Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

aus Anleitung des bösen Feinds erhängt sich selbst.
messene Juden mit Messern und Pfriemen/ aus Antrieb
ihres alten Haß/ dergestalten durchstochen und verwun-
det/ daß allerseits das häuffige Blut auf dem Tisch hin
und her geronnen/ worüber sie sich/ wie billich/ höchst ver-
wundert/ und ein ungeheuriges Geschrey verbracht/ wel-
ches der vorbey rundirenden Nacht-Wacht einen satt-
samen Anlaß gegeben/ daß sie mit allem Gewalt in das
Hauß hinein gedrungen/ und also den eigenen Augen-
schein dieses grossen Wunder-Wercks eingenommen/
auch solches gleich der Geistlichen Obrigkeit angedeutet/
welche dann mit dem gesambelten Clero die Wunder-Anton.
Massini.
fol.
429.

Hostien/ dann auch das vergossene Blut in ein Crystalli-
nes Geschirr höchst-Ehrenbetig aufgefangen/ und Pro-
cession
-Weise in die Thom-Kirchen allda getragen. Viel
aus solchen Hebräern haben sich bekehret/ und den Heil.
Tauff und Christlichen Glauben angenommen/ hundert
und funffzig aber/ so gegenwärtig gewest/ und in ihrer
Hartnäckigkeit verblieben/ seynd verbrannt worden.
Wie soll aber um das Hertz gewesen seyn dem gottlosen
Priester? weil solcher in der Unthat dem Iscarioth nach-
gefolgt/ als wolte er ein gleiches Ende nehmen; gehet de-
rowegen auch rerzweiffelt hin/ und thut sich selbst er-
hencken.

O was Aergernüß verursacht ein solcher Gewissen-
loser Mensch! was Zuversicht können die arme Schäfel
haben zu einen Hirten/ der selbst ein Wolff ist! was lang-
weilig und verdrossener Tag ist derselbe/ an deme die
Sonne eine Finsternuß leidet: Wehe denen jenigen Prie-
stern/ welche auch an Lastern denen Welt-Menschen
weit überlegen. Wie jener arme Tropff/ so von Jeru-
salem nacher Jericho verreist/ unter die Mörder und
Strassen Rauber gerahten/ die ihn biß auf das Hemmet
ausgeplündert/ und noch darzu tödtlich verwundet/ da

ist
B b b b 3

aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt.
meſſene Juden mit Meſſern und Pfriemen/ aus Antrieb
ihres alten Haß/ dergeſtalten durchſtochen und verwun-
det/ daß allerſeits das haͤuffige Blut auf dem Tiſch hin
und her geronnen/ woruͤber ſie ſich/ wie billich/ hoͤchſt ver-
wundert/ und ein ungeheuriges Geſchrey verbracht/ wel-
ches der vorbey rundirenden Nacht-Wacht einen ſatt-
ſamen Anlaß gegeben/ daß ſie mit allem Gewalt in das
Hauß hinein gedrungen/ und alſo den eigenen Augen-
ſchein dieſes groſſen Wunder-Wercks eingenommen/
auch ſolches gleich der Geiſtlichen Obrigkeit angedeutet/
welche dann mit dem geſambelten Clero die Wunder-Anton.
Maſſini.
fol.
429.

Hoſtien/ dann auch das vergoſſene Blut in ein Cryſtalli-
nes Geſchirr hoͤchſt-Ehrenbetig aufgefangen/ und Pro-
ceſſion
-Weiſe in die Thom-Kirchen allda getragen. Viel
aus ſolchen Hebraͤern haben ſich bekehret/ und den Heil.
Tauff und Chriſtlichen Glauben angenommen/ hundert
und funffzig aber/ ſo gegenwaͤrtig geweſt/ und in ihrer
Hartnaͤckigkeit verblieben/ ſeynd verbrannt worden.
Wie ſoll aber um das Hertz geweſen ſeyn dem gottloſen
Prieſter? weil ſolcher in der Unthat dem Iſcarioth nach-
gefolgt/ als wolte er ein gleiches Ende nehmen; gehet de-
rowegen auch rerzweiffelt hin/ und thut ſich ſelbſt er-
hencken.

O was Aergernuͤß verurſacht ein ſolcher Gewiſſen-
loſer Menſch! was Zuverſicht koͤnnen die arme Schaͤfel
haben zu einen Hirten/ der ſelbſt ein Wolff iſt! was lang-
weilig und verdroſſener Tag iſt derſelbe/ an deme die
Sonne eine Finſternuß leidet: Wehe denen jenigen Prie-
ſtern/ welche auch an Laſtern denen Welt-Menſchen
weit uͤberlegen. Wie jener arme Tropff/ ſo von Jeru-
ſalem nacher Jericho verreiſt/ unter die Moͤrder und
Straſſen Rauber gerahten/ die ihn biß auf das Hemmet
ausgepluͤndert/ und noch darzu toͤdtlich verwundet/ da

iſt
B b b b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0597" n="565"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">aus Anleitung des bo&#x0364;&#x017F;en Feinds erha&#x0364;ngt &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
me&#x017F;&#x017F;ene Juden mit Me&#x017F;&#x017F;ern und Pfriemen/ aus Antrieb<lb/>
ihres alten Haß/ derge&#x017F;talten durch&#x017F;tochen und verwun-<lb/>
det/ daß aller&#x017F;eits das ha&#x0364;uffige Blut auf dem Ti&#x017F;ch hin<lb/>
und her geronnen/ woru&#x0364;ber &#x017F;ie &#x017F;ich/ wie billich/ ho&#x0364;ch&#x017F;t ver-<lb/>
wundert/ und ein ungeheuriges Ge&#x017F;chrey verbracht/ wel-<lb/>
ches der vorbey rundirenden Nacht-Wacht einen &#x017F;att-<lb/>
&#x017F;amen Anlaß gegeben/ daß &#x017F;ie mit allem Gewalt in das<lb/>
Hauß hinein gedrungen/ und al&#x017F;o den eigenen Augen-<lb/>
&#x017F;chein die&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;en Wunder-Wercks eingenommen/<lb/>
auch &#x017F;olches gleich der Gei&#x017F;tlichen Obrigkeit angedeutet/<lb/>
welche dann mit dem ge&#x017F;ambelten <hi rendition="#aq">Clero</hi> die Wunder-<note place="right"><hi rendition="#aq">Anton.<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;ini.<lb/>
fol.</hi> 429.</note><lb/>
Ho&#x017F;tien/ dann auch das vergo&#x017F;&#x017F;ene Blut in ein Cry&#x017F;talli-<lb/>
nes Ge&#x017F;chirr ho&#x0364;ch&#x017F;t-Ehrenbetig aufgefangen/ und <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;ion</hi>-Wei&#x017F;e in die Thom-Kirchen allda getragen. Viel<lb/>
aus &#x017F;olchen Hebra&#x0364;ern haben &#x017F;ich bekehret/ und den Heil.<lb/>
Tauff und Chri&#x017F;tlichen Glauben angenommen/ hundert<lb/>
und funffzig aber/ &#x017F;o gegenwa&#x0364;rtig gewe&#x017F;t/ und in ihrer<lb/>
Hartna&#x0364;ckigkeit verblieben/ &#x017F;eynd verbrannt worden.<lb/>
Wie &#x017F;oll aber um das Hertz gewe&#x017F;en &#x017F;eyn dem gottlo&#x017F;en<lb/>
Prie&#x017F;ter? weil &#x017F;olcher in der Unthat dem I&#x017F;carioth nach-<lb/>
gefolgt/ als wolte er ein gleiches Ende nehmen; gehet de-<lb/>
rowegen auch rerzweiffelt hin/ und thut &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t er-<lb/>
hencken.</p><lb/>
        <p>O was Aergernu&#x0364;ß verur&#x017F;acht ein &#x017F;olcher Gewi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
lo&#x017F;er Men&#x017F;ch! was Zuver&#x017F;icht ko&#x0364;nnen die arme Scha&#x0364;fel<lb/>
haben zu einen Hirten/ der &#x017F;elb&#x017F;t ein Wolff i&#x017F;t! was lang-<lb/>
weilig und verdro&#x017F;&#x017F;ener Tag i&#x017F;t der&#x017F;elbe/ an deme die<lb/>
Sonne eine Fin&#x017F;ternuß leidet: Wehe denen jenigen Prie-<lb/>
&#x017F;tern/ welche auch an La&#x017F;tern denen Welt-Men&#x017F;chen<lb/>
weit u&#x0364;berlegen. Wie jener arme Tropff/ &#x017F;o von Jeru-<lb/>
&#x017F;alem nacher Jericho verrei&#x017F;t/ unter die Mo&#x0364;rder und<lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;en Rauber gerahten/ die ihn biß auf das Hemmet<lb/>
ausgeplu&#x0364;ndert/ und noch darzu to&#x0364;dtlich verwundet/ da<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b b b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[565/0597] aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. meſſene Juden mit Meſſern und Pfriemen/ aus Antrieb ihres alten Haß/ dergeſtalten durchſtochen und verwun- det/ daß allerſeits das haͤuffige Blut auf dem Tiſch hin und her geronnen/ woruͤber ſie ſich/ wie billich/ hoͤchſt ver- wundert/ und ein ungeheuriges Geſchrey verbracht/ wel- ches der vorbey rundirenden Nacht-Wacht einen ſatt- ſamen Anlaß gegeben/ daß ſie mit allem Gewalt in das Hauß hinein gedrungen/ und alſo den eigenen Augen- ſchein dieſes groſſen Wunder-Wercks eingenommen/ auch ſolches gleich der Geiſtlichen Obrigkeit angedeutet/ welche dann mit dem geſambelten Clero die Wunder- Hoſtien/ dann auch das vergoſſene Blut in ein Cryſtalli- nes Geſchirr hoͤchſt-Ehrenbetig aufgefangen/ und Pro- ceſſion-Weiſe in die Thom-Kirchen allda getragen. Viel aus ſolchen Hebraͤern haben ſich bekehret/ und den Heil. Tauff und Chriſtlichen Glauben angenommen/ hundert und funffzig aber/ ſo gegenwaͤrtig geweſt/ und in ihrer Hartnaͤckigkeit verblieben/ ſeynd verbrannt worden. Wie ſoll aber um das Hertz geweſen ſeyn dem gottloſen Prieſter? weil ſolcher in der Unthat dem Iſcarioth nach- gefolgt/ als wolte er ein gleiches Ende nehmen; gehet de- rowegen auch rerzweiffelt hin/ und thut ſich ſelbſt er- hencken. Anton. Maſſini. fol. 429. O was Aergernuͤß verurſacht ein ſolcher Gewiſſen- loſer Menſch! was Zuverſicht koͤnnen die arme Schaͤfel haben zu einen Hirten/ der ſelbſt ein Wolff iſt! was lang- weilig und verdroſſener Tag iſt derſelbe/ an deme die Sonne eine Finſternuß leidet: Wehe denen jenigen Prie- ſtern/ welche auch an Laſtern denen Welt-Menſchen weit uͤberlegen. Wie jener arme Tropff/ ſo von Jeru- ſalem nacher Jericho verreiſt/ unter die Moͤrder und Straſſen Rauber gerahten/ die ihn biß auf das Hemmet ausgepluͤndert/ und noch darzu toͤdtlich verwundet/ da iſt B b b b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/597
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/597>, abgerufen am 19.05.2024.