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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Essen und Trincken ergeben.
einem weissen Federbusch/ das Kleid ware von Sammet und
Seiden/ ein Laggey/ aufs wenigst einer folgte ihme auf dem Fuß
nach/ der beste Klepper im Stall ware ihme allezeit zu Diensten/
in Summa/ als ein Galanthomo kundte er bey allen Gesell-
schafften erscheinen. Nachdem er aber in die Länder verreist/
und um sein Hoffmeister/ wann er doch einen gelitten/ nit viel ge-
fragt/ sondern in Frechheit gelebt/ in Freuden gelebt/ sein meiste
Andacht in den Wirths-Häusern verricht/ die verdächtliche Wei-
ber und beschreyte Schlepp-Säck stäts mit Fressen und Sauf-
sen ausgehalten/ da hat angefangen der Beutel die Schwind-
sucht zu bekommen/ da hat das Geld den Reißaus genommen/
da seynd die Mittel nacheinander verschwunden/ und er ein sol-
cher armer Narr worden/ daß sein Kleid/ wie Filogran-Arbeit
durchbrochen/ bey seinen Schuchen die grosse Zehen zum Fenster
hinaus geschaut/ das Gesicht eingefallen/ wie ein Baurn-Kreß/ so
aus der Störck gangen/ und er in einen so elenden Stand gera-
then/ daß er gewunschen bey denen Schweinen mit einer kalten
Schalen vor Lieb zu nehmen. Luc. 15.

Hans Biberacher/ du bist vorhero so wol gestanden/ Hauß
und Hoff gehabt/ der Vogel Habich hat bey dir ein stetes Nest
gehabt/ wie kommts? daß du anjetzo so miserabel und elend/ und
ohne Gelübd den Mendicanten Orden bist eingetretten? Jch
bin/ sagt er/ in Unglück kommen/ und zwar wie diejenige Knaben/
so den Propheten Elisäum haben ausgespott/ diese haben die
wilde Bäeren zerrissen/ mich aber hat das Wirths-Haus beym
schwartzen Bäeren in der Vorstadt also zugericht. Das glau-
be ich.

Georg Schlickendorffer/ du hast von deinen Eltern ein
schönes Geld ererbt/ bey deinem ersten Heyrath hast du gleichfalls
einen guten Rogen gezogen/ was ist doch die Ursach/ daß du in
solche Armuth gerathen? bey dir ist anjetzo allezeit Quatember/
deine Kinder sehen aus wie deß Samsonis seine Dusäcken. (Jst
ein dürrer Esels-Kinbacken gewest) die Ursach ist diese sagt er/

mir

Eſſen und Trincken ergeben.
einem weiſſen Federbuſch/ das Kleid ware von Sammet und
Seiden/ ein Laggey/ aufs wenigſt einer folgte ihme auf dem Fuß
nach/ der beſte Klepper im Stall ware ihme allezeit zu Dienſten/
in Summa/ als ein Galanthomo kundte er bey allen Geſell-
ſchafften erſcheinen. Nachdem er aber in die Laͤnder verreiſt/
und um ſein Hoffmeiſter/ wann er doch einen gelitten/ nit viel ge-
fragt/ ſondern in Frechheit gelebt/ in Freuden gelebt/ ſein meiſte
Andacht in den Wirths-Haͤuſern verricht/ die verdaͤchtliche Wei-
ber und beſchreyte Schlepp-Saͤck ſtaͤts mit Freſſen und Sauf-
ſen ausgehalten/ da hat angefangen der Beutel die Schwind-
ſucht zu bekommen/ da hat das Geld den Reißaus genommen/
da ſeynd die Mittel nacheinander verſchwunden/ und er ein ſol-
cher armer Narr worden/ daß ſein Kleid/ wie Filogran-Arbeit
durchbrochen/ bey ſeinen Schuchen die groſſe Zehen zum Fenſter
hinaus geſchaut/ das Geſicht eingefallen/ wie ein Baurn-Kreß/ ſo
aus der Stoͤrck gangen/ und er in einen ſo elenden Stand gera-
then/ daß er gewunſchen bey denen Schweinen mit einer kalten
Schalen vor Lieb zu nehmen. Luc. 15.

Hans Biberacher/ du biſt vorhero ſo wol geſtanden/ Hauß
und Hoff gehabt/ der Vogel Habich hat bey dir ein ſtetes Neſt
gehabt/ wie kommts? daß du anjetzo ſo miſerabel und elend/ und
ohne Geluͤbd den Mendicanten Orden biſt eingetretten? Jch
bin/ ſagt er/ in Ungluͤck kommen/ und zwar wie diejenige Knaben/
ſo den Propheten Eliſaͤum haben ausgeſpott/ dieſe haben die
wilde Baͤeren zerriſſen/ mich aber hat das Wirths-Haus beym
ſchwartzen Baͤeren in der Vorſtadt alſo zugericht. Das glau-
be ich.

Georg Schlickendorffer/ du haſt von deinen Eltern ein
ſchoͤnes Geld ererbt/ bey deinem erſten Heyrath haſt du gleichfalls
einen guten Rogen gezogen/ was iſt doch die Urſach/ daß du in
ſolche Armuth gerathen? bey dir iſt anjetzo allezeit Quatember/
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ein duͤrrer Eſels-Kinbacken geweſt) die Urſach iſt dieſe ſagt er/

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[111/0123] Eſſen und Trincken ergeben. einem weiſſen Federbuſch/ das Kleid ware von Sammet und Seiden/ ein Laggey/ aufs wenigſt einer folgte ihme auf dem Fuß nach/ der beſte Klepper im Stall ware ihme allezeit zu Dienſten/ in Summa/ als ein Galanthomo kundte er bey allen Geſell- ſchafften erſcheinen. Nachdem er aber in die Laͤnder verreiſt/ und um ſein Hoffmeiſter/ wann er doch einen gelitten/ nit viel ge- fragt/ ſondern in Frechheit gelebt/ in Freuden gelebt/ ſein meiſte Andacht in den Wirths-Haͤuſern verricht/ die verdaͤchtliche Wei- ber und beſchreyte Schlepp-Saͤck ſtaͤts mit Freſſen und Sauf- ſen ausgehalten/ da hat angefangen der Beutel die Schwind- ſucht zu bekommen/ da hat das Geld den Reißaus genommen/ da ſeynd die Mittel nacheinander verſchwunden/ und er ein ſol- cher armer Narr worden/ daß ſein Kleid/ wie Filogran-Arbeit durchbrochen/ bey ſeinen Schuchen die groſſe Zehen zum Fenſter hinaus geſchaut/ das Geſicht eingefallen/ wie ein Baurn-Kreß/ ſo aus der Stoͤrck gangen/ und er in einen ſo elenden Stand gera- then/ daß er gewunſchen bey denen Schweinen mit einer kalten Schalen vor Lieb zu nehmen. Luc. 15. Hans Biberacher/ du biſt vorhero ſo wol geſtanden/ Hauß und Hoff gehabt/ der Vogel Habich hat bey dir ein ſtetes Neſt gehabt/ wie kommts? daß du anjetzo ſo miſerabel und elend/ und ohne Geluͤbd den Mendicanten Orden biſt eingetretten? Jch bin/ ſagt er/ in Ungluͤck kommen/ und zwar wie diejenige Knaben/ ſo den Propheten Eliſaͤum haben ausgeſpott/ dieſe haben die wilde Baͤeren zerriſſen/ mich aber hat das Wirths-Haus beym ſchwartzen Baͤeren in der Vorſtadt alſo zugericht. Das glau- be ich. Georg Schlickendorffer/ du haſt von deinen Eltern ein ſchoͤnes Geld ererbt/ bey deinem erſten Heyrath haſt du gleichfalls einen guten Rogen gezogen/ was iſt doch die Urſach/ daß du in ſolche Armuth gerathen? bey dir iſt anjetzo allezeit Quatember/ deine Kinder ſehen aus wie deß Samſonis ſeine Duſaͤcken. (Jſt ein duͤrrer Eſels-Kinbacken geweſt) die Urſach iſt dieſe ſagt er/ mir

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/123>, abgerufen am 24.04.2024.