. Severini, zu Augſpurg/ wie zu
Zeiten des H. Udalrici, zu Saltzburg/ wie zu Zeiten des Heil.

Virgi-
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[191/0203] groſſe Miracul und Wunderwerck. ein Ay/ ſagt ſie hinwider/ habe ſie dermahlen in ihrem Gewalt. Der halt weiter an/ und zwar nur umb ein Brocken Schmaltz welches ſie guthertzig erthailt; worauf er gleich das Schmaltz in ein Pfann geworffen/ ſelbe uͤber das Feuer geſetzt/ welchem allem die arme Haut wol zugeſchaut/ nur begierig des ſeltzamen Ausgangs. Der Geiſtliche verweilte nit lang/ ſondeꝛn ſchraufft den Knopff von ſeinem Stecken hinweg/ ſagt zugleich/ GOtt werde ſchon helffen/ und ſchut ein Menge des Ayrdotters in die Pfannen/ daß ein haͤuffiges aufgebaͤmtes Ayrſchmaltz daraus worden/ welches der Baͤurin ſo wunderbarlich vorkommen/ daß ſie geglaubt/ es ſeye eins aus den groͤſten Miraculen/ kunte auf kein Weiß faſſen/ wie der Dotter in den Stab kommen/ mit dem er ſich kurtz vorher proviantiret; und da man ihr doch die gantze Sach umbſtaͤndig erwiſen/ ſo hat ſie gleichwol nit gelaſſen/ daß ſie nit zuweilen die Pfannen ausgeleckt/ das ver- mainte Miracul dardurch zu verehren. Warum aber/ fragt ein Naſopodius, daß der Zeit ſo we- nig Miracul und Wunderwerck geſchehen/ da doch bey Anfang der Chriſtenheit faſt alle Tag und Stund an allen Orthen groſſe Wunderwerck zu ſehen geweſt? deme iſt wol nit anderſt; ja die Erſtlingen des Chriſtlichen Glaubens haben faſt alle Miracul gewuͤrckt; Schuſter und Schneider/ Tagwercker/ und Baursleut haben ſolche Gnaden von GOtt gehabt. Ein manicher Haydniſcher Schmid-Geſell und Amboß-Bruder/ ſo bald er getaufft worden/ und den Hayland JEſum Chri- ſtum geglaubt/ hat alſobald denen Apoſtlen gleich allerley Sprachen geredt/ und offt mit Auflegung der ruſſigen Hand die ſchwartze Teuffel ausgetrieben/ ꝛc. Wie es mit mehrern be- zeugt Juſtinus contra Triphon. Tertullianus in Apologia, &c, So gar auch die Geſchichten der Apoſtlen. Cap. 10. Warum dann geſchehen dermahlen keine ſolche Miracul zu Wienn/ wie zu Zeit des H. Severini, zu Augſpurg/ wie zu Zeiten des H. Udalrici, zu Saltzburg/ wie zu Zeiten des Heil. Virgi-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/203>, abgerufen am 27.04.2024.