Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas/ der verfluchte und verzweiffelte Gesell/
ist angetast worden/ da hat der behertzte Peter geschwind
vom Leder gezogen/ dem Meister-losen Schelm/ dem
Malcho, den Kopff voneinander zu spalten/ weil aber die-
ser Böswicht den Kopff in etwas gezuckt/ also hat er ih-
me das rechte Ohr abgehauet. Petrus hat hierüber nichts
anders erwartet/ als ein Lob wegen seines erzeigten Va-
lors
und stattlichen Treue/ aber ihme ist das Widerspiel
begegnet/ indeme er an statt des Dancks einen Verweiß
bekommen/ auch alsobald den Befehl erhalten/ er soll ein-
Cornelius a
Lapide in
Marth. c. 26
v.
51.
stecken. Und dieses darum; kurtz vorhero hat/ Petrus bey
dem letzten Abendmahl das Osterlamb mit diesem grossen
Messer voneinander geschnitten/ und anjetzo hauet er dem
Malcho darmit ein Ohr ab/ welches ein rechtes Schelm-
Stuck war/ dann es ein Stuck von diesem Böswicht/
und das hielte der Heyland vor ungereimt/ daß das jeni-
ge/ was erst mit dem geweyhten Osterlamm ist umgan-
gen/ soll anjetzo mit dem Schelmen-Stuck umgehen.
Merckt solches/ ihr GOtt-gewidmete Priesterschafft/
merckt es wohl; es schickt sich so gar nit/ daß ihr mit einem
s. v. Schelmen-Stuck/ Diebs-Stuck/ Narren-Stuck/
Huren-Stuck etc. solt umgehen/ indem ihr fast täglich mit
dem wahren Lamb GOttes umgehet. Es wäre zu wün-
schen/ daß wir Priester alle beschaffen wären/ wie jener
fromme und gotts[e]elige Geistlicher/ der sich keines Gelds
noch anderer Welt Lust geachtet/ sondern seine einige
Barri la
Faueir.
Deu. v.
2.
Freude war der gecreutzigte JEsus/ als nun dieser Todes
verblichen/ liessen die Befreundte den Leib eröffnen/ zu
erfahren di[e] Ursach eines so gähen Tods/ haben aber
nach vielen hin und hersuchen kein Hertz im Leib gefun-
den/ welches allen Anwesenden höchstes Wunder verur-
sacht: Endlich erblicken sie das Hertz/ welches bey den
Füssen gelegen eines Crucifix-Bilds/ so daselbst an der
Wand gehangen. O glückseeliger Tod! da hat es wohl

geheis-

Judas/ der verfluchte und verzweiffelte Geſell/
iſt angetaſt worden/ da hat der behertzte Peter geſchwind
vom Leder gezogen/ dem Meiſter-loſen Schelm/ dem
Malcho, den Kopff voneinander zu ſpalten/ weil aber die-
ſer Boͤswicht den Kopff in etwas gezuckt/ alſo hat er ih-
me das rechte Ohr abgehauet. Petrus hat hieruͤber nichts
anders erwartet/ als ein Lob wegen ſeines erzeigten Va-
lors
und ſtattlichen Treue/ aber ihme iſt das Widerſpiel
begegnet/ indeme er an ſtatt des Dancks einen Verweiß
bekommen/ auch alſobald den Befehl erhalten/ er ſoll ein-
Cornelius à
Lapide in
Marth. c. 26
v.
51.
ſtecken. Und dieſes darum; kurtz vorhero hat/ Petrus bey
dem letzten Abendmahl das Oſteꝛlamb mit dieſem groſſen
Meſſer voneinandeꝛ geſchnitten/ und anjetzo hauet er dem
Malcho darmit ein Ohr ab/ welches ein rechtes Schelm-
Stuck war/ dann es ein Stuck von dieſem Boͤswicht/
und das hielte der Heyland vor ungereimt/ daß das jeni-
ge/ was erſt mit dem geweyhten Oſterlamm iſt umgan-
gen/ ſoll anjetzo mit dem Schelmen-Stuck umgehen.
Merckt ſolches/ ihr GOtt-gewidmete Prieſterſchafft/
merckt es wohl; es ſchickt ſich ſo gar nit/ daß ihr mit einem
ſ. v. Schelmen-Stuck/ Diebs-Stuck/ Narren-Stuck/
Huren-Stuck ꝛc. ſolt umgehen/ indem ihr faſt taͤglich mit
dem wahren Lamb GOttes umgehet. Es waͤre zu wuͤn-
ſchen/ daß wir Prieſter alle beſchaffen waͤren/ wie jener
fromme und gottſ[e]elige Geiſtlicher/ der ſich keines Gelds
noch anderer Welt Luſt geachtet/ ſondern ſeine einige
Barri la
Faueir.
Deu. v.
2.
Freude war der gecreutzigte JEſus/ als nun dieſer Todes
verblichen/ lieſſen die Befreundte den Leib eroͤffnen/ zu
erfahren di[e] Urſach eines ſo gaͤhen Tods/ haben aber
nach vielen hin und herſuchen kein Hertz im Leib gefun-
den/ welches allen Anweſenden hoͤchſtes Wunder verur-
ſacht: Endlich erblicken ſie das Hertz/ welches bey den
Fuͤſſen gelegen eines Crucifix-Bilds/ ſo daſelbſt an der
Wand gehangen. O gluͤckſeeliger Tod! da hat es wohl

geheiſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0600" n="568"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas/ der verfluchte und verzweiffelte Ge&#x017F;ell/</hi></fw><lb/>
i&#x017F;t angeta&#x017F;t worden/ da hat der behertzte Peter ge&#x017F;chwind<lb/>
vom Leder gezogen/ dem Mei&#x017F;ter-lo&#x017F;en Schelm/ dem<lb/><hi rendition="#aq">Malcho,</hi> den Kopff voneinander zu &#x017F;palten/ weil aber die-<lb/>
&#x017F;er Bo&#x0364;swicht den Kopff in etwas gezuckt/ al&#x017F;o hat er ih-<lb/>
me das rechte Ohr abgehauet. Petrus hat hieru&#x0364;ber nichts<lb/>
anders erwartet/ als ein Lob wegen &#x017F;eines erzeigten <hi rendition="#aq">Va-<lb/>
lors</hi> und &#x017F;tattlichen Treue/ aber ihme i&#x017F;t das Wider&#x017F;piel<lb/>
begegnet/ indeme er an &#x017F;tatt des Dancks einen Verweiß<lb/>
bekommen/ auch al&#x017F;obald den Befehl erhalten/ er &#x017F;oll ein-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Cornelius à<lb/>
Lapide in<lb/>
Marth. c. 26<lb/>
v.</hi> 51.</note>&#x017F;tecken. Und die&#x017F;es darum; kurtz vorhero hat/ Petrus bey<lb/>
dem letzten Abendmahl das O&#x017F;te&#xA75B;lamb mit die&#x017F;em gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er voneinande&#xA75B; ge&#x017F;chnitten/ und anjetzo hauet er dem<lb/><hi rendition="#aq">Malcho</hi> darmit ein Ohr ab/ welches ein rechtes Schelm-<lb/>
Stuck war/ dann es ein Stuck von die&#x017F;em Bo&#x0364;swicht/<lb/>
und das hielte der Heyland vor ungereimt/ daß das jeni-<lb/>
ge/ was er&#x017F;t mit dem geweyhten O&#x017F;terlamm i&#x017F;t umgan-<lb/>
gen/ &#x017F;oll anjetzo mit dem Schelmen-Stuck umgehen.<lb/>
Merckt &#x017F;olches/ ihr GOtt-gewidmete Prie&#x017F;ter&#x017F;chafft/<lb/>
merckt es wohl; es &#x017F;chickt &#x017F;ich &#x017F;o gar nit/ daß ihr mit einem<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;. v.</hi> Schelmen-Stuck/ Diebs-Stuck/ Narren-Stuck/<lb/>
Huren-Stuck &#xA75B;c. &#x017F;olt umgehen/ indem ihr fa&#x017F;t ta&#x0364;glich mit<lb/>
dem wahren Lamb GOttes umgehet. Es wa&#x0364;re zu wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen/ daß wir Prie&#x017F;ter alle be&#x017F;chaffen wa&#x0364;ren/ wie jener<lb/>
fromme und gott&#x017F;<supplied>e</supplied>elige Gei&#x017F;tlicher/ der &#x017F;ich keines Gelds<lb/>
noch anderer Welt Lu&#x017F;t geachtet/ &#x017F;ondern &#x017F;eine einige<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Barri la<lb/>
Faueir.<lb/>
Deu. v.</hi> 2.</note>Freude war der gecreutzigte JE&#x017F;us/ als nun die&#x017F;er Todes<lb/>
verblichen/ lie&#x017F;&#x017F;en die Befreundte den Leib ero&#x0364;ffnen/ zu<lb/>
erfahren di<supplied>e</supplied> Ur&#x017F;ach eines &#x017F;o ga&#x0364;hen Tods/ haben aber<lb/>
nach vielen hin und her&#x017F;uchen kein Hertz im Leib gefun-<lb/>
den/ welches allen Anwe&#x017F;enden ho&#x0364;ch&#x017F;tes Wunder verur-<lb/>
&#x017F;acht: Endlich erblicken &#x017F;ie das Hertz/ welches bey den<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gelegen eines <hi rendition="#aq">Crucifix</hi>-Bilds/ &#x017F;o da&#x017F;elb&#x017F;t an der<lb/>
Wand gehangen. O glu&#x0364;ck&#x017F;eeliger Tod! da hat es wohl<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehei&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[568/0600] Judas/ der verfluchte und verzweiffelte Geſell/ iſt angetaſt worden/ da hat der behertzte Peter geſchwind vom Leder gezogen/ dem Meiſter-loſen Schelm/ dem Malcho, den Kopff voneinander zu ſpalten/ weil aber die- ſer Boͤswicht den Kopff in etwas gezuckt/ alſo hat er ih- me das rechte Ohr abgehauet. Petrus hat hieruͤber nichts anders erwartet/ als ein Lob wegen ſeines erzeigten Va- lors und ſtattlichen Treue/ aber ihme iſt das Widerſpiel begegnet/ indeme er an ſtatt des Dancks einen Verweiß bekommen/ auch alſobald den Befehl erhalten/ er ſoll ein- ſtecken. Und dieſes darum; kurtz vorhero hat/ Petrus bey dem letzten Abendmahl das Oſteꝛlamb mit dieſem groſſen Meſſer voneinandeꝛ geſchnitten/ und anjetzo hauet er dem Malcho darmit ein Ohr ab/ welches ein rechtes Schelm- Stuck war/ dann es ein Stuck von dieſem Boͤswicht/ und das hielte der Heyland vor ungereimt/ daß das jeni- ge/ was erſt mit dem geweyhten Oſterlamm iſt umgan- gen/ ſoll anjetzo mit dem Schelmen-Stuck umgehen. Merckt ſolches/ ihr GOtt-gewidmete Prieſterſchafft/ merckt es wohl; es ſchickt ſich ſo gar nit/ daß ihr mit einem ſ. v. Schelmen-Stuck/ Diebs-Stuck/ Narren-Stuck/ Huren-Stuck ꝛc. ſolt umgehen/ indem ihr faſt taͤglich mit dem wahren Lamb GOttes umgehet. Es waͤre zu wuͤn- ſchen/ daß wir Prieſter alle beſchaffen waͤren/ wie jener fromme und gottſeelige Geiſtlicher/ der ſich keines Gelds noch anderer Welt Luſt geachtet/ ſondern ſeine einige Freude war der gecreutzigte JEſus/ als nun dieſer Todes verblichen/ lieſſen die Befreundte den Leib eroͤffnen/ zu erfahren die Urſach eines ſo gaͤhen Tods/ haben aber nach vielen hin und herſuchen kein Hertz im Leib gefun- den/ welches allen Anweſenden hoͤchſtes Wunder verur- ſacht: Endlich erblicken ſie das Hertz/ welches bey den Fuͤſſen gelegen eines Crucifix-Bilds/ ſo daſelbſt an der Wand gehangen. O gluͤckſeeliger Tod! da hat es wohl geheiſ- Cornelius à Lapide in Marth. c. 26 v. 51. Barri la Faueir. Deu. v. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/600
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/600>, abgerufen am 19.05.2024.