Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite

Essen und Trincken ergeben.
wegen hat ihnen das Feuer verschont. Wer dem Fasten/ der
Mässigkeit ergeben/ hat nichts zu förchten von dem Baberlischen
oder Barbarischen Feur/ wol aber/ der mit dem Wolff in die
Kost gehet/ wol aber/ wer nach dem Beeren nach guten Bißlen
trachtet/ wol aber/ der mit der Katz nach dem Speck schnappet.
Mir ist mit aller Warheit von einem jungen Bauren Gesellen/
erzehlt worden/ welcher in einem Marck in Unter-Oesterreich die-
sen lächerlichen Bossen getrieben. Er liesse in dem Wirthshaus
Anfangs wohl auftragen/ und nachdem die Kuchel das ihrige ge-
spendiert/ so dann muste der Keller nit minder das seinige thun/
und zwar hat er so viel Gläser begehrt/ als in dem Haus zu finden/
wie ihme dann etliche zwantzig auf dem Tisch gesetzt worden/ so
er alle sauber/ der unsaubere Sau-Nar ausgelährt/ jedoch mit
dieser angehängter History/ oder vielmehr Comoedi. Er ga-
be einen jeden Glaß einen gewissen Namen/ er aber vertratte die
Stell seines Pflegers oder Verwalters. Wolan/ sagte er zum
ersten Glaß/ Hanns Obermayr/ warum Schelm bist verwich-
nen Montag nit die Robath kommen? (im Reich pflegt mans
Scharwerck zu nennen) warum bistu so vermessen gewest? fort
mit dir in Kotter hinein: und saufft hiemit das Glaß aus. Er
macht sich über das andere Glaß/ huy sagt er Lentz Kentzauer/
warum hastu leichtfertiger Vogel nechsten das Holtz nit helffen
dero Herrschafft sühren? fort mit dir Kerl in Kotter hinein/ es
hilfft nichts darfür/ und saufft also daß andere Glaß aus. Zum
dritten sprach er/ nun Jörg Dulbinger treffen wir einmal einan-
der an/ wo hat dich der Hencker gehabt/ daß du nit bist beym Heu
einführen gewest? hä! fort/ nur fort mit dir in Kotter ohne alle
Barmhertzigkeit/ und stürtzt also das dritte Glaß aus. So sagt
er zum vierdten Glaß so mein Bärthel Rußkern/ so wilst du dich
auch schon von der gemeinen Arbeit ausschraufen/ du Ehrvergeß-
ner Maußkopff/ bist erst eine kurtze Zeit bey der Herrschafft/ fort
mit dir über Hals und Bein in Kotter hinein/ du sollst mir sobald
nit hinaus kommen/ und lährt also das vierdte Glas aus. Es ist

grad
M 3

Eſſen und Trincken ergeben.
wegen hat ihnen das Feuer verſchont. Wer dem Faſten/ der
Maͤſſigkeit ergeben/ hat nichts zu foͤrchten von dem Baberliſchen
oder Barbariſchen Feur/ wol aber/ der mit dem Wolff in die
Koſt gehet/ wol aber/ wer nach dem Beeren nach guten Bißlen
trachtet/ wol aber/ der mit der Katz nach dem Speck ſchnappet.
Mir iſt mit aller Warheit von einem jungen Bauren Geſellen/
erzehlt worden/ welcher in einem Marck in Unter-Oeſterreich die-
ſen laͤcherlichen Boſſen getrieben. Er lieſſe in dem Wirthshaus
Anfangs wohl auftragen/ und nachdem die Kuchel das ihrige ge-
ſpendiert/ ſo dann muſte der Keller nit minder das ſeinige thun/
und zwar hat er ſo viel Glaͤſer begehrt/ als in dem Haus zu finden/
wie ihme dann etliche zwantzig auf dem Tiſch geſetzt worden/ ſo
er alle ſauber/ der unſaubere Sau-Nar ausgelaͤhrt/ jedoch mit
dieſer angehaͤngter Hiſtory/ oder vielmehr Comœdi. Er ga-
be einen jeden Glaß einen gewiſſen Namen/ er aber vertratte die
Stell ſeines Pflegers oder Verwalters. Wolan/ ſagte er zum
erſten Glaß/ Hanns Obermayr/ warum Schelm biſt verwich-
nen Montag nit die Robath kommen? (im Reich pflegt mans
Scharwerck zu nennen) warum biſtu ſo vermeſſen geweſt? fort
mit dir in Kotter hinein: und ſaufft hiemit das Glaß aus. Er
macht ſich uͤber das andere Glaß/ huy ſagt er Lentz Kentzauer/
warum haſtu leichtfertiger Vogel nechſten das Holtz nit helffen
dero Herrſchafft ſuͤhren? fort mit dir Kerl in Kotter hinein/ es
hilfft nichts darfuͤr/ und ſaufft alſo daß andere Glaß aus. Zum
dritten ſprach er/ nun Joͤrg Dulbinger treffen wir einmal einan-
der an/ wo hat dich der Hencker gehabt/ daß du nit biſt beym Heu
einfuͤhren geweſt? haͤ! fort/ nur fort mit dir in Kotter ohne alle
Barmhertzigkeit/ und ſtuͤrtzt alſo das dritte Glaß aus. So ſagt
er zum vierdten Glaß ſo mein Baͤrthel Rußkern/ ſo wilſt du dich
auch ſchon von der gemeinen Arbeit ausſchraufen/ du Ehrvergeß-
ner Maußkopff/ biſt erſt eine kurtze Zeit bey der Herrſchafft/ fort
mit dir uͤber Hals und Bein in Kotter hinein/ du ſollſt mir ſobald
nit hinaus kommen/ und laͤhrt alſo das vierdte Glas aus. Es iſt

grad
M 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="93"/><fw type="header" place="top">E&#x017F;&#x017F;en und Trincken ergeben.</fw><lb/>
wegen hat ihnen das Feuer ver&#x017F;chont. Wer dem Fa&#x017F;ten/ der<lb/>
Ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit ergeben/ hat nichts zu fo&#x0364;rchten von dem Baberli&#x017F;chen<lb/>
oder Barbari&#x017F;chen Feur/ wol aber/ der mit dem Wolff in die<lb/>
Ko&#x017F;t gehet/ wol aber/ wer nach dem Beeren nach guten Bißlen<lb/>
trachtet/ wol aber/ der mit der Katz nach dem Speck &#x017F;chnappet.<lb/>
Mir i&#x017F;t mit aller Warheit von einem jungen Bauren Ge&#x017F;ellen/<lb/>
erzehlt worden/ welcher in einem Marck in <hi rendition="#fr">U</hi>nter-Oe&#x017F;terreich die-<lb/>
&#x017F;en la&#x0364;cherlichen Bo&#x017F;&#x017F;en getrieben. Er lie&#x017F;&#x017F;e in dem Wirthshaus<lb/>
Anfangs wohl auftragen/ und nachdem die Kuchel das ihrige ge-<lb/>
&#x017F;pendiert/ &#x017F;o dann mu&#x017F;te der Keller nit minder das &#x017F;einige thun/<lb/>
und zwar hat er &#x017F;o viel Gla&#x0364;&#x017F;er begehrt/ als in dem Haus zu finden/<lb/>
wie ihme dann etliche zwantzig auf dem Ti&#x017F;ch ge&#x017F;etzt worden/ &#x017F;o<lb/>
er alle &#x017F;auber/ der un&#x017F;aubere Sau-Nar ausgela&#x0364;hrt/ jedoch mit<lb/>
die&#x017F;er angeha&#x0364;ngter Hi&#x017F;tory/ oder vielmehr <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di.</hi> Er ga-<lb/>
be einen jeden Glaß einen gewi&#x017F;&#x017F;en Namen/ er aber vertratte die<lb/>
Stell &#x017F;eines Pflegers oder Verwalters. Wolan/ &#x017F;agte er zum<lb/>
er&#x017F;ten Glaß/ Hanns Obermayr/ warum Schelm bi&#x017F;t verwich-<lb/>
nen Montag nit die Robath kommen? (im Reich pflegt mans<lb/>
Scharwerck zu nennen) warum bi&#x017F;tu &#x017F;o verme&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;t? fort<lb/>
mit dir in Kotter hinein: und &#x017F;aufft hiemit das Glaß aus. Er<lb/>
macht &#x017F;ich u&#x0364;ber das andere Glaß/ huy &#x017F;agt er Lentz Kentzauer/<lb/>
warum ha&#x017F;tu leichtfertiger Vogel nech&#x017F;ten das Holtz nit helffen<lb/>
dero Herr&#x017F;chafft &#x017F;u&#x0364;hren? fort mit dir Kerl in Kotter hinein/ es<lb/>
hilfft nichts darfu&#x0364;r/ und &#x017F;aufft al&#x017F;o daß andere Glaß aus. Zum<lb/>
dritten &#x017F;prach er/ nun Jo&#x0364;rg Dulbinger treffen wir einmal einan-<lb/>
der an/ wo hat dich der Hencker gehabt/ daß du nit bi&#x017F;t beym Heu<lb/>
einfu&#x0364;hren gewe&#x017F;t? ha&#x0364;! fort/ nur fort mit dir in Kotter ohne alle<lb/>
Barmhertzigkeit/ und &#x017F;tu&#x0364;rtzt al&#x017F;o das dritte Glaß aus. So &#x017F;agt<lb/>
er zum vierdten Glaß &#x017F;o mein Ba&#x0364;rthel Rußkern/ &#x017F;o wil&#x017F;t du dich<lb/>
auch &#x017F;chon von der gemeinen Arbeit aus&#x017F;chraufen/ du Ehrvergeß-<lb/>
ner Maußkopff/ bi&#x017F;t er&#x017F;t eine kurtze Zeit bey der Herr&#x017F;chafft/ fort<lb/>
mit dir u&#x0364;ber Hals und Bein in Kotter hinein/ du &#x017F;oll&#x017F;t mir &#x017F;obald<lb/>
nit hinaus kommen/ und la&#x0364;hrt al&#x017F;o das vierdte Glas aus. Es i&#x017F;t<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">M 3</fw><fw type="catch" place="bottom">grad</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0105] Eſſen und Trincken ergeben. wegen hat ihnen das Feuer verſchont. Wer dem Faſten/ der Maͤſſigkeit ergeben/ hat nichts zu foͤrchten von dem Baberliſchen oder Barbariſchen Feur/ wol aber/ der mit dem Wolff in die Koſt gehet/ wol aber/ wer nach dem Beeren nach guten Bißlen trachtet/ wol aber/ der mit der Katz nach dem Speck ſchnappet. Mir iſt mit aller Warheit von einem jungen Bauren Geſellen/ erzehlt worden/ welcher in einem Marck in Unter-Oeſterreich die- ſen laͤcherlichen Boſſen getrieben. Er lieſſe in dem Wirthshaus Anfangs wohl auftragen/ und nachdem die Kuchel das ihrige ge- ſpendiert/ ſo dann muſte der Keller nit minder das ſeinige thun/ und zwar hat er ſo viel Glaͤſer begehrt/ als in dem Haus zu finden/ wie ihme dann etliche zwantzig auf dem Tiſch geſetzt worden/ ſo er alle ſauber/ der unſaubere Sau-Nar ausgelaͤhrt/ jedoch mit dieſer angehaͤngter Hiſtory/ oder vielmehr Comœdi. Er ga- be einen jeden Glaß einen gewiſſen Namen/ er aber vertratte die Stell ſeines Pflegers oder Verwalters. Wolan/ ſagte er zum erſten Glaß/ Hanns Obermayr/ warum Schelm biſt verwich- nen Montag nit die Robath kommen? (im Reich pflegt mans Scharwerck zu nennen) warum biſtu ſo vermeſſen geweſt? fort mit dir in Kotter hinein: und ſaufft hiemit das Glaß aus. Er macht ſich uͤber das andere Glaß/ huy ſagt er Lentz Kentzauer/ warum haſtu leichtfertiger Vogel nechſten das Holtz nit helffen dero Herrſchafft ſuͤhren? fort mit dir Kerl in Kotter hinein/ es hilfft nichts darfuͤr/ und ſaufft alſo daß andere Glaß aus. Zum dritten ſprach er/ nun Joͤrg Dulbinger treffen wir einmal einan- der an/ wo hat dich der Hencker gehabt/ daß du nit biſt beym Heu einfuͤhren geweſt? haͤ! fort/ nur fort mit dir in Kotter ohne alle Barmhertzigkeit/ und ſtuͤrtzt alſo das dritte Glaß aus. So ſagt er zum vierdten Glaß ſo mein Baͤrthel Rußkern/ ſo wilſt du dich auch ſchon von der gemeinen Arbeit ausſchraufen/ du Ehrvergeß- ner Maußkopff/ biſt erſt eine kurtze Zeit bey der Herrſchafft/ fort mit dir uͤber Hals und Bein in Kotter hinein/ du ſollſt mir ſobald nit hinaus kommen/ und laͤhrt alſo das vierdte Glas aus. Es iſt grad M 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/105
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/105>, abgerufen am 26.04.2024.