Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas der Ertzschelm ist dem übermässigen nirten einen süssen und starcken Wein zu trincken gegeben/ auf-daß sie die bevorstehende Straff und Leibs-Quaal desto leichter ausstehen kunten. Dieses hat man auch an dem HErrn JEsu nit ermanglen lassen; massen die fromme Matronen/ und das allezeit mitleidende Frauen-Zimmer sehr stattlichen Wein bey- geschafft dem HErrn JEsu von Nazareth zu einer Erquickung: aber die Gottlose Gesellen haben solchen besten Wein selbst gantz unmässig ausgetrunken/ und den gebenedeyten Heyland einen an- dern Trunk mit Gallen und Myrrhen zugericht/ sie aber durch den starcken Wein also berauscht worden/ daß sie die gantze Nacht hindurch gesoffen/ und anbey allerley verruchte Lieder und Ge- Tauler. c. 48. sänger über JEsum von Nazareth gesungen/ auch zugleich in alle erdenkliche Gottslästerungen ausgebrochen/ daß dieselbe Nacht dem gebenedeyten Heyland schmertzlicher gesallen/ als die gantze Zeit seines Leidens. Jn der vornehmen Stadt Löven in Braband hat auf ein Joan-
Judas der Ertzſchelm iſt dem uͤbermaͤſſigen nirten einen ſuͤſſen und ſtarcken Wein zu trincken gegeben/ auf-daß ſie die bevorſtehende Straff und Leibs-Quaal deſto leichter ausſtehen kunten. Dieſes hat man auch an dem HErꝛn JEſu nit ermanglen laſſen; maſſen die fromme Matronen/ und das allezeit mitleidende Frauen-Zimmer ſehr ſtattlichen Wein bey- geſchafft dem HErꝛn JEſu von Nazareth zu einer Erquickung: aber die Gottloſe Geſellen haben ſolchen beſten Wein ſelbſt gantz unmaͤſſig ausgetrunken/ und den gebenedeyten Heyland einen an- dern Trunk mit Gallen und Myrrhen zugericht/ ſie aber durch den ſtarcken Wein alſo berauſcht worden/ daß ſie die gantze Nacht hindurch geſoffen/ und anbey allerley verruchte Lieder und Ge- Tauler. c. 48. ſaͤnger uͤber JEſum von Nazareth geſungen/ auch zugleich in alle erdenkliche Gottslaͤſterungen ausgebrochen/ daß dieſelbe Nacht dem gebenedeyten Heyland ſchmertzlicher geſallen/ als die gantze Zeit ſeines Leidens. Jn der vornehmen Stadt Loͤven in Braband hat auf ein Joan-
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Judas der Ertzſchelm iſt dem uͤbermaͤſſigen
nirten einen ſuͤſſen und ſtarcken Wein zu trincken gegeben/ auf-
daß ſie die bevorſtehende Straff und Leibs-Quaal deſto leichter
ausſtehen kunten. Dieſes hat man auch an dem HErꝛn JEſu
nit ermanglen laſſen; maſſen die fromme Matronen/ und das
allezeit mitleidende Frauen-Zimmer ſehr ſtattlichen Wein bey-
geſchafft dem HErꝛn JEſu von Nazareth zu einer Erquickung:
aber die Gottloſe Geſellen haben ſolchen beſten Wein ſelbſt gantz
unmaͤſſig ausgetrunken/ und den gebenedeyten Heyland einen an-
dern Trunk mit Gallen und Myrrhen zugericht/ ſie aber durch
den ſtarcken Wein alſo berauſcht worden/ daß ſie die gantze Nacht
hindurch geſoffen/ und anbey allerley verruchte Lieder und Ge-
ſaͤnger uͤber JEſum von Nazareth geſungen/ auch zugleich in
alle erdenkliche Gottslaͤſterungen ausgebrochen/ daß dieſelbe
Nacht dem gebenedeyten Heyland ſchmertzlicher geſallen/ als die
gantze Zeit ſeines Leidens.
Tauler.
c. 48.
Jn der vornehmen Stadt Loͤven in Braband hat auf ein
Zeit ein ſehr frommer und Gottsfoͤrchtiger Burger daſelbſt etli-
che Leuth auf der Gaſſen angetroffen/ welche alle mit weinenden
Augen ſehr groſſes Mitleiden getragen gegen einem am gantzen
Leib verwundten Menſchen/ ſo mitten unter ihnen geſtanden/
und als er befragt/ welcher Boͤßwicht ihme ſolches Ubel ange-
than? auch die Antwort vernommen/ daß er ſolches gelitten von
dreyen jungen Buͤrſchlein/ ſo im nechſt-gelegenen Wirths-Haus
beym Sauffen und Spielen ſtets Gottslaͤſtern und fluchen: alſo
hat er ſich unverweilt dahin begeben/ und beſagten Geſellen ihr
unmenſchliches Verfahren ernſtlich vorgerufft/ welches ſie aber
nicht allein gelaugnet/ ſondern noch mit ihme zu ernennten und
allerſeits verwundten Menſchen gangen/ auch ihne befragt/ ob
dann ſie ihme einiges Leyd zugefuͤgt? Wie er nun ſolches bejahet/
iſt er augenblicklich verſchwunden: woruͤber dieſe gantz bußfertig
in ſich felbſt gangen/ und anbey erkennet/ daß ſie mit ihren Gotts-
laͤſtern den Heyland JEſum unter dem Sauffen und Spielen
auf ein neues gegeißlet und gemartert.
Thom.
Cantipr.
l. 2. apoc.
c. 49.
P. 9. 10.
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