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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

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und hört nit gern die Predigen.

Nachdem Joseph von seinen Brüdern so treulos ver-
kaufft worden/ ist er endlichen in einen guten Dienst kom-
men bey dem Putiphar, welcher ein vornehmer Herr ge-
wesen/ bey dem Königlichen Hof Pharaonis, in diesem
Dienst hat er sich verhalten/ wie es einem rechtschaffenen
Diener zustehet/ weilen er aber schön von Angesicht/ wol-
begnad von Natur/ und ein schöner gallanter junger
Mensch war/ als hat die gnädige Frau auf ihn ein Aug
gefasst/ hat sich verliebt in die Rosenfarbe Wangen des
Josephs. O wie offt seynd solche Rosen Dörner/ so da
verwunden! hat sich verliebt in seine Goldfarbe krausse
Haarlocken. O wie offt seynd solche Haarlocken Herlo-
ker. Hat sich verliebt in die Coralline Leffzen des Jo-
sephs/ O wie offt gibt solche Morgenröth der Ehrbarkeit
eine gute Nacht! In Summa die gnädige Frau lacht
ihn an/ redt ihn an/ rührt ihr an/ und begehrt etwas mit
10. Buchstaben/ dormi mecum, was da wider die zehen
Gebot. Joseph aber will lieber den Mantel hintersich
lassen/ als die Ehrbarkeit/ will lieber die Frau disgusti-
ren/ als GOtt und sein Gewissen beleidigen. O was ist
diß vor ein stattlicher Diener/ wie wenig hat er seines
gleichen!

Malchus, ein Diener/ hat dem HErrn JEsu/ O höl-
lische Unthat/ einen harten Backenstreich versetzt/ un-
geacht ihme kurtz vorhero der Heyland das abgehaute Ohr
wieder anheilt/ es hat aber dieser Böswicht solches de-
renthalben gethan/ damit er nur seinem Herrn wolgefal-
le/ der dazumalen gegenwärtig war. Also gibt es viel
dieses Gelichters/ welche sich nit scheuen/ allerley Boß-
heiten zu begehen/ wann sie nur bey Herren und Frauen
in Gnaden stehen. Der David hat auf seiner Altana die
Augen geworffen auf die Frau des Uriae, so bald er sich
vermerken lassen/ daß sie ihm wolgefalle/ und daß er sie
gern zu Hof hätte/ da war kein Cammerdiener noch La-

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und hoͤrt nit gern die Predigen.

Nachdem Joſeph von ſeinen Bruͤdern ſo treulos ver-
kaufft worden/ iſt er endlichen in einen guten Dienſt kom-
men bey dem Putiphar, welcher ein vornehmer Herr ge-
weſen/ bey dem Koͤniglichen Hof Pharaonis, in dieſem
Dienſt hat er ſich verhalten/ wie es einem rechtſchaffenen
Diener zuſtehet/ weilen er aber ſchoͤn von Angeſicht/ wol-
begnad von Natur/ und ein ſchoͤner gallanter junger
Menſch war/ als hat die gnaͤdige Frau auf ihn ein Aug
gefaſſt/ hat ſich verliebt in die Roſenfarbe Wangen des
Joſephs. O wie offt ſeynd ſolche Roſen Doͤrner/ ſo da
verwunden! hat ſich verliebt in ſeine Goldfarbe krauſſe
Haarlocken. O wie offt ſeynd ſolche Haarlocken Herlo-
ker. Hat ſich verliebt in die Coralline Leffzen des Jo-
ſephs/ O wie offt gibt ſolche Morgenroͤth der Ehrbarkeit
eine gute Nacht! In Summa die gnaͤdige Frau lacht
ihn an/ redt ihn an/ ruͤhrt ihr an/ und begehrt etwas mit
10. Buchſtaben/ dormi mecum, was da wider die zehen
Gebot. Joſeph aber will lieber den Mantel hinterſich
laſſen/ als die Ehrbarkeit/ will lieber die Frau disguſti-
ren/ als GOtt und ſein Gewiſſen beleidigen. O was iſt
diß vor ein ſtattlicher Diener/ wie wenig hat er ſeines
gleichen!

Malchus, ein Diener/ hat dem HErrn JEſu/ O hoͤl-
liſche Unthat/ einen harten Backenſtreich verſetzt/ un-
geacht ihme kurtz vorhero der Heyland das abgehaute Ohr
wieder anheilt/ es hat aber dieſer Boͤſwicht ſolches de-
renthalben gethan/ damit er nur ſeinem Herrn wolgefal-
le/ der dazumalen gegenwaͤrtig war. Alſo gibt es viel
dieſes Gelichters/ welche ſich nit ſcheuen/ allerley Boß-
heiten zu begehen/ wann ſie nur bey Herren und Frauen
in Gnaden ſtehen. Der David hat auf ſeiner Altana die
Augen geworffen auf die Frau des Uriæ, ſo bald er ſich
vermerken laſſen/ daß ſie ihm wolgefalle/ und daß er ſie
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[61/0093] und hoͤrt nit gern die Predigen. Nachdem Joſeph von ſeinen Bruͤdern ſo treulos ver- kaufft worden/ iſt er endlichen in einen guten Dienſt kom- men bey dem Putiphar, welcher ein vornehmer Herr ge- weſen/ bey dem Koͤniglichen Hof Pharaonis, in dieſem Dienſt hat er ſich verhalten/ wie es einem rechtſchaffenen Diener zuſtehet/ weilen er aber ſchoͤn von Angeſicht/ wol- begnad von Natur/ und ein ſchoͤner gallanter junger Menſch war/ als hat die gnaͤdige Frau auf ihn ein Aug gefaſſt/ hat ſich verliebt in die Roſenfarbe Wangen des Joſephs. O wie offt ſeynd ſolche Roſen Doͤrner/ ſo da verwunden! hat ſich verliebt in ſeine Goldfarbe krauſſe Haarlocken. O wie offt ſeynd ſolche Haarlocken Herlo- ker. Hat ſich verliebt in die Coralline Leffzen des Jo- ſephs/ O wie offt gibt ſolche Morgenroͤth der Ehrbarkeit eine gute Nacht! In Summa die gnaͤdige Frau lacht ihn an/ redt ihn an/ ruͤhrt ihr an/ und begehrt etwas mit 10. Buchſtaben/ dormi mecum, was da wider die zehen Gebot. Joſeph aber will lieber den Mantel hinterſich laſſen/ als die Ehrbarkeit/ will lieber die Frau disguſti- ren/ als GOtt und ſein Gewiſſen beleidigen. O was iſt diß vor ein ſtattlicher Diener/ wie wenig hat er ſeines gleichen! Malchus, ein Diener/ hat dem HErrn JEſu/ O hoͤl- liſche Unthat/ einen harten Backenſtreich verſetzt/ un- geacht ihme kurtz vorhero der Heyland das abgehaute Ohr wieder anheilt/ es hat aber dieſer Boͤſwicht ſolches de- renthalben gethan/ damit er nur ſeinem Herrn wolgefal- le/ der dazumalen gegenwaͤrtig war. Alſo gibt es viel dieſes Gelichters/ welche ſich nit ſcheuen/ allerley Boß- heiten zu begehen/ wann ſie nur bey Herren und Frauen in Gnaden ſtehen. Der David hat auf ſeiner Altana die Augen geworffen auf die Frau des Uriæ, ſo bald er ſich vermerken laſſen/ daß ſie ihm wolgefalle/ und daß er ſie gern zu Hof haͤtte/ da war kein Cammerdiener noch La- key/ H 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/93>, abgerufen am 24.11.2024.