Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Essen und Trincken ergeben. Geldswerth überhäuffig versehen gewest/ und dannoch endlichzum Bettler worden. Zu Wien zehlt man dieses Gliffters nit wenig/ die von 20. und 30. tausend Gulden in solche eusserste Schwindsucht der Mittlen kommen/ daß sie nachgehends haben müssen/ wie andere arme Schlucker bey denen Klöstern die Sup- pen suchen. Aber worvon seynd sie in solches Verderben gera- then? rath nichtlang. Es ist ihnen geschehen/ wie denen Kindern Job; weil sie Tag und Nacht gefressen und gesoffen/ so ist ihnen Haus und Hoff zu Grund gangen. Wann zuweilen die Weiber ungefehr zusammen kommen/ und Pars IV. P
Eſſen und Trincken ergeben. Geldswerth uͤberhaͤuffig verſehen geweſt/ und dannoch endlichzum Bettler worden. Zu Wien zehlt man dieſes Gliffters nit wenig/ die von 20. und 30. tauſend Gulden in ſolche euſſerſte Schwindſucht der Mittlen kommen/ daß ſie nachgehends haben muͤſſen/ wie andere arme Schlucker bey denen Kloͤſtern die Sup- pen ſuchen. Aber worvon ſeynd ſie in ſolches Verderben gera- then? rath nichtlang. Es iſt ihnen geſchehen/ wie denen Kindern Job; weil ſie Tag und Nacht gefreſſen und geſoffen/ ſo iſt ihnen Haus und Hoff zu Grund gangen. Wann zuweilen die Weiber ungefehr zuſammen kommen/ und Pars IV. P
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Eſſen und Trincken ergeben.
Geldswerth uͤberhaͤuffig verſehen geweſt/ und dannoch endlich
zum Bettler worden. Zu Wien zehlt man dieſes Gliffters nit
wenig/ die von 20. und 30. tauſend Gulden in ſolche euſſerſte
Schwindſucht der Mittlen kommen/ daß ſie nachgehends haben
muͤſſen/ wie andere arme Schlucker bey denen Kloͤſtern die Sup-
pen ſuchen. Aber worvon ſeynd ſie in ſolches Verderben gera-
then? rath nichtlang. Es iſt ihnen geſchehen/ wie denen Kindern
Job; weil ſie Tag und Nacht gefreſſen und geſoffen/ ſo iſt ihnen
Haus und Hoff zu Grund gangen.
Wann zuweilen die Weiber ungefehr zuſammen kommen/
oder zu Wien auf dem Kohlmark einander antreffen/ da fangt
eine um die andere wegen ihres Manns zu klagen. O! mein
Frau Margreth/ ſagt die erſte/ mein Mann und ich leben wie
Hund und Katzen; dann ich kan nit/ daß GOtt ſeys klagt/ darzu
ſchweigen/ wann er gar alleweil im Wirths-Hauß mit andern
Sauff-Bruͤdern iſt/ ich und die Kinder haben offtermahl das
Brod nicht zu eſſen/ er verthut alles/ ich hab ihm erſt nechſt beym
Tiſch vorgeworffen/ wie er zu End der Taffel noch zwey Maß
Wein ausgeſtochen/ er ſoll doch ſeine Geſundheit in obacht neh-
men/ der Magen ſeye ſchon geſchloſſen/ und folgſam vom Sauffen
abſtehen: So ſagt er mir/ er wiſſe gar wol/ daß der Magen ge-
ſchloſſen/ ich ſolle ihme mit dergleichen Predigen nit kommen.
Wann dann/ ſagt ich darauf/ der Magen ſchon geſchloſſen/ wo
kommt dann dieſer Wein hin. O Naͤrrin! gab er zur Antwort
(das iſt mein ordinari Prædicat) Naͤrrin; weil der Magen ge-
ſchloſſen/ ſo rinnt dieſer Wein beym Schluͤſſel-Loch hinein. Jetzt
gedenkt nur/ mein Frau wie unſer eins ſo hart hauſſen thut/ wir
haben nicht einmahl den Hauß-Zins bezahlt/ und Michaeli iſt
ſchon vor der Thuͤr. Ach ja! ſagt die Frau Margreth/ andere
Weiber klagen/ daß ihre Maͤnner ſo grob/ das kan ich bey meiner
Treu von meinem Mann nicht ſagen/ er iſt wohl ein rechter Hoff-
mann/ aber ich danks dem Teuffel; ein Hoffmann iſt er: Dann er
ſteckt ein gantze Zeit im Maͤtſchacker-Hoff/ im Seitzerhoff/ friſt
und
Pars IV. P
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