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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas der Ertzscheim ist dem übermässigen
Malachiae ist in einem Wasser gefischt worden/ worinnen kein
einiger Fisch sonsten gesehen/ sobald aber gedachter Heil. Mann
In fasci-
cul. de S.
Malach.
Epis. Hi-
bern.
hat lassen in dem Namen GOttes das Netz werffen/ hat man
alsobald 12. schöne und grosse Sälblingen herausgezogen/ wor-
mit die Gäst/ benanntlich drey fromme Bischöff seynd gespeist
worden. Wir führen ein grosse Klag.

So gar wir Häring/ die wir durch die gantze Welt ausge-
führt werden/ und uns niemand mit Fug eines Unverstands
kan beschuldigen/ zumalen wir mit Saltz gar wolversehen; so
kan man uns auch keine Untugend vorrupffen/ weil auch die H.
Leuth uns ein Ehr angethan/ Gestalten in dem Leben des H.
Thomae von Aquin gemeld wird/ das besagter Englischer Do-
ctor
in seiner schweren Kranckheit von den Medicis befragt wor-
den/ ob er etwan nit einen Lust hätte zu einer Speiß/ worauf der
H. Mann geantwortet/ daß er möchte einen frischen Hering essen
wie sie zu Pariß verkaufft werden; weil er aber dazumal von die-
ser Stadt weit entlegen/ und nach Aussag des Medici selbst unmög-
lich an diesem Ort dergleichen Fisch zu finden/ also hat besagter
Artzt einen andern Fisch einkaufft/ welcher aber in seinen Händen
wunderbarlich in einen Häring verändert worden. Wir Hä-
In vita. ring gleichfalls beklagen uns nicht wenig/

Wir Kärpffen/ die wir die bekantiste Fisch in Teutschland/
und unser meinste Residentz haben im berühmten Königreich Bö-
heim/ auch noch alle mal in dem Augen GOttes wol angesehen
Raynald
A.
1523.
gewesen seyn; wie dann unserer einer aus dem berühmten Elbfluß
die Kirchen-Schlüssel dem Heil. Bischoff Bennoni wiederum
gebracht hat. Wir beklagen uns gleichfalls nit ein wenig.

Wir Krebsen/ die wir ebenfalls gar nit zu verachten/ zu-
mahlen wir in dem Zodiaco oder Himmels-Kreiß/ auch ein Ort
haben/ desgleichen kan man uns nit viel Ubels nachsagen; dann
wann wir zu weilen jemand zwicken/ geschicht solches darum/
weil wir de Jure Naturali unser Leben defendiren. So wird
der hunderte/ der eine Scheer trägt/ nit so Scrupulos und Ge-

wissen-

Judas der Ertzſcheim iſt dem uͤbermaͤſſigen
Malachiæ iſt in einem Waſſer gefiſcht worden/ worinnen kein
einiger Fiſch ſonſten geſehen/ ſobald aber gedachter Heil. Mann
In faſci-
cul. de S.
Malach.
Epiſ. Hi-
bern.
hat laſſen in dem Namen GOttes das Netz werffen/ hat man
alſobald 12. ſchoͤne und groſſe Saͤlblingen herausgezogen/ wor-
mit die Gaͤſt/ benanntlich drey fromme Biſchoͤff ſeynd geſpeiſt
worden. Wir fuͤhren ein groſſe Klag.

So gar wir Haͤring/ die wir durch die gantze Welt ausge-
fuͤhrt werden/ und uns niemand mit Fug eines Unverſtands
kan beſchuldigen/ zumalen wir mit Saltz gar wolverſehen; ſo
kan man uns auch keine Untugend vorrupffen/ weil auch die H.
Leuth uns ein Ehr angethan/ Geſtalten in dem Leben des H.
Thomæ von Aquin gemeld wird/ das beſagter Engliſcher Do-
ctor
in ſeiner ſchweren Kranckheit von den Medicis befragt wor-
den/ ob er etwan nit einen Luſt haͤtte zu einer Speiß/ worauf der
H. Mann geantwortet/ daß er moͤchte einen friſchen Hering eſſen
wie ſie zu Pariß verkaufft werden; weil er aber dazumal von die-
ſer Stadt weit entlegẽ/ und nach Auſſag des Medici ſelbſt unmoͤg-
lich an dieſem Ort dergleichen Fiſch zu finden/ alſo hat beſagter
Artzt einen andern Fiſch einkaufft/ welcher aber in ſeinen Haͤnden
wunderbarlich in einen Haͤring veraͤndert worden. Wir Haͤ-
In vita. ring gleichfalls beklagen uns nicht wenig/

Wir Kaͤrpffen/ die wir die bekantiſte Fiſch in Teutſchland/
und unſer meinſte Reſidentz haben im beruͤhmten Koͤnigreich Boͤ-
heim/ auch noch alle mal in dem Augen GOttes wol angeſehen
Raynald
A.
1523.
geweſen ſeyn; wie dann unſerer einer aus dem beruͤhmten Elbfluß
die Kirchen-Schluͤſſel dem Heil. Biſchoff Bennoni wiederum
gebracht hat. Wir beklagen uns gleichfalls nit ein wenig.

Wir Krebſen/ die wir ebenfalls gar nit zu verachten/ zu-
mahlen wir in dem Zodiaco oder Himmels-Kreiß/ auch ein Ort
haben/ desgleichen kan man uns nit viel Ubels nachſagen; dann
wann wir zu weilen jemand zwicken/ geſchicht ſolches darum/
weil wir de Jure Naturali unſer Leben defendiren. So wird
der hunderte/ der eine Scheer traͤgt/ nit ſo Scrupulos und Ge-

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[88/0100] Judas der Ertzſcheim iſt dem uͤbermaͤſſigen Malachiæ iſt in einem Waſſer gefiſcht worden/ worinnen kein einiger Fiſch ſonſten geſehen/ ſobald aber gedachter Heil. Mann hat laſſen in dem Namen GOttes das Netz werffen/ hat man alſobald 12. ſchoͤne und groſſe Saͤlblingen herausgezogen/ wor- mit die Gaͤſt/ benanntlich drey fromme Biſchoͤff ſeynd geſpeiſt worden. Wir fuͤhren ein groſſe Klag. In faſci- cul. de S. Malach. Epiſ. Hi- bern. So gar wir Haͤring/ die wir durch die gantze Welt ausge- fuͤhrt werden/ und uns niemand mit Fug eines Unverſtands kan beſchuldigen/ zumalen wir mit Saltz gar wolverſehen; ſo kan man uns auch keine Untugend vorrupffen/ weil auch die H. Leuth uns ein Ehr angethan/ Geſtalten in dem Leben des H. Thomæ von Aquin gemeld wird/ das beſagter Engliſcher Do- ctor in ſeiner ſchweren Kranckheit von den Medicis befragt wor- den/ ob er etwan nit einen Luſt haͤtte zu einer Speiß/ worauf der H. Mann geantwortet/ daß er moͤchte einen friſchen Hering eſſen wie ſie zu Pariß verkaufft werden; weil er aber dazumal von die- ſer Stadt weit entlegẽ/ und nach Auſſag des Medici ſelbſt unmoͤg- lich an dieſem Ort dergleichen Fiſch zu finden/ alſo hat beſagter Artzt einen andern Fiſch einkaufft/ welcher aber in ſeinen Haͤnden wunderbarlich in einen Haͤring veraͤndert worden. Wir Haͤ- ring gleichfalls beklagen uns nicht wenig/ In vita. Wir Kaͤrpffen/ die wir die bekantiſte Fiſch in Teutſchland/ und unſer meinſte Reſidentz haben im beruͤhmten Koͤnigreich Boͤ- heim/ auch noch alle mal in dem Augen GOttes wol angeſehen geweſen ſeyn; wie dann unſerer einer aus dem beruͤhmten Elbfluß die Kirchen-Schluͤſſel dem Heil. Biſchoff Bennoni wiederum gebracht hat. Wir beklagen uns gleichfalls nit ein wenig. Raynald A. 1523. Wir Krebſen/ die wir ebenfalls gar nit zu verachten/ zu- mahlen wir in dem Zodiaco oder Himmels-Kreiß/ auch ein Ort haben/ desgleichen kan man uns nit viel Ubels nachſagen; dann wann wir zu weilen jemand zwicken/ geſchicht ſolches darum/ weil wir de Jure Naturali unſer Leben defendiren. So wird der hunderte/ der eine Scheer traͤgt/ nit ſo Scrupulos und Ge- wiſſen-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/100>, abgerufen am 25.04.2024.