Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas hat etliche gute Werck gethan/ HugoCardin. Werck nit wegen GOtt gethan/ auf der Welt belohnt/ und ihnen ihr Haab und Gut Augenscheinlich mit höchster Verwunderung der Leuth also vermehret/ daß sie in Reichthumben allen andern überwachsen. Das Heil. Evangelium Matth. am 20. Cap. registerirt gegen-
Judas hat etliche gute Werck gethan/ HugoCardin. Werck nit wegen GOtt gethan/ auf der Welt belohnt/ und ihnen ihr Haab und Gut Augenſcheinlich mit hoͤchſter Verwunderung der Leuth alſo vermehret/ daß ſie in Reichthumben allen andern uͤberwachſen. Das Heil. Evangelium Matth. am 20. Cap. regiſterirt gegen-
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Judas hat etliche gute Werck gethan/
Werck nit wegen GOtt gethan/ auf der Welt belohnt/ und ihnen
ihr Haab und Gut Augenſcheinlich mit hoͤchſter Verwunderung
der Leuth alſo vermehret/ daß ſie in Reichthumben allen andern
uͤberwachſen.
Hugo
Cardin.
Das Heil. Evangelium Matth. am 20. Cap. regiſterirt
von einem ſehr wackern Haus-Vatter/ welcher neben andern gu-
ten Haabſchaffte und Wirthſchafften auch ein ſehr reiches
Wein-Gebuͤrg beſeſſen; dahero in aller Fruhe ausgangen/ pri-
mo manê, hat nie geſchlaffen ſo lang/ biß die Sonne dorthin ge-
ſchienen/ wo die Berg-Knappen das Schurtzfell tragen/ in aller
Fruͤhe iſt er ausgangen/ Arbeiter zu ſtellen in ſein Weingarten/
ja er iſt gar fuͤnffmahl in einem Tag auf den Marck gangen/ und
alldorten die Leuth/ worunter freylich wol viel faule Schliffel/ die
nur auf dem Marck ſtehen/ die guldene Zeit umbſonſt verzehren/
und dieſem und jenem die Ehr abſchneiden/ gar freundlich ange-
redt/ dort muß das Robathen und Scharwachen nit im Brauch
ſeyn geweſt/ wie bey der Zeit/ da der arme Mann ſeiner Herꝛ-
ſchafft bald alles muß umbſonſt verrichten; dann er der Haus-
Vatter hat ihnen den gebuͤhrenden Lohn verſprochen. Wie
nun der Abend herzu kommen/ und die gute Leuth ihr Arbeit in
dem Wein-Garten verricht/ ſo ſagt dieſer Herꝛ deß Weingartens
dem Schaffner oder Hausmeiſter/ voca Operarios, er ſolle die
Arbeiter ruffen/ und ihnen den Lohn geben; noch denſelben
Abend hat er ſie laſſen auszahlen/ er iſt ſelbſt gegenwaͤrtig ge-
weſt/ wie einem jeden ſein Geld iſt dargezehlt worden. Viel hat
er dem Hoffmeiſter/ oder wer er geweſt iſt/ nit getrauet! dann
dergleichen Leuth pflegen zuweilen mit ſolchem Geld umbzuge-
hen/ wie der Ammonitiſche Koͤnig Hanon mit denen Abge-
ſandten des Davids/ denen er die Baͤrth halb und halb abge-
ſchoren. Alſo thun zu Zeiten die Bediente wider den Willen der
Herꝛſchafft die Glaubigen halb und halb barbieren/ brechen ih-
nen ein zimliches ab/ und dieſes gehoͤrt nachmahls in ihren Saͤ-
ckel. Darumb iſt der Haus-Herꝛ ſelbſt bey der Auszahlung
gegen-
2. Reg.
10. cap.
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