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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas hat etliche gute Werck gethan/
gebe gleich den Lohn/ etc. Gleich/ nit erst über ein Jahr/ gleich/ und
nit erst nach dem Tod/ gleich/ und nit viel in die Schuldbücher
eintragen. Aber leider! es muß mancher umsonst arbeiten:
so bezahlt die Welt. Aber der gütigste GOtt weit anderst/ der last
ihme gar nichts umsonst thun.

Baronius schreibt/ daß Leo auf eine Zeit ungesähr einen ar-
men blinden Bettler auf der Strassen angetroffen/ welcher aus
Mangel deß Gesichts abweegs gangen und geirret/ dessen hat er
sich alsobald erbarmet/ denselben wiederum auf die gangbare
Strassen gebracht/ und ihne einen ziemlichen Weg bey der Hand
geführt; Weil aber erstgemeldter armer Tropff den Durst sehr
geklagt/ so wollte auch dißfalls der Leo dem armen Mann an die
Hand gehen/ lauft demnach in den nechst entlegnen Wald hin und
her/ und suchte einen Brunn für den durstigen Bettelmann. Die-
ses wollte der Allerhöchste nit lassen umsonst thun/ sondern wollte
es hier und dort zeitlich vergelten; massen ihme die Mutter GOt-
tes ein Brunn gezeigt/ auch anbey befohlen/ er solle mit dem zet-
ten besagten Brunnens dem Blinden die Augen berühren/ wor-
von er die Gesundheit/ und das verlangte Gesicht wurde erhalten/
welches auch also geschehen. Leo hilfft dem Blinden/ Leo giebt
dem Blinden ein kalten Trunck Wasser/ Leo macht den Blinden
fehend/ Leo wird derenthalben bezahlt auch zeitlich; dann Leo da-
zumal die Zeitung vom Himmel bekommen/ daß er soll Römischer
Kayser in Orient werden.

Nichts umsonst: Petrus sagt zu unserm HErrn: Tu es
Filius DEI vivi.
Du bist ein Sohn deß lebendigen GOttes/
Matth. 16. c. Nichts umsonst. Unser HErr macht ihn derent-
halben zum Römischen Papst: Et ego dico tibi, &c. Und ich
sag dirs/ du bist Petrus/ und auf diesen Felsen will ich mein Kir-
chen bauen. Der Schächer am Creutz/ auf welches er verdien-
ter massen als ein Mörder und Strassen-Rauber gehenckt wor-
den/ sagte diese wenige Wort: Domine memento mei, &c.
HERR gedencke doch meiner/ wann du in dein Reich kommst.

Nichts

Judas hat etliche gute Werck gethan/
gebe gleich den Lohn/ ꝛc. Gleich/ nit erſt uͤber ein Jahr/ gleich/ und
nit erſt nach dem Tod/ gleich/ und nit viel in die Schuldbuͤcher
eintragen. Aber leider! es muß mancher umſonſt arbeiten:
ſo bezahlt die Welt. Aber der guͤtigſte GOtt weit anderſt/ der laſt
ihme gar nichts umſonſt thun.

Baronius ſchreibt/ daß Leo auf eine Zeit ungeſaͤhr einen ar-
men blinden Bettler auf der Straſſen angetroffen/ welcher aus
Mangel deß Geſichts abweegs gangen und geirret/ deſſen hat er
ſich alſobald erbarmet/ denſelben wiederum auf die gangbare
Straſſen gebracht/ und ihne einen ziemlichen Weg bey der Hand
gefuͤhrt; Weil aber erſtgemeldter armer Tropff den Durſt ſehr
geklagt/ ſo wollte auch dißfalls der Leo dem armen Mann an die
Hand gehen/ lauft demnach in den nechſt entlegnen Wald hin und
her/ und ſuchte einen Brunn fuͤr den durſtigen Bettelmann. Die-
ſes wollte der Allerhoͤchſte nit laſſen umſonſt thun/ ſondern wollte
es hier und dort zeitlich vergelten; maſſen ihme die Mutter GOt-
tes ein Brunn gezeigt/ auch anbey befohlen/ er ſolle mit dem zet-
ten beſagten Brunnens dem Blinden die Augen beruͤhren/ wor-
von er die Geſundheit/ und das verlangte Geſicht wurde erhalten/
welches auch alſo geſchehen. Leo hilfft dem Blinden/ Leo giebt
dem Blinden ein kalten Trunck Waſſer/ Leo macht den Blinden
fehend/ Leo wird derenthalben bezahlt auch zeitlich; dann Leo da-
zumal die Zeitung vom Himmel bekommen/ daß er ſoll Roͤmiſcher
Kayſer in Orient werden.

Nichts umſonſt: Petrus ſagt zu unſerm HErꝛn: Tu es
Filius DEI vivi.
Du biſt ein Sohn deß lebendigen GOttes/
Matth. 16. c. Nichts umſonſt. Unſer HErꝛ macht ihn derent-
halben zum Roͤmiſchen Papſt: Et ego dico tibi, &c. Und ich
ſag dirs/ du biſt Petrus/ und auf dieſen Felſen will ich mein Kir-
chen bauen. Der Schaͤcher am Creutz/ auf welches er verdien-
ter maſſen als ein Moͤrder und Straſſen-Rauber gehenckt wor-
den/ ſagte dieſe wenige Wort: Domine memento mei, &c.
HERR gedencke doch meiner/ wann du in dein Reich kommſt.

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[128/0140] Judas hat etliche gute Werck gethan/ gebe gleich den Lohn/ ꝛc. Gleich/ nit erſt uͤber ein Jahr/ gleich/ und nit erſt nach dem Tod/ gleich/ und nit viel in die Schuldbuͤcher eintragen. Aber leider! es muß mancher umſonſt arbeiten: ſo bezahlt die Welt. Aber der guͤtigſte GOtt weit anderſt/ der laſt ihme gar nichts umſonſt thun. Baronius ſchreibt/ daß Leo auf eine Zeit ungeſaͤhr einen ar- men blinden Bettler auf der Straſſen angetroffen/ welcher aus Mangel deß Geſichts abweegs gangen und geirret/ deſſen hat er ſich alſobald erbarmet/ denſelben wiederum auf die gangbare Straſſen gebracht/ und ihne einen ziemlichen Weg bey der Hand gefuͤhrt; Weil aber erſtgemeldter armer Tropff den Durſt ſehr geklagt/ ſo wollte auch dißfalls der Leo dem armen Mann an die Hand gehen/ lauft demnach in den nechſt entlegnen Wald hin und her/ und ſuchte einen Brunn fuͤr den durſtigen Bettelmann. Die- ſes wollte der Allerhoͤchſte nit laſſen umſonſt thun/ ſondern wollte es hier und dort zeitlich vergelten; maſſen ihme die Mutter GOt- tes ein Brunn gezeigt/ auch anbey befohlen/ er ſolle mit dem zet- ten beſagten Brunnens dem Blinden die Augen beruͤhren/ wor- von er die Geſundheit/ und das verlangte Geſicht wurde erhalten/ welches auch alſo geſchehen. Leo hilfft dem Blinden/ Leo giebt dem Blinden ein kalten Trunck Waſſer/ Leo macht den Blinden fehend/ Leo wird derenthalben bezahlt auch zeitlich; dann Leo da- zumal die Zeitung vom Himmel bekommen/ daß er ſoll Roͤmiſcher Kayſer in Orient werden. Nichts umſonſt: Petrus ſagt zu unſerm HErꝛn: Tu es Filius DEI vivi. Du biſt ein Sohn deß lebendigen GOttes/ Matth. 16. c. Nichts umſonſt. Unſer HErꝛ macht ihn derent- halben zum Roͤmiſchen Papſt: Et ego dico tibi, &c. Und ich ſag dirs/ du biſt Petrus/ und auf dieſen Felſen will ich mein Kir- chen bauen. Der Schaͤcher am Creutz/ auf welches er verdien- ter maſſen als ein Moͤrder und Straſſen-Rauber gehenckt wor- den/ ſagte dieſe wenige Wort: Domine memento mei, &c. HERR gedencke doch meiner/ wann du in dein Reich kommſt. Nichts

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/140>, abgerufen am 05.12.2024.